Norman Lloyd

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Norman Lloyd (2007)

Norman Nathan Lloyd (* 8. November 1914 in Jersey City, New Jersey) ist ein US-amerikanischer Regisseur, Produzent und Schauspieler. Im Laufe seiner rund 80-jährigen Karriere arbeitete er mit Filmlegenden wie Charlie Chaplin, Orson Welles und Alfred Hitchcock zusammen. Er ist derzeit der älteste aktive Schauspieler Hollywoods.

Leben und Karriere

Norman Lloyd wurde 1914 in eine jüdische Familie aus New York geboren. Dort besuchte er auch die Highschool und später die New York University, wo er seine Promotion ablegte. Bereits während der 1920er-Jahre hatte er als Kindersänger und -tänzer erstmals auf der Bühne gestanden. Seine professionelle Schauspielkarriere begann er bei Eva Le Galliennes Civic Repertory Theatre. Anschließend schloss sich Lloyd dem legendären Mercury Theatre von Orson Welles an. Unter Welles’ Regie spielte er unter anderem 1937 den Dichter Cinna in dessen gefeierten Bühnenproduktion von Shakespeares' Julius Caesar. Auch im Radio trat er häufiger als Hörspielsprecher auf, ebenfalls für Orson Welles. Als Welles nach Hollywood unter Vertrag genommen wurde, um dort den Film Citizen Kane zu drehen, gehörte Lloyd wie das gesamte Mercury Theatre ursprünglich auch zur geplanten Besetzung des Filmes – doch da Lloyd eine junge Familie zu versorgen hatte und die Wartezeit bis zum Drehbeginn von Citizen Kane zu lang war, kehrte er zum Broadway zurück.[1] 1938 wirkte er in dem Musical Johnny Appleseed mit; für diesen Auftritt erhielt er hervorragende Kritiken. Im folgenden Jahr hatte er einen Auftritt in The Streets of New York (1939), dem wahrscheinlich ersten amerikanischen Fernsehfilm der Geschichte.[2]

Im Jahre 1942 kam Lloyd nach Hollywood. Dort stand er in seinem ersten Film Saboteure unter Regie von Alfred Hitchcock und spielte einen amerikanischen Nazi-Spion namens Frank Fry, der auf dem Höhepunkt des Films von der Freiheitsstatue fällt und stirbt. Zwischen Hitchcock und Lloyd entwickelte sich eine lange Freundschaft; in Hitchcocks Ich kämpfe um dich (1945) hatte Lloyd neben Ingrid Bergman und Gregory Peck erneut eine Nebenrolle als Sanatoriumspatient mit Schuldkomplexen. In Hollywood musste sich der mit 1,65 Metern relativ schmächtige Charakterdarsteller Lloyd mit Nebenrollen begnügen. 1948 hatte er seine erste Aufgabe hinter der Kamera: Als Regieassistent von Lewis Milestone beim Melodram Triumphbogen. Er arbeitete jedoch auch weiterhin als Darsteller, unter anderem in M (1951), der US-Version von Fritz Langs gleichnamigem deutschen Filmklassiker, außerdem in der Rolle des Ballettdirektors Bodalink in Charlie Chaplins Tragikomödie Rampenlicht (1952).

Während der 1950er-Jahre in der McCarthy-Ära wurde Lloyd auf die „Schwarzen Liste“ der Filmkünstler mit kommunistischen Tendenzen gesetzt, weshalb er kaum noch Arbeit finden konnte. Sein Freund Hitchcock beschäftigte ihn schließlich als Schauspieler, Regisseur und ausführenden Produzenten bei seiner populären Fernsehserie Alfred Hitchcock Presents (1957–1965). In Zusammenarbeit mit der Produzentin Joan Harrison, Hitchcocks rechter Hand, koproduzierte Lloyd 1968 die Broadway TV Anthology: „Reise ins Ungewisse“. In den 1960er-, 1970er-, und 1980er-Jahren setzte er seine Arbeit als Regisseur und Produzent von Fernsehserien und Fernsehfilmen fort. Unter anderem fungierte er als Produzent der ersten Staffel von Roald Dahls Tales of the Unexpected. Ebenso stand er zunehmend wieder vor der Kamera, unter anderem als liebenswerter Dr. Daniel Auschlander in der Fernsehserie Chefarzt Dr. Westphall (1982–1988). Er spielte außerdem neben Robin Williams den autoritären Schuldirektor Mr. Nolan in Der Club der toten Dichter (1989) sowie die Rolle des Mr. Letterblair in Martin Scorseses Filmdrama Zeit der Unschuld (1993).

Während er seine Laufbahn als Regisseur und Produzent während der 1980er-Jahre beendete, arbeitet Lloyd bis heute als Schauspieler. Zwischen 1997 und 2001 war er als Dr. Isaac Mentor in 49 Episoden der Serie Seven Days – Das Tor zur Zeit zu sehen, außerdem verkörperte er neben Cameron Diaz und Shirley MacLaine einen Professor in der Komödie In den Schuhen meiner Schwester (2005). Im Jahre 2015 spielte er eine Nebenrolle an der Seite von Amy Schumer in Judd Apatows Komödie Dating Queen. Derzeit gilt Lloyd als der älteste aktive Schauspieler in Hollywood. Er tritt auch immer wieder bei Retrosprektiven alter Filme sowie als Interviewpartner bei Dokumentationen auf.

Privatleben

Am 29. Juni 1936 heiratete Lloyd die zwei Jahre ältere Broadwayschauspielerin Peggy Craven, die er kennengelernt hatte, als sie gemeinsam in Elia Kazans Stück Crime spielten. Sie bekamen zwei Kinder. Peggy verstarb am 30. August 2011 im Alter von 98 Jahren.[3] Die 75 Jahre dauernde Ehe galt als eine der am längsten geführten in ganz Hollywood.

Lloyds größtes Hobby ist Tennis, das er seit mittlerweile über 90 Jahren spielt. Zu seinen Gegnern beim Tennis gehörten unter anderem Charlie Chaplin, Joseph Cotten und Spencer Tracy.

Filmografie (Auswahl)

Als Schauspieler (Auswahl)

Als Regisseur (Auswahl)

  • 1951: The Adventures of Kit Carson (Fernsehserie)
  • 1952: Chevron Theatre (Fernsehserie, acht Folgen)
  • 1952–1953: Omnibus (Fernsehserie, fünf Folgen)
  • 1955: A Word to the Wives... (Kurzfilm)
  • 1958–1962: Alfred Hitchcock Presents (Fernsehserie, 22 Folgen)
  • 1968: Companions in Nightmare (Fernsehfilm)
  • 1968: The Smugglers (Fernsehfilm)
  • 1971: Columbo: Schritte aus dem Schatten (Lady in Waiting; Fernsehfilm)
  • 1973: Carola (Fernsehfilm)
  • 1974: The Carpenters (Fernsehfilm)
  • 1974: Nourish the Beast (Fernsehfilm)
  • 1976: Philemon (Fernsehfilm)
  • 1976: The Fatal Weakness (Fernsehfilm)
  • 1978: Actor (Fernsehfilm)
  • 1983–1984: Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl (Fernsehserie, zwei Folgen)
  • 1979: Tales of the Unexpected (Fernsehfilm)

Als Produzent (Auswahl)

  • 1957–1962: Alfred Hitchcock Presents (Fernsehserie, 184 Folgen)
  • 1962–1965: The Alfred Hitchcock Hour (Fernsehserie, 63 Folgen)
  • 1968: The Smugglers (Fernsehfilm)
  • 1968: Companions in Nightmare (Fernsehfilm)
  • 1968–1969: Journey to the Unknown (Fernsehserie, 12 Folgen)
  • 1969–1970: The Name of the Game (Fernsehserie, drei Folgen)
  • 1971: What’s a Nice Girl Like You ...? (Fernsehfilm)
  • 1972: Invitation to a March (Fernsehfilm)
  • 1972: The Bravos (Fernsehfilm)
  • 1972: The Shadow of a Gunman (Fernsehfilm)
  • 1973: The Gondola (Fernsehfilm)
  • 1973: Carola (Fernsehfilm)
  • 1973: The Man of Destiny (Fernsehfilm)
  • 1973: Incident at Vichy (Fernsehfilm)
  • 1974: The Carpenters (Fernsehfilm)
  • 1974: Double Solitaire (Fernsehfilm)
  • 1975: For the Use of the Hall (Fernsehfilm)
  • 1975: Knuckle (Fernsehfilm)
  • 1976: The Ashes of Mrs. Reasoner (Fernsehfilm)
  • 1976: The Last of Mrs. Lincoln (Fernsehfilm)
  • 1976: Six Characters in Search of an Author (Fernsehfilm)
  • 1977: The Hemingway Play (Fernsehfilm)
  • 1978: And the Soul Shall Dance (Fernsehfilm)
  • 1978: Actor (Fernsehfilm)
  • 1982–1985: Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl (Fernsehserie, 12 Folgen)
  • 1987: Tales of the Unexpected (Fernsehfilm)

Einzelnachweise

  1. http://www.nj.com/entertainment/index.ssf/2015/07/norman_lloyd_on_trainwreck_hitchcock_welles_and_10.html
  2. Laut Interview Lloyds über "The Streets of New York" (1939) bei YouTube
  3. Artikel im Variety

Weblinks

Commons: Norman Lloyd – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien