Nähgarn

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Nähgarn auf 1000-m-Rolle mit typischer Präzisionswicklung

Nähgarn ist eine Garnart, die sich zum Nähen eignet.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den wichtigsten Eigenschaften des Nähgarns gehören:

  • Reiß-, Scheuer- und Schlingenfestigkeit (Reißfestigkeit Baumwollzwirn = ca. 25 cN/tex, Synthetikzwirne = über 70 cN/tex)
  • Dehnung und Formstabilität, Gleitfähigkeit

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Material[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den Naturfasern sind bedeutsam:

  • Baumwolle, besonders in Mischungen mit PES und
  • Seide als Grège oder Schappe

Verfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die meisten Garne werden dreifach gezwirnt; auch zweifache und Mehrfachzwirne (z. B. 2 × 3 gezwirnt) sind üblich. Für spezielle Zwecke verwendet man Monofile.
  • Alle Stapelfasergarne werden gesengt
  • Baumwolle und Mischungen mit Baumwolle werden in der Regel gebleicht und merzerisiert.
  • Alle Nähgarne werden gefärbt (Filamentgarne oft in der Spinnmasse), Ausnahme: Monofilgarne bleiben oft ungefärbt, transparent.
  • Als Bondierung wird die Behandlung des Garns mit Kunststoff bezeichnet. Dabei werden die Fasern miteinander verklebt. Das Garn fasert beim Nähen von Materiaien mit hohem Widerstand nicht so leicht auf und wird dadurch reißfester. Garnhersteller geben ihren bondierten Produkten häufig Namen mit der Endung -bond.[1]
  • Durch eine Hydrophobierung wird das Garn wasser- und schmutzabweisend. Durch eine Fluorcarbon-Ausrüstung kann man zusätzlich eine ölabweisende Eigenschaft erreichen.
  • Bei der Garnavivage werden die Garne beispielsweise durch Öle gleitfähiger gemacht. Sie haben dann weniger Laufwiderstand in der Maschine und reißen weniger leicht.[2]
Nähgarne

Aufmachung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der letzten Produktionsstufe spult man fertige Zwirne auf verschiedene Spulenformate- und Größen (von 40 m für den Hausbedarf bis zu 50.000 m für industrielles Nähen).

Die Aufnahme rechts zeigt eine zylindrische (vorne links), eine konische Kreuzspule (hinten links), vorne rechts eine Scheibenspule und hinten rechts eine s. g. Kingspule.

Bezeichnung der Zwirne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jede Spule trägt ein Etikett mit Angaben über die Materialzusammensetzung und Garnfeinheit. Bei der Nummerierung der Garnfeinheit überwiegt das (seit 1964 eigentlich offiziell abgeschaffte) metrische System (Nm).

Auf den Etiketten wird die Feinheit oft unter der Bezeichnung Nr. (oder No.) angegeben. In dem Fall bezieht sich die numerische Angabe immer auf die metrische Nm eines dreifachen Zwirns. Zum Beispiel ein Nähgarn Nr. 120 ist entweder Nm 120/3 oder Nm 80/2 (in beiden Fällen eine End-Nm 40).

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verwendung der Standard-Nähgarne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einsatzgebiet Zwirnart und Feinheits-Nr.
Umspinngarn
PES u. PES/CO
Nr. 30–150
Multifil
PES
Nr. 6–200
PES
textur.
Nr. 100–250
PES/
Elastan
Nr. 12–80
Multifil
PA
Nr. 20–80
Bekleidung Gewebe Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja
Bekleidung Maschenware Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja
Wäsche, Badebekleidung Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja
Krawatten Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja
Pelze Grünes Häkchensymbol für ja
Lederwaren, Taschen Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja
Heimtextilien Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja
Zelte, Planen Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja
Schuhe Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja
Airbags Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja
Kugelsichere Westen Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja
Auto-Innenausstattung Grünes Häkchensymbol für ja Grünes Häkchensymbol für ja

Verwendung für spezielle Zwecke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Baumwollgarne: sogenannte Rohkonfektion (Waren, insbesondere Hosen, werden erst nach dem Konfektionieren gefärbt)
  • Aramid: Technische Textilien (Airbags, Hitzeschutzanzüge, Arbeitshandschuhe, Sicherheitsschuhe, Filter)
  • Seide: elastische Nähte, Knopflöcher, Knöpfe annähen, Lederwaren, Pelze
  • PES-Multifil mit Metallbändchen (Silber, Gold) umwickelt: Ziernähfaden
  • Teflon: Chemikalienresistente Textilien
Beispiele des durchschnittlichen Fadenbedarfs
Artikel Bedarf (in m)
von bis
Hemd 70 90
Da-, He-Slip 80 100
Rock 100 200
Kleid 130 180
Hose 250 350
Trainingsanzug 170 250
Mantel 250 300
Schuhe 20 40

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nähgarn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Nähgarn – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bondierung: Strapazierfähige, wasserabweisende Nähgarne für höchste Anforderungen. Textilchemie Dr. Petry GmbH, 4. Februar 2022, abgerufen am 19. Oktober 2023 (deutsch).
  2. Garnavivage. Textilchemie Dr. Petry GmbH, abgerufen am 19. Oktober 2023 (deutsch).