OVH

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OVH SAS

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Rechtsform SAS
Gründung 2. November 1999
Sitz Roubaix, Frankreich[1]
Leitung Octave Klaba
Mitarbeiterzahl > 1400 (Stand 2018)[2]
Umsatz 240 Millionen € (2014)
Branche Internetdienstanbieter
Website www.ovh.com

OVH SAS mit Sitz in Roubaix (Frankreich) ist ein französischer Telekommunikationsanbieter und Internetdienstleister. Das Unternehmen ist mit mehr als 400.000 Servern in 34 Rechenzentren[3] europäischer Marktführer im Hosting-Bereich[4] und nach eigenen Angaben im weltweiten Vergleich auf Platz drei.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

OVH wurde im Jahr 1999 von Octave Klaba noch während seines Studiums, damals im dritten Jahr am Katholischen Institut für Kunst und Kunsthandwerk (ICAM) in Lille, gegründet.[6][7] Das Startkapital betrug 50.000 Francs (entspricht 7622,45 Euro).[8]

Im Jahr 2001 mietete das Unternehmen sieben Rack-Einschübe (Höheneinheiten) bei dem Pariser Provider Claranet. Es mangelte jedoch an Platz und auch Kühlung war ein Problem. Daher zog man anschließend in ein vorher von dem Unternehmen Free aufgegebenes Rechenzentrum ins 11. Arrondissement.

Um der Nachfrage gerecht zu werden, wurden weitere Server hinzugefügt. Ende 2002 mietete das Unternehmen ein weiteres Rechenzentrum neben Free in Courbevoie. Daraufhin ergab sich die Gelegenheit, eine 3000 m² große Gebäudeeinheit im 19. Arrondissement zu erwerben. Seit 2002 baut OVH seine Server selbst und ist derzeit drittgrößter Hersteller.[9]

Im Jahr 2006 öffnete das Unternehmen seine ersten ausländischen Tochtergesellschaften. Nach Polen, von wo die Familie Klaba stammt, folgten noch im gleichen Jahr zwei Tochterunternehmen im Senegal sowie in Spanien. In dieser Zeit stieg die Zahl der Server von 6.000 auf 12.000 Servern stark an, weshalb der Erwerb eines Grundstückes am Sitz des Unternehmens in Roubaix zum Neubau des Rechenzentrums Roubaix 1 (RBX-1) genutzt wurde. 2008 erfolgte die Inbetriebnahme von Roubaix 2 (RBX-2) und 2009 von Roubaix 3 (RBX-3). Mit Roubaix 4 (RBX-4) nahm der Host 2011 ein Rechenzentrum in Betrieb, in welchem erstmals keine Klimaanlage mehr erforderlich war. 2012 errichtete OVH sein erstes Rechenzentrum in Containern in Straßburg, um die Bedürfnisse seiner osteuropäischen Kunden zu erfüllen: möglichst kurze Round-Trip-Delays – umgangssprachlich Pingverzögerung –, welche besonders bei Onlinespielen (Gameserver) erforderlich sind.

Parallel wurden weitere ausländische Niederlassungen in Tunesien, Marokko, Großbritannien, Irland, Italien, Deutschland, Finnland, Portugal und den Niederlanden gegründet. Das Unternehmen besitzt derzeit 15 Tochtergesellschaften in Europa und zwei in Nordafrika. 2012 erfolgte die Gründung der OVH Inc. in den USA und Kanada.[10]

Im Jahr 2015 wurde Octave Klaba von Laurent Allard als CEO abgelöst. Octave Klaba ist seitdem CTO und Vorstandschef von OVH und damit für die technische Infrastruktur verantwortlich.

Zum 20-jährigen Jubiläum kündigte das Unternehmen an, ab sofort unter dem Namen OVHcloud zu firmieren.[11]

Firma[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Firma OVH hat seinen Ursprung in den Initialen des Spitznamens seines Unternehmensgründers, Oles Van Herman.[12]

Rechenzentren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Server stehen in den Rechenzentren in Beauharnois (BHS), Kanada sowie in Roubaix (RBX), Gravelines (GRA) und Straßburg (SBG) in Frankreich. Im Juli 2017 wurde ein Rechenzentrum in Limburg (LIM[13]) eröffnet, wo 45.000 Server Platz haben.

Brand im Rechenzentrum Straßburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 10. März 2021 geriet aus zunächst ungeklärter Ursache das Rechenzentrum SBG-2 und in der Folge Teile des benachbarten SBG-1 in Brand, zudem mussten die angrenzenden SBG-3 und SBG-4 abgeschaltet werden. Beim Brand wurde das Rechenzentrum SBG-2 vollständig sowie vier von zwölf Räumen von SBG-1 zerstört. Der Brand führte zu Ausfällen diverser Dienste des Unternehmens und Drittwebsites.[14][15] Die Daten mehrerer Unternehmen, die ausschließlich in einer von OVH gehosteten Cloud gespeichert waren, gingen unwiederbringlich verloren. Betroffen war unter anderem der britische Computerspieleentwickler Facepunch Studios.[16]

Fast ein Jahr nach dem Brand wurde von der Feuerwehr ein Bericht veröffentlicht, in dem die Wechselrichter als Brandursache erkannt wurden. Demnach konnte die Feuerwehr den Strom des Gebäudes nicht abschalten, sondern nur das Elektrizitätswerk, was etwa drei Stunden nach dem Alarm bewerkstelligt wurde. Mit Strom in der Anlage war es der Feuerwehr nur begrenzt möglich zu löschen, da nur Wasser und CO2 als Löschmittel zur Verfügung standen. Auch gab es keine automatische Löschanlage im Gebäude, welche das Feuer begrenzen könnte. Die Luftkühlung war brandfördernd und der Innenhof wirkte als Kamin.[17][18]

Produktportfolio[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Telefonie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Frankreich bietet das Unternehmen unter der Marke OVH Telecom Telefonie über SIP (VoIP), Fax über Personal Computer/E-Mail, ADSL/VDSL, SDSL an.

Hosting[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Frankreich, vielen anderen Ländern in der Europäischen Union und Kanada werden Webhosting, virtuelle sowie dedizierte Server und Domain-Registrierung angeboten. Erweitert wird das Angebot mit einem eigens entwickelten Schutz gegen Denial-of-Service-Attacken.

Bei dem Angebot Dedicated Server hat der Kunde je nach Unterstützungsbedarf die Möglichkeit, zwischen drei Produktmodellen zu wählen:[19]

Kimsufi[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kimsufi (vom französischen qui me suffit ‚was mir genügt‘; früher Isgenug): Kimsufi ist eine auf Studenten/Einsteiger ausgelegte Produktgruppe, welche sich durch einen sehr niedrigen Preis auszeichnet. Die Nutzer dürfen keinen traditionellen Support erwarten, sondern müssen ihren Unterstützungsbedarf bei Softwareproblemen alleine über das bereitgestellte Internetforum decken. Eventuelle Hardwareprobleme werden durch Techniker des Anbieters gelöst.

So you start[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • So You Start: Mit diesen Servern spricht OVH vor allem Existenzgründer und kleine Unternehmen an. Zusätzlich hält OVH ein Angebot vor, welches sich in erster Linie an professionelle Anbieter im Game-Bereich richtet.

OVHcloud[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • OVHcloud: Mit dieser Marke richtet sich das Unternehmen in erster Linie an professionelle Nutzer, von kleinen bis mittleren Unternehmen, über Web-Agenturen, Hoster und Reseller, bis hin zu IT-Dienstleistern und Konzernen. Je nach Bedarf und Einsatzgebiet können diese aus den drei Server-Reihen Enterprise, Hosting und Infrastructure das passende Angebot auswählen.

Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spam und Netzmissbrauch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juli 2014 listete das Spamhaus-Projekt den Anbieter auf Platz 1 unter den „Top 10“ der „schlimmsten ISPs weltweit“.[20] 2016 listete das Projekt den Anbieter auf Platz 1 für die Anzahl der betriebenen Botnet-Server.[21] Die Vorwürfe umfassten fortgesetzte Dienstleistungen für Spammer, aber auch für Hacker und Botnet-Betreiber.[22]

Webhosting für Miliz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis September 2009 hostete OVH eine Webseite für die Forces Démocratiques de Libération du Rwanda („Demokratische Kräfte für die Befreiung Ruandas“, FDLR), eine am Völkermord in Ruanda beteiligte Miliz der Hutu. Der Miliz werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord an der Gruppe der Tutsi vorgeworfen. Nachdem dies 2009 in der Presse, namentlich der TAZ, thematisiert wurde, trennte sich OVH von dem Kunden. Eine Anfrage der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2008 hatte OVH nicht beantwortet. Unklar blieb ferner, wie die Dienstleistung bezahlt wurde, da infolge der UN-Sanktionen gegen die FDLR deren Mittel weltweit eingefroren waren.[23][24][25]

Webhosting für WikiLeaks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember 2010 gab Gizmodo bekannt, dass WikiLeaks OVH als neuen Hosting Provider ausgewählt hat. Dies erfolgte nach der Weigerung von Amazon, Hosting-Dienste für WikiLeaks zu erbringen.[26] Aufgrund der daraus resultierenden intensiven öffentlichen Diskussion sah sich der französische Industrieminister Eric Besson am 3. Dezember genötigt, ein Verbot des Hostings von Wikileaks durch OVH untersuchen zu lassen. Am 6. Dezember 2010 stellte ein französisches Gericht fest, dass es keine rechtliche Verpflichtung seitens OVH gebe, das Hosting der WikiLeaks-Seiten zu unterlassen.[27][28]

.ovh-Domain[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Top-Level-Domain ovh
Einführung 1. September 2014
Kategorie generisch
Registry OVH SAS
Vergabe uneingeschränkt
Anzahl über 0,05 Mio.

OVH kündigte am 1. April 2009 die Einführung einer .ovh-Domain, eigentlich als Aprilscherz an. Nach mehr als 22.000 Vorregistrierungen beschloss OVH die Beantragung der Domainendung im Zuge der Einführung der neuen gTLDs bei der ICANN im Juni 2012.[29] Dem Antrag wurde schließlich am 22. Juni 2013 stattgegeben; am 20. Juni 2014 erhielt OVH die Verwaltung der .ovh-Domain.

Die Sunrise-Periode startete am 1. September 2014 und endete genau einen Monat später, am 1. Oktober 2014.

Die freie Registrierung startete am 2. Oktober 2014 mit der kostenfreien Registrierung von 50.000 Domains.

Eine Domain darf zwischen drei und 63 Zeichen lang sein.[30]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mentions légales. Abgerufen am 22. Februar 2014.
  2. OVH stellt ein. Abgerufen am 4. September 2018.
  3. Über uns. Abgerufen am 12. Mai 2023.
  4. Netcraft "Hosting Provider Server Count", November 2012
  5. Wer hat die meisten Web-Server? Data Center Wissen. Juli 2013, abgerufen am 22. Februar 2014.
  6. Website www.ovh.net im Januar 2000 (Memento vom 18. Januar 2000 im Internet Archive)
  7. http://www.ovh.com/en/about/presentation.xml@1@2Vorlage:Toter Link/www.ovh.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. OVH, la face cachée de l'Internet français. Abgerufen am 23. Februar 2014.
  9. Service-Provider OVH baut seine Server selbst
  10. OVH-Niederlassung in Kanada gegründet, das größte Rechenzentrum der Welt
  11. https://blog.ovh.com/de/zum-20-jaehrigen-bestehen-aus-ovh-wird-ovhcloud/
  12. Website www.ovh.net im Januar 2000. Archiviert vom Original am 7. Juni 2000; abgerufen am 22. Februar 2014.
  13. OVH opens massive data center in Limburg, Germany. 5. Juli 2017, abgerufen am 15. Oktober 2021 (englisch).
  14. heise online: Cloud-Dienstleister OVH: Feuer zerstört Rechenzentrum, ein weiteres beschädigt. Abgerufen am 10. März 2021.
  15. Fire at Our Strasbourg Site. Abgerufen am 10. März 2021 (englisch).
  16. Niklas Maak, Am Rhein brennt Europas Datenschatz, faz.net, 13. März 2021
  17. Ulrike Ostler: Der Feuerwehrbericht zum Brand im Straßburger OVHcloud-Rechenzentrum beklagt Mängel. 23. März 2022, abgerufen am 3. September 2022.
  18. Feu de la Data Center - OVH Cloud. Saupre-Pompier Bas Rhin, abgerufen am 3. September 2022 (französisch).
  19. Neues Server Produktportfolio. Abgerufen am 22. Februar 2014.
  20. The World’s Worst Spam Support ISPs. Abgerufen am 7. Juli 2014.
  21. Spamhaus Botnet Summary 2016. Abgerufen am 28. April 2017.
  22. Found 78 SBL listings for IPs under the responsibility of ovh.net. Abgerufen am 7. Juli 2014.
  23. Terrorseite zieht aus Deutschland weg. taz.de, abgerufen am 1. April 2014.
  24. Jina Moore: Reporter succeeds where UN failed: Rwanda militia website closed. The Christian Science Monitor, 4. September 2009, abgerufen am 1. April 2014.
  25. James Karuhanga: Rwanda: German Firm Shuts Down FDLR Website. allAfrica.com, 1. September 2009, abgerufen am 1. April 2014.
  26. Andy Greenberg: This Machine Kills Secrets: How WikiLeakers, Hacktivists, and Cypherpunks Are Freeing the World's Information. Random House, New York (New York), USA 2012, ISBN 978-0-7535-4801-1 (google.com [abgerufen am 23. Juli 2015]): „Within days, they had registered the URL and set up an SSLprotected site and a Tor Hidden Service in an OVH data center in the French city of Roubaix, the same one that briefly housed WikiLeaks' publications until they migrated to Sweden.“
  27. French web host need not shut down WikiLeaks site: judge (AFP)
  28. Following the wikileaks case. OVH, 6. Dezember 2010, archiviert vom Original am 15. März 2012; abgerufen am 15. Oktober 2013.
  29. .ovh Extension: get your .ovh Domain. Abgerufen am 30. Januar 2015.
  30. OVH Registrar: - OVH. Abgerufen am 30. Januar 2015.