Oberes Schloss Küps (Schemenau)

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Oberes Schloss (Haus Schemenau) in Küps

Als Oberes Schloss oder auch Haus Schemenau wird einer von drei bestehenden ehemaligen Adelssitzen in der Ortslage des Marktes Küps im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern bezeichnet. Es ist zusammen mit dem zugehörigen Nebengebäude als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.[1]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der kleine Markt Küps liegt mitten in der ausgedehnten Tallandschaft der mittleren Rodach. Als Gründer der Siedlung auf dem Berghang am linken Rodachufer gelten von Osten eingewanderte Slawen. Vorgeschichtliche Funde weisen auch auf eine frühere Besiedlung der Gegend durch Kelten hin. Die günstige Lage des Ortes an der Rodach, die im Mittelalter als Transportweg diente, begründete die Anlage von vier Adelssitzen.[2]:141

1151 entstanden die Anfänge des Alten oder Mittleren Schlosses, um 1400 die ersten Bauten des Neuen oder Hinteren Schlosses, vor 1521 kam ein befestigter Hof (Hofgut Melanger) dazu und vor 1540 wurde das Obere Schloss in der Kulmbacher Straße auf dem höchsten Punkt des Ortes neben der Nordseite der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche St. Jakob errichtet.[2]:141–143

Während das Hofgut Melanger 1668 bereits als abgegangen bezeichnet wurde, bestehen die drei anderen Adelssitze in Ortslage noch.[2]:141 Sechs weitere Schlösser entstanden vom 13. bis 18. Jahrhundert in der unmittelbaren Umgebung von Küps: in Oberlangenstadt, Hain, Schmölz, Theisenort, das Wasserschloss Tüschnitz sowie die Alte Kemenate in Nagel. Alle liegen oder lagen im Gebiet des Marktes Küps.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nebengebäude

Der ehemals freieigene Ansitz der Freiherrn von Redwitz-Küps entstand in seiner heutigen Erscheinung zu Anfang des 17. Jahrhunderts unter Beteiligung des Kronacher Steinmetzes Thomas Eullenschmit. Der vor 1500 errichtete Vorgängerbau wurde im Bauernkrieg um 1525 weitgehend zerstört und wahrscheinlich vom Bamberger Fürstbischof Weigand von Redwitz um 1540 wieder bescheiden aufgebaut und als Sommersitz genutzt. 1612 wurde das Gebäude um das obere Fachwerkgeschoss und das steile Satteldach, das Georg Zigler errichtete, erweitert.[2]:143[3]

1721 ergänzte man das Anwesen um ein Nebengebäude. Bei Sanierungsarbeiten im Jahr 2020 wurde festgestellt, dass dieses Gebäude auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus aus dem 15. Jahrhundert errichtet worden war.[4]

Als die Freiherren von Redwitz begannen, ihre Küpser Besitzungen mit Ausnahme des Neuen Schlosses zu veräußern, befand sich das Obere Schloss ab 1811 zunächst im Besitz der Getreidegroßhandlung Rosenbaum & Söhne. 1886 erwarb der aus Bargen stammende Heinrich Schemenau das Anwesen für die Korbwarenmanufaktur Gagel & Schemenau. Seitdem wird es auch als „Haus Schemenau“ bezeichnet. Schemenau ließ die heruntergekommenen Gebäude in den Jahren 1912/1913 renovieren; dabei wurde unter anderem das lange Zeit von Putz und Verschieferung verdeckte Fachwerk wieder freigelegt. Eine weitere Restaurierung erfolgte 1936.[2]:143[3][5]

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Dach des Oberen Schlosses bei der Einnahme des Marktes Küps durch amerikanische Truppen im April 1945 schwer beschädigt. Nach Ende des Krieges dienten das Haupt- und das Nebengebäude zeitweise als Unterkünfte für Heimatvertriebene.[3]

Nach dem Tod des letzten Eigentümers aus der Familie Schemenau im Jahr 2012 verkauften dessen Erben das sanierungsbedürftige Anwesen 2018. Die neue Eigentümerin vereinbarte mit der Gemeinde Küps ein 30-jähriges Nutzungsrecht für die museale Nutzung des Nebengebäudes. Im Gegenzug beteiligte sich die Gemeinde an den Kosten der Sanierung, die im Oktober 2022 abgeschlossen wurde. Für die Arbeiten am Nebengebäude und die Renovierung der Fassaden der beiden Gebäude mussten Mittel in Höhe von 1,8 Millionen Euro aufgewendet werden, die zum Großteil aus verschiedenen Förderprogrammen des Freistaats Bayern stammten.[6][7]

Bau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zierfachwerk

Der Satteldachbau mit dem steinernen Unter- und den zwei Fachwerkobergeschossen weist an der Ostseite ein hübsches, rundbogiges Sitznischenportal als Haupteingang auf. Geschmückt ist die profilierte Türeinfassung mit Rosetten und einer Löwenmaske, über der sich der Steinmetz Thomas Eullenschmit mit Zeichen und Namen verewigt hat. Im Unterteil befinden sich über Eck gestellte Sitznischen mit Muschelabschlüssen.[2]:143

Das reiche Zierfachwerk weist Ständer mit Kerbschnitzereien und geschwungenen Andreaskreuzen auf. Das Giebeldreieck ist verschiefert. Innen ruht die Decke des Vorraums auf Holzpfeilern, während der südliche Erdgeschossteil von einem Tonnengewölbe bedeckt ist.[2]:143

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tilmann Breuer: Landkreis Kronach (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 19). Deutscher Kunstverlag, München 1964, DNB 450619354, S. 171–172.
  • Albrecht von und zu Egloffstein: Schlösser und Burgen in Oberfranken: ein Handbuch. Verlag Wolfgang Widlich, Frankfurt am Main 1972, ISBN 9783803503442.
  • Fritz Mahnke: Schlösser und Burgen im Umkreis der Fränkischen Krone, 2. Band. Druck- und Verlagsanstalt Neue Presse GmbH, Coburg 1978, S. 141–146.
  • Heinrich Pöhlmann: Geschichte des Marktfleckens Küps. Schulze Verlag, Lichtenfels 1908.
  • Hans Schleicher: Die Geschichte des Marktes Küps. Verlag Frank de la Porte, Küps 1996, ISBN 3932416007.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Oberes Schloss (Küps) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Denkmalliste für Küps (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  2. a b c d e f g Fritz Mahnke: Schlösser und Burgen im Umkreis der Fränkischen Krone; Band 2; Druck- und Verlagsanstalt Neue PRESSE; Coburg; 1978
  3. a b c Christian Ebertsch: Oberes Schloss in Küps erzählt viele Geschichten. In: Neue Presse Coburg. 8. September 2012, S. 13.
  4. Faustdicke Überraschung im Oberen Schloss. In: Neue Presse Coburg. 18. April 2020, S. 11.
  5. Brigitte Degelmann: Stattlicher Bau mit wechselvoller Geschichte. In: Neue Presse Coburg. 19. Juni 2015, S. 7.
  6. Weg mit den modernen Einbauten. In: Neue Presse Coburg. 24. Dezember 2019, S. 11.
  7. Christian Ebertsch: Sanierung mit Aha-Momenten. In: Neue Presse Coburg. 27. Dezember 2022, S. 13.

Koordinaten: 50° 11′ 27,7″ N, 11° 16′ 38,8″ O