Oberjosbach

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Oberjosbach
Gemeinde Niedernhausen
Wappen von Oberjosbach
Koordinaten: 50° 10′ N, 8° 20′ OKoordinaten: 50° 10′ 16″ N, 8° 20′ 6″ O
Höhe: 322 m ü. NHN
Fläche: 8,45 km²[1]
Einwohner: 1913 (30. Jun. 2017)[2]
Bevölkerungsdichte: 226 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 65527
Vorwahl: 06127
Rathaus
Fachwerk in Oberjosbach
Oberjosbach 2006

Oberjosbach ist seit 1977 ein Ortsteil der Gemeinde Niedernhausen im südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberjosbach liegt am Ostrand des Naturparks Rhein-Taunus am Fuß des Berges Nickel. Mit rund 2000 Einwohnern ist es der zweitgrößte Ortsteil von Niedernhausen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Oberjosbach erfolgte im Jahr 1196 unter dem Namen Gosbach um Urkundenbuch des Erzbistum Mainz.[1] Der Erzbischof von Mainz übertrug der Gemeinde Gospach das Recht, wegen der „Zunahme an Bevölkerung und Besitztum“ eine eigene katholische Pfarrkirche (St. Michael) zu errichten.

Im Jahr 1797 mussten französische Truppen im Gefolge der Koalitionskriege versorgt werden. Die Einwohner von Oberjosbach klagten über bittere Armut. Bei einem Freudenfeuer anlässlich des Sieges über Napoleon I. brannten im Jahr 1813 auf dem Schäfersberg 15 Hektar Wald ab. Im Jahr 1843 hatte Oberjosbach 386 Einwohner; davon war einer evangelisch. Nach preußischem Friedhofsrecht wurde 1867 ein neuer Friedhof eingerichtet, der bis heute besteht. Oberjosbach bekam 1904 eine Wasserversorgungsleitung und 1907 elektrische Beleuchtung. 1924 wurde das Rathaus mit Backstube („Backes“) fertiggestellt. Im Jahr 1944 wurde die Kirche St. Michael durch Kriegseinwirkung zerstört. 1973 wurde das Gemeinschaftszentrum mit Feuerwehrhaus gebaut.

Hessische Gebietsreform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Januar 1977 wurden die bisher selbständigen Gemeinden Niedernhausen, Engenhahn, Niederseelbach, Oberseelbach und Oberjosbach durch Landesgesetz zur neuen Großgemeinde Niedernhausen zusammengeschlossen. Gleichzeitig wurde die Gemeinde Teil des zum selben Datum neu gegründeten Rheingau-Taunus-Kreis mit der Kreisstadt Bad Schwalbach. Zuvor gehörte Niedernhausen zum Main-Taunus-Kreis, Oberjosbach und die anderen Ortsteile zum Untertaunuskreis.[3][4] Für Oberjosbach wurde, wie für die anderen Ortsteile, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher gebildet.[5] Sitz der Gemeindeverwaltung blieb Niedernhausen.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

Einwohnerentwicklung

  • 1581: 29 Hausgesesse
  • 1586: 31 Häuser
  • 1592: 29 Häuser
  • 1612: 23 Häuser
  • 1626: 21 Häuser
  • 1648: 8 Häuser
  • 1668: 16 Häuser mit 80 Einwohnern
  • 1699: 28 Häuser
Oberjosbach: Einwohnerzahlen von 1700 bis 2017
Jahr  Einwohner
1700
  
174
1725
  
142
1750
  
270
1790
  
?
1817
  
301
1834
  
367
1840
  
378
1846
  
391
1852
  
372
1858
  
366
1864
  
433
1871
  
383
1875
  
398
1885
  
389
1895
  
401
1905
  
416
1910
  
438
1925
  
470
1939
  
471
1946
  
700
1950
  
723
1956
  
693
1961
  
687
1967
  
1.040
1970
  
1.094
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.899
2017
  
1.913
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1][2]; Zensus 2011[6]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1885: sieben evangelische (= 1,80 %), 382 katholische (= 98,20 %) Einwohner[1]
• 1961: 97 evangelische (= 14,12 %), 289 katholische (= 85,15 %) Einwohner[1]

Wappen und Flagge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 28. Dezember 1970 wurde der Gemeinde Oberjosbach im damaligen Untertaunuskreis ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In Silber ein schräglinks gestelltes rotes Flammenschwert.[7] Eine Flagge mit dem Gemeindewappen wurde am 25. Mai 1971 genehmigt.[8]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brunnen

Für die Kulturdenkmäler des Ortes siehe Liste der Kulturdenkmäler in Oberjosbach.

Neun Vereine, z. B. die Turngemeinde 1899 Oberjosbach, die Kerbegesellschaft Veilchenblau Oberjosbach und die Theaterfreunde mit ihren regelmäßigen Vorstellungen, sorgen für kulturelle Vielfalt.

Der „Förderverein 800 Jahre Oberjosbach“ veröffentlicht verschiedene Bücher, zur Apfelwein-Route, Geschichten aus Oberjosbach, und druckt die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift zur Dorferneuerung. Außerdem beteiligt sich der Verein am Naturschutz und organisiert verschiedene Veranstaltungen und Feste mit.

Durch eine Spende des Hessentages und durch privates Engagement wurde 2003 die Wiedererrichtung des alten Dorfbrunnens von Anwohnern finanziert und in Eigenleistung aufgestellt. Die mit Mitteln der Dorferneuerung durchgeführte Sanierung des Alten Rathauses konnte 2017 abgeschlossen werden. Im Alten Rathaus sind heute u. a. ein Sitzungsraum für den Ortsbeirat und ein Raum für private Feierlichkeiten („Wiegeraum“) untergebracht.

Die Katholische Pfarrgemeinde St. Martin Idsteiner Land feiert regelmäßig Gottesdienste in der St. Michaels-Kirche Oberjosbach.

Der Gemeinde-Kindergarten ist seit 1980 in der „Alten Schule“ untergebracht. Die Kindergartenkinder werden dort in drei Gruppen betreut und mit lokalen Bräuchen, z. B. der über die Dorfgrenze bekannten „Gusbacher Fassenacht“ und der „Gusbacher Kerb“, vertraut gemacht.

Die Bürgerstiftung Oberjosbach, die unter anderem Denkmalschutz, Denkmalpflege, Heimatpflege und bürgerschaftliches Engagement in Oberjosbach fördert, übernimmt das alte Spritzenhaus und betreibt seit 2012 dessen Sanierung.[9]

Nördlich des Ortes wurde der zum Naturdenkmal Hohler Stein führende „Geo-Erlebnispfad Oberjosbach“ angelegt. Weiterhin gibt es zahlreiche Rundwanderwege, wie zum Beispiel der Waldinfo-Pfad oder der alle Niedernhausener Ortsteile verbindende Bembel-Weg.

Oberjosbach im Winter von Süden gegen den Taunuskamm.
Panoramablick vom nördlichen Waldrand über Oberjosbach Richtung Atzelberg, den Ort Eppenhain, Hammersberg (dahinter knapp erkennbar die Silhouette des Staufen), Judenkopf und den Ort Bremthal (von links nach rechts).

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lokale Versorgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bildungszentrum Oberjosbach (Seminarzentrum vor allem für Arbeitnehmervertreter im Nahrungs- und Gastgewerbe) mit 120 Betten, ein Frisör, eine Bäckereifiliale sowie drei gastronomische Betriebe sind die wesentlichen Arbeitgeber des Ortes.

Die Freiwillige Feuerwehr Oberjosbach sorgt für den Brandschutz und die allgemeine Hilfe.

Die privat betriebene Oberjosbacher Apfelwein-Kelter ist nur saisonal aktiv, hat jedoch ein großes Einzugsgebiet.

Im ehemaligen Rathaus befindet sich der „Backes“. Bei diesem Dorfbackofen kann man selbst gebackenes Brot erwerben.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberjosbach liegt an der Landesstraße L 3027, die von Ehlhalten im Osten zum Kernort Niedernhausen im Westen führt. In der Ortsmitte zweigt von dieser Hauptzufahrtsstraße die Kreisstraße K 721 als Niederjosbacher Straße nach Süden ab.

Oberjosbach hat eine direkte Busverbindung nach Wiesbaden mit der Linie 22. Diese verkehrt seit 1968.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Oberjosbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Oberjosbach, Rheingau-Taunus-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Einwohnerzahlen der Ortsteile. In: Gesamtverkehrsplan. Gemeinde Niederhausen, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Dezember 2020; abgerufen im Dezember 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.niedernhausen.de
  3. Gesetz zur Neugliederung des Rheingaukreises und des Untertaunuskreises (GVBl. II 330-30) vom 26. Juni 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 312, §§ 6 und 13 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 371.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 90 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Niedernhausen, abgerufen im Februar 2019.
  6. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  7. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Oberjosbach, Landkreis Untertaunuskreis, Regierungsbezirk Darmstadt vom 28. Dezember 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 3, S. 111, Punkt 124 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8 MB]).
  8. Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Oberjosbach, Landkreis Untertaunuskreis vom 25. Mai 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 24, S. 954, Punkt 874 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,5 MB]).
  9. Bürgerstiftung Oberjosbach übernimmt Altes Feuerwehrspritzenhaus (Memento vom 16. Januar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 12. Juni 2014