Observatorium Hoher List

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Das Observatorium Hoher List ist ein Observatorium etwa 60 km süd-südwestlich von Bonn nahe der Stadt Daun auf dem in der Eifel gelegenen Berg Hoher List (549 m ü. NN) (Rheinland-Pfalz).

Daun, Observatorium Hoher List, Luftaufnahme (2015)
Gebäude auf dem Hohen List

Geschichte

Nachdem bis nach dem Zweiten Weltkrieg Bonner astronomische Beobachtungen hauptsächlich von der alten Bonner Sternwarte betrieben worden waren, machte die zunehmende Verbreitung des elektrischen Lichts im Stadtbild (Laternen und auch Zimmerbeleuchtungen) die Beobachtungen immer schwieriger, da sich der Nachthimmel der Stadt immer weiter aufhellte.

Auf der Suche nach einer Alternative zum Standort Bonn wurde um 1950 die Kuppe des Bergs Hoher List oberhalb des Dorfs Schalkenmehren als guter astronomischer Beobachtungsort gefunden. In dieser ländlichen Umgebung war die Himmelsaufhellung kaum vorhanden. Man beschloss, dort ein neues Observatorium zu errichten und die Teleskope aus Bonn dorthin umzusiedeln.

1954 wurde das neue „Observatorium Hoher List“ mit der ersten Kuppel, die ein Schmidt-Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 50 cm beinhaltet, eingeweiht. Im Jahr 1964 wurde es wesentlich erweitert und dann auch der 1899 gebaute Doppelrefraktor von Bonn in die Eifel umgesiedelt. Die letzte Kuppel, die am Observatorium errichtet worden ist, beinhaltet ein 1-m-Cassegrain-Teleskop, sein größtes und modernstes Teleskop.

Das 1-Meter-Teleskop

Heute sind auf dem Observatoriumsgelände sechs verschiedene Teleskope beheimatet. Neben dem über 100 Jahre alten Doppelrefraktor gibt es hier auch noch das Teleskop, mit dem der südliche Teil der Bonner Himmelsdurchmusterung von Córdoba (Argentinien) durchgeführt worden ist. Es handelt sich dabei um den "Schröder-Refraktor", ein Linsenteleskop mit 16 cm Öffnung.

Seit seiner Gründung war das Observatorium eine Außenstelle der Sternwarte Bonn (später: Abteilung Sternwarte des Argelander-Instituts für Astronomie der Universität Bonn[1]), an der viele Studenten ihren Diplom- bzw. Doktor-Abschluss erlangt haben und viele wichtige wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Astrometrie (Ort und Bewegung) und Fotometrie (Helligkeit und Farbe) von Sternen in unserer Milchstraße verfasst worden sind.

Im Laufe der Zeit verlor das „Observatorium Hoher List“ seine einstige wissenschaftliche Bedeutung, da das Beobachten in der Eifel schwieriger wurde. Zum einen hatte auch dort die Himmelshelligkeit stark zugenommen und auch die Wetterbedingungen waren nicht vergleichbar mit den exzellenten Beobachtungsstandorten in Chile oder in den USA. Daher übernahm das Observatorium den praktischen Part der Studentenausbildung und diente als Laborumgebung für neue astronomische Instrumente oder Bauteile, die dann an Teleskopen z. B. in Spanien oder Chile eingesetzt wurden. Ab 2007 wurde jedoch durch das HOLIGRAIL-Projekt (HOher LIst GRAvItational Lensing) das 1-m-Teleskop des Observatoriums auch wieder für aktuelle Forschung im Bereich des Gravitationslinseneffekts genutzt.[2]

Schließung und weitere Nutzung

Das Argelander-Institut für Astronomie stellte im Februar 2012 den wissenschaftlichen Ausbildungs- und Beobachtungsbetrieb vollständig ein und die Universität Bonn schloss die Sternwarte zum Juli 2012.[3] Die wissenschaftlichen Geräte inklusive der Teleskope sollten daraufhin verkauft werden. Im September 2013 wurde die gesamte Anlage des Observatoriums durch die Landesdenkmalpflege Rheinland-Pfalz allerdings unter Denkmalschutz gestellt[4] und so die Demontage verhindert. Einen Monat früher benannte sich der ehemalige Förderverein des Observatoriums Hoher List in die Astronomische Vereinigung Vulkaneifel am Hohen List e.V. um und bemüht sich seither, das Observatorium durch regelmäßige Führungen, Vorträge und astronomische Beobachtungsveranstaltungen für die Öffentlichkeit zu erhalten.

Weblinks

Commons: Hoher List Observatory – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. astro.uni-bonn.de: Argelander-Institut für Astronomie
  2. astro.uni-bonn.de: Homepage of the HOLIGRAIL Project
  3. Universität Bonn: Newsletter 7/2012
  4. Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. (PDF; 1,4 MB) Kreis Vulkaneifel. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, S. 30, abgerufen am 1. Oktober 2013.

Koordinaten: 50° 10′ N, 6° 51′ O