Ocellus (Petrologie)

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Ocellus (von Amphibol ummantelter Quarz) in alteriertem Granodiorit (Dünnschliff)

Als Ocellus (lat. „Äuglein“, Mehrzahl Ocelli bzw. Ocellen) werden in der Petrologie augenförmige, ovoide oder rundliche Strukturen bezeichnet, die sich in ihrem Mineralbestand und ihrer Textur stark vom umgebenden Wirtsgestein unterscheiden. Sie sollten nicht mit ähnlich aussehenden Mandeln, Augen, Porphyroblasten bzw. Porphyroklasten verwechselt werden.

Unterscheidende Kriterien und Synonyme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monchiquit-Lagergang mit verschiedenen Ocelliformen, Sainte-Dorothée, Québec, Kanada

Ocelli sind an magmatische Gesteine gebunden und sind daher aufgrund ihrer Entstehungsweise von den metamorphen Texturen wie Augen, Porphyroblasten und Porphyroklasten abzutrennen. Gegenüber den Mandeln der Vulkanite unterscheiden sie sich meist anhand ihrer Mineralfüllung und den mehr fließenden Übergang zum Wirtsgestein. Mandeln bestehen meist aus Achat, Calcit, Quarz oder Zeolithen, wohingegen Ocelli meist aus gewöhnlichen magmatischen Gesteinsmineralen wie beispielsweise Amphibol, Epidot, Kalifeldspat, Quarz, Plagioklas, Titanit oder auch Glas aufgebaut werden.

Von manchen Autoren wird auch der Begriff "Globulite" oder "Globuide"[1] (englisch "globules"[2]) in demselben Sinne verwendet.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ocelli kommen in meso- bis melanokraten Magmatiten wie beispielsweise Quarzdiorit, Diorit und Gabbro vor. In lamprophyrischen Ganggesteinen sind sie sehr häufig.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entstehung der Ocelli ist noch nicht restlos geklärt, es werden aber meist zwei Hypothesen diskutiert:

  • Unmischbarkeit zweier in einer Magmakammer zusammenkommender, unterschiedlicher Magmentypen, bzw. Entmischung eines Stammagmas in zwei unmischbare Teilmagmen (etwa bei Abkühlung)
  • Relikte, nicht assimilierte Fremdgesteinsreste oder Fremdkristalle (Xenolithe)

Kritik am Begriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund des Umstandes, dass der Begriff in seiner vorliegenden Fassung mindestens zwei genetisch unterschiedliche Entstehungsmöglichkeiten umfasst, wurde in der Literatur schon vorgeschlagen,[3] auf seine Verwendung ganz zu verzichten. Auch in den Empfehlungen der International Union of Geological Sciences zur Nomenklatur magmatischer Gesteine findet man den Begriff nicht.[4]

Praktische Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Vorkommen derartiger Strukturen in basaltischen Gesteinen wird für das Auftreten des Sonnenbrennerphänomens verantwortlich gemacht.[1]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wimmenauer, W. (1985). Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart ISBN 3-432-94671-6

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ulrich Schreiber: Neue Untersuchungsergebnisse über die charakteristische fleckige Verwitterungserscheinung basaltischer Gesteine (Basaltischer "Sonnenbrand"). In: Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie, Monatshefte. Nr. 6. Stuttgart 1990, S. 353–366.
  2. David Shelley: Igneous and Metamorphic Rocks under the Microscope. Chapman & Hall, London 1993, ISBN 0-412-44200-0, S. 201, 419, 431.
  3. Ron Vernon: A Practical Guide to Rock Microstructure. 3. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2011, ISBN 978-0-521-89133-2, S. 486.
  4. R. W. Le Maitre (Hrsg.): Igneous Rocks - A Classification and Glossary of Terms. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2004.