Olympische Sommerspiele 2012/Leichtathletik – 4 × 100 m (Männer)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin 4-mal-100-Meter-Staffel
Geschlecht Männer
Teilnehmer 67 Athleten aus 16 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion London
Wettkampfphase 10. August 2012 (Vorrunde)
11. August 2012 (Finale)
Medaillengewinner
Jamaika Jamaika
Trinidad und Tobago Trinidad und Tobago
Frankreich Frankreich
2008 2016
Das Olympiastadion von London im Jahr 2015

Die 4-mal-100-Meter-Staffel der Männer bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurde am 10. und 11. August 2012 im Olympiastadion London ausgetragen. In sechzehn Staffeln nahmen 67 Athleten teil.

Olympiasieger wurde Jamaika mit Nesta Carter, Michael Frater, Yohan Blake und Usain Bolt (Finale). Im Vorlauf wurde außerdem Kemar Bailey-Cole eingesetzt. Das Team stellte im Finale einen neuen Weltrekord auf und unterbot mit 36,84 s als erste Sprintstaffel die Marke von 37 Sekunden.
Silber ging an Trinidad und Tobago (Keston Bledman, Marc Burns, Emmanuel Callender, Richard Thompson).
Frankreich errang Bronze in der Besetzung Jimmy Vicaut, Christophe Lemaitre, Pierre-Alexis Pessonneaux und Ronald Pognon.

Auch der hier im Vorlauf eingesetzte Läufer aus Jamaika erhielt eine Goldmedaille, gehört jedoch nicht zu den Weltrekordlern.

Die Staffel Deutschlands schied in der Vorrunde aus.
Mannschaften aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympiasieger Trinidad und Tobago Trinidad und Tobago 38,06 s Peking 2008
Weltmeister Jamaika Jamaika 37,04 s Daegu 2011
Europameister Niederlande Niederlande 38,34 s Helsinki 2012
Zentralamerika und Karibik-Meister Jamaika Jamaika 38,81 s Mayagüez 2011
Südamerika-Meister Brasilien Brasilien 39,87 s Buenos Aires 2011
Asienmeister Japan Japan 39,18 s Kōbe 2011
Afrikameister Sudafrika Südafrika 39,26 s Porto-Novo 2012
Ozeanienmeister Neuseeland Neuseeland 41,91 s Cairns 2012

Nachträglich wurde im Jahre 2017 der Olympiasieg von 2008 in Peking dem Team von Trinidad und Tobago zuerkannt, während das Team aus Jamaika auf Grund des Dopingvergehens von Nesta Carter disqualifiziert wurde.[1]

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Olympiastadion während der Olympischen Spiele 2012

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltrekord Jamaika Jamaika
(Nesta Carter, Michael Frater,
Yohan Blake, Usain Bolt)
37,04 s Daegu, Südkorea 4. September 2011[2]
Olympischer Rekord Vereinigte Staaten USA
(Michael Marsh, Leroy Burrell,
Dennis Mitchell, Carl Lewis)
37,40 s Finale OS Barcelona, Spanien 8. August 1992

Anmerkung:
Die Staffel aus Jamaika hatte 2008 in Peking bei ihrem zunächst erzielten Sieg einen neuen Olympiarekord aufgestellt. Doch mit der dopingbedingten oben schon angesprochenen Aberkennung der Goldmedaille wurde auch dieser Rekord hinfällig.[1]

Rekordverbesserungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab einen neuen Welt- und damit auch neuen Olympiarekord. Darüber hinaus wurde ein Kontinentalrekord aufgestellt und vier weitere Landesrekorde wurden verbessert.

Anmerkung:
Alle Zeiten in diesem Beitrag sind nach Ortszeit London (UTC±0) angegeben.

Doping[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mai 2014 wurde der US-Läufer Tyson Gay des Dopings mit anabolen Steroiden überführt. Alle Resultate seit Juli 2012 wurden annulliert, die Staffel nachträglich disqualifiziert.[3] Im Juli 2015 erklärte das IOC die Staffeln von Trinidad und Tobago und Frankreich zu den neuen Gewinnern der Silber- bzw. Bronzemedaillen.[4]

Leidtragend waren vor allem die beiden folgenden Teams:

  • Polen – die Staffel hätte über Zeitregel im Finale dabei sein dürfen, wenn die später disqualifizierte US-Staffel ihnen hier nicht unrechtmäßig den Platz weggenommen hätte.
  • Frankreich – Die Mannschaft musste viele Jahre davon ausgehen, ohne Medaille geblieben zu sein, und konnte darüber hinaus nicht an der Siegerehrung teilnehmen.

Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wurden zwei Vorläufe durchgeführt. Für das Finale qualifizierten sich pro Lauf die ersten drei Staffeln (hellblau unterlegt). Darüber hinaus kamen die zwei Zeitschnellsten, die sogenannten Lucky Loser (hellgrün unterlegt), weiter.

Vorlauf 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

10. August 2012, 19:45 Uhr

Platz Nation Besetzung Zeit (s) Anmerkung
1 Jamaika Jamaika Nesta Carter
Michael Frater
Yohan Blake
Kemar Bailey-Cole (Vorlauf)
37,39
2 Kanada Kanada Gavin Smellie
Oluseyi Smith
Jared Connaughton
Justyn Warner
38,05
3 Niederlande Niederlande Brian Mariano
Churandy Martina
Giovanni Codrington
Patrick van Luijk
38,29 NR
4 Brasilien Brasilien Aldemir da Silva Júnior
Sandro Viana
Nilson André
Bruno de Barros
38,35
5 China Volksrepublik Volksrepublik China Guo Fan
Liang Jiahong
Su Bingtian
Zhang Peimeng
38,38 NR
6 Saint Kitts Nevis St. Kitts und Nevis Lestrod Roland
Jason Rogers
Antoine Adams
Brijesh Lawrence
38,41 NR
7 Italien Italien Simone Collio
Jacques Riparelli
Davide Manenti
Fabio Cerutti
38,58
DSQ Vereinigtes Konigreich Großbritannien Christian Malcolm
Dwain Chambers
Daniel Talbot
Adam Gemili
IAAF Regel 170.7
Wechselfehler
[5]

Vorlauf 2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

10. August 2012, 19:53 Uhr

Platz Nation Besetzung Zeit (s) Anmerkung
1 Japan Japan Ryōta Yamagata
Masashi Eriguchi
Shinji Takahira
Shōta Iizuka
38,07
2 Trinidad und Tobago Trinidad und Tobago Richard Thompson
Marc Burns
Emmanuel Callender
Keston Bledman
38,10
3 Frankreich Frankreich Jimmy Vicaut
Christophe Lemaitre
Pierre-Alexis Pessonneaux
Ronald Pognon
38,15
4 Australien Australien Anthony Alozie
Isaac Ntiamoah
Andrew McCabe
Josh Ross
38,17 OZ
5 Polen Polen Kamil Masztak
Dariusz Kuć
Robert Kubaczyk
Kamil Kryński
38.31 NR
eigentlich für das Finale qualifiziert
6 Deutschland Deutschland Julian Reus
Tobias Unger
Alexander Kosenkow
Lucas Jakubczyk
38,37
7 Hongkong Hongkong Tang Yik Chun
Lai Chun Ho
Ng Ka Fung
Tsui Chi Ho
38,61
DOP Vereinigte Staaten USA Jeffery Demps (Vorlauf)
Darvis Patton (Vorlauf)
Trell Kimmons
Justin Gatlin
37,38 im Finale dabei, später disqualifiziert

Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Wechsel im Finale der Sprintstaffel
Silber für Trinidad und Tobago (v. l. n. r.): Marc Burns, Keston Bledman, Emmanuel Callender, Richard Thompson
Die später wegen Verstoßes gegen die Dopingbestimmungen disqualifizierte US-Mannschaft (v. l. n. r.):
Trell Kimmons, Justin Gatlin, der gedopte Tyson Gay, Ryan Bailey

11. August 2012, 21:00 Uhr

Platz Nation Besetzung Zeit (s) Anmerkung
1 Jamaika Jamaika Nesta Carter
Michael Frater
Yohan Blake
Usain Bolt (Finale)
im Vorlauf außerdem:
Kemar Bailey-Cole
36,84 s WR
2 Trinidad und Tobago Trinidad und Tobago Keston Bledman
Marc Burns
Emmanuel Callender
Richard Thompson
38,12
3 Frankreich Frankreich Jimmy Vicaut
Christophe Lemaitre
Pierre-Alexis Pessonneaux
Ronald Pognon
38,16
4 Japan Japan Ryōta Yamagata
Masashi Eriguchi
Shinji Takahira
Shōta Iizuka
38,35
5 Niederlande Niederlande Brian Mariano
Churandy Martina
Giovanni Codrington
Patrick van Luijk
38,39
6 Australien Australien Anthony Alozie
Isaac Ntiamoah
Andrew McCabe
Josh Ross
38,43
DSQ Kanada Kanada Gavin Smellie
Oluseyi Smith
Jared Connaughton
Justyn Warner
IAAF Regel 163.3a
Bahnübertreten
[6]
DOP Vereinigte Staaten USA Trell Kimmons
Justin Gatlin
Tyson Gay (DOP/Finale)
Ryan Bailey (Finale)
im Vorlauf außerdem:
Jeffery Demps
Darvis Patton
37,04

Topfavorit war die Staffel Jamaikas, die als amtierender Weltmeister, Weltrekordinhaber und hier auch noch Olympiasieger von 2008 antrat. Das Olympiagold von 2008 wurde Jamaika bei Nachkontrollen im Januar 2017 allerdings nachträglich aberkannt.[1], sodass Trinidad und Tobago diese Goldmedaille erhielt. Als schärfster Konkurrent galt die wie im Abschnitt "Doping" oben beschrieben später disqualifizierte US-Staffel.

Für das Finale gab es folgende Besetzungsänderungen:

  • Jamaika – Usain Bolt lief anstelle von Kemar Bailey-Cole.
  • USA – Tyson Gay ersetzte Jeffery Demps, Ryan Bailey lief anstelle von Darvis Patton.

Startläufer Nesta Carter brachte Jamaika in Front, dicht gefolgt von den US-Amerikanern mit Trell Kimmons. Das Rennen blieb bis zu den Schlussläufern eng. Usain Bolt, Doppelsieger über 100- und 200 Meter wie schon 2008 in Peking, konnte die Führung gegen den US-Schlussläufer Ryan Bailey. noch weiter ausbauen. Die jamaikanische Staffel kam mit 36,84 s ins Ziel. Sie war die erste Staffel, die unter 37 Sekunden blieb. Die US-Staffel erreichte mit 37,04 s exakt die bis dahin geltende Weltrekordzeit. Das kanadische Team kam auf Platz drei ins Ziel, gefolgt von Trinidad und Tobago und Frankreich.

Doch dieses Ergebnis blieb nicht bestehen. Zunächst wurde Kanada wegen Überschreitens der Bahnbegrenzung disqualifiziert. Im Mai 2015 wurde dann der gesamten US-amerikanischen Staffel wegen der Teilnahme des gedopten Tyson Gay die Silbermedaille aberkannt.[3][4]

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c IOC sanctions two athletes for failing anti-doping tests at Beijing 2008, olympics.com 1. September 2016, abgerufen am 27. März 2022
  2. Athletics – Progression of outdoor world records, 4x100 m – Men, sport-record.de, abgerufen am 27. März 2022
  3. a b US-Staffel muss Olympia-Medaillen zurückgeben. In: Süddeutsche Zeitung 13. Mai 2015, sueddeutsche.de, abgerufen am 27. März 2022
  4. a b 2012 Olympic 4x100m relay medals officially reallocated after U.S. team stripped of silver olympics.nbcsports.com 4. Juli 2015 (englisch), abgerufen am 27. März 2022
  5. Internationale Wettkampfregeln (Memento des Originals vom 25. September 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.leichtathletik.de (PDF; 7143 KB), S. 120, leichtathletik.de, abgerufen am 27. März 2022
  6. Internationale Wettkampfregeln (Memento des Originals vom 25. September 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.leichtathletik.de (PDF; 7143 KB), S. 88, leichtathletik.de, abgerufen am 27. März 2022