Open Access Network

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Open Access Network (OAN) bezeichnet in der Telekommunikation eine horizontale Netzwerkarchitektur bzw. ein Geschäftsmodell, welches die Nutzung eines Netzwerks vom Provisioning, also vom Errichten und Betrieb des Netzwerks trennt.[1]

Internetprovider, auch konkurrierende, mieten in einem OAN-Netzwerk nur die gerade benötigte Bandbreite. Der Infrastrukturerrichter kann durch das parallele Vermarkten der Ressource[2] diese besser auslasten. Vor allem in ländlichen Regionen – mit geringer Siedlungsdichte – verbessert diese Mehrfachvermarktung die Rahmenbedingung für eine wirtschaftliche Netzwerkerschließung.[3]

Das OAN-Prinzip wird häufig bei WiFi-Netzwerken angewandt und ist heute ein mögliches Geschäftsmodell für kommunale Glasfasernetze.

Wertschöpfungsstufen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wertschöpfungskette im OAN besteht aus drei verschiedenen Schichten oder Stufen: der passiven Infrastruktur, der aktiven Komponente und den angebotenen Diensten. Es gibt drei Rollen:

  • der Infrastrukturanbieter (PIP) ist Eigentümer der passiven Infrastruktur und hält sie instand.
  • der Netzanbieter (NP) betreibt die aktive Technikkomponente und ist in der Regel deren Eigentümer.
  • Diensteanbieter (SP) erbringt die digitalen Dienste.

Es gibt verschiedene Geschäftsmodelle, je nachdem, welche Rolle die Marktakteure übernehmen. Die verschiedenen Akteure in der Breitband-Wertschöpfungskette können verschiedene Rollen übernehmen. Der Backbone-PIP besitzt und betreibt die passive Infrastruktur beim Backbone-Netz und in gewissem Grad bei den Bereichsnetzen. Dabei kann es sich um einen öffentlichen oder einen privatwirtschaftlichen Akteur mit langfristigen Investitionsplänen oder gelegentlich um eine lokale Genossenschaft handeln. Der Zugangsbereich-PIP besitzt und betreibt die Anschlüsse der "ersten Meile" und in gewissem Grad auch die passive Infrastruktur in Bereichsnetzen. Dabei kann es sich um einen Telekommunikationsbetreiber, eine Wohnungsbaugesellschaft, eine lokale Genossenschaft, die Eigentümer von Mehrfamilienhäusern, die Kommune oder Eigenheimbesitzer handeln, die ebenfalls langfristige Interessen in dem Gebiet haben. Diensteanbieter (SP) können kleine oder große lokal oder landesweit agierende Unternehmen sein, die über das Netz eines NP Dienste für die Endnutzer anbieten. Der Netzanbieter (NP) mietet unbeschaltete Glasfaserkabel (Dark Fibre) vom PIP, um dem SP die Anbindung der Endnutzer anzubieten. Dabei installiert er Technik in allen Zugangsknoten, an die seine Endnutzer angeschlossen sind.[4]

Geschäftsmodelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Aufbau von Breitbandnetzen erfordert in der Regel erhebliche Investitionen, was oft zu einer natürlichen Monopolstellung der Betreiber führt. Daher wurden im Laufe der Jahre verschiedene Modelle entwickelt, um den Wettbewerb zwischen den Diensteanbietern zu fördern und die Markteintrittsbarrieren zu senken.

Passive-Layer Open Model (PLOM)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

PLOM beschreibt ein Modell zur Errichtung und Betrieb einer passiven Infrastruktur für Breitbandnetze. In diesem Modell wird die passive Infrastruktur entweder direkt von einer Instanz oder im Wege der Auftragsvergabe errichtet. Das Eigentum an der passiven Infrastruktur verbleibt beim PIP (Passive Infrastructure Provider), der auch für den Betrieb und die Instandhaltung zuständig ist.

Das Besondere am PLOM-Modell ist, dass das Breitbandnetz auf der passiven Stufe offen ist, was bedeutet, dass konkurrierende Betreiber über physische Verbindungen direkten Zugang zu den Endnutzern erhalten. Es gibt eine Unterscheidung zwischen dem Backbone-PIP und dem Ortsbereich-PIP, wobei der Backbone-PIP für die Verbindung der verschiedenen Teile einer Region, eines Landkreises oder einer Kommune zuständig ist und der Ortsbereich-PIP für die Bereitstellung der Teilnehmeranschlüsse und mitunter des Bereichsnetzes verantwortlich ist.

Das PLOM-Modell ermöglicht den Betreibern eine hohe Freiheit und Kontrolle bei der Gestaltung ihres Zugangsnetzes, was ein Vorteil ist. Ein Nachteil besteht jedoch darin, dass bei diesem Modell konkurrierende Betreiber aktive Technik im Zugangsknoten des Bereichs installieren müssen, den sie bedienen wollen, sofern keine Mitnutzungsvereinbarung getroffen wird. Wenn die Bevölkerungsdichte zu gering ist, aggregiert jeder Zugangsknoten nur eine kleine Zahl von Nutzern, so dass bei Präsenz von mehr als einem Betreiber in jedem Bereich Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist. Dies schwächt den Wettbewerb und führt zu hohen OPEX und CAPEX.

Insgesamt eignet sich das PLOM-Modell am besten für relativ große und dicht besiedelte Gebiete wie größere Städte. In dünner besiedelten Gebieten wird stattdessen oft das 3LOM- oder ALOM-Modell gewählt, bei denen der Wettbewerb zwischen Diensteanbietern durch ein offenes Netz auf der aktiven Ebene erreicht wird, um den Markteintritt zu erleichtern. Das PLOM-Modell wird oft von öffentlich unterhaltenen kommunalen Netzen in Großstädten eingesetzt, wobei die öffentliche Hand die Rolle des Backbone-PIP übernimmt. Ein prominentes Beispiel für dieses Modell ist das Glasfasernetz von Stockholm.[4]

Active-Layer Open Model (ALOM)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zum PLOM-Modell, bei dem separate passive und aktive Schichten von verschiedenen Instanzen betrieben werden, integriert ALOM beide Schichten in einer Hand. Diese Instanz installiert Technik in allen Zugangsknoten und richtet ein offenes, betreiberneutrales Netz ein, über das alle Diensteanbieter ihre Dienste an alle Endnutzer liefern können.

In der Wertschöpfungskette des ALOM-Modells liegt die Rolle des Backbone-PIP und NP in einer Hand. Der Backbone-PIP+NP erzielt Einnahmen von den Diensteanbietern, indem diese ihre Dienste an die Endnutzer durch sein Backbone-Netz und zu den Teilnehmeranschlüssen liefern, die der Backbone-PIP+NP beim Zugangsbereich-PIP mietet und für die er eine Gebühr zahlt. Die Endnutzer erhalten ihre Dienste von dem von ihnen gewählten Betreiber gegen eine Dienstgebühr. In einigen Fällen wird die Netzgebühr direkt an den PIP+NP gezahlt. Der Zugangsbereich-PIP kann Einnahmen erzielen, indem die Endnutzer entsprechende Zahlungen leisten.[4]

3-Layer Open Model (3LOM)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 3LOM ist die öffentliche Hand für die Rolle des PIP verantwortlich, während die Rolle des NP einem einzigen Unternehmen zugewiesen wird, das die aktive Schicht betreibt und ein offenes, betreiberneutrales Netzwerk errichtet, über das alle Diensteanbieter ihre Dienste an alle Endnutzer liefern können.

Um faire und diskriminierungsfreie Bedingungen für alle SP zu gewährleisten, ist es dem NP nicht gestattet, selbst Dienste zu erbringen.[4]

Vertikal integriertes Modell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das vertikale Modell beschreibt einen Ansatz, bei dem etablierte Telekommunikationsunternehmen die Infrastruktur und die Technik besitzen und den Endkunden Dienste direkt anbieten. Sie sind in der Regel auch in der Lage, den Zugang zu Vorleistungsebenen zu bieten, die anderen Diensteanbietern den Zugang ermöglichen. Es handelt sich um ein proprietäres Modell, bei dem der TK-Unternehmer eine beträchtliche Marktmacht hat und in der Lage ist, seinen Mitbewerbern den Zugang zum Netz in der physischen Schicht oder in der aktiven Schicht zu gewähren.

Konkurrierende Betreiber können ihre Technik entweder im Zugangsknoten der Bereiche installieren oder ihre Netztechnik in einem Rechenzentrum installieren, wo sie mit dem Netzeigentümer gekoppelt wird. Das Modell hat jedoch den Nachteil, dass es dazu führen kann, dass der TK-Unternehmer eine monopolistische Position einnimmt und den Wettbewerb einschränkt. Aus diesem Grund gibt es in einigen Ländern Regeln, die den Mitbewerbern den Zugang zum Netz in der physischen Schicht oder in der aktiven Schicht ermöglichen, um den Wettbewerb zu fördern.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bundesnetzagentur: Eckpunkte über die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung moderner Telekommunikationsnetze und die Schaffung einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur. Bonn (März 2010)
  • ANGA-Positionspapier zur „Breitbandpolitik und Breitbandförderung“ (Dezember 2009)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Richard Sietmann: Bastelei am Netzanschluss: Regulierer und Unternehmen ringen um den offenen Zugang. In: c’t. Band 19, 2010, S. 74–79.
  2. VDE-AR-E 2800-901@1@2Vorlage:Toter Link/www.dke.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Durch die einheitliche Auslegung der optischen Gebäude- oder Standort-Infrastruktur und die dadurch gebotene Möglichkeit zur gemeinsamen Nutzung oder Wiederverwendung ergeben sich finanzielle Einsparpotenziale, die die Installation optischer Zugangsnetze beschleunigen helfen sollen.
  3. Optische Netze - Systeme Planung Aufbau. 1. Auflage. dibkom GmbH, Straßfurt 2010, ISBN 978-3-9811630-6-3, S. 38.
  4. a b c d e M. Forzati, C. Mattsson, M. Corbet, D. Cullen: Leitfaden für Investitionen in Hochgeschwindigkeits-Breitbandnetze. In: European Commission website. Europäische Kommission, 7. Mai 2015, abgerufen am 9. März 2023.