Opok

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Opok ist eine Bezeichnung für bestimmte Böden im Süden und Osten der Steiermark, Österreich.

Dieser Begriff wird landläufig für verfestigte, nicht sehr grobkörnige Sedimentgesteine verwendet. Diese Gesteine können braun, aber auch grau bis blau gefärbt sein. Meist handelt es sich um Mergel, Ton (Illit) und Silt.[1] Opok-Böden der Oststeiermark wurden auch als Staublehmböden betrachtet, die einen hohen Anteil an Illit aufweisen.[2]

Mergel

Das Wort stammt aus der Umgangssprache, es ist maskulin und wird verschieden geschrieben, z. B. in den Varianten opock, aubock, onpock, oupok, appock, obouk, opak, opach etc.[3]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weinbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Weinbau wird „Opok“ in den Bezirken Deutschlandsberg und Leibnitz in der West- und Südsteiermark hauptsächlich für Mergelböden von Weinbergen verwendet.[4][5] In der Ost- und Weststeiermark werden als Opok Böden bezeichnet, die aus diagenetisch entstandenen Ton und Schluffsteinen bestehen und die wegen ihrer Festigkeit (Bindigkeit) das Eindringen der Wurzeln der Weinstöcke erschweren.[6] Aber auch Weine selbst werden mit diesem Namen bezeichnet.[7] Der Mergel ist einer der vier wichtigen Böden in den Weinbaugebieten dieser Gegend: Tonmergel, Muschelkalk, Sand/Schotter und Schiefer. Es handelt sich dann, wenn sie (wegen einer Lage am Hang usw.) das in ihnen gespeicherte Wasser abgeben können, um eher warme (wärmespeichernde) Böden, die den Trauben optimale Reifebedingungen bieten.[4] Sonst wird der Boden (Opok aus Staublehm) als langsam erwärmbar, mit schlechter Wasserführung und schlechter Durchlüftung geschildert.[8] Opok als Boden eines Weingartens kann schwierig zu bearbeiten sein, abhängig davon, welche Schichten vorhanden sind und wo der wasserundurchlässige Unterboden beginnt.[8]

In Weingärten, die auf solchen Böden liegen, werden in erster Linie die Rebsorten Blauer Wildbacher (Schilcher), (Gelber) Muskateller, Welschriesling, Sauvignon Blanc, Morillon, Traminer, Weißburgunder angebaut.

Bauwesen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bauwesen wird Opok als Bezeichnung für ein Gestein ähnlich dem Schlier verwendet, wobei es aber keine festen Grenzen für die Verwendung dieses Begriffes gibt und auch ein weicherer Boden als Opok bezeichnet sein kann.[9]

Forstwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Forstwirtschaft wird Opok für einen nassen Waldboden, einen Pseudogley aus Staublehm verwendet.[10]

Mergel kann auf den ersten Blick den Eindruck einer lockeren Gesteinsschicht erwecken.

Wasserwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Wasserwirtschaft kann Opok nach starken Regenfällen eine Gleitschicht bilden, wenn ein Porenwasserüberdruck entsteht und der überlagernde, meist schichtweise unterschiedlich aus Ton, Schluff und Sand zusammengesetzte Boden übersättigt ist. Dies kann zu Hangrutschungen führen.[11]

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wort Opok ist kein genau definierter geologischer oder bodenkundlicher Fachbegriff. Es wird im Alltag für verschiedene Böden und bodenbildende Gesteine (Grundgesteine) der Gegend verwendet. Diese Gesteine sind hauptsächlich Mergel. Das ist ein grobkörniges („feinklastisches“) Sedimentgestein, das wie Schotter aussehen kann, aber fester ist.

Opok bezeichnet Gesteine, die nicht immer leicht voneinander zu unterscheiden sind. Diese Gesteine bilden zusammen die Füllung des Weststeirischen Beckens, es handelt sich um „Florianer Schichten“, „Eckwirtschotter“, „Kreuzbergschotter“, „Pölser Mergel“, „Arnfelser Konglomerat“, „Leutschacher Schlier“, „Gamlitzer Schichten“ usw.[12] Die Bestandteile des Opok überlagern einander in Schichten oder ergänzen einander. So wird der Pölser Mergel als Äquivalent für die Anteile des Florianer Tegels aus dem Torton bezeichnet.[13]

Konglomerat besteht hauptsächlich aus abgerundeten Bestandteilen (Kies, Geröll)

Die Gesteine sind Reste ehemaliger Meeresbedeckung und von Meeresstränden vor rund 10 ± 5 Millionen Jahren aus dem Miozän sowie darauf folgender Ablagerungen von Fluss-Schottern. Ihr Gebiet liegt am Rand des Steirischen Beckens. Dieses Becken war Teil eines Meeres, der Paratethys. Dieses Meer wich im Zug der Auffaltung der Alpen immer weiter nach Osten zurück (Regression). Sein Gebiet wurde mit Meeressedimenten und Flussablagerungen aufgefüllt. In seinem Westen lag die Florianer Bucht, in der vor allem sandige und tonige Gesteine abgelagert wurden. Dieses Meer hatte sich zusammen mit dem Mittelmeer aus einem Vorgängermeer, der Tethys gebildet. Es wurde später abgetrennt und nahm eine eigene Entwicklung.[13]

Es sind in diesem Gebiet über 200 Arten von Fossilien nachgewiesen.[14] Ob in einem Opok allerdings tatsächlich Fossilien gefunden werden, hängt davon, aus welcher Gesteinsart er besteht. Als fossilreich gilt besonders der Pölser Mergel aus der Phase der Meeresbedeckung, in der der Wasserstand im Bereich Pöls nur zwischen 10 und 20 Meter hoch war.[15]

Die Gesteine stammen aus dem Baden, sie haben auch Anteile aus dem ca. 9 Millionen Jahre alten Torton und (bei Gamlitz, Leutschach, Arnfels) aus dem vor 18-16 Mio. Jahren liegenden Zeitraum vom Ottnang bis zum Karpat.[12][13]

Mergel kann im Unterschied zu losem Schotter auch relativ steile Hänge bilden.

Herkunft des Wortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Herkunft des Wortes werden mehrere Ansichten vertreten. Der Begriff ist auch in anderen Wörter und Wortzusammensetzungen enthalten, so z. B. in[16]

  • Opockbrunn: ein durch die Opok-Schichten reichender Brunnen (schlechtes Trinkwasser, wegen schlechter Wasserführung[4]).
  • opockig: mergelig.
  • Opockfels: Mergel (mittel- und untersteirisch)

In der Sprachwissenschaft wird das Wort Opok auf ein slawisches Wort zurückgeführt. Opock(en) bedeutet auf slowenisch „Mergelboden“.[17]

In der Alltagssprache wird Opok abgeleitet von angepackt, zusammengepackt sein. Opok wird auch als zsammpock (von zusammengepackt, eben wegen der Festigkeit im Vergleich zu Schotter) bezeichnet. Unter Berufung auf den Gleichklang mit diesen Worten wird vertreten,[18] dass das Wort deutsch ist (und vielleicht auch nach einem „Umweg“ über das Slawische als slowenisches Lehnwort wieder in die Deutsche Sprache zurückgekehrt ist). Nach dieser Ableitung wäre „opok“ im Slawischen ein (sehr altes) Lehnwort aus dem Deutschen. Mehrfache Übernahmen von Begriffen sind möglich, siehe den Artikel Lehnwort. Eine Untersuchung über solche Entwicklungen in der Abfolge deutsch-slowenisch-deutsch gibt es,[19] sie ist allerdings in der wissenschaftlichen Diskussion in Slawistik und Germanistik umstritten.[20] Eine Untersuchung dieser Abläufe wird in der Literatur[17] noch als „Aufgabe“ bezeichnet.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. fachliche Beschreibung (Memento des Originals vom 25. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geo-logic.at aus der Baugeologie.
  2. Walter J. Schmidt: Untersuchung der Rohtonfraktion steirischer Opok-Böden. In: Joanneum, Mineralogisches Mitteilungsblatt. Hrsg. von der Abteilung für Mineralogie am Landesmuseum Joanneum in Graz. Verlag Leykam. Jahrgang 1960 Heft 1, S. 1–7.
  3. Claus Jürgen Hutterer, Walter Kainz, Eduard Walcher†: Weststeirisches Wörterbuch. Grammatik und Wortschatz nach Sachgruppen. In der Reihe: Schriften zur deutschen Sprache in Österreich. Band 13/14. Herausgegeben von Peter Wiesinger. Böhlau Verlag. Wien-Köln-Graz 1987, ISBN 3-205-07321-5. S. 298 und 305.
  4. a b c Wein aus Österreich (Memento des Originals vom 3. März 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.weinausoesterreich.at Ausgabe 04/2006: Vielfalt unterm Klapotetz.
  5. s'Rebenblattl. Unabhängiges und überparteiliches Informationsblatt der Gemeinden Leutschach - Eichberg-Trautenburg - Glanz an der Weinstraße - Schloßberg. Amtliche Mitteilungen. Nr. 3/2006. S. 15.
  6. Alois Bernhart, Werner Luttenberger: Wein und Boden. Der Einfluss des Bodens auf die Geschmacksvielfalt steirischer Weine. Leopold Stocker Verlag, Graz 2003. ISBN 3-7020-1011-4. S. 42 (Name), S. 47 (Bindigkeit).
  7. Opok (Memento des Originals vom 5. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.weingutmuster.com (PDF-Datei; 35 kB) als Wein, als Beispiel für mehrere Weingüter der Gegend.
  8. a b Helmut Redl, Walter Ruckenbauer, Hans Traxler: Weinbau heute. Handbuch für Beratung, Schulung und Praxis. 3. Auflage. Leopold Stocker Verlag, Graz-Stuttgart 1996, ISBN 3-7020-0725-3. S. 250–251.
  9. Anton Pech, Erich Würger: Gründungen. Baukonstruktionen Band 3. Springer Verlag. Wien-New York 2004, ISBN 3-211-21497-6. Abschnitt Baugrund. S. 8.
  10. Walter Kilian, Ferdinand Müller, Franz Starlinger: Die forstlichen Wuchsgebiete Österreichs. Eine Naturraumgliederung nach waldökologischen Gesichtspunkten. Forstliche Bundesversuchsanstalt, Waldforschungszentrum (Institute für Forstökologie und für Waldbau). Wien 1994. Berichte der Forstlichen Bundesversuchsanstalt FBVA Nr. 82/1994 (PDF-Datei; 779 kB). ISSN 0374-9037. S. 52.
  11. Wasserinformationssystem des Landes Steiermark (WIS): Ursachen von Hangrutschungen. Stabilisierung von Rutschhängen, Rutschhangsicherungen.
  12. a b Helmut W. Flügel, F. Neubauer: Geologie der österreichischen Bundesländer in kurzgefassten Einzeldarstellungen. Steiermark. Geologische Karte der Steiermark 1:200.000 mit Erläuterungen. Geologische Bundesanstalt, „Bundesländerserie“. Wien 1984, ISBN 3-900312-12-5, S. 21–23.
  13. a b c Andrea Brunnsteiner: Neubearbeitung der „Florianer Schichten“ im Gebiet zwischen Kainach und Laßnitz. S. 7. Diplomarbeit zur Erlangung des Magistragrades an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. Institut für Geologie und Paläontologie. September 1997. Hochschulschrift, kein Verlag, keine ISBN.
  14. Hartmut Hiden: Geologie des Siedlungsraumes. S. 17. In: Helmut‑Theobald Müller (Hrsg.), Gernot Peter Obersteiner (wissenschaftliche Gesamtleitung): Geschichte und Topographie des Bezirkes Deutschlandsberg. Graz-Deutschlandsberg 2005, ISBN 3-901938-15-X. Steiermärkisches Landesarchiv und Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg 2005. In der Reihe: Große geschichtliche Landeskunde der Steiermark. Begründet von Fritz Posch†. Band 3. Erster Teilband, Allgemeiner Teil.
  15. Fossilsuche in Pöls: Als Pöls ein schöner Sandstrand war. Artikel aus dem „ZP (Zwaring-Pöls)-Magazin“ Ausgabe Winter 2002/2003.
  16. Beispiele in der Schreibvariante Opock nach: Theodor Unger: Steirischer Wortschatz als Ergänzung zu Schmellers Bayerischem Wörterbuch. Für den Druck bearbeitet und hrsg. von Ferdinand Khull. Graz 1903. Leuschner und Lubensky's Universitätsbuchhandlung. S. 481.
  17. a b Manfred Trummer: Slawische Steiermark = Leicht erweiterte Fassung des gleichnamigen Vortrags am Symposium „Fremd sein – beinander bleiben. Die slowenische Volksgruppe in Österreich“ im Rahmen der „Slowenischen Tage“ an der Karl-Franzens-Universität in Graz, 25.–28. März 1996. Aus: Christian Stenner (Hrsg.): Slowenische Steiermark. Verdrängte Minderheit in Österreichs Südosten. Schriftenreihe Zur Kunde Südosteuropas II/23. Herausgegeben vom Institut für Geschichte der Universität Graz, Abteilung Südosteuropäische Geschichte, Univ.-Prof. Dr. Karl Kaser. Böhlau Verlag, Wien-Köln-Weimar 1997, S. 15–34. zum Text.@1@2Vorlage:Toter Link/www-gewi.kfunigraz.ac.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ISBN 3-205-98690-3. Siehe auch in größeren Wörterbüchern slowenisch opoka, polnisch opok.
  18. Mitteilung von Bewohnern des Gebietes und aus dem Baugewerbe von Herr Karl Moser 1982. Das Gestein war in früheren Zeiten händischer Bauarbeiten nicht beliebt, weil es - im Gegensatz zu Schotter und Ton - schwer zu graben war, aber noch nicht fest genug, um gebohrt oder gesprengt zu werden.
  19. Eberhard Kranzmayer: Die deutschen Lehnwörter in der slowenischen Volkssprache. Laibach 1944. Veröffentlichungen des Instituts für Kärntner Landesforschung, Band 1. Schriftleiter Dr. Karl Dinklage.
  20. Helmut W. Schaller: Slawische Philologie. In: Frank-Rutger Hausmann: Die Rolle der Geisteswissenschaften im dritten Reich, 1933-1945. Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien 53. Verlag Oldenbourg 2002, ISBN 3-486-56639-3, S. 265–280 (zum konkreten Werk Kranzmayers: S. 276 mit den Worten „… ideologisch gefärbt … überbetont den deutsche Einfluss auf das Slowenische …“).
    Peter Wiesinger, Daniel Steinbach: 150 Jahre Germanistik in Wien. Ausseruniversitäre Frühgermanistik und Universitätsgermanistik. Edition Praesens. Wien 2001, ISBN 3-7069-0104-8.
    Franz Krahberger: Germanistik - eine befangene Wissenschaft. Eine Besprechung u. a. mit den Worten „… 1944 erschien seine [Kranzmayers] einschlägige Studie "Die deutschen Lehnwörter in der slowenischen Volkssprache", die im Sinne des nationalsozialistischen Zeitgeistes die Bedeutung der deutschen Einflüsse im fremdsprachigen Gebiet hervorkehrte und damit eine eigenständige slowenische Kultur in Frage stellte.“.