Orson Scott Card

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Orson Scott Card (* 24. August 1951 in Richland, Washington, USA) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller.

Orson Scott Card (2008)

Leben

Cards frühe Werke stammen aus den Genres der Science Fiction (z. B. Hot Sleep und Capitol) und Fantasy (Songmaster). Bekanntheit erlangte er mit dem Science-Fiction-Roman Das Große Spiel (engl. Originalausgabe Ender’s Game), der 1985 mit dem Nebula Award[1] und 1986 dem Hugo Award[2] ausgezeichnet wurde. Beide Auszeichnungen erreichte auch der Nachfolger Sprecher für die Toten (engl. Originalausgabe Speaker for the Dead) im Jahre 1986 (Nebula)[3] und 1987 (Hugo)[4], was Card zum einzigen Autor machte, der die beiden bedeutendsten Auszeichnungen der Science Fiction in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gewann. Des Weiteren erhielt er für Sprecher für die Toten den Locus Award[5], den er bislang insgesamt achtmal gewinnen sollte.[6] Daneben hat er in den Bereichen Horror (Lost Boys) und Thriller (Treasure Box) veröffentlicht.

Einige seiner Romane (so etwa Stone Tables, ein Roman über das Leben des alttestamentlichen Moses) sind religiös gefärbt; andere Romane zeigen seine mormonische Tradition nur indirekt oder gar nicht.

Card engagiert sich auch politisch, wobei seine Haltung – trotz seiner Selbsteinschätzung als Demokrat – eher als rechts-konservativ einzuschätzen ist. Card befürwortet unter anderem mehrere Aspekte des sogenannten Krieg gegen den Terror und der damit verbundenen amerikanischen Außenpolitik. Ebenso geriet er mehrmals unter Kritik wegen seiner Äußerungen gegen die gleichgeschlechtliche Ehe.[7] Seine Empire-Romane (Empire sowie Hidden Empire) wurden dafür kritisiert, dass Card darin seine politischen Ansichten sehr explizit zum Ausdruck brachte und teils recht scharf gegen liberale Positionen polemisierte.[8]

Seit 2008 schreibt er wöchentlich einen Kommentar für die Sonntagsausgabe der mormonischen Deseret News (früher: "the Mormon Times").[9]

Werk

Das Ender-Universum

Die Geschichten des Ender-Universums drehen sich um die Person des Ender Wiggin. Ender wurde geboren als „genetische Auftragsarbeit“ in einer Phase, in der die Menschen der Erde in einem Dauerkonflikt mit der außerirdischen Rasse der Buggers (deutsch: Krabbler) liegen. Die Menschheit benötigte ein militärisches Genie, das Personen wie Alexander den Großen, Dschingis Khan und Napoleon in den Schatten stellt. Seine Kindheit verbrachte Ender auf einer Raumstation in einem Zustand der sozialen Isolation und der ständigen Herausforderung durch seine Mitschüler und Lehrer. Im Alter von elf Jahren wurde er, auf dem Höhepunkt seiner geistigen Leistungsfähigkeit, vorzeitig zur Abschlussprüfung zugelassen. Die Prüfungsaufgabe war eine höchst anspruchsvolle, wenn nicht gar unfaire simulierte Schlacht. Er löste sie, indem er seinerseits eine als ungewöhnlich zu betrachtende Vorgehensweise wählte und unter Anwendung einer Selbstmordmission den Planeten und damit die gesamte Spezies des Gegners vernichtete.

Zu seinem Erstaunen hatten die Prüfer dagegen keine Einwände: Es handelte sich gar nicht um eine Simulation, sondern um die Entscheidungsschlacht des realen Krieges. Die realen Soldaten hatten seine Befehle ausgeführt und die Schlacht durch die vollständige Vernichtung der Fremdrasse gewonnen. Erschüttert von der plötzlichen Erkenntnis, eine ganze Rasse ausgelöscht zu haben, beschließt Ender im Zuge der jetzt einsetzenden Besiedlung des Weltraums durch die Menschen, ins Exil der Anonymität zu gehen. In einem Buch von durchdringender Wahrheit, das im Laufe der Zeit in die Geschichte der Menschheit eingeht, geißelt er unter einem Pseudonym seine eigene Tat und macht der Menschheit ihren furchtbaren Fehler klar. Anschließend begibt er sich auf eine kosmische Büßerreise, indem er vormals von den Krabblern und jetzt von den Menschen besiedelte Planeten besucht. Durch die Folgen des relativistischen Raumfluges überspringt er dabei, begleitet von seiner Schwester Valentine, die Jahrtausende. Er wird zur Stimme der Wahrheit für die Toten, indem er aus deren Werken deren innere Gedankenwelt erkennt (eine Fähigkeit, die unter anderem seine militärische Genialität ausmacht) und sie den Hinterbliebenen erläutert. Seiner Vernichtung der Krabbler setzt er im zweiten Buch die Neuansiedelung der Krabbler-Königin auf einem Planeten entgegen. Durch verschiedene Umstände bilden die örtlichen Außerirdischen zusammen mit den Menschen und den bald entstehenden Krabblern eine neue Gemeinschaft.

2008 erhielt Card den Margaret A. Edwards Award der American Library Association für seine großen Verdienste in der Jugendliteratur. Zitierte: Ender’s Game und Ender’s Shadow.[10]

Mit dem geplanten Buch Shadows Alive sollen die Enderserie und die Shadowserie wieder zusammenfinden.[11]

Der erste Band wurde 2013 mit Harrison Ford verfilmt und kam am 24. Oktober 2013 in die deutschen Kinos.[12]

Die Ender-Serie

(Das große Spiel und Sprecher für die Toten sind in Deutschland auch als Sammelband unter dem Titel Ender, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach, 1992, ISBN 3-404-24155-X, erschienen)

Die Shadow-Serie (parallel zur Ender-Serie)

Kurzgeschichten aus dem Ender-Universum

  • Ender’s Game (1977), deutscher Titel: Enders Spiel, 1982 (wurde 1985 zum gleichnamigen Roman erweitert)
  • Investment Counselor (1999)
  • The Polish Boy (2002)
  • Teacher’s Pest (2003)
  • First Meetings (2003) (Sammlung der vier oben genannten Kurzgeschichten) ISBN 0-7653-0873-8
  • A War Of Gifts (2007) ISBN 978-0-7653-1282-2

Die Alvin-Serie

Die Homecoming-Saga

  • The Memory of Earth (1992), deutscher Titel: Die verlorene Erde, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach, 1993, ISBN 3-404-24167-3
  • The Call of Earth (1992), deutscher Titel: Der Ruf der Erde, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach, 1993, ISBN 3-404-24179-7
  • The Ships of Earth (1994), deutscher Titel: Die Schiffe der Erde, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach, 1995, ISBN 3-404-24195-9
  • Earthfall (1995), deutscher Titel: Die Kinder der Erde, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach, 1996, ISBN 3-404-24211-4
  • Earthborn (1995), deutscher Titel: Der Hüter der Erde, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach, 1996, ISBN 3-404-24217-3

Die Women of Genesis-Trilogie

  • Sarah (2000)
  • Rebekah (2001)
  • Rachel and Leah (2004)

Die Mayflower-Serie (gemeinsam mit Kathryn H. Kidd)

  • Lovelock (1994)
  • Rasputin (geplant)

Empire-Reihe

In den USA droht ein neuer Bürgerkrieg auszubrechen. Nachdem der Historiker und neue Nationale Sicherheitsberater Averell Torrent mit überwältigender Mehrheit als neuer Präsident vereidigt wird, scheint das Land wieder zur Ruhe zu kommen. Doch Torrent plant, in Anlehnung an die Politik des ersten römischen Kaisers Augustus, ein amerikanisches Imperium zu begründen.

  • Empire (2006)
  • Hidden Empire (2009)

Die Pathfinder-Serie

  • Pathfinder (2010)
  • Ruins (2012)
  • Visitors (2014)

Diverse

  • Listen, Mom and Dad, 1978 (Kindererziehung)
  • Capitol, 1978 (Kurzgeschichten), deutscher Titel: Capitol, Bergisch Gladbach 1982
  • Hot Sleep, 1978 (1983 in The Worthing Chronicle umgearbeitet)
  • A Planet Called Treason, 1978 (1988 in Treason umgearbeitet), deutscher Titel: Der Spender-Planet (1985)
  • Songmaster (1979), deutscher Titel: Meistersänger, Bergisch Gladbach 1989, ISBN 3-404-24115-0
  • Unaccompanied Sonata and Other Stories (1980), deutscher Titel: Play Kosmos, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1982, ISBN 3-404-22043-9 (SF-Kurzgeschichten)
  • Ainge, 1982 (Sport)
  • Saintspeak, 1982 (Humor)
  • Hart’s Hope (1983), deutscher Titel: Die Hirschbraut, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1985, ISBN 3-404-20067-5
  • The Worthing Chronicle, 1983 (Neubearbeitung von Hot Sleep), deutscher Titel: Heißer Schlaf, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1983, ISBN 3-404-22052-8
  • Saints, 1983 (auch als Woman of Destiny veröffentlicht)
  • Cardography, 1987 (Fantasy-Kurzgeschichten)
  • Wyrms (1987), deutscher Titel: Die Stadt am Ende der Welt, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1989, ISBN 3-404-24122-3
  • Treason, 1988 (Neubearbeitung von A Planet Called Treason), deutscher Titel: Treason: Der Spender-Planet, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1991, ISBN 3-404-24140-1
  • The Folk of the Fringe, 1989 (SF-Kurzgeschichten)
  • The Secret of Monkey Island, 1990 (Computerspiel, Schwertkampfdialoge, LucasArts)
  • Maps in a Mirror: The Short Fiction of Orson Scott Card, 1990
  • Eye For Eye, 1990 (als Doppelroman mit Tunesmith von Lloyd Biggle, jr.)
  • The Worthing Saga, 1990 (enthält The Worthing Chronicle, Teile von Capitol und bislang unveröffentlichte Geschichten der gleichen Science-Fiction-Welt)
  • Abyss (1989), deutscher Titel: Abyss: In der Tiefe des Meeres (gemeinsam mit James Cameron), Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1991, ISBN 3-404-13246-7; Film
  • Lost Boys, 1992
  • A Storyteller in Zion, 1993 (Essays)
  • The Dig, 1995 (Computerspiel, Dialoge, LucasArts)
  • Pastwatch: The Redemption Of Christopher Columbus, 1996
  • Treasure Box, 1996
  • Stone Tables, 1997
  • Homebody, 1998
  • Enchantment, 1999
  • Magic Mirror, 1999 (ein Bilderbuch)
  • The Lost Gate, 2011
  • The Gate Thief, 2013

Zur Schriftstellerei

  • Character and Viewpoint, 1988
  • How to Write Science Fiction and Fantasy, 1990

Literatur

  • Michael Nagula: Das große Spiel, in: Das Science Fiction Jahr 1988 (Bd. 3), herausgegeben von Wolfgang Jeschke, Wilhelm Heyne Verlag, München 1988, ISBN 3-453-00983-5, S. 599-602-0
  • Ute Bauer: Der siebente Sohn/Der rote Prophet, in: Das Science Fiction Jahr 1991 (Bd. 5), herausgegeben von Wolfgang Jeschke, Wilhelm Heyne Verlag, München 1990, S. 658-660. ISBN 3-453-04471-1
  • Bernhard Kempen: "Die Science Fiction war die literarische Revolution nach der Moderne." Ein Gespräch mit Orson Scott Card auf dem ElsterCon 2004, in: Alien Contact. Jahrbuch für Science Fiction und Fantasy, Bd. 4, Shayol Verlag, Berlin 2005, S. 16–22. ISBN 3-926126-55-8

Weblinks

Commons: Orson Scott Card – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nebula Awards - frühere Preisträger (Memento vom 13. Oktober 1999 im Internet Archive)
  2. http://www.thehugoawards.org/hugo-history/1986-hugo-awards/
  3. Nebula Awards - frühere Preisträger (Memento vom 13. Oktober 1999 im Internet Archive)
  4. http://www.thehugoawards.org/hugo-history/1997-hugo-awards-2/
  5. http://www.locusmag.com/SFAwards/Db/Locus1987.html
  6. http://www.locusmag.com/SFAwards/Db/LocusTallies.html
  7. Artikel von Card gegen Gay Marriage und zur Kritik von Demokraten an der Außenpolitik von G. W. Bush.
  8. Vgl. neben anderen Rezensionen etwa SF-Reviews.net
  9. Joseph A. Cannon: The Gospel in Words: Mormon Times: New section every Thursday to bring more LDS news, info. Deseret News, 10. Januar 2008;.
  10. 2008 Margaret A. Edwards Award Winner (englisch). American Library Association.
  11. http://www.hatrack.com/cgi-bin/ubbmain/ultimatebb.cgi?ubb=get_topic;f=1;t=005427;p=0
  12. Ender’s Game - Das große Spiel. Internet Movie Database, abgerufen am 10. November 2015 (englisch).