Oskar Erbslöh

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Oskar Erbslöh um 1905
Oskar Erbslöh, der Sieger im Gordon-Bennett-Rennen von 1907 in St. Louis, nach dem Start im Ballon Pommern;
Foto von Edvin Levick
Oskar Erbslöh in St Louis 1907 mit dem Gordon-Bennett-Cup

Oskar Erbslöh (Schreibweise auch: Oscar) (* 21. April 1879 in Elberfeld; † 13. Juli 1910 bei Pattscheid) war ein deutscher Luftfahrtpionier.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erbslöh entstammte einer alten Barmer Kaufmannsfamilie. Sein Vater Carl Emil Erbslöh betrieb die Firma Gebrüder Erbslöh, ein Manufakturgeschäft in Elberfeld, an der auch Oskars Großonkel Julius Erbslöh I. zeitweilig Anteile besaß.

Oskar erhielt seine Schulbildung auf dem Elberfelder Realgymnasium und absolvierte eine kaufmännische Ausbildung in Hannover. Um 1900 sammelte er kaufmännische Erfahrungen im Ausland und bereiste Nordamerika. Er wandte sich schon frühzeitig verschiedenen Sportarten und 1904 der Luftschifffahrt zu. Nachdem er seiner Militärpflicht genügt hatte, trat er 1905 in das elterliche Geschäft als Teilhaber ein. Er starb 1910 beim Absturz des nach ihm benannten Luftschiffes „Erbslöh“.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oskar Erbslöh erhielt 1905 die Qualifikation als Ballonführer vom 1902 gegründeten Niederrheinischen Verein für Luftschiffahrt. Nachdem er bereits 1906 in nationalen Wettfahrten wiederholt erste Preise errungen und am 30. September 1906 bei der ersten Gordon-Bennett-Wettfahrt in Paris zusammen mit Hugo von Abercron im Ballon Düsseldorf den neunten Platz belegt hatte,[1] ging er am 15. September 1907 als Sieger der internationalen Wettfahrt der Fédération Aéronautique Internationale hervor. Für diese Fahrt erhielt er neben dem Siegerpokal auch die goldene Plakette des Prinzen Bonaparte, die ihm zu internationaler Berühmtheit verhalf.

Am 21. Oktober 1907 siegte er in St. Louis (USA) beim zweiten Gordon-Bennett-Cup der Ballonfahrer mit seinem Ballon Pommern. Dabei legte er mit seinem Begleiter Henry Helm Clayton 1403,55 Kilometer in 40 Stunden zurück. Dieser Sieg führte dazu, dass dieser international renommierte Cup im darauffolgenden Jahr in Deutschland ausgetragen werden konnte.

1908 wandte sich Oskar Erbslöh mehr der motorischen Luftschifffahrt zu. Unter seinem Vorsitz wurde die Rheinisch-Westfälische Motorluftschiff-Gesellschaft gegründet, deren Zweck im Bau von Motorluftschiffen bestand. 1909 stellte die Stadt Leichlingen dieser Gesellschaft im Ortsteil Balken auf Pachtbasis ein Grundstück von 20 Morgen (= 5,1 Hektar). zur Verfügung, auf dem eine feststehende Luftschiffhalle erbaut wurde. Zeitgleich mit dem Bau der Halle begann auch die Konstruktion und Fertigung des Luftschiffes „Erbslöh“, mit dem Oskar Erbslöh am 13. Juli 1910 bei Pattscheid (seit 1975 zu Leverkusen) zusammen mit vier Begleitern tödlich verunglückte. Eine Meldung aus der New York Times, sein Vater sei während Oskars Beerdigung infolge eines Schocks und Schlaganfalls verstorben,[2] steht allerdings im Widerspruch zu einer Aussage in einer Publikation der Familienfirma aus dem Jahre 1914, nach der der Vater „kaum zehn Monate später seinem Sohne ins Grab folgte“.[3]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1913 ersuchte die Stadt Leichlingen (Rheinland) bei Kaiser Wilhelm II. um die Erlaubnis, das Luftschiff Erbslöh in ihrem Stadtwappen führen zu dürfen, was jedoch von Wilhelm abschlägig beschieden wurde.[4]

Ein Denkmal für Erbslöh steht in Leichlingen unweit des Standorts der Luftschiffhalle an der nach ihm benannten Oskar-Erbslöh-Straße (etwas erhöht in einer kleinen Anlage gegenüber Haus Nr. 34). Auch in Wuppertal, Solingen, Essen und Langenfeld tragen Straßen sowie die in Langenfeld angesiedelte Luftsportgruppe seinen Namen. Am 24. August 2011 beschloss die Gemeindevertretung der Gemeinde Schönefeld, eine Straße im Eingangsbereich des Flughafens Berlin Brandenburg nach Oskar Erbslöh zu benennen.[5]

Oskar-Erbslöh-Denkmal

Der Grabstein des mittlerweile aufgelassenen Grabes befindet sich auf dem Alten Lutherischen Friedhof Hochstraße in Wuppertal.[6]

Quellen und Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gustav von Eynern: Nachrichten über die Familie Erbslöh. Lintz, Düsseldorf 1905 ((Stadtbibliothek Wuppertal, Signatur: BGV 2020.11.))
  • Illustrierte Aeronautische Mitteilungen. Deutsche Zeitschrift für Luftschiffahrt. Amtliches Organ des Deutschen Luftschiffer-Verbandes, Heft 10/11, XI. Jahrgang, Straßburg-Berlin 1907.
  • Deutschland in den Lüften voran! Oskar Erbslöh, Sieger im Gordon-Bennet-Rennen in St. Louis. In: Die Woche. Nr. 45, 9. November 1907, August Scherl, Berlin 1907, S. 1967 und 1969 f.
  • Oskar Erbslöh: Bericht über die Siegesfahrt. In: Aeronautischer Kalender. I. Jahrgang, J. Rieken, Berlin 1908, S. 65–95.
  • Oskar Erbslöh: Der deutsche Gordon-Bennett-Sieg 1907. In: Bröckelmann (Hrsg.): Wir Luftschiffer. Ullstein, Berlin/ Wien 1909, S. 105–116.
  • Das Platzen der Stoffluftschiffe. In: Im Reich der Lüfte. Deutschland voran. III. Jahrgang, Nr. 15, 10. August 1910, Verlag Emil Pilger Nachf., Berlin 1910.
  • Die Katastrophe von Leichlingen. In: Berliner Tageblatt. 39. Jahrgang, Nr. 352, 14. Juli, Berlin 1910.
  • Der Absturz des Lenkballons „Erbslöh“. In: Süddeutsche Illustrierte Zeitung. 5. Jahrgang, Nr. 31, 31. Juli 1910, Heilbronn 1910, S. 483 ff.
  • Saurin-Sorani: Oskar Erbslöh mit dem Gordon-Bennett-Preis der Lüfte 1907. In: Bergische Heimat. Band 5, Nummer 10, Verlag Ernst Scholl, Ronsdorf 1931, S. 239.
  • Hans Werner Hinrichs: „Erbslöh“ explodierte im Morgennebel. In: Westdeutsche Rundschau. Wuppertal, 8. Juli 1960.
  • G. Schmitt, W. Schwipps: Pioniere der frühen Luftfahrt. Gondrom Verlag, Bindlach 1995, ISBN 3-8112-1189-7.
  • Erich Schroeder: Oskar Erbslöh, ein rheinischer Luftfahrt-Pionier. Deutscher Aero-Philatelisten Club e.V., Köln 1997.
  • Erbslöh-Archiv. Familienverband Julius Erbslöh, Wuppertal, Springe 2008.
  • Uwe Boelken: Rheinische Luftschifffahrtsgeschichte in Leichlingen. Zur Erinnerung an den Absturz des Luftschiffes Erbslöh am 13. Juli 1910. Stadt Leichlingen (Hrsg. und Verleger), Leichlingen 2010.
  • Karl-Hugo Dierichs: Der Tod kam aus der Nebelwand. Erbslöhs Absturz. In: Bergische Blätter. 33. Jg., 3. Juli 2010, Wuppertal 2010, S. 7–9.
  • Andreas Erbslöh: Das Luftschiff „Erbslöh“. In: Andreas Erbslöh: Familienverband Julius Erbslöh. Eine Zeitreise. Hannover 2014, ISBN 978-3-925658-22-8, S. 125 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Oskar Erbslöh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geschichte des Düsseldorfer Aero-Klubs e.V., Webseite des Klubs (Wolfgang Martin), abgerufen am 28. August 2020.
  2. Erbsloeh's Father dead. Dies from Apoplexy, Due to Shock, at His Son's Funeral. In: The New York Times. 18. Juli 1910.
  3. Gebrüder Erbslöh: Neubau 1914. Elberfeld 1914.
  4. Brief des Reichs-Ministers des Inneren an den Regierungspräsidenten zu Düsseldorf, Az.: IV a 2893, 1913. Abbildung in: Andreas Erbslöh: Familienverband Julius Erbslöh. Eine Zeitreise. Hannover 2014, ISBN 978-3-925658-22-8, S. 126.
  5. Vorlage – GV/065/2011, beschlossen auf der 27. Sitzung der Gemeindevertretung der Gemeinde Schönefeld am 24. August 2011, abgerufen am 17. August 2012.
  6. Wolfgang Stock: Wuppertaler Gräber. Historischer Spaziergang über alle Friedhöfe der Stadt. Thales Verlag, Essen 2007, ISBN 978-3-88908-482-8, S. 153.