Oskar Rescher

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Oskar Rescher

Oskar Rescher (* 1. Oktober 1883 in Stuttgart; † 26. März 1972 in Istanbul), auch als Osman Reşer bekannt, war ein deutsch-türkischer Arabist und Turkologe, der seit 1928 in Istanbul lebte. Er hat zahlreiche Werke aus dem Arabischen und Türkischen übersetzt.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oskar Emil Rescher wurde am 1. Oktober 1883 in einer jüdischen Familie von Ärzten, Kaufleuten und Fabrikanten geboren. Am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in seiner Heimatstadt Stuttgart erhielt er eine humanistische Bildung und nahm 1903 in München das Studium der Rechte auf. Dies scheint eher einem Wunsch der Familie entsprochen zu haben, denn schon im folgenden Jahr wechselte er das Fach und die Universität. In Berlin studierte er ab 1904 Semitistik, Arabistik und Islamkunde bei bedeutenden Lehrern wie Martin Hartmann, Friedrich Delitzsch, Hugo Winckler und Eduard Sachau. Bei letzterem promovierte er 1909 mit einer Arbeit über den arabischen Grammatiker Ibn Dschinni. Anschließend ging er nach Leipzig zu August Fischer und unternahm von 1910 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges Reisen nach dem Nahen Osten, vornehmlich Konstantinopel, wo er sich dem Studium der arabischen Handschriften widmete. Die Frucht dieser Studien ist in einer Reihe von Aufsätzen niedergelegt, die in europäischen Fachzeitschriften erschienen und schon bald das Interesse der Koryphäen des Faches erregten. Ab 1913 beschäftigte Rescher sich intensiv mit der Maqamen-Literatur und übersetzte die Maqamen des Hamadani, Zamahshari, Suyuti u. a. ins Deutsche.[2]

Osman Reşer bzw. Oskar Rescher war seit 1937 türkischer Staatsbürger. Die während seines Wirkens und Forschens in Istanbul erworbene Sammlung von hunderten von handgeschriebenen Kodizes befindet sich heute verteilt auf verschiedene Bibliotheken. Größere Bestände finden sich im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin und der Beinecke Rare Book and Manuscript Library der Yale University. Weitere Bestände finden sich in der Bayerischen Staatsbibliothek, der Bibliothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft in Halle, in Bibliotheken in Hamburg, Leipzig, Göttingen und Tübingen sowie an der California Library in Los Angeles, der British Library, der Bodleian Library, der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek, der Österreichischen Nationalbibliothek, der Universitätsbibliothek Basel und den Bibliotheken der Universität Breslau sowie der Universität Uppsala.[3]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gesammelte Werke. Eine Sammlung der wichtigsten Schriften Oskar Reschers, teilweise mit Ergänzungen und Verbesserungen aus dem schriftlichen Nachlass; in V Abteilungen, Neudruck Osnabrück, Biblio-Verlag 1983–95, ISBN 3-7648-1066-1

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Güler Doğan Averbek: The Manuscripts Oskar Rescher Sold to the Berlin State Library Between 1913-1936. In: İslam Tetkikleri Dergisi - Journal of Islamic Review, 11, 2 (2021), S. 477–568 (DOI: 10.26650/iuitd.2021.958080).
  • Güler Doğan Averbek, Thoralf Hanstein: Oskar Rescher – Biographical Finds around Manuscripts, Books and Libraries. In: Sammler – Bibliothekare – Forscher: Beiträge zur Geschichte der Orientalischen Sammlungen an der Staatsbibliothek zu Berlin, ed. Sabine Mangold-Will, Christoph Rauch, Siegfried Schmitt, Frankfurt/Main: Vittorio Klostermann Verlag, 2021, S. 387–449, Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie – Sonderbände, 2021 (DOI: 10.5771/9783465145776).
  • Leon Nemoy: Arabic Manuscripts in the Yale University Library. Transactions of the Academy of Art and Sciences, Bd. 40, New Haven (Connecticut) 1956.
  • Leon Nemoy: The Rescher Collection of Arabic, Persian, and Turkish Manuscripts. In: Yale University Library Gazette, Bd. 47, Nr. 2 (1972), S. 57–99.
  • Bertold Spuler: Oskar Rescher / Osman Reşer. Zum 100. Geburtstag, 1. Oktober 1883/1983. in Der Islam, Bd. 61, Heft 1 (1984), S. 12f. (DOI: 10.1515/islm.1984.61.1.12).
  • Rosemarie Quiring-Zoche: Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland. Band 17. Arabische Handschriften. Reihe B. Teile 3, 5 + 6. Die Handschriften der Sammlung Oskar Rescher in der Staatsbibliothek zu Berlin. 3 Bde., Verlag Franz Steiner, Wiesbaden 1994–2006.
  • Hanne Schönig (Hrsg.): Ausgegrenzte Kompetenz. Porträts vertriebener Orientalisten und Orientalistinnen 1933–1945. Halle (Saale) 2001, S. 80f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bertold Spuler: Oskar Rescher / Osman Reşer. Zum 100. Geburtstag
  2. Oskar Rescher: Abriss der arabischen Literaturgeschichte. Hrsg.: Oskar Rescher. 1. Auflage. Band 1. Cloppenburg 1983, ISBN 3-7648-1066-1.
  3. Güler Doğan Averbek, Thoralf Hanstein: Oskar Rescher – Biographical Finds Around Manuscripts, Books and Libraries. In: Sabine Mangold-Will, Christoph Rauch, Siegfried Schmitt (Hrsg.): Sammler – Bibliothekare – Forscher: Zur Geschichte der orientalischen Sammlungen an der Staatsbibliothek zu Berlin. Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderband 124. Klostermann, Frankfurt am Main 2022, ISBN 978-3-465-14577-6, S. 388, doi:10.5771/9783465145776 (nomos-elibrary.de [abgerufen am 13. April 2023]).