Ottilienteil

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Der Ottilienteil von Nordwesten gesehen. Im Hintergrund die Aegidienkirche.
Ähnliche Ansicht um 1894
Durchgang zum ehem. Ottilienteil, 2009
Derselbe Durchgang um 1900

Ottilienteil, in früherer Schreibweise auch Othilientheil,[1] war einst der Name eines kleinen Platzes im Aegidienviertel in der Braunschweiger Innenstadt, dessen Geschichte bis in das Mittelalter zurückreicht. Zur Zeit seiner Entstehung war er durch seine Lage am Rande der Ägidienfreiheit und direkt an der Oker einst ziemlich abgeschieden, heute jedoch durch eine Verbindung zum Rosenhagen zumindest von drei Seiten zugänglich. Heute wird dieser Straßenraum der Ägidienstraße zugeordnet, der Straßenname Ottilienteil wurde aufgehoben.

Im Mittelalter hielt hier der Vogt des Aegidienklosters jährlich dreimal ein öffentliches Gericht über die Hörigen des Klosters ab.[2]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ottilienteil war ursprünglich Bestandteil eines Sonderrechtsbezirks innerhalb der Stadt Braunschweig, der die Aegidienkirche umgab und als „Aegidienfreiheit“ oder auch „Klosterfreiheit“ bezeichnet wurde.[3] Er befand sich innerhalb des Weichbildes Altewiek. Diese „Freiheit“ war rechtlich eigenständig und somit von der Stadt unabhängig.

Die heute in der Braunschweiger Innenstadt kanalisierte Oker floss teilweise bis in das 20. Jahrhundert hinein in zahlreichen Wasserarmen und -verzweigungen durch die Stadt hindurch und bildete so an einigen Stellen ein Bruch mit Landzungen. Der Ottilienteil lag an einer solchen von der Oker umflossenen Stelle, an der Ägidienmühle, heute Ägidienstraße (die bis 1861 Mühlenstraße hieß)[4] und war nur über eine Brücke erreichbar. Der westliche Okerarm wurde bereits vor 1907 unterirdisch kanalisiert, der östliche erst nach 1945.[5] Die Ägidienstraße erweitert sich von Osten nach Westen verlaufend platzartig und bildet dabei ein Dreieck. Begrenzt wird dieser Platz, der hauptsächlich von kleinen Fachwerkhäusern umstanden war, im Westen durch das dort 1907 errichtete Gebäude des Allgemeinen Konsum-Vereins.

Die enge, sich stellenweise gegenseitig überlagernde Bebauung mit kleinen, schmucklosen Fachwerkhäusern deutet darauf hin, dass der Ottilienteil in früheren Zeiten das Wohnquartier armer Bevölkerungsschichten war.

Benennung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bedeutung und Ursprung der Benennung Ottilienteil bzw. Othilientheil sind unklar und umstritten. Da er zum Sonderrechtsbezirk des Klosters gehörte, existieren aus der frühen Zeit keine städtischen Unterlagen über die dortigen Behausungen. Erst 1604 werden aufgrund von Bauarbeiten fünf Häuser erwähnt, die sich im „Zilkendey“ befanden. 1758 findet sich diese Benennung im Stadtplan wieder, 1789 gefolgt von „Tielkendey“. Erst 1813 erscheint zum ersten Mal „Ottilientheil“. 1822 jedoch wieder „Zilkendey oder Ottilientheil“. 1789 leitete Philip Christian Ribbentrop die Bezeichnung von der 1320 belegten Benennung „Sunte Ylien“ – für „Sankt Ägidien“ – ab. Auch „Thie“ für Gerichtsstätte wurde als möglicher Ursprung angeführt.[6] Richard Andree hat um 1900 versucht nachzuweisen, dass „Zilkendei“ oder „Silkendei“ die Bedeutung Schmollwinkel hatte.[7] Auch den Namen Sunte Ylien tey hatte er getragen.

Näheres historisches städtebauliches Umfeld[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon. Meyer, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5.
  • Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen – ihre Namen und ihre Geschichten, Band 1: Innenstadt. Elm-Verlag, Cremlingen 1995, ISBN 3-927060-11-9.
  • Heinrich Meier: Die Straßennamen der Stadt Braunschweig. In: Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Geschichte. Band 1, Wolfenbüttel 1904, (Digitalisat)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen – ihre Namen und ihre Geschichten, Band 1: Innenstadt. S. 13.
  2. Braunschweig und Umgebung: Historisch-topographisches Handbuch und Führer durch die Baudenkmäler und Kunstschätze der Stadt von Fr. Knoll, 1881
  3. Städtisches Museum Braunschweig (Hrsg.): Die Ausstellung ‚Geschichte der Stadt Braunschweig’ im Altstadtrathaus. 1. Teil, S. 91.
  4. Heinrich Meier: Die Straßennamen der Stadt Braunschweig. Wolfenbüttel 1904, S. 12.
  5. Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 1.1.: Stadt Braunschweig. Teil 1, Hameln 1993, S. 136.
  6. Heinrich Meier: Die Straßennamen der Stadt Braunschweig. Wolfenbüttel 1904, S. 80.
  7. Richard Andree: Braunschweiger Volkskunde. 2. Auflage, Braunschweig 1901, S. 128.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Koordinaten: 52° 15′ 37,3″ N, 10° 31′ 27,3″ O