Otto Erdmann (Maler)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Otto Erdmann (1860er Jahre)

Otto Wilhelm Eduard Erdmann (* 7. Dezember 1834 in Leipzig; † 9. Dezember 1905 in Düsseldorf) war ein deutscher Genremaler des Neorokoko.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seinen ersten Zeichenunterricht erhielt Erdmann im Alter von etwa 14 Jahren bei dem Leipziger Lithografen Gustav Schlick.[1] Kurz vor seinem sechzehnten Lebensjahr nahm er das Studium der Malerei an der Leipziger Akademie auf, wo er bei Gustav Jäger, Friedrich Wilhelm Brauer und Gustav Adolph Hennig unterrichtet wurde.[2] Ein Jahr später wechselte er an die Dresdner Akademie, wo er im Maleratelier u. a. bei Julius Schnorr von Carolsfeld, Eduard Robert Bary, Heinrich Gotthold Arnold, Johann Karl Ulrich Bähr und Julius Hübner lernte.[2] Nach Abschluss des Studiums ging er nach München, wo er sich dem dortigen Kunstverein, sowie dem Künstler-Sänger-Verein anschloss und mit der Rokoko-Malerei Louis von Hagns in Berührung kam. In München erhielt Erdmann zudem Unterricht in der Malschule des Malers Albert Graefle, dessen persönliche und berufliche Verbindung zu Franz Xaver Winterhalter einen starken Eindruck auf das spätere Schaffen Erdmanns machte.[3]

1858 ließ sich Erdmann in Düsseldorf nieder, wo er „ein mit feinster Empfindung für Duft und Zartheit des Kolorits ausgestatteter Spezialist für das Rokokozeitalter wurde“.[4] Er malte fortan fast ausschließlich Genrebilder mit Szenen aus dieser „galanten“ Zeit. Sie zeichnen sich durch feinen Humor, pikante Auffassung und gefällige Motive aus, die oft in einem höfischen Milieu angesiedelt sind.

Erdmann war Mitglied des Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten.[5] Dem Vorstand dieses Vereins gehörte er für mehrere Jahre an. Außerdem beteiligte er sich aktiv am Gelingen von Theateraufführungen im Malkasten-Haus. So spielte er am 27. Januar 1877 die Hauptrolle Enerique im „Degen- und Mantelstück“ Die Tochter des Hidalgo von Edmund Henoumont[6] sowie am 28. März 1882 die Hauptrolle Arnaldus in der Tragödie Erica, ebenfalls von Edmund Henoumont.[7][8] Gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Albert Baur überreicht Erdmann im Dezember 1885 Adolf Menzel die Ehrenmitgliedschaft des Künstlervereins Malkasten zu dessen 70. Geburtstag in Berlin.[9]

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1851: Silbermedaille an der Dresdner Kunstakademie.[10]
  • 1890: Goldene Medaille in der Kategorie „Bester ausländischer Maler“ im Londoner Crystal Palace.[11]
  • 1898: Roter Adlerorden 4. Klasse, aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Künstlervereins Malkasten.[12]
  • 1900: Große Erdmann-Feier im Künstlerverein Malkasten aus Anlass seiner 25-jährigen Vorstandsmitgliedschaft.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erdmann war der Sohn des Chemikers und dreimaligen Rektors der Universität Leipzig Otto Linné Erdmann (1804–1869) und dessen Frau Clara, geborene Jungnickel (1801–1863).[13][14] Seit 1843 lebte die Familie Erdmann in dem neu errichteten Fridericianum, einem von Albert Geutebrück errichteten Universitätsgebäude, in dem neben den Lehr- und Forschungsräumen des Vaters auch die Sammlung des Leipziger Antikenmuseums untergebracht waren.[15] Er war das jüngste von insgesamt vier Kindern. Seine beiden älteren Brüder waren Karl Ludwig Erdmann, Rechtsgelehrter und Advokat in Leipzig und Bernhard Arthur Erdmann, Medizinalrat und Großmeister der Freimaurer-Loge in Dresden[16] Erdmanns Schwester Cora war die Mutter der deutsch-schweizerischen Malerin Clara Grosch (1863–1932), die ab 1902 mit ihrem Mann, dem aus dem schweizerischen Gelterkinden stammenden Landschaftsmaler Jakob Wagner (1861–1915)[17] in Locarno ein gemeinsames Atelier führte. Erdmann heiratete 1864 Franziska Hubertina Franken, die Tochter des Düsseldorfer Genremalers und Malkasten-Mitglieds Theodor Franken (1811–1876).[18][19] Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau heiratete Erdmann 1872 deren Schwester, die 17 Jahre jüngere Elisabeth Franken (1872–1901). Bis zu seinem Tod 1905 lebte Erdmann in dem vom Düsseldorfer Architekten Lorenz Schilmann errichteten Haus in der Leopoldstraße Nr. 8.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erdmanns Bilder waren in regelmäßiger Folge auf zahlreichen akademischen und internationalen Kunstausstellungen zu sehen.[20] Durch Schenkungen oder Ankäufe gingen einige seiner Gemälde schon zu seinen Lebzeiten an Museen und in öffentliche Kunstsammlungen über, wie beispielsweise die Städtische Gemäldesammlung Düsseldorf,[21] das Wallraf-Richartz-Museum[22] und die Galerie der Woburn Public Library in Massachusetts, USA.[23] Bilder von Erdmann wurden auch als Einrichtungs-Inventar des Wiesbadener Stadtschlosses und für die Ausstattung öffentlicher Einrichtungen angekauft.[24]

Heute befinden sich Werke von Erdmann in der Sammlung des Städtischen Museums Braunschweig[25] und des Museums der bildenden Künste Leipzig,[26] im Lowe Art Museum in Miami, USA,[27] der Shipley Art Gallery im nordenglischen Gateshead[28] und in der Kollektion des Pabst Mansion im US-amerikanischen Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin[29]

Die glückliche Werbung
  • Der Empfang des Bräutigams (1860)
  • Der Verlobungsring (1862)
  • Das Blindekuhspiel (1863)
  • Die glückliche Werbung (1864)
  • Die talentvollen Kinder (1865)
  • Die Brautschau (1866)
  • Die geheime Botschaft (1870)
  • Die unterbrochene Klavierstunde (1870)
  • Das Liebesorakel (1875)
  • Der Gelegenheitsdieb (1884)
  • Die Testamentseröffnung (1886)
  • Der Rosenstrauß (1893)
  • Vorbereitungen für den Maskenball (1900)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Otto Erdmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. O. A.: Am Familientische. Der Roccocomaler In: Daheim. Ein deutsches Familienblatt mit Illustrationen. Jg. 5, 1870, S. 688.
  2. a b Akademie der Künste Dresden (Hrsg.): Verzeichnis der vom 13. Juli 1851 an der K. S. Akademie der Künste Dresden öffentlich ausgestellten Werke der bildenden Kunst. Dresden 1851, S. 28.
  3. Deutsche Malerei der Gegenwart auf der Jubiläums-Ausstellung der Kgl. Akademie der Künste zu Berlin 1886. Franz Hanfstaengl, München 1886, S. 53.
  4. Adolf Rosenberg: Aus der Düsseldorfer Malerschule. Studien und Skizzen. Leipzig 1890, S. 43.
  5. Bestandsliste des Künstlervereins Malkasten (Stand 07/2005) (Memento vom 30. Dezember 2013 im Internet Archive) im Portal malkasten.org, abgerufen am 16. September 2013.
  6. Die Tochter des Hildalgo (digital.ub.uni-duesseldorf.de), abgerufen am 16. September 2013.
  7. Titelaufnahme Erica (digital.ub.uni-duesseldorf.de), abgerufen am 16. September 2013.
  8. Edmund Henoumont war Hauptmann a. D. und gehörte mit Otto Erdmann dem „Kaiserfest-Comité des Künstlervereins ‚Malkasten‘“ an, das 1877 den Besuch Wilhelm I. im Künstlerhaus „Malkasten“ vorbereitete.
    Bernhard Endrulat: Ein Kaiserfest im „Malkasten“ zu Düsseldorf. Düsseldorf 1878, S. 20 (digital.ub.uni-duesseldorf.de).
  9. Künstlerverein Malkasten: Aus der Geschichte des Künstlervereins Malkasten. Zur Jubelfeier seines fünfzigjährigen Bestehens 1848–1898. Düsseldorf 1898, S. 77.
  10. Kunstakademie Dresden (Hrsg.): Verzeichnis der vom 13. Juli 1851 an der K. S. Akademie der Künste Dresden öffentlich ausgestellten Werke der bildenden Kunst. Dresden 1851, S. 29.
  11. The Illustrated London News. 17. Mai 1890, S. 630.
  12. Personalnachrichten. In: Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe. N.F. 9, 1898, Heft 32, S. 521 (digi.ub.uni-heidelberg.de).
  13. Daheim. Deutsches Familienblatt, 23. Juli 1870. Band 6, Nr. 43. Leipzig 1870, S. 688.
  14. Otto Linné Erdmann. In: Professorenkatalog der Universität Leipzig. Herausgegeben vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Historisches Seminar der Universität Leipzig. Leipzig 2016.
  15. Lothar Beyer, Horst Remane: Justus von Liebig an Otto Linné Erdmann – kommentierte Briefe von 1836 bis 1848. Leipzig 2016, S. 222.
  16. Michael Lang-Alsvik: Brüder reicht die Hand zum Bunde, (de.scribd.com).
  17. Jakob Wagner, in Personenlexikon des Kanton Basel-Landschaft.
  18. Moritz Blanckarts: Düsseldorfer Künstler. Nekrologe aus den letzten zehn Jahren. Stuttgart 1877, S. 116 (books.google.de).
  19. Heiratsanzeige. In: Leipziger Zeitung. Nr. 206, 30. August 1864.
  20. Erdmann, Otto. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 34, Saur, München u. a. 2002, ISBN 3-598-22774-4, S. 292 f.
  21. Verzeichnis der in der Städtischen Gemälde-Sammlung zu Düsseldorf befindlichen Kunstwerke. Düsseldorf 1902, S. 21 (digital.ub.uni-duesseldorf.de).
  22. Verzeichnis der Gemälde des Städtischen Museums Wallraf-Richartz zu Cöln. Köln 1903, S. 224.
  23. Annual Report of the Government of the City of Woburn for the year 1913. Woburn 1914, S. 200.
  24. Gerd Bartoschek: Zerstört – Entführt – Verschollen. Die Verluste der preußischen Schlösser im Zweiten Weltkrieg. Hrsg. v. d. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Berlin-Brandenburg 2004, S. 161.
  25. Julia M. Nauhaus: Die Gemäldesammlung des Städtischen Museums Braunschweig. Vollständiges Bestandsverzeichnis und Verlustdokumentation. Hildesheim / Zürich / New York 2009, S. 132.
  26. Dietulf Sander: Museum der bildenden Künste Leipzig. Katalog der Gemälde, hrsg. v. Herwig Guratzsch u.d. Museum der bildenden Künste Leipzig, Leipzig 1995, S. 45.
  27. Portrait of a Lady emuseum1.as.miami.edu.
  28. Andrew Ellis, Sonia Roe: Oil paintings in public ownership in Tyne & Wear museums. hrsg. v. Public Catolougue Foundation, London 2008, S. 29 (artuk.org).
  29. John C. Eastberg: The Captain Frederick Pabst Mansion: An Illustrated History. hrsg. v. Captain Frederick Pabst Mansion, Milwaukee 2009, S. 268.