Oxaliplatin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von Oxaliplatin
Allgemeines
Freiname Oxaliplatin
Andere Namen
  • Oxalatoplatin
  • trans-L-(−)-Diaminocyclohexanoxalatoplatin
  • Oxalato[(1R,2R)-cyclohexandiamin]platin(II)
  • Pt-(Oxalato)-trans-l-diaminocyclohexan
Summenformel C8H14N2O4Pt
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 61825-94-3
EG-Nummer (Listennummer) 621-248-1
ECHA-InfoCard 100.150.118
PubChem 11947679
ChemSpider 8062727
DrugBank DB00526
Wikidata Q422327
Arzneistoffangaben
ATC-Code

L01XA03

Wirkstoffklasse

Zytostatikum

Eigenschaften
Molare Masse 397,28 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Achtung

H- und P-Sätze H: 315​‐​317​‐​319​‐​335​‐​351
P: 261​‐​280​‐​305+351+338[1]
Toxikologische Daten

14,3 mg·kg−1 (LD50Rattei.p.)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Oxaliplatin ist ein zytostatisch wirksamer Arzneistoff aus der Gruppe der Platin-Derivate. Es ist in Kombination mit 5-Fluoruracil (5-FU) und Folinsäure (FS) zur Therapie des kolorektalen Karzinoms zugelassen (FOLFOX-Schema).

Chemie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oxaliplatin ist eine antineoplastische Substanz und gehört zu einer neuen Klasse von Platinkomplexen, bei denen das Platinion mit einem 1,2-Diaminocyclohexan-Liganden (kurz DACH-Ligand) und einem Oxalation komplexiert ist. Oxaliplatin ist ein reines Enantiomer, das cis-[oxalato(trans-L-1,2-Diaminocyclohexan)platin].

Pharmakologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirksamkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wirksamkeit der Kombinationstherapie aus Oxaliplatin mit 5-Fluoruracil/Folinsäure (5-FU/FS) ist in zahlreichen Studien belegt. Oxaliplatin ist in allen Leitlinien zur Therapie des kolorektalen Karzinoms für die jeweiligen Indikationsgebiete mit höchster Empfehlungsstufe enthalten. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass eine zusätzliche Kombination mit dem monoklonalen Antikörper Bevacizumab oder Panitumumab die Überlebensraten weiter deutlich verbessern kann.

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oxaliplatin wird in Kombination mit 5-Fluorouracil und Folinsäure angewendet und ist zugelassen bei Erwachsenen

  • zur adjuvanten Behandlung eines Kolonkarzinoms des Stadiums III (Dukes C) nach vollständiger Entfernung des primären Tumors,
  • zur Behandlung des metastasierenden kolorektalen Karzinoms.

Eine übliche Kombination ist das FOLFOX4-Schema mit einer Oxaliplatin-Infusion am ersten Tag und anschließender Dauerinfusion von 5-Fluoruracil über zwei Tage.

Wirkmechanismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oxaliplatin bewirkt, dass im Körper entstehende Stoffwechselprodukte, ähnlich wie bei Cis- oder Carboplatin, mit der DNA interagieren und Quervernetzungen in und zwischen den DNA-Strängen bilden. Der 1,2-Diaminocyclohexan-Ligand (DACH-Ligand) beeinflusst die Fähigkeit der Zelle, DNA-Platin-Addukte zu tolerieren. Hierauf beruht der Unterschied in der Wirkung von Oxaliplatin und Cis-/Carboplatin. Die DACH-Platin-Addukte, die aus Oxaliplatin gebildet werden, hemmen die DNA-Synthese stärker als die Cis-Diamino-Platin-Addukte, die aus Cis- und Carboplatin gebildet werden.

Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die häufigsten Nebenwirkungen von Oxaliplatin in Kombination mit 5-Fluorouracil und Folinsäure sind Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Entzündungen der Schleimhäute, Veränderungen des Blutbilds und periphere-sensorische Neuropathie(n) (neurologische Missempfindungen). Letztere ist häufig dosislimitierend.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1996 – Zulassung von Oxaliplatin zur Second Line-Behandlung bei metastasiertem Darmkrebs in Frankreich
  • 1998 – Zulassungserweiterung auch für die First Line-Therapie
  • 1999 – Zulassung von Oxaliplatin für die First Line-Therapie im Rahmen des gegenseitigen Anerkennungsverfahrens in Deutschland und den anderen europäischen Ländern
  • 2002 – Zulassung von Oxaliplatin zur Second Line-Behandlung bei fortgeschrittenem kolorektalen Karzinom in den USA durch die FDA
  • 2004 – Zulassungserweiterungen auch für die First Line Therapie in den USA und zur adjuvanten Behandlung des Kolonkarzinoms im Frühstadium in Europa

Handelsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monopräparate

Bendaplatin (D), Croloxat (D), Eloxatin (D, A, CH), Medoxa (D), diverse Generika (D, A)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Datenblatt Oxaliplatin bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 16. April 2011 (PDF).
  2. Eintrag zu Oxaliplatin in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM), abgerufen am 17. August 2021. (Seite nicht mehr abrufbar)