Pallium

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Innozenz III. mit Pallium im spätantik-byzantinischen Stil
Der Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt mit einem Pallium, wie es seit dem Hochmittelalter üblich war
Pallium auf Simon Petrus, nach einer Phantasiedarstellung von Peter Paul Rubens, 16. Jahrhundert
Der Mainzer Erzbischof Siegfried III. von Eppstein mit einem Pallium auf seinem Grabmal im Mainzer Dom
Pallium des sel. Johannes XXIII. im Museum der Erzdiözese Gniezno, Polen
Johannes Paul II. mit Pallium, gut sichtbar die Ziernadeln
Benedikt XVI. mit Pallium, 2007
Benedikt XVI. mit Pallium, 2008

Das Pallium ist ein Amtsabzeichen des Papstes, das er regelmäßig an die Metropoliten der Lateinischen Kirche verleiht. Es ist heute ein ringförmiges, ca. 5 bis 15 cm breites Band, eine Art Stola, und wird über dem Messgewand getragen. Üblicherweise sind in einem Pallium sechs schwarze Seidenkreuze eingestickt.

Ursprung und Geschichte

Bis ins 3. Jahrhundert war das Pallium Teil der Bekleidung hoher römischer Beamter. Nach der Anerkennung des Christentums als Staatsreligion im Jahr 380 wurde es auch an hohe Geistliche (Patriarchen) verliehen. In den Ostkirchen wird es Omophorion genannt und gehört dort zur gewöhnlichen Amtstracht von Bischöfen. Seit dem 7. Jahrhundert sind Verleihungen des Palliums durch den Papst an einzelne Erzbischöfe der Westkirche überliefert. So hat Papst Sergius I. dem Friesenmissionar Willibrord bei seiner Weihe am 21. November 695 das Pallium als Zeichen seiner neuen Würde überreicht.

Herstellung und Segnung

Das Pallium wird aus der Wolle zweier Lämmer gefertigt, die vom Papst im Vorjahr am Tag der Hl. Agnes (21. Januar) gesegnet wurden.[1] Da deren Wolle heute nicht mehr für alle neu ernannten Metropoliten ausreicht, wird andere Wolle hinzugefügt. Gesponnen und gewoben werden die Pallien von den in strenger Klausur lebenden Nonnen des Klosters Santa Cecilia in Trastevere. Am Vorabend des Hochfestes Peter und Paul werden die neuen Pallien in der Confessio des Petersdoms, dem Grab des Heiligen Petrus unter dem Hauptaltar, in einem goldenen Behältnis aufbewahrt, wodurch sie zu einer Berührungsreliquie werden. Ihre Aufbewahrung gibt diesem Ort die Bezeichnung Palliennische. Fälschlicherweise wird die goldene Schatulle, in der die Pallien aufbewahrt werden, oft für den Reliquienbehälter der Gebeine des Heiligen Petrus gehalten. In die Enden des Palliums sind Bleistücke zur Beschwerung eingenäht. Drei der aufgestickten Kreuze können mit Nadeln[2] durchstochen werden, die die drei Kreuzesnägel symbolisieren. Ehemals dienten diese Nadeln zur Fixierung des Palliums auf der Kasel.

Bedeutung und rechtliche Würdigung

Das Pallium galt als Zeichen der Teilhabe des Metropoliten an der Hirtengewalt des Papstes (in partem sollicitudinis), dem es als Insignie seiner Vollgewalt (plenitudo potestatis) per se zusteht. Die Pallien werden am Hochfest der Apostel Petrus und Paulus (29. Juni) in Rom verliehen. Die feierliche Übergabe ist verbunden mit einem Treueschwur des Metropoliten gegenüber dem Papst und seinen Nachfolgern. Das kanonische Recht der lateinischen Kirche bestimmt, dass „ein Metropolit gehalten ist, innerhalb von drei Monaten nach Empfang der Bischofsweihe oder, falls er bereits geweiht ist, nach der kanonischen Amtsübertragung, persönlich oder durch einen Vertreter vom Papst das Pallium zu erbitten, das nämlich Zeichen jener Gewalt ist, mit welcher der Metropolit in Gemeinschaft mit der Römischen Kirche in der eigenen Provinz vom Recht ausgestattet wird.“[3] Damit gilt es heute als Zeichen der seinem Amt eigenen Hirtengewalt eines Metropoliten in Kirchengemeinschaft mit dem Papst in Rom. Er darf es allerdings nur in den Kirchen seiner Kirchenprovinz tragen. Im Früh- und Hochmittelalter war das Tragen des Palliums auf wenige Tage im Jahr beschränkt. Im Laufe des 11. Jahrhunderts wurden die Tage, an denen der Erzbischof sich dieser Insignie bedienen durfte, durch päpstliche Pallienprivilegien vermehrt.

Der Papst kann sich überall dort, wo er einer Eucharistiefeier vorsteht, des Palliums bedienen. Die Überreichung des Palliums ist die einzige Gelegenheit, bei der man zur selben Zeit und am selben Ort mehrere Erzbischöfe mit einem Pallium bekleidet sehen kann; – abgesehen von Papstbesuchen, bei denen es üblich geworden ist, dass der Metropolit, in dessen Kirchenprovinz der Papst weilt, dieses ebenfalls anlegt. Nach dem älteren Recht der lateinischen Kirche war es nicht erlaubt, in Gegenwart des Papstes ein Pallium zu tragen.

Das Pallium ist nicht übertragbar und wird daher mit dem verstorbenen Erzbischof begraben. Wechselt ein Metropolit auf einen anderen Metropolitansitz, so benötigt er ein neues Pallium.[4] Beim Begräbnis wird das Pallium, das er zuerst erhalten hat, unter seinem Nacken zusammengefaltet deponiert, während er jenes, das er zuletzt empfangen hat, entsprechend der üblichen Trageweise angelegt bekommt.

Fallweise wird das Pallium auch Nicht-Metropoliten verliehen, so empfing Angelo Sodano als Dekan des Kardinalskollegiums von Papst Benedikt XVI. das Pallium,[5] ebenso wie der damalige Kardinaldekan Joseph Ratzinger von Papst Johannes Paul II.

Gegenwärtiger päpstlicher Gebrauch

Im Zuge der Liturgiereform des 2. Vatikanums kam es zu Bestrebungen, die mit der Zeit verkümmerte Form des Palliums zu erneuern. Papst Johannes Paul II. trug kurzzeitig (1999/2000) ein Pallium der langen Art, wie es die obige Abbildung für Erzbischof Peter Aspelt von Mainz zeigt. Aus Gründen seines Gewichts und, besonders für einen altersgebeugten Träger, unvorteilhaften Schnitts wurde es nicht beibehalten. Die Situation änderte sich mit Amtsantritt von Papst Benedikt XVI.. Er trug in den ersten Jahren seines Pontifikats ein Pallium (mit fünf roten Kreuzen) der ursprünglichen Art und Trageweise, also nicht, wie in den letzten Jahrhunderten üblich, verkürzt und verschmälert in Y-Form auf Brust und Rücken endend, sondern wie in Spätantike und Frühmittelalter, die Enden des in V-Form gebildeten Kragens über die linke Schulter hängend (vgl. Abbildung von Innozenz III.). Man interpretierte dies als einen Schritt auf die getrennten Kirchen der Orthodoxie hin, die das Omophorion in ähnlicher Form kennen. Eine entsprechende Änderung des Palliums der Metropoliten war im Gespräch.[6]

Seit dem Hochfest Peter und Paul 2008 trägt Papst Benedikt XVI. ein neues Pallium, das weiterhin nicht nach der Form seines Vorgängers sowie der Pallien der Erzbischöfe beschaffen ist. Es erinnert an die Form, die das Pallium in der Zeit der Tridentinischen Reform (16./17. Jahrhundert) hatte.[7] Dieser Schritt erfolgte aus Gründen deutlich sichtbarer Kontinuität sowie wegen der unbequemen Trageweise der „Zwischenform“, so der päpstliche Zeremonienmeister Guido Marini in einem Interview.[8] Es ist länger und breiter als die sonst üblichen Pallien und mit sechs roten statt schwarzen Kreuzen versehen und passt auch stilistisch besser zu den Messgewändern im Karl Borromäus-Stil, die, seit Guido Marini päpstlicher Zeremonienmeister ist, öfters zu sehen sind.[9] Mittlerweile wurde auch das Papstmosaik Benedikts XVI. in St. Paul vor den Mauern dieser Situation angepasst, auch dort trägt der Papst jetzt das neue Pallium.[10]

Weblinks

Commons: Pallium – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Kath.net: Benedikt XVI. segnete zwei Lämmer 21. Januar 2007
  2. Sammlung Philippi: Bilder verschiedener Pallien, Webarten und Palliennägel (spilloni dal pallio (ital.); aciculae (lat.))
  3. Can. 437 § 1. CIC
  4. Can. 437 § 3 CIC
  5. http://www.katholische-kirche.de/16105.html Papst überreicht Pallium an 32 neue Erzbischöfe
  6. [1]
  7. http://www.newliturgicalmovement.org/2008/06/new-papal-pallium.html
  8. Il pallio papale tra continuità e sviluppo - Interview mit Guido Marini, Zeremonienmeister für die Liturgischen Feiern des Papstes. L'Osservatore Romano, 26. Juni 2008, abgerufen am 26. Juni 2008 (italienisch).
  9. http://whispersintheloggia.blogspot.com/2006/01/of-provinces-and-pallia.html
  10. http://theratzingerforum.yuku.com/search/topic/topic/510