Pappenberg

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Pappenberg
Gemeinde Grafenwöhr
Koordinaten: 49° 42′ N, 11° 48′ OKoordinaten: 49° 41′ 56″ N, 11° 47′ 39″ O
Höhe: 495 m ü. NN
Fläche: 9,16 km²
Einwohner: 238 (1933)
Bevölkerungsdichte: 26 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1946
Postleitzahl: 92655
Vorwahl: 09641
Pappenberg – Ruine der ehemaligen Pfarrkirche

Pappenberg ist eine ehemalige Gemeinde und ein erloschenes Pfarrdorf (Wüstung) auf dem jetzigen Gelände des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr im Landkreis Neustadt an der Waldnaab in Bayern. Die ehemalige katholische Pfarrei Pappenberg umfasste noch weitere Gebiete wie die benachbarten Gemeinden Leuzenhof und Höhenberg.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1433 wurden in Matrikeln bereits drei Pfarrer erwähnt. Die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit Ursprüngen aus dem 14. Jahrhundert war ehemals ein vielbesuchter Marienwallfahrtsort. Eine ausführliche Beschreibung findet sich in „Die Kunstdenkmäler von Bayern – Bezirksamt Eschenbach“ (Nachdruck der Ausgabe von 1909 im R. Oldenbourg-Verlag München/Wien).

Das Marien-Gnadenbild soll während des Dreißigjährigen Krieges nach Prag ins Strahov-Kloster verbracht worden sein. Nachforschungen ergaben, dass es dort nicht mehr auffindbar ist. Eine Kopie befindet sich in Wolfskofen, wo sich auch die weitere Inneneinrichtung der Kirche von Pappenberg befindet. Bei der Absiedlung der Gemeinde um 1938 gründeten 25 Familien ein neues Dorf mit Pfarrkirche bei Wolfskofen,[1] und die Pfarrei Pappenberg zog im kirchenrechtlichen Sinn nach Wolfskofen um.

Bekannt in der ganzen Gegend war die „Kuckucks-Kirwa“ (in den Wäldern soll es viele Kuckucke gegeben haben). Necken konnte man Pappenberger damit, dass man in ihrer Gegenwart den Kuckucksruf nachahmte, denn damit sollte angedeutet werden, dass die Bewohner des Dorfes angeblich in Ermangelung von Hühnern Kuckucke brieten.

Die Absiedlung und Auflösung der Gemeinde erfolgte 1938/39 im Rahmen der Erweiterung des seit 1907 bestehenden Übungsplatzes, die 628 Bewohner der gesamten Pfarrei wurden umgesiedelt[2] (nachträglich durch Bekanntmachung des Bayer. Staatsministerium des Innern vom 22. August 1951 verfügt). Die ehemalige Gemeinde gehört zum Kerngebiet des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr. Das seit 1939 gemeindefreie Gebiet wurde am 1. Juli 1978 in die Stadt Grafenwöhr eingegliedert. Heute dient die Turmruine als Richtungsziel für Schießübungen der NATO-Truppen.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Volkszählung von 1871 wurden für die Gemeinde Pappenberg 392 Einwohner nachgewiesen, davon 213 Einwohner im gleichnamigen Pfarrdorf. Die übrigen Einwohner verteilten sich auf die einige Kilometer östlich des Dorfes gelegenen Weiler Annahütte (99), Grünhund (32) und Wolfslegel (38) sowie auf die Einöde Schmierhütte oder Grünhunder Schmierhütte (10).[3]

Zur Volkszählung am 16. Juni 1925 wurden 268 Einwohner auf einer Fläche von 916,11 Hektar (Gebietsstand 1. Januar 1928) nachgewiesen, die sich auf den Hauptort Pappenberg (219) und die Weiler Grünhund (17), Wolfslegel (9) und Ziegelhütte (3) verteilten.[4]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bevölkerungsentwicklung der früheren Gemeinde Pappenberg ist in der nachstehenden Aufstellung wiedergegeben:[5]

1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939
344 354 355 348 384 392 432 462 472 443 442 481 471 234 231 268 238

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Internetseite der Stadt Grafenwöhr: Erweiterung des Truppenübungsplatzes 1936–1939 (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive)
  2. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 459.
  3. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  4. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 844 (Digitalisat).
  5. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 107, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans-Jürgen Kugler: Pappenberg – die Häuser- und Familiengeschichte (Beschreibung)
  • Eckehart Griesbach: Truppenübungsplatz Grafenwöhr – Geschichte einer Landschaft

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]