Paravauxit

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Paravauxit
Paravauxit, Fundort: Bolivien
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Pvx[1]

Chemische Formel Fe2+Al2[OH|PO4]2·8H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.10
VII/D.10-030

8.DC.30
42.11.14.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pinakoidal; 1[3]
Raumgruppe P1Vorlage:Raumgruppe/2[2]
Gitterparameter a = 5,23 Å; b = 10,54 Å; c = 6,96 Å
α = 106,9°; β = 110,8°; γ = 72,1°[2]
Formeleinheiten Z = 1[2]
Häufige Kristallflächen {010}, {110}, {100}, {110}, {120}, {011}, {001}, {011} und viele andere[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,36; berechnet: [2,37][4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}[4]
Bruch; Tenazität muschlig; spröde
Farbe farblos, grünlichweiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Perlglanz auf Spaltflächen[4]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,552 bis 1,554[5]
nβ = 1,558 bis 1,559[5]
nγ = 1,572 bis 1,573[5]
Doppelbrechung δ = 0,020[5]
Achsenwinkel 2V = zweiachsig positiv

Paravauxit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe2+Al2[OH|PO4]2·8H2O[2] und entwickelt dicktafelige bis kurzprismatische Kristalle, aber auch parallel- bis radialstrahlige Mineral-Aggregate, die entweder farblos oder von grünlichweißer Farbe sind.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Benannt wurde das Mineral in Bezug auf seine nahe Verwandtschaft mit Vauxit.

Erstmals entdeckt wurde Paravauxit 1922 in der „Siglo Veinte Mine“ (Llallagua Mine) bei Llallagua in Bolivien und beschrieben durch Samuel George Gordon (1897–1953) der als weitere neue Minerale dieser Fundstätte auch den Vauxit und den Metavauxit beschrieb.[6][7]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Paravauxit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Ferrolaueit, Gordonit, Laueit, Mangangordonit, Sigloit und Ushkovit die nach ihm benannte „Paravauxit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/D.10 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Paravauxit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen sowie dem Verhältnis der zusätzlichen Anionen zum Kationenkomplex RO4, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1 und < 2 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Ferrolaueit, Gordonit, Maghrebit, Kastningit, Mangangordonit, Laueit, Pseudolaueit, Sigloit, Stewartit und Ushkovit die „Laueit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.DC.30 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Paravauxit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Vauxit, Sigloit, Gordonit, Mangangordonit, Kastningit und Maghrebit in der „Vauxit-Gruppe“ mit der System-Nr. 42.11.14 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)4(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paravauxit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2 mit den Gitterparametern a = 5,23 Å; b = 10,54 Å; c = 6,96 Å; α = 106,9°; β = 110,8° und γ = 72,1° sowie eine Formeleinheit pro Elementarzelle.[2]

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verbindung Fe2+Al2[OH|PO4]2 · 8 H2O ist dimorph, das heißt, sie kristallisiert neben dem triklinen Paravauxit noch als monokliner Metavauxit.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paravauxit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge in Zinn-Adern. Dort tritt es in Paragenese mit Vauxit, Metavauxit, Wavellit, Sigloit, Crandallit, Childrenit und Quarz auf.

Außer an seiner Typlokalität, der „Siglo Veinte Mine“ (Llallagua Mine) bei Llallagua in Bolivien, konnte Paravauxit noch bei Waidhaus (Bayern) und Horscha (Sachsen) in Deutschland; Sabugal in Portugal; sowie bei Groton (New Hampshire), Kings Mountain (North Carolina) und Bessemer City (North Carolina) nachgewiesen werden (Stand: 2009).[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Paravauxite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 500.
  3. Webmineral – Paravauxite (englisch)
  4. a b c d Paravauxite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB]).
  5. a b c d e Mindat – Paravauxite (englisch)
  6. Samuel G. Gordon: Vauxite and Paravauxite, two new minerals from Llallagua, Bolivia. In: Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia. Band 75, 1923, S. 261–270, JSTOR:4063881.
  7. William Parrish: Memorial of Samuel George Gordon. In: American Mineralogist. Band 38, Nr. 3–4, 1953, S. 301–308 (minsocam.org [PDF; 542 kB; abgerufen am 10. Mai 2018]).