Partyja BNF

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Партыя БНФ
Partyja BNF
Partei­vorsitzender Ryhor Kastusiou
Stell­vertretende Vorsitzende Alaksiej Janukiewicz (Janukewitsch)
Alaksandar Stralcou-Karwacki (Karwatzki)
Zmicier Saloszkin (Saloschkin)
Wadzim Saranczukou (Sarantschukou)
Jury Lukaszewicz (Lukaschewitsch)
Gründung 1988
Verbot August 2023
Jugend­organisation Junge BNF[1]
Aus­richtung Nationalismus
Christdemokratie
Farbe(n) rot, weiß
Internationale Verbindungen Internationale Demokratische Union (assoziiert)
Website www.narodny.org

Die Partyja BNF (belarussisch Партыя БНФ, deutsch Partei (der) BNF, russisch Партия БНФ) war eine nationalistische[2] und christdemokratische Partei in Belarus. Sie ging aus der Belarussischen Volksfront (Беларускі Народны Фронт, Belaruski Narodny Front, BNF) hervor.[3]

Am 14. August 2023 wurde die Partyja BNF vom Obersten Gericht von Belarus liquidiert.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Belarussische Unabhängigkeitsbewegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die von der Partyja BNF verwendete weiß-rot-weiße Fahne

Die Partei wurde 1988 in der Zeit von Michail Gorbatschows Reformpolitik (Glasnost und Perestroika) in der Belarussischen Sowjetrepublik als Belaruski Narodny Front „Adradzenne“ (BNF; deutsch Belarussische Nationale Front „Erneuerung“; englisch Belaruski Narodny Front „Revival“) gegründet. Sie verfolgte zunächst eine dezidiert russlandkritische Politik und setzte sich für eine Renaissance der durch die Dominanz der russischen Sprache in Bedrängnis geratenen belarussischen Sprache und Kultur ein. Außerdem setzte sich die Partei in den Anfängen für eine Aufarbeitung der Verbrechen des Stalinismus in Belarus ein. So wurde etwa die Aufarbeitung des NKWD-Massakers von Kurapaty maßgeblich durch Vertreter der Belarussischen Volksfront vorangetrieben. Ihre Abgeordneten im belarussischen Parlament erreichten die Wiedereinführung der vorsowjetischen Nationalsymbole (weiß-rot-weiße Flagge und Pahonja).

Die Partei im Lukaschenka-Regime[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während die Partei in der Zeit unmittelbar vor und während der Auflösung der Sowjetunion die Ereignisse in Belarus maßgeblich mitbestimmt hatte, verlor sie nach dem Erreichen der belarussischen Unabhängigkeit rasch an Attraktivität und Bedeutung. Nach dem Wahlsieg des prorussischen Präsidentschaftskandidaten Aljaksandr Lukaschenka im Juli 1994 geriet die Partei noch mehr in die Defensive. Seit das nunmehr autoritäre Regime von Belarus die Verwendung der Begriffe „belarussisch“ und „national“ bzw. „Volk“ in Parteinamen eingeschränkt hat, nennt sich die Partei offiziell Partyja BNF.

1999 spaltete sich ein Teil der Mitglieder ab und gründete die Konservativ-Christliche Partei BNF. Eine weitere konservative Organisation ist die Vereinigte Bürgerpartei (AGP). BNF und AGP boykottierten die Parlamentswahl in Belarus 2012.[5] An der Parlamentswahl 2016 nahm die BNF teil und stellte etwa 50 Kandidaten auf.

Am 5. September 2022 wurde der Parteivorsitzende Ryhor Kastusiou von einem Gericht in Minsk aufgrund des Vorwurfs zur „Verschwörung oder andere Handlungen mit dem Ziel, zur Machtergreifung“ zu zehn Jahren Haft verurteilt. Die Menschenrechtsorganisation Wjasna stuft ihn als politischen Gefangenen ein.[6]

Internationale Beziehungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parteivorsitzende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Liste der Parteivorsitzenden seit 1993

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Як Партыя БНФ адсвяткавала 20-годдзе (Memento vom 11. Juni 2013 im Internet Archive).
  2. Elena Korosteleva: The Emergence of a Party System. In: Stephen White u. a.: Postcommunist Belarus. Rowman & Littlefield, 2005, S. 39.
  3. Janusz Bugajski: Political Parties of Eastern Europe. A Guide to Politics in a Post-Communist Era. Center for Strategic and International Studies, 2002, S. 23–26.
  4. Minsk Shuts Down Opposition Belarusian Popular Front Party
  5. Opposition boykottiert Parlamentswahl, in: FAZ.net, 23. September 2012.
  6. Philosopher Aliaksandr Fiaduta sentenced to 10 years in jail. Abgerufen am 9. August 2022 (englisch).