Paul Morand

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Paul Morand, vor 1925

Paul Morand (* 13. März 1888 in Paris; † 23. Juli 1976 ebenda) war ein französischer Schriftsteller, Diplomat und Mitglied der Académie française.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Morand war Sohn des Malers und Zeichners Eugène Morand. Er studierte in Oxford und an der École libre des sciences politiques in Paris und schlug eine Diplomatenlaufbahn ein. Von 1913 bis 1916 war er Gesandtschaftssekretär in London, 1917 in Rom, 1918 in Madrid und schließlich von 1919 bis 1925 Angestellter im französischen Außenministerium. 1919 und 1920 veröffentlichte er mit den Gedichtbänden Lampes à arc und Feuilles de température seine ersten literarischen Werke. Sein erstes Prosawerk Tendres stocks, eine Sammlung Londoner Novellen, erschien 1921 mit einem Vorwort von Marcel Proust. Bekanntheit erlangte Morand mit seinen Werken Ouvert la nuit (1922) und Fermé la nuit (1923). In den 1920er und 1930er Jahren folgten mit Reiseberichten, Romanen und Nouvellen zahlreiche weitere Veröffentlichungen.

Nach dem vorläufigen Sieg Nazideutschlands über Frankreich im Zweiten Weltkrieg kollaborierte der für seinen Antisemitismus[1] bekannte Morand mit dem Vichy-Regime unter Pétain als Präsident der einflussreichen Kommission für die Papierzuteilung an Druckwerke und als Präsident der Kommission für Filmzensur sowie als französischer Gesandter in Bukarest (1943) und in Bern (1944). Nach Kriegsende zog er es vor, bis 1953 in der Schweiz im Exil zu bleiben.

Morand, der schon 1936 bei einer Kandidatur für einen Sitz der Académie française scheiterte, trat erneut 1958 an. Seine Kandidatur wurde vom Frankreich der Résistance als Skandal empfunden; nach einer stürmischen Sitzung der Akademie musste die Wahl abgebrochen werden. Trotz des anhaltenden Widerstandes Charles de Gaulles oder Joseph Kessels[2] erhielt er schließlich 1968 nach dem Tode von Maurice Garçon – einem seiner erbittertsten Gegner – dessen Sitz in der Akademie.

Der vermögende Morand hatte eine Leidenschaft für schnelle Autos und war in den 1930er-Jahren auch als Herrenfahrer aktiv. Unter anderem startete er 1933 auf einem Bugatti T35B beim Grand Prix de Pau.[3][4]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lampes à arc, 1919
  • Feuilles de température, 1921
  • Tendres stocks, 1921 (dt. Amouren, ISBN 3-499-13214-1)
  • Ouvert la nuit, 1922
  • Fermé la nuit, 1923
  • L’Europe galante, 1925 (dt. Faule Zeiten, ISBN 3-921499-63-1)
  • Rien que la terre, 1926
  • Magie noire, 1928
  • Bouddha vivant, 1927 (dt. Der lebende Buddha)
  • Paris-Tombouctou, 1928
  • New York, 1930
  • Champions du monde, 1930
  • Papiers d’identité, 1930
  • Air indien, 1932
  • Londres, 1933
  • Réflexes et Réflexions, 1939
  • L’Homme pressé, 1941
  • Marcel Proust, souvenirs…, 1949
  • Le Flagellant de Séville, 1951 (dt. Flagellant von Sevilla)
  • Hécate et ses chiens, 1954 (dt. Die Besessene)
  • La Folle amoureuse, 1956
  • Fin de siècle, 1957
  • Bains de mer, bains de rêve, 1960 (dt. Aufzeichnungen eines notorischen Schwimmers, ISBN 3-936384-20-7)
  • Nouvelles d'une vie, 1965
  • Ci-gît Sophie-Dorothée de Celle (dt. Sophie Dorothea von Celle: Die Geschichte eines Lebens und einer Liebe, ISBN 3-8032-0137-3)
  • Chroniques du XXe siècle, 1980

Verfilmungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drehbuch
Literarische Vorlage
  • 1927: Der dreiflügelige Spiegel (La glace à trois faces)
  • 1947: Tanz ohne Ende (The Unfinished Dance) – nach dem Roman La Mort du cygne
  • 1976: Milady
  • 1977: Der Antiquitätenjäger (L’Homme pressé)
  • 1982: Worte kommen meist zu spät (Hécate)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Birgit Winterberg: Literatur und Technik. Aspekte des technisch-industriellen Fortschritts im Werk Paul Morands. Lang, Frankfurt 1991, ISBN 3-631-44358-7.
  • Pascal Louvrier: Paul Morand: Le sourire du hara-kiri. Éditions Perrin, Paris 1994, ISBN 2-262-00943-0.
  • Pauline Dreyfus: Paul Morand. Collection La Nouvelle Revue Française (nrf), Gallimard, Paris 2020, ISBN 978-2-07-274048-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Paul Morand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Paul Morand – Zitate (französisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jean-Claude Perrier: Paul Morand, écrivain Art déco (Memento vom 27. März 2008 im Internet Archive). In: Le Figaro, 14. Oktober 2007.
  2. Maxime Decout: Joseph Kessel. In: Histoire juive de la France. Éditions Albin Michel/Centre national du livre/Fondation du Judaïsme Français, Paris 2023, ISBN 978-2-226-44803-3, S. 638 f.
  3. Der Rennfahrer Paul Morand (Memento des Originals vom 18. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kolumbus.fi
  4. Paul Morand in seinem Bugatti