Pelješac-Brücke

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Pelješac-Brücke
Pelješac-Brücke
Pelješac-Brücke
Pelješac-Brücke im Juni 2022
Offizieller Name Pelješki most
Überführt D8
Querung von Bucht von Mali Ston zwischen der Halbinsel Pelješac und dem Festland
Ort Komarna und Duboka am Festland / Brijesta auf der Halbinsel
Unterhalten durch Hrvatske ceste
Konstruktion Extradosed-Brücke
Gesamtlänge 2.404 m
Breite 22,5 m
Anzahl der Öffnungen 13, davon 5 breite
Längste Stützweite 285 m, jeweils an 5 Öffnungen
Lichte Höhe 55 m
Baukosten 555 Mio. Euro[1]
Baubeginn 24. Oktober 2007 – Baustopp 2010;
Wiederaufnahme 30. Juli 2018[2]
Fertigstellung Anfang 2022
Eröffnung 26. Juli 2022
Planer Marjan Pipenbaher
Lage
Koordinaten 42° 55′ 54″ N, 17° 32′ 10″ OKoordinaten: 42° 55′ 54″ N, 17° 32′ 10″ O
Lage der Brücke sowie der neu erstellten Fernstraße auf Pelješac
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Die Pelješac-Brücke (kroatisch Pelješki most) ist eine zweispurige Straßenbrücke in Extradosed-Bauweise über eine Meereszunge der Adria im Süden Kroatiens, die am 26. Juli 2022 eröffnet wurde.[3] Mit dem Bau der Pelješac-Brücke wurde eine innerkroatische Straßenverbindung zwischen Süddalmatien mit Dubrovnik und dem Rest des Landes geschaffen.

Nach einem abgebrochenen ersten Projekt begann der Bau der Brücke am 30. Juli 2018. Bis zur Eröffnungsfeier am 26. Juli 2022 wurden bis auf die Umfahrung von Ston auch alle Zufahrtsstraßen fertiggestellt, letztere folgte im April 2023.

Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Baukosten betrugen 418 Mio. Euro, davon wurden 355 Mio. Euro, also 85 % von der EU finanziert mit dem Europäischen Fonds für Entwicklung (ERDF). Die Brücke gehört derzeit zu den größten Infrastrukturen Kroatiens und ist eine der umfangreichsten Infrastrukturinvestitionen der EU überhaupt.[4]

Zweck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie überbrückt die Bucht von Mali Ston und verbindet somit die Gespanschaft Dubrovnik-Neretva mit dem Rest Kroatiens unter Umgehung des Neum-Korridors. Durchreisende auf dem Weg nach Süden mussten zuvor bei der Ortschaft Neum auf wenigen Kilometern bosnisch-herzegowinisches Staatsgebiet durchqueren und dazu zweimal eine EU-Außengrenze mit entsprechenden Personen- und Zollkontrollen passieren, was insbesondere für den Transitverkehr nachteilig war. Die Staus und Hindernisse haben nicht nur den Zustrom von Bürgern und Touristen beeinträchtigt, sondern auch den reibungslosen Warenverkehr und den Zugang zu Dienstleistungen.[5] Die Brücke wird Tausende von Arbeitsplätzen vor Ort schaffen und die Wirtschaft von Süddalmatien ankurbeln, erklärt Morena Marinković vom Kroatien-Referat der Generaldirektion Regionale und Stadtentwicklung (DG REGIO) der Europäischen Kommission.

Zudem erleichtert die Brücke den Zugang zu den Inseln im Süden Kroatiens und soll somit zur Revitalisierung der Gegend von Pelješac und der Neretva-Gegend beitragen und negativen demographischen Trends entgegenwirken. Insbesondere die Bevölkerung auf den Inseln Korčula, Lastovo und Mljet, aber auch die Bevölkerung von Dubrovnik erwartet durch den Bau der Pelješac-Brücke bessere Verbindungen zum Festland und zu anderen kroatischen Städten. Die Bewohner des südlichsten Teils Kroatiens haben außerdem die Chance auf einen besseren Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen auf dem kroatischen Festland.

Laut Marko Žmirak, dem Gründer des Zentrums für Jugendkarrieren in Dubrovnik wird sich vor allem für die jüngeren Einwohner von Süddalmatien die Lebensqualität erheblich verbessern. Sie können von Dubrovnik aus viel schneller Ziele in Kroatien erreichen.[6] Außerdem wird der Bau der Pelješac-Brücke zum Beitritt Kroatiens zum Schengen-Raum beitragen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brücke verbindet die nahe der Državna cesta D8 gelegene Ortschaft Komarna auf dem Festland mit der Halbinsel Pelješac (bei Brijesta). Die in den Sommermonaten stark ausgelastete alternative Fährverbindung führt von Ploče nach Trpanj auf der Halbinsel Pelješac.

Auf Pelješac wurde eine neue, etwa 30 km lange Fernstraße gebaut, die den Verkehr von der Brücke zurück zur D8 bei Doli führt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ursprüngliche Entwurf sah eine Schrägseilbrücke mit zwei Pylonen, einer Spannweite von 568 m und einer Brückendurchfahrtshöhe von 55 m auf einer Breite von 440 m vor.[7]

Nachdem am 24. Oktober 2007 mit dem Bau begonnen worden war, wurden wegen finanzieller Probleme die Arbeiten zunächst verlangsamt und im Jahr 2010 gestoppt. Am 17. Mai 2012 kündigte die sozialdemokratische Regierung unter Premier Zoran Milanović dann die Verträge mit dem ausführenden Konsortium um die Firmen Konstruktor-Inženjering, Viadukt und Hidroelektra niskogradnja.[8] Das Projekt wurde damit zunächst auf unabsehbare Zeit aufgeschoben.

Da Kroatien seit dem EU-Beitritt am 1. Juli 2013 eine Lösung für die Verkehrsproblematik aufgrund des Neum-Korridors benötigte, war auch im Gespräch, an der Stelle der Brücke eine Fährverbindung aufzubauen.[9][10] Auch eine Transit-Autobahn durch den Neum-Korridor ohne Grenzkontrollen und Einreisemöglichkeit nach Bosnien-Herzegowina wurde als Alternative gehandelt.[11]

Inzwischen wurde ein neuer Entwurf der Brücke von Marjan Pipenbaher ausgearbeitet, der eine Extradosed-Brücke mit 6 Pylonen, Spannweiten von 285 m und einer unveränderten Durchfahrtshöhe von 55 m bei einer auf 200 m reduzierten Durchfahrtsbreite vorsah.[12]

Bosnien-Herzegowina hatte dem Bauvorhaben im Januar 2017 zugestimmt. Obwohl die Brücke über kroatisches Gewässer führen sollte, hatte Bosnien-Herzegowina Bedenken bezüglich der Dimensionen des Bauwerkes. Eine zu klein dimensionierte Brücke hätte den einzigen bosnisch-herzegowinischen Zugang zum Mittelmeer im Hafen Neum beeinträchtigen können.[13]

Nach einer Neuausschreibung des Projektes erklärte der kroatische Verkehrsminister Oleg Butković im April 2017, dass der Zuschlag im Sommer erfolgen werde und die Bauarbeiten im Herbst fortgesetzt und im Jahr 2022 abgeschlossen werden können.[14] Die Kosten für die Brücke werden auf rund 420 Millionen Euro geschätzt.[15][16] Am 7. Juni 2017 gab die Europäische Union bekannt, 85 % der Baukosten zu übernehmen.[17]

Am 15. Januar 2018 entschied Hrvatske ceste, dass die von China subventionierte China Road and Bridge Corporation die Ausschreibung gewonnen hatte. Abgesehen vom niedrigsten Preis bot CRBC auch an, das Projekt sechs Monate eher als gefordert abzuschließen.[18] Am 30. Juli 2018 wurde mit dem Bau der Brücke begonnen.[2] Ende Juli 2021 wurde der Rohbau der Brücke durch den Lückenschluss planmäßig abgeschlossen.[19] Das letzte Segment des Fahrbahnträgers wurde am 28. Juli 2021 eingehoben und verschweißt; in der darauffolgenden Nacht wurde der Lückenschluss mit einem großen Feuerwerk gefeiert.[20][21]

Technische Ausführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brücke steht in einem erdbebengefährdeten Gebiet, in dem Fels erst 80 m unter dem meist in 27 m Tiefe gelegenen Meeresboden ansteht. Die Gegend ist bekannt für die Bora mit ihren heftigen Stürmen. Die Bucht von Mali Ston mit ihrem klaren Wasser und großen Austernzuchtplätzen ist ein Natursonderreservat. Eine Extradosed-Brücke wurde den sich daraus ergebenden Anforderungen am besten gerecht.

Die Brücke ist insgesamt 2404 m lang und 22,5 m breit. Sie hat einen 3,40 m breiten, durch Leitplanken abgetrennten Mittelstreifen, auf dem die Pylonstiele und die Verankerungen der Schrägseile untergebracht sind. Die Fahrbahnen sollen in einen 3,50 m breiten Fahrstreifen, einen 2,50 m breiten Pannenstreifen und zwei 1 m breite Sicherheitsstreifen unterteilt werden. Auf den 1,55 m breiten erhöhten äußeren Randstreifen werden zwei hohe Windschutzzäune angebracht, damit die Brücke auch bei Sturm befahrbar bleibt. Zwischen diesen Zäunen verbleibt ein schmaler Weg für das Wartungspersonal.[22] Der Verkehr auf der Brücke ist für eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h ausgelegt.

Die Brücke hat 13 Öffnungen mit Pfeilerachsabständen von 84 + 2×108 + 189,5 + 5×285 + 189,5 + 2×108 + 84 m.[23]

Sie hat 6 Pylone und 7 Pfeiler aus Stahlbeton. Die Pylonstiele sind insgesamt zwischen 82,5 und 98 m hoch und überragen die Fahrbahn um 40 m. Ihre Fundamente ruhen auf bis zu 124 m langen stählernen Bohrpfählen. In Höhe der Wasserfläche sind Verbreiterungen als Schiffsabweiser angebracht.[22]

Der Fahrbahnträger besteht aus einem durchlaufenden stählernen dreizelligen Hohlkasten mit einem trapezförmigen Querschnitt und einer gleichbleibenden Bauhöhe von 4,5 m aus orthotropen Platten,[22] der in Segmenten in China vorgefertigt und mit Schwergutschiffen (Heavy Load Carrier) zur Baustelle transportiert wurde.[24]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pelješac-Brücke – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brücke über Adria geht in Betrieb ORF.at, 27. Juli 2022, abgerufen 27. Juli 2022.
  2. a b Elke Windisch: Kroation will »endlich eins« werden. In: Neues Deutschland. 2. August 2018, abgerufen am 11. August 2018.
  3. Clemens Verenkotte: Eröffnung der Peljesac-Brücke: Durch Kroatien fahren ohne Grenzkontrolle. In: tagesschau.de. 26. Juli 2022, abgerufen am 27. Juli 2022.
  4. Inforegio - Bridging gaps with EU-funds: The Inauguration of the Pelješac Bridge in Croatia. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  5. Inforegio - Bridging gaps with EU-funds: The Inauguration of the Pelješac Bridge in Croatia. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  6. Inforegio - Pelješac Bridge improves links with Croatia’s south Dalmatia region. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  7. Jure Radić, Zlatko Šavor, Gordana Hrelja, Nijaz Mujkanović: Most Pelješac. In: GRAĐEVINAR, Band 61, Heft 9, 2009, S. 801–814.
  8. Gov’t terminates contract on construction of Peljesac bridge. Auf: daily.tportal.hr, 17. Mai 2012.
  9. Trajekti će biti skuplji i od pelješkog mosta. Abgerufen am 27. Juli 2022 (kroatisch).
  10. HRT: Naslovnica. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  11. Thomas Fuster: Kroatien-Bosnien: Die Lücke an der Adriaküste. In: Neue Zürcher Zeitung. 29. September 2012, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 7. Mai 2017]).
  12. Jure Radić, Zlatko Šavor, Marjan Pipenbaher, Gordana Hrelja Kovačević: New Alternative Solutions for Pelješac Bridge in Croatia. In: IABSE Symposium: Engineering for Progress, Nature and People, Madrid, Spain, 3–5 September 2014, S. 1896–1903.
  13. Bosnia and Herzegovina to Approve Construction of Pelješac Bridge. (total-croatia-news.com [abgerufen am 7. Mai 2017]).
  14. Pelješac Bridge to Be Constructed Within 3.5 Years. (total-croatia-news.com [abgerufen am 8. Mai 2017]).
  15. Minister: Peljesac Bridge to be completed by 2022. Abgerufen am 30. Juli 2017.
  16. Chinesen bauen Brücke in Kroatien, die EU zahlt. Abgerufen am 11. April 2022.
  17. Commission approves EU financing of the Pelješac bridge in Croatia. Abgerufen am 30. Juli 2017 (englisch).
  18. Tko su kinezi koji bi trebali sagraditi most s moćnim državnim konglomeratom dvije hrvatske tvrtke već su ugovorile suradnju. In: jutarnji.hr. Abgerufen am 16. Januar 2018 (englisch).
  19. Andreas Mihm: Viel Ärger um Riesenprojekt: Chinesen bauen Brücke in Kroatien, die EU zahlt. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 30. Juli 2021]).
  20. Croatia marks connection of long-awaited Peljesac Bridge auf english.gov.cn
  21. Peljesac Bridge joined together auf hr.n1info.com
  22. a b c Marjan Pipenbaher: Design and analysis of Pelješac Bridge
  23. Ponting Bridges nennt auch ein abweichendes Span arrangement, das auf einem überholten Planungsstand beruhen dürfte.
  24. Biggest infrastructure project in Croatia Peljesac Bridge under constrction auf globaltimes.cn (mit Fotos des Heavy Load Carriers Development Way)