Penchen Lama

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Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
པན་ཆེན་བླ་མ་
Wylie-Transliteration:
pan chen bla ma
Offizielle Transkription der VRCh:
Bainqên Lama
THDL-Transkription:
Penchen Lama
Andere Schreibweisen:
Panchen Lama, Pänchen Lama, Pantschen Lama, Panchen Erdeni, Banchen Erdeni, Bainqen Erdini
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
班禪額爾德尼
Vereinfacht:
班禅额尔德尼
Pinyin:
Bānchán É'ěrdéní

Penchen Lama (tib.: pan chen bla ma; auch: Taschi Lama[1][2] oder Penchen Rinpoche, tib.: pan chen rin po che) ist der Titel einer bedeutenden Reinkarnationslinie (Trülku) des Gelug-Ordens im tibetischen Buddhismus. Der Penchen Lama gilt als zweithöchster Trülku der Gelugpa und traditionell als Emanation des „Buddha des Unermesslichen Lichts“ Amitabha.

Ursprung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele Lamas werden im Vajrayana als Wesen gesehen, die sich für eine Wiedergeburt entschieden haben, um anderen fühlenden Wesen helfen zu können. Solche Lamas werden „Trülku“ genannt.

Die „Penchen Lamas“ wurden im 17. Jahrhundert in Tibet eingeführt. Bei dem Titel „Penchen Lama“ handelt es sich um eine hybride Wortbildung aus Sanskrit paṇḍita (Gelehrter) und Tibetisch chen-po (groß), und er kann mit Großer gelehrter Guru übersetzt werden.

Er steht in Zusammenhang mit dem bedeutenden und angesehenen buddhistischen Lehrer Lobsang Chökyi Gyeltshen, der Abt des Klosters Trashilhünpo war. Lobsang Chökyi Gyeltshen gab dem 4. Dalai Lama Yönten Gyatsho die Mönchsgelübde und war Lehrer des 5. Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatsho. Auch bei der Suche nach diesem hatte er einen großen Beitrag geleistet, indem er Tsangba Khan, zu jener Zeit Erzfeind der Gelugpa, das Versprechen abnahm, diese Suche ohne Einmischung zuzulassen, nachdem er ihn von einer Krankheit geheilt hatte. Nachdem Lobsang Chökyi Gyeltshen im hohen Alter von 92 Jahren gestorben war, ließ der 5. Dalai Lama nach der Reinkarnation seines Lehrers – den er Penchen Lama genannt hatte – suchen, damit dessen spirituelle Arbeit in Tibet fortgesetzt würde. Der jeweilige Penchen Lama ist seit dieser Zeit eine wichtige Autorität bei der Anerkennung des jeweiligen Dalai Lama, wie der jeweilige Dalai Lama eine wichtige Autorität bei der Anerkennung des jeweiligen Penchen Lama ist. Gleiches gilt auch für die Erziehung.[3]

Da rückwirkend die drei vorherigen Äbte Trashilhünpos als frühere Inkarnationen des Penchen Lama anerkannt wurden, wird Lobsang Chökyi Gyeltshen auch als 4. Penchen Lama bezeichnet.[3]

Neuere Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang des 20. Jahrhunderts betrachtete ein bedeutender Teil der tibetischen Bevölkerung nicht den Dalai Lama, sondern den Penchen Lama als ihren obersten Herrscher im weltlichen wie im geistlichen Sinne.[4]

Die Anerkennung des derzeitigen Penchen Lama ist umstritten, da der vom 14. Dalai Lama anerkannte 11. Penchen Lama Gendün Chökyi Nyima entführt und an seiner Stelle Gyeltshen Norbu von der chinesischen Regierung anerkannt wurde.[5]

Liste der Penchen-Lamas[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name (Liste tibetischer Namen und Titel) Lebenszeit Bild Wylie-Transliteration
1. Khedrub Geleg Pelsang 1385–1438[6]
mkhas grub dge legs dpal bzang po
2. Sönam Choglang 1438–1505[6]
bsod nams phyogs kyi glang po, bsod nams phyogs glang
3. Wensapa Lobsang Döndrub 1505–1568[6]
dben sa pa blo bzang don grub
4. Lobsang Chökyi Gyeltshen 1570–1662[7]
blo bzang chos kyi rgyal mtshan
5. Lobsang Yeshe 1663–1737
blo bzang ye shes
6. Lobsang Pelden Yeshe 1738–1780
dpal ldan ye shes
7. Tenpe Nyima 1782–1853 bstan pa'i nyi ma
8. Tenpe Wangchug 1854/1855–1882 bstan pa'i dbang phyug
9. Thubten Chökyi Nyima 1883–1937
thub bstan chos kyi nyi ma, chos kyi nyi ma dge legs rnam rgyal
10. Penchen Chökyi Gyeltshen 1938–1989[8] phrin las lhun grub chos kyi rgyal mtshan
11.1. Gendün Chökyi Nyima[9] 1989– dge 'dun chos kyi nyi ma
11.2. Gyeltshen Norbu[10] 1990– rgyal mtshan nor bu

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsch

  • Isabel Hilton: Die Suche nach dem Panchen Lama. Auf den Spuren eines verlorenen Kindes. 2. Auflage. Piper, München und Zürich 2003, ISBN 3-492-23629-4.
  • Klemens Ludwig / Holm Triesch: Gendün – Die Rückkehr des Panchen Lama. 1. Auflage. Longtai Verlag, Gießen 2013, ISBN 3-938946-22-9.
  • Marcus Braun: Der letzte Buddha, Hanser Berlin Verlag, München 2017

Englisch

  • Melvyn C. Goldstein: A History of Modern Tibet, 1913–1951. University of California Press, 1991, ISBN 0-520-07590-0
  • Melvyn C. Goldstein: The Snow Lion and the Dragon: China, Tibet, and the Dalai Lama. University of California Press, 1997, ISBN 0-520-21951-1
  • Ya Hanzhang: Biographies of the Tibetan spiritual leaders Panchen Erdenis. Foreign Languages Press, Beijing 1994, ISBN 7-119-01687-3.
  • Gilles Van Grasdorff, Hostage of Beijing: The Abduction of the Panchen Lama, Thorsons, 1999, ISBN 978-1-86204-561-3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Penchen Lama – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Pantschen-Lama darf nicht nach Tibet. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 30. Oktober 1937, S. 24 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg
  2. Tashi Lama. In: Collins Dictionary. Abgerufen am 14. Juli 2022 (englisch).
  3. a b Isabel Hilton: Die Suche nach dem Panchen Lama auf den Spuren eines verschwundenen Kindes. C.H.Beck, München 2002, ISBN 978-3-406-48617-3, S. 71 f.
  4. A. C. McKay: Tibet 1924. A Very British Coup Attempt? In: Journal of the Royal Asiatic Society, 3. Reihe, Bd. 7, Nr. 3 (November 1997), S. 411–424, hier S. 414.
  5. Entschließung zur Lage in Tibet und dem Verschwinden des sechs Jahre alten Panchen Lama Europäisches Parlament (1995)
  6. a b c Rückwirkend anerkannt.
  7. Ab 1645 anerkannt.
  8. Lobsang Chinlai Lhünchub Qoigyi Gyaicain wurde 1944 von der Entourage des aufgrund eines innenpolitischen tibetischen Konfliktes in den 1920er Jahren nach China geflüchteten 9. Panchen Lamas proklamiert aber erst unter chinesischem Druck 1950/51 von Lhasa anerkannt.
  9. Von der tibetischen Exilregierung anerkannt
  10. Von der chinesischen Regierung anerkannt