Pestwurzen

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Pestwurzen

Asiatische Pestwurz (Petasites japonicus)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Senecioneae
Gattung: Pestwurzen
Wissenschaftlicher Name
Petasites
Mill.

Die Pestwurzen (Petasites) bilden eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die 15 bis 18 Arten sind auf der Nordhalbkugel verbreitet. Einige Arten wie die Gewöhnliche Pestwurz werden als Heilpflanzen verwendet. Der wissenschaftliche Name leitet sich vom griechischen Wort πέτασος (pétasos) ab, das schirmförmiges Laubblatt bedeutet.[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laubblätter der Alpen-Pestwurz (Petasites paradoxus)
Illustration der Filzigen Pestwurz (Petasites spurius) aus Sturm
Ausschnitt eines Blütenstandes der Weißen Pestwurz (Petasites albus) mit gut erkennbaren fünf weißen Kronzipfeln der Röhrenblüten einer weiblichen Pflanze
Fruchtstand der Gewöhnlichen Pestwurz (Petasites hybridus)

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Pestwurz-Arten handelt es sich um meist sommergrüne, ausdauernde, krautige Pflanzen, die je nach Art Wuchshöhen von meist 10 bis 25, selten bis zu 120 Zentimetern erreichen. Sie bilden Rhizome als Überdauerungsorgane. Die aufrechten Stängel sind nicht verzweigt. Die Stängel der männlichen Pflanzen verwelken bald. Die Stängel der weiblichen Pflanzen verlängern sich nach der Blütezeit bis zur Samenreife.

Die grundständigen, relativ großen Laubblätter erscheinen meist nach den Blütenständen und sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreiten sind bei einigen Arten bei einer Breite von bis 30 bis zu 60, selten bis zu 100 Zentimeter breit und die breitesten der mitteleuropäischen Flora. Der Blattrand ist glatt, gelappt oder gezähnt. Die Oberseite der Blattspreite kann kahl bis etwas wollig behaart sein; die Unterseite ist wollig behaart. Die wechselständig verteilten Stängelblätter sind hochblattartig (Schuppenblätter; es sind im Grunde vergrößerte Blattstiele, die manchmal am Ende Spreiten besitzen).

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pestwurz-Arten sind zweihäusig oder einhäusig (Subdiözie). In schirmtraubigen, traubigen oder rispigen Gesamtblütenständen sind oft viele körbchenförmige Teilblütenstände zusammengefasst; selten stehen die Blütenkörbchen einzeln. Die kreis- bis diskusförmigen Blütenkörbchen enthalten oft nur Röhrenblüten. Zungenblüten können vorkommen, sie können steril und ohne Zungen sein. Die Körbchenhülle ist mit einem Durchmesser von 6 bis über 15 Millimetern verkehrt-konisch bis kreiselförmig und vergrößert sich bis zur Fruchtreife. Die meist 12 bis 15 haltbaren Hüllblätter stehen in selten einer, meist zwei Reihen und sind oft purpurfarben, aufrecht, frei oder verwachsen, schmal-länglich bis lineal (ein- bis fünfnervig), fast gleich mit mehr oder weniger trockenhäutigen Rändern. Die Korbböden sind flach bis konvex und feingrubig. Es sind keine Spreublätter vorhanden. Es kann ein Außenkelch vorkommen.

Die Blüten sind eingeschlechtig oder zwittrig. Die männlichen Blütenkörbchen sind meist kreisförmig und besitzen außen 1 bis 20, selten bis zu 70 ursprünglich weibliche, aber sterile oder neutrale Blüten und innen 11 bis 78 Blüten die meist funktional männlich, selten zwittrig und fertil sind. Die weiblichen Blütenkörbchen sind auch meist kreisförmig und besitzen außen selten 1 bis, meist 30 bis über 130 Blüten, die rein weiblich und fertil sind, und innen 1 bis 12 funktional männliche oder zwittrige Blüten.

Die fünf weißlichen oder rosafarbenen, selten gelben Kronblätter sind zu einer dünnen Röhre verwachsen, die in linealen bis länglichen Kronzipfeln endet. Die linealischen bis gekeulten Griffel sind nicht oder in zwei Griffeläste geteilt, die kurz-konisch und papillös, manchmal lanzettlich bis länglich und mehr oder weniger kurz-steifhaarig sind.

Es werden schmal-zylindrische, schwach spindelförmige bis mehr oder weniger prismatische Achänen gebildet, die fünf- oder zehnrippig und meist kahl, selten zottig behaart sind. Der leicht abfallende oder fragile Pappus besteht aus 60 bis über 100 weißen, glatten oder bärtigen Borsten, die sich bis zur Fruchtreife vergrößern.

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 30.


Fruchtstände von Petasites frigidus var. palmatus
Laubblätter der Asiatischen Pestwurz (Petasites japonicus)
Karpaten-Pestwurz (Petasites kablikianus)
Blütenstände der Alpen-Pestwurz (Petasites paradoxus)
Duftende Pestwurz (Petasites pyrenaicus)
Der Blütenstand der Filzigen Pestwurz (Petasites spurius)

Systematik und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Petasites wurde durch Philip Miller aufgestellt. Ein Synonym für Petasites Mill. ist Nardosmia Cass.[2][3] Die Gattung Petasites gehört zur Tribus Senecioneae in der Unterfamilie Asteroideae innerhalb der Familie der Asteraceae.

Die Gesamtverbreitung auf der Nordhalbkugel umfasst das boreale Nordamerika, südwärts bis in die westlichen Kordilleren und Eurasien.

Die bisher mehreren nordamerikanischen Arten werden manchmal zu einer Art Petasites frigidus zusammengefasst mit einigen Varietäten.

Es gibt etwa 15 bis 18 Pestwurz-Arten (Petasites):

Verwendung und Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archäologische Funde[8] im ältesten Salzbergwerk der Welt, dem sogenannten Salzberg bei Hallstatt, haben belegt, dass die Blätter vermutlich einer Pestwurz-Art in der Bronzezeit auch als Toilettenpapier verwendet wurden. Heute noch gibt es in Bayern die volkstümliche Bezeichnung Arschwurz für diese Pflanzenart.

Die in manchen Petasites-Arten enthaltenen Petasine (Sesquiterpenester vom Eremophilan-Typ) sollen spasmolytisch wirken.[9] Die Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus) wird wegen ihrer spasmolytisch und antiallergisch wirksamen Inhaltsstoffe arzneilich verwendet.

Zwei relativ großblättrige Petasites-Arten werden in Gebieten mit gemäßigtem Klima als Zierpflanzen verwendet: Die europäische Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus) und die asiatische Asiatische Pestwurz (Petasites japonicus). Sie sind gelegentlich Gartenflüchtlinge, verwildern also; beispielsweise sind etablierte Bestände in Michigan vorhanden.[10]

Habitus und Blütenstand der Asiatischen Pestwurz (Petasites japonicus)
Geerntete junge Pflanzenteile der Asiatischen Pestwurz (Petasites japonicus)

Die Asiatische Pestwurz wird in Japan und Korea als Gemüse zubereitet. In Japan werden zu Beginn der Frühlingszeit im April junge Pflanzenteil der Asiatischen Pestwurz gesammelt, die gerade aus dem Erdreich stoßen. Sie werden als Tempura frittiert und verzehrt. Sie sind leicht bitter im Geschmack und heißen auf Japanisch „fuki no tō“ (蕗の薹).

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Randall J. Bayer, A. Linn Bogle, Donna M. Cherniawsky: Petasites. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 20: Magnoliophyta: Asteridae, part 7: Asteraceae, part 2 (Astereae, Senecioneae). Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-530564-7, S. 635 (englisch)., online. (Abschnitte Beschreibung, Verbreitung, Verwendung und Systematik)
  • Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 2: Dicotyledones (Compositae). Organization for the Phyto-Taxonomic Investigation of the Mediterranean Area (OPTIMA), Genève 2008, ISBN 978-2-8279-0011-4, S. 551–552 (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 2., verbesserte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1983, ISBN 3-7643-1399-4.
  2. a b Petasites im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 5. Mai 2014.
  3. a b c d e f g h i j k l m Werner Greuter: Compositae (pro parte majore): Datenblatt Petasites. In: Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2006–2009.
  4. Petasites. bei Flora of Taiwan Checklist online.
  5. a b c d e f Yilin Chen, Bertil Nordenstam: Petasites. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 20–21: Asteraceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2011, ISBN 978-1-935641-07-0, S. 461 (englisch)., PDF-Datei, online.
  6. Tatjana Shulkina: Ornamental Plants From Russia And Adjacent States Of The Former Soviet Union. A botanical guide for travelers and gardeners. Rostok, Sankt Petersburg 2004, ISBN 5-94668-032-3, online.
  7. John Robert Press, Krishna Kumar Shrestha, David Andrew Sutton: Annotated checklist of the flowering plants of Nepal. Natural History Museum, London 2000, ISBN 0-565-09154-9, fortgeschriebene Version online.
  8. ZDF.de, Terra-X, Sendung vom 7. September 2008. (Memento vom 3. Dezember 2016 im Internet Archive)
  9. Hildebert Wagner: Arzneidrogen und ihre Inhaltsstoffe. 6. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 1999, S. 420.
  10. Randall J. Bayer, A. Linn Bogle, Donna M. Cherniawsky: Petasites. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 20: Magnoliophyta: Asteridae, part 7: Asteraceae, part 2 (Astereae, Senecioneae). Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-530564-7, S. 635 (englisch)., online.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pestwurz (Petasites) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Pestwurz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen