Philip D. Jones

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Philip D. Jones (2015)

Philip D. Jones (Philip Douglas „Phil“ Jones; * 1952) ist ein britischer Klimatologe an der University of East Anglia.

Wissenschaftliche Arbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jones hat einen BA in Environmental Sciences der Lancaster University und MSc und PhD der University of Newcastle upon Tyne. Er ist insbesondere bekannt für seine Weiterführung der instrumentellen Temperaturmessreihen im Klimabereich.[1] Er hat damit in den 2001 und 2007 erschienenen IPCC-Berichten wesentliche Beiträge zu Kapitel 12 (Detection of Climate Change and Attribution of Causes) sowie zum Dritten Sachstandsbericht[2] erbracht und war im vierten Sachstandsbericht Leitautor beim Kapitel 3, Observations: Surface and Atmospheric Climate Change.[3][2]

Als Ko-Direktor der Climatic Research Unit war er zusammen mit Jean Palutikof von 1998 bis 2004 tätig und seitdem alleiniger Direktor.[4] Er ist seit 1998 Mitglied der Academia Europaea.[5] Bis Februar 2022 wurden Jones Forschungsarbeiten ca. 147.000 mal zitiert. Sein h-Index betrug zu diesem Zeitpunkt 159.[6]

Hackerangriff auf die Climatic Research Unit und anschließende Untersuchungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem bei einem Hackerangriff E-Mails der CRU gestohlen und im Internet veröffentlicht worden waren, wurden von Klimawandelleugnern Vorwürfe der Datenmanipulation und Missachtung wissenschaftlicher Standards gegen Jones und mehrere seiner Fachkollegen erhoben. Jones ließ sein Amt als Direktor der CRU daraufhin vorläufig ruhen.[7] Die Arbeit der Klimaforscher an der CRU wurde in der Folge von drei unabhängigen Untersuchungskommissionen eingehend geprüft. Der Wissenschafts-Ausschuss des britischen Parlaments kam im März 2010 zu dem Ergebnis, dass den Wissenschaftlern der CRU kein Vorwurf zu machen sei. Es könne nicht unterstellt werden, dass die Wissenschaftler bei der Zurückweisung von Anfragen über Forschungsergebnisse versucht hätten, die Öffentlichkeit über Klimadaten im Ungewissen zu lassen.[8] Eine gemeinsame Untersuchungskommission der britischen Royal Society und der University of East Anglia unter dem Vorsitz von Ronald Oxburgh entlastete ebenfalls Jones und seine Kollegen. Es gebe „keine Beweise für vorsätzliches wissenschaftliches Fehlverhalten“, die Wissenschaftler um Jones hätten ihre Arbeit „ordentlich und genau“ gemacht und seien bei der Datenauswertung „objektiv und leidenschaftslos“ gewesen. Die Untersuchungskommission verurteilte zudem den scharfen Tonfall der Klimaleugner.[9] Eine dritte Untersuchungskommission unter dem Vorsitz von Sir Muir Russell kam nach sechsmonatiger Prüfung und Anhörung zahlreicher Zeugen schließlich auch zu dem Ergebnis, dass die gegen Jones und seine Kollegen erhobenen Vorwürfe der Datenmanipulation und Unterdrückung von Kritikern unberechtigt seien. Die Schlüsseldaten für die Reproduzierbarkeit ihrer Forschungsergebnisse seien jedem kompetenten Interessierten zugänglich gewesen, auch gebe es keinerlei Hinweise auf eine Untergrabung des Peer-Review-Prozesses. Bemängelt wurde nur ein unzulängliches Maß an Offenheit seitens der Forscher und eine unabsichtlich irreführende Beschriftung einer Grafik von 1999. Es gebe jedoch keinerlei Zweifel an der Redlichkeit und Disziplin der Forscher.[10][11][12]

Die zwischenzeitlich erhobenen Anschuldigungen belasteten Jones nach eigenen Angaben so sehr, dass er über Suizid nachdachte. Zudem erhielt er zahlreiche Morddrohungen.[13]

Jones wurde im Juli 2010 in das neugeschaffene Amt des Forschungsdirektors versetzt.[14] Die Universität betonte, dass es sich dabei keinesfalls um eine Degradierung handele.[11]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher
  • mit Raymond S. Bradley (Hrsg.): Climate Since A.D. 1500. 2. Auflage. Routledge 1995, ISBN 0-415-12030-6
  • mit Raymond S. Bradley & Jean Jouzel (Hrsg.): Climatic Variations and Forcing Mechanisms of the Last 2000 Years. Springer, 1996, ISBN 3-540-60695-5
  • mit Astrid E. J. Ogilvie, Timothy J. Osborn & Keith R. Briffa (Hrsg.): History and Climate: Memories of the Future? Springer, 2001, ISBN 0-306-46589-2
  • mit Dario Camuffo (Hrsg.): Improved Understanding of Past Climatic Variability from Early Daily European Instrumental Sources. Springer, 2002, ISBN 1-4020-0556-3
Aufsätze

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Phil Jones, Colin Harpham & Mike Salmon: Data: Temperature. Website der Climatic Research Unit. Zuletzt aktualisiert im Januar 2013
  2. a b UNEP/GRID-Arendal: IPCC Third Assessment Report – Climate Change 2001: Working Group I: The Scientific Basis. Archiviert vom Original am 20. November 2009; abgerufen am 30. Mai 2013.
  3. Working Group I Contribution to the IPCC Fourth Assessment Report Climate Change 2007: The Physical Science Basis – List of Authors (Memento vom 23. Februar 2012 im Internet Archive) (PDF; 23 kB)
  4. Climatic Research Unit: History of the Climatic Research Unit
  5. Mitgliederverzeichnis: Philip Jones. Academia Europaea, abgerufen am 1. Januar 2018 (englisch).
  6. Philip Jones. Google Scholar. Abgerufen am 19. Februar 2022.
  7. E-Mail-Affäre: Klimaforscher lässt während Untersuchung sein Amt ruhen. In: Spiegel Online. 2. Dezember 2009
  8. Ausschuss des Parlaments gibt britischen Klimaforschern recht. In: Die Welt. 1. April 2010
  9. Christopher Schrader: Klimawandel – Zweiter Freispruch für Klimaforscher. In: Süddeutsche Zeitung. 15. April 2010
  10. Abschlussbericht (PDF; 1,5 MB) (Memento vom 6. Februar 2020 im Internet Archive) der Russell-Kommission
  11. a b David Adam: „Climategate“ review clears scientists of dishonesty over data. In: The Guardian. 7. Juli 2010
  12. Christopher Schrader: Klimaforscher – Keine Manipulation. In: Süddeutsche Zeitung. 7. Juli 2010
  13. Richard Girling: The leak was bad. Then came the death threats. In: The Sunday Times. 8. Februar 2010
  14. Michael McCarthy: „Conspiracy theories finally laid to rest“ by report on leaked climate change emails. In: The Independent. 8. Juli 2010, abgerufen am 30. Mai 2013.
  15. Hugh Robert Mill Prize. Royal Meteorological Society, abgerufen am 19. August 2013.
  16. Winners of the Norbert Gerbier-MUMM International Award. World Meteorological Organization, archiviert vom Original am 21. September 2015; abgerufen am 29. Juni 2014.
  17. EGS Awards: Hans Oeschger Medallist – 2002: Philip D. Jones
  18. Royal Meteorological Society: The Society’s awards, 2002. In: Weather. 2002, Vol. 57, September 2002, S. 352 f. (PDF)