Philipp Engel Klipstein

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Philipp Engel Klipstein (* 3. August[1] 1747 in Darmstadt; † 15. Juli 1808 in Darmstadt) war ein hessischer Beamter und Mineraloge.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Philipp Engel Klipstein war der Sohn des hessischen Staatsministers Jakob Christian Klipstein (1715–1786) und der Theodore Thilemann (1724–1808). Als Junge und Jugendlicher erhielt er Privatunterricht. Ab 1763 war er an der Universität Gießen immatrikuliert und hörte Vorlesungen über Mathematik, Philosophie, Jura und später auch Mineralogie.[2] Dies eröffnete ihm 1767 die Anstellung als Sekretär des neu gegründeten Hessen-Darmstädtischen Bergkollegs in Gießen. Nebenher hörte er Vorlesungen in Kameralwissenschaft. Ein Jahr später setzte er seine Studien in Kameralwissenschaft und zudem in Chemie in Leipzig fort. 1769 reiste er ins sächsische Erzgebirge und ließ sich vom Wardein Klotzsch in Freiberg im Probieren unterrichten. Im selben Jahr wurde er Assessor bei der Rentkammer in Darmstadt. In den folgenden drei Jahren begleitete er seinen Vater zu den Verhandlungen über die hessischen Staatsschulden nach Wien und studierte dort Finanzwissenschaft, Botanik und Mineralogie. Zudem ließ er sich dort in Mathematik, Bienenwirtschaft und Rechnungswesen unterrichten.

1771 wurde er Refendar bei der Rentkammer in Darmstadt, bevor er ein Jahr später zum Wirklichen Kammerrat unter dem Vorsitz seines Vaters als Kammerpräsident ernannt wurde. In dieser Funktion richtete er ein neues Kupferbergwerk bei Thalitter ein. 1773 wurde er Kommissar der Fayencefabrik in Kelsterbach und 1775 Mitglied der Münzdeputation. Zudem wurde er zum Mitglied der Rentkammer ernannt. 1776 heiratete er Friederike Katharina Johannette Schenck (1752–1806), die Tochter des Justizamtsmanns und Hofrats Georg Wilhelm Schenck (1708–1765) und der Christine Dorothee Thomä. 1795 wurde er Mitglied der hessischen Schuldentilgungskommission. Als hoher hessischer Beamter war er 1796 bis 1797 Geisel der französischen Armee[3] zur Abpressung von Kriegskontributionen. Später war er Geheimer Rat und Direktor der Rentkammer in Gießen.

Klipstein war evangelischen Glaubens und Mitglied der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin. Er hatte mindestens einen Sohn, den Hofkammerrat und Bergwerksdirektor in Thalitter Christian Wilhelm Klipstein (1778–1845).

Mineralogie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klipstein war stark interessiert an mineralogischen Fragen und veröffentlichte hierzu zahlreiche Beiträge. Er korrespondierte hierüber unter anderem mit Georg Christoph Lichtenberg und gab die seinerzeit in Fachkreisen stark beachteten Mineralogischen Briefe heraus. Alexander von Humboldt und Steven Jan van Geuns machten auf ihrer Rundreise durch Deutschland im Herbst 1789 eigens in Darmstadt Station, um Klipsteins Mineralienkabinett zu besichtigen.[4]

Äolipile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klipstein experimentierte Mitte der 1780er Jahre an einer Abwandlung der seit der Antike bekannten Äolipilen, um beim Kupferschmelzen nicht auf durch Wasserkraft angetriebene Blasebälge angewiesen zu sein. Seine Forschungen gingen jedoch über kleine Prototypen nicht hinaus. Er nannte sie zunächst Dunst-Maschine,[5] in der zeitgenössischen Rezeption wurde von Äolipilen oder Dampfmaschinen geschrieben.[6][7] Ein Exemplar sandte er an Lichtenberg.[8]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grundsätze der Wissenschaft Rechnungen vollkommen einzurichten, 1778, Digitalisat.
  • Der Nutzen und Schaden der Monopolien sammt den Einschränkungen unter welchen sie unschädlich seyn können gezeigt in zwo Abhandlungen, 1778, Dighitalisat der Abhandlung Klipsteins.
  • Mineralogische Briefe und (als Fortsetzung bzw. Zweiter Band) Mineralogischer Briefwechsel und andere Aufsätze für Freunde der Bergwerkswissenschaften, in mehreren Lieferungen 1779–1784, Übersicht der Digitalisate bei der BSB München.
  • Lehre von der Auseinandersetzung im Rechnungswesen, 1781, digitalisiert für Google Books.
  • Drei Preisschriften über die Frage: Welches sind die besten ausführbarsten Mittel dem Kindesmorde abzuhelfen, ohne die Unzucht zu begünstigen?, 1784, Digitalisat mit der Abhandlung Klipsteins.
  • Vorrede, in: J. H. Müller’s Beschreibung seiner neu-erfundenen Rechenmaschine, nach ihrer Gestalt, ihrem Gebrauch und Nutzen, 1786, Seite III bis XII, doi:10.3931/e-rara-12979.
  • Versuch einer mineralogischen Beschreibung des Vogelgebirgs in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, 1790, Digitalisat.
  • Reine Wirtschaftslehre, 1797.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klipstein (Philipp Engel), in: Friedrich Wilhelm Strieder, Grundlagen zu einer Hessischen Gelehrten und Schriftsteller Geschichte, Siebenter Band, 1787, Seite 172–177.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Angabe der Hessischen Biografie. Strieder nennt den 4. August 1747, wohl das Taufdatum.
  2. Vorlesungen nach Strieder. Die Hessische Biografie nennt davon abweichende Studienfächer.
  3. Die Geiselnahme fand im August 1796 statt, siehe Jürgen Rainer Wolf, Zwei Jahrhunderte Krieg und Frieden, in: Friedrich Battenberg, Jürgen Rainer Wolf, Eckhart G. Franz (auch Gesamtredaktion) und Fritz Deppert: Darmstadts Geschichte, 1980, Seite 288, in der Klipstein jedoch nicht namentlich erwähnt wird.
  4. Steven Jan van Geuns: Tagebuch einer Reise mit Alexander von Humboldt durch Hessen, die Pfalz, längs des Rheins und durch Westfalen im Herbst 1789, 2007, Seite 116f.
  5. Philipp Engel Klippstein: Beschreibung einer neuen Dunst-Maschine, in: Schriften der Berlinischen Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin, Siebenden Bandes Drittes Stück, 1786, Seite 386–391. Digitalisat
  6. Antwort auf die Recension in dem 56ten Stück der Mainzer gelehrten Anzeige von dem Klipsteinischen Eolipile, Hessen-Darmstädtische Landes-Zeitung vom 20. August 1785. Digitalisat
  7. Anwendung der Dampfmaschine bey den Schmelzwerken, vom Hrn. Kammerrath Klipstein, Handlungs-Zeitung vom 5. November 1785. Digitalisat
  8. Georg Christoph Lichtenberg: Gesammelte Schriften, Band 6, Instrumentenverzeichnis, 2017, dort Nummer 242.