Sand-Lieschgras

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Sand-Lieschgras

Sand-Lieschgras (Phleum arenarium)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Gattung: Lieschgräser (Phleum)
Art: Sand-Lieschgras
Wissenschaftlicher Name
Phleum arenarium
L.

Das Sand-Lieschgras (Phleum arenarium) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lieschgräser (Phleum) innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Diese Pionierpflanze ist vor allem an und nahe den Küsten West- und Südeuropas verbreitet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Flora Batava, Volume 4

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Sand-Lieschgras ist eine sommergrüne, einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 5 bis 20 Zentimetern. Dieses Gras wächst in lockeren Horsten oder einzeln. Die aufrechten oder vom Grund an aufwärts gebogenen, dünnen, glatten Halme besitzen ein bis vier Knoten (Nodien) unterhalb der Halmmitte.

Die Blattscheiden sind glatt und auf der Rückseite rund; die oberen erscheinen etwas aufgeblasen. Die 1 bis 5 Millimeter langen Blatthäutchen sind ganzrandig und spitz. Die weißlich-grünen, kahlen Blattspreiten sind oberseits undeutlich gerieft, an den Rändern fein angeraut und in eine dünne Spitze verschmälert und messen bis zu 3 Millimeter Breite sowie 5 Zentimeter Länge.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juli. Der sehr dichte und dadurch ährenähnlich erscheinende, rispige Blütenstand ist weißlichgrün. Der Blütenstand ist bei einer Länge bis zu 4 Zentimetern sowie einer Breite von bis zu 7 Millimetern zylindrisch bis verkehrt-eiförmig und am Grund gewöhnlich verschmälert, an der Spitze abgerundet und erscheint beim Umbiegen lappig. Die einblütigen Ährchen tragen zwei bis zum Grund getrennte, stumpfe Hüllspelzen mit aufgesetzter seitlicher Granne. Die Ährchen erscheinen dadurch zweispitzig und gestutzt („stiefelknechtartig“) – ein kennzeichnendes Merkmal der Lieschgras-Arten. Die Deckspelzen sind unbegrannt.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[1]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Sand-Lieschgras handelt es sich um einen Therophyten.

Habitus
Habitus von kleinen Exemplaren

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Sand-Lieschgras ist in weiten Teilen Europas vor allem entlang und nahe den Küsten Westeuropas von Schweden südwärts und ostwärts bis in den Mittelmeerraum allgemein verbreitet und lokal sehr häufig. Es kommt vor allem rund um die Küsten der Britischen Inseln an der Atlantikküste der Niederlande, Belgiens und Frankreichs sowie an der Mittelmeerküste Frankreichs und Italiens vor. Seltener wächst es auf sandigen Böden im Binnenland. In Deutschland kommt es zerstreut bis selten an der Nord- und Ostseeküste vor. Phleum arenarium ist in Nordamerika, Australien und Neuseeland ein Neophyt und kommt dort ebenso in Sandlebensräumen vor.

Das Sand-Lieschgras gedeiht am besten auf sommerwarmen und trockenen, etwas stickstoffbeeinflussten, basenreichen, humus- und feinerdearmen, lockeren Sandböden. Dieses salzertragende Pioniergras besiedelt vorwiegend lückige Standorte in Küstendünen und ist dort kennzeichnend für die kurzlebige und auf periodische Bodenverwundungen angewiesene Pflanzengesellschaft des Tortulo-Phleetum.[1] Zuweilen kommt es in Binnendünen in der Gesellschaft Bromo-Phleetum arenarii Korneck 1974 aus dem Verband Sileno conicae-Cerastion semidecandri und auf Flugsandfeldern des Binnenlandes, an sandigen Wegrändern sowie in Sandgruben vor.[1] Dort wächst das Sand-Lieschgras auch gern in subatlantischen Sandmagerrasen und bildet lokal die Kennart der Gesellschaft des Agrostio-Poetum humilis Tx. ex Menke 1969.

Gefährdung und Schutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Sand-Lieschgras gilt in Mitteleuropa als stark gefährdet, genießt jedoch keinen gesetzlichen Schutz. In Deutschland wird die Art in der Roten Liste gefährdeter Pflanzen als stark gefährdet geführt. In Mecklenburg-Vorpommern gilt die Art als vom Aussterben bedroht.

Die Gefährdung der Art beruht im Wesentlichen auf der Zerstörung der Wuchsorte vor allem durch die Bebauung und das Betreten und Befahren von Küsten- und Binnendünen sowie der Verdrängung durch Neophyten. Ferner sind kleinräumige Sonderstandorte durch Sandabbau, aber auch durch Verbuschung und Bewaldung im Zuge der natürlichen Sukzession gefährdet.

Quellen und weiterführende Informationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Charles Edward Hubbard: Gräser. Beschreibung, Verbreitung, Verwendung (= UTB. Band 233). 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1985, ISBN 3-8001-2537-4 (englisch: Grasses. Übersetzt von Peter Boeker).
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
  • Verzeichnis und Rote Liste der Pflanzengesellschaften Deutschlands (Stand: 30. Oktober 2000)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 257.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sand-Lieschgras (Phleum arenarium) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien