Pierre Ricaud de Tirregaille

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Pierre Ricaud de Tirregaille (* etwa 1725; † nach 1772) war ein französischer Architekt und Ingenieur, der vor allem in Polen wirkte. Neben seinem architektonischen Schaffen ist er besonders für die Anfertigung von Karten und Gebäudezeichnungen bekannt.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tirregaille kam im Jahr 1752 nach Polen. Hier war er als ziviler Architekt und Vermessungsingenieur wie als Armeeingenieur und Kapitän eines Infanterieregiments, ab 1762 im Range eines Oberstleutnants bei den polnischen Streitkräften tätig[1]. Er blieb bis 1772 in Polen[2].

Sein Baustil basierte auf dem französischen Klassizismus, den er mit Elementen des Rokokos anreicherte. Für die Familie Potocki errichtete er von 1757 bis 1760 eine Residenz in Krystynopol (heute Tscherwonohrad)[1]. Im Jahr 1762 verantwortete er den Umbau des Warschauer Mniszech-Palastes. Neben vielen anderen Architekten wie Jan Zygmunt Deybel und Giacomo Fontana war er auch am Bau der Palast- und Parkanlage der Familie Branicki in Białystok beteiligt[3].

In den Jahren 1758 und 1759 arbeitete Tirregaille im Auftrag der von König August III gegründeten Pflasterkommission[4]. Der Vorsitzende dieser Kommission, der Kron-Marschall Franciszek Bieliński, beauftragte 1762 Tirregaille, einen genauen Plan der Stadt Warschau anzufertigen. Der Ingenieur legte noch im selben Jahr diesen ersten Stadtplan Warschaus, dem eine Vermessung zugrunde lag, vor[5]. Der Plan bestand aus 18 Teilen im Maßstab 1:1000. Die Bordüre dieses später oft kopierten Stadtplanes zierten Zeichnungen von zahlreichen Palästen der Stadt[6], so des Primas-Palastes, des Symonowicz-Palastes, des Palastes der Bischöfe von Krakau und des Radziwiłł-Palastes. Die zeitgenössischen Gebäudedarstellungen waren für den Wiederaufbau der Paläste nach dem Zweiten Weltkrieg eine wertvolle Quelle.

Aber auch Tirregailles detaillierte Zeichnungen anderer Objekte waren später hilfreich. So wurde die Rekonstruktion eines Greifen auf dem Eingangstor zum Palastpark in Białystok erst nach dem Auffinden von seinen Zeichnungen in Paris im Jahr 1994 möglich[7].

Zeichnungen Tirregailles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b gem. Nowa encyklopedia powszechna PWN, Band 7, Bartłomiej Kaczorowski (Hrsg.), ISBN 8301141794, Wydawictwo Naukowe PWN, Warschau 2004
  2. gem. Eintrag zu Ricaud de Tirregaille Pierre@1@2Vorlage:Toter Link/encyklopedia.wp.pl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei WirtulanaPolska.pl blieb Tirregaille nur bis 1763 in Polen
  3. gem. Information zur Geschichte der Park- und Palastanlage der Branickis (Memento des Originals vom 2. Oktober 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ogrodbranickich.bialystok.pl
  4. gem. Text Białołęka na starych mapach bei NowaGazetaPraska (in Polnisch)
  5. gem. Werner Huber, Warschau - Phönix aus der Asche. Ein architektonischer Stadtführer, Verlag Böhlau, ISBN 3-412-14105-4, Köln 2005, S. 21
  6. gem. Bernardo Bellotto und Mieczysław Wallis, Canaletto, the painter of Warsaw, Verlag PIW, 1954
  7. gem. Kurzinfo (abstract) Montaż gryfa nad Bramą Wielką Pałacu Branickich w Białymstoku – problemy wykonawcze – Zygmunt Orłowski (PDF; 60 kB) bei Przegladbudowlany.pl (in Englisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pierre Ricaud de Tirregaille – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien