Piriformis-Syndrom

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Klassifikation nach ICD-10
G57.8 Sonstige Mononeuropathien der unteren Extremität
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Piriformis-Syndrom ist eine Kompression des Nervus ischiadicus (Ischiasnerv) beim Durchtritt durch das Foramen infrapiriforme zwischen Beckenknochen und Musculus piriformis.

Ursachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Piriformis-Syndrom kann nach einem Trauma auftreten und ist mit starken Schmerzen in der Gesäßregion verbunden. Es ist jedoch noch nicht gesichert, dass die Beschwerden tatsächlich von einer Kompression von Teilen des Nervus ischiadicus ausgehen.

Das Piriformis-Syndrom wird oft mit einer Bandscheibenproblematik verwechselt, da die Symptome, die beim Piriformis-Syndrom in Erscheinung treten, denen einer Reizung der Spinalnervwurzeln ähneln, aus denen der Nervus ischiadicus hervorgeht.

Das Piriformis-Syndrom wird häufig dann angenommen, wenn keine eindeutige Ursache für „Ischiasschmerzen“ (Ischialgie) diagnostiziert werden kann. Der Ischiasnerv verlässt in Höhe des Gesäßes das Becken, läuft auf die Rückseite des Oberschenkels, gibt verschiedene Äste ab und zweigt sich schließlich bis in die Fußspitzen auf. Beim Verlassen des Beckens zieht der Nerv gemeinsam mit dem Musculus piriformis unmittelbar unter diesem durch eine knöcherne Öffnung des Beckenrings. Hier kann es zu einer Kompression des Nerven kommen, deren eigentliche Ursache eine nicht ausreichende Verlängerungsfähigkeit – durch Verspannung oder Verkürzung – des Muskels ist, denn dazu neigt der M. piriformis mit der Zeit. Hierdurch wird der Muskel bei gleichbleibender Muskelmasse dicker; der vermehrt beanspruchte Platz geht zu Lasten des Ischiasnervs. Es kommt zur Reizung. Der genaue Ablauf dieses Prozesses ist wissenschaftlich noch nicht geklärt.

Mögliche Ursachen sind:

  • Langes einseitiges Sitzen (Computerarbeit, Autofahren)
  • Geldtasche in der Gesäßtasche
  • Überanstrengung (vor allem vornübergebeugte Haltung)
  • Heben schwerer Gegenstände aus der Grätsche heraus

Diagnostik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Möglichkeit, das Piriformis-Syndrom von anderen Ursachen zu unterscheiden, bieten Muskeltests. Der M. piriformis dient bei gestreckter Hüfte als Außenrotator und bei gebeugter Hüfte als Abduktor. Führen diese beiden Bewegungen, gegen Widerstand ausgeführt, zu einer Schmerzprovokation, deutet das auf ein Piriformis-Syndrom.

Der Test der Außenrotation kann in Rückenlage mit über die Kante nach unten hängenden Unterschenkeln geprüft werden. Der Untersucher hält nun seine Hände gegen die beiden Fuß-Innenknöchel und bittet den Patienten, die Füße gegen diesen Widerstand nach innen zusammenzudrücken. Dabei kommt es zu einer Außenrotation und Anspannung der Außenrotatoren der Hüften, die im Falle eines Piriformis-Syndroms schmerzhaft sind.

Die Abduktion wird im Sitzen getestet. Der Untersucher hält seine Hände außenseitig an die Knie und der Patient drückt die Knie gegen diesen Widerstand nach außen weg.

Daneben kann auch ein Dehntest die Schmerzen provozieren. Die Dehnung kann als passive Adduktion des Beines im Sitzen oder als passive Innendrehung des Oberschenkels durch Bewegung des in Rückenlage über die Kante herunterhängenden Unterschenkels nach außen erfolgen (Freiberg-Zeichen).

Behandlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Behandlung werden Massagen, Triggerpunktbehandlung und Bewegungstherapie (Dehnübungen) eingesetzt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • T. A. Miller, K. P. White, D. C. Ross: The diagnosis and management of Piriformis Syndrome: myths and facts. In: The Canadian journal of neurological sciences. Le journal canadien des sciences neurologiques. Band 39, Nummer 5, September 2012, S. 577–583, ISSN 0317-1671. PMID 22931697. (Review).
  • K. Hopayian, F. Song, R. Riera, S. Sambandan: The clinical features of the piriformis syndrome: a systematic review. In: European spine journal : official publication of the European Spine Society, the European Spinal Deformity Society, and the European Section of the Cervical Spine Research Society. Band 19, Nummer 12, Dezember 2010, S. 2095–2109, ISSN 1432-0932. doi:10.1007/s00586-010-1504-9. PMID 20596735. PMC 2997212 (freier Volltext). (Review, frei abrufbar).
  • R. M. Jawish, H. A. Assoum, C. F. Khamis: Anatomical, clinical and electrical observations in piriformis syndrome. In: Journal of orthopaedic surgery and research. Band 5, 2010, S. 3, ISSN 1749-799X. doi:10.1186/1749-799X-5-3. PMID 20180984. PMC 2828977 (freier Volltext) (frei abrufbar).
  • R. J. Halpin, A. Ganju: Piriformis syndrome: a real pain in the buttock? In: Neurosurgery. Band 65, Nummer 4 Suppl, Oktober 2009, S. A197–A202, ISSN 1524-4040. doi:10.1227/01.NEU.0000335788.45495.0C. PMID 19927068. (Review).
  • J. S. Kirschner, P. M. Foye, J. L. Cole: Piriformis syndrome, diagnosis and treatment. In: Muscle & nerve. Band 40, Nummer 1, Juli 2009, S. 10–18, ISSN 0148-639X. doi:10.1002/mus.21318. PMID 19466717. (Review).
  • D. R. Robinson: Piriformis syndrome in relation to sciatic pain. In: The American Journal of Surgery. Band 73, Nummer 3, März 1947, S. 355–358, ISSN 0002-9610. PMID 20289074.
  • A. H. Freiberg, T. H. Vinke: Sciatica and the sacro-iliac joint. In: J Bone Joint Surg Am. 16, 1934, S. 126–136.