Plácido Domingo

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Plácido Domingo (2019)

José Plácido Domingo Embil, KBE (* 21. Januar 1941[1] in Madrid) ist ein spanischer Opernsänger der Stimmlagen Tenor und Bariton,[2] Dirigent und Intendant. Er gehörte neben José Carreras und Luciano Pavarotti zu den Drei Tenören.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Plácido Domingo (2014)
Mit Francesco Meli und Anna Netrebko im Trovatore, Salzburger Festspiele 2014

Plácido Domingo wurde als Sohn der Zarzuelasänger Pepita Embil und Plácido Domingo Ferrer geboren und verbrachte seine Kindheit ab 1949 in Mexiko. Er debütierte 1959 in einer kleinen Rolle (Borsa in Rigoletto in Mexiko-Stadt) und am 19. Mai 1961 als Alfredo in La traviata in Monterrey, Mexiko. Von 1962 bis 1965 war er in Tel Aviv (Israel) engagiert, bevor seine eigentliche internationale Karriere mit einem erfolgreichen Auftritt 1966 an der New York City Opera in Alberto Ginasteras Don Rodrigo begann.

Seither trat er weltweit an allen großen Opernhäusern und bei internationalen Opernfestspielen auf, unter anderem am Gran Teatre del Liceu (Debüt 1966), an der Hamburgischen Staatsoper (Debüt 1967), der Wiener Staatsoper (Debüt 1967), der Deutschen Oper Berlin (Debüt 1967), der Metropolitan Opera (Debüt 1968), der Lyric Opera of Chicago (Debüt 1968), der Arena von Verona (Debüt 1969), der San Francisco Opera (Debüt 1969), der Mailänder Scala (Debüt 1969), am Royal Opera House London (Debüt 1971), an der Bayerischen Staatsoper München (Debüt 1972), am Teatro Colón (Debüt 1972), an der Pariser Oper (Debüt 1973), bei den Salzburger Festspiele (Debüt 1975), an der Los Angeles Opera (Debüt bei der Eröffnung am 7. Oktober 1986), an der Washington National Opera (Debüt 1986), am Mariinski-Theater (Debüt 1992), bei den Bayreuther Festspielen (Debüt 1992), an der Berliner Staatsoper (Debüt 1993), am Teatro Real (Debüt 1997) sowie an der Königlichen Oper Kopenhagen (Debüt 2006).

Domingo gilt als einer der vielseitigsten Tenöre und sang im Lauf seiner Karriere 134 verschiedene Rollen. Im Mittelpunkt seines breiten Repertoires steht das italienische und französische Fach mit Opern von Giuseppe Verdi, Giacomo Puccini, Georges Bizet, Jules Massenet, Pietro Mascagni, Ruggero Leoncavallo, Umberto Giordano und anderen. Eine seiner Paraderollen war die Titelpartie in Verdis Otello, mehrmals auf Schallplatte aufgenommen und außerdem verfilmt von Franco Zeffirelli. Er profilierte sich auch als Wagner-Sänger, speziell als Lohengrin, Siegmund (in Die Walküre) und als Parsifal. Er singt zudem in russischer Sprache (Gherman in Pique Dame). Er wirkte bei den Uraufführungen der Opern Goya (von Gian Carlo Menotti), El Poeta (von Federico Moreno Torroba), Divinas palabras (von Antón García Abril) und Nicholas and Alexandra (von Deborah Drattell) mit. Sein Repertoire erweiterte er bis in die jüngste Zeit: 2005 erfolgte die Einstudierung von Franco Alfanos Cyrano de Bergerac an der Metropolitan Opera (MET) und die Aufnahme des Tristan auf CD. Im Dezember 2006 und Januar 2007 sang er an der Met die Hauptrolle in der Uraufführung der der Oper The First Emperorvon Tan Dun.

Ab den 1990er Jahren trat Domingo (erstmals anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 1990) zusammen mit José Carreras und Luciano Pavarotti als „Die drei Tenöre“ wiederholt erfolgreich in großen Arenen auf. Auf dem 2002 veröffentlichten Album Shaman des Latin-Rock- und Jazz-Gitarristen Carlos Santana übernahm er den Gesangspart des letzten Songs Novus.

Domingo begann seine Laufbahn ursprünglich als Bariton, sang aber vor seinem Wechsel ins Tenorfach auf der Bühne nur den Figaro in Il barbiere di Siviglia unter der Leitung von Claudio Abbado. Später übernahm er weitere Bariton-Partien, zum Beispiel am Royal Opera House die Titelrolle in Simon Boccanegra (2007), Alfredo Germont (La traviata) sowie die Titelrollen in Nabucco und Rigoletto. 2013 verkörperte er Graf Luna in Verdis Il trovatore an der Berliner Staatsoper, 2014 auch bei den Salzburger Festspielen.

Im Mai 2017 wurde an der Wiener Staatsoper anlässlich des 50. Jubiläums seines Debüts an diesem Haus eine Gala veranstaltet, bei der er in drei Bariton-Partien Verdis auftrat: Renato (Un ballo in maschera), Germont (La traviata) und Simon Boccanegra. Am 11. Juni 2017 debütierte er an der Staatsoper in der Rolle des Marquis Posa in Don Carlo.

Domingo setzte sich für die Wiederaufführung wenig bekannter Werke ein, in denen er selbst auftrat, so im Theater an der Wien in einer Zarzuela (Luisa Fernanda von Federico Moreno Torroba), (Goya von Gian Carlo Menotti) und Verdis I due Foscari. 2016 trat er hier außerdem in der Rolle des Macbeth von Verdi mit dem Finale der Fassung von 1847 auf.

Wirken als Operndirektor und Dirigent[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Plácido Domingo als Festredner beim National Endowment for the Arts 2008

1996 wurde Domingo künstlerischer Direktor der Washington National Opera und war von 2003 bis 2011 deren Generaldirektor; von 2003 bis 2019[3] war er Generaldirektor der Oper von Los Angeles.

Domingo ist auch als Dirigent tätig, unter anderem dirigierte er an der Met, am Covent Garden, an der Staatsoper Unter den Linden, an der Wiener Staatsoper, an der Bayerischen Staatsoper, am Theater an der Wien und bei den Bayreuther Festspielen (Die Walküre, 2018). 1993 gründete er Operalia, einen Wettbewerb für junge Opernsänger, der seither jährlich in verschiedenen Städten der Welt durchgeführt wird (bisher in Paris, Mexiko-Stadt, Madrid, Bordeaux, Tokio, Hamburg, San Juan, Los Angeles, Washington, Valencia sowie in der trinationalen Bodensee-Region).

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Domingo war in erster Ehe von 1957 bis 1958 Ana María Guerra Cué verheiratet, mit der er gemeinsam seinen erstgeborenen Sohn José Plácido Domingo Guerra hat. Seine zweite Ehefrau ist seit 1962 die Sopranistin Marta Ornelas (* 1935). Mit ihr war er von 1962 bis 1965 gemeinsam in Tel Aviv engagiert.

Gesellschaftliches Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Domingo ist für seine vielfältigen Wohltätigkeitsveranstaltungen und -aktionen bekannt. So gründete er nach dem großen Erdbeben in Mexiko-Stadt, bei dem er auch eigene Familienangehörige verlor, ein Kinderdorf für die Waisen des Erdbebens. Ein Jahr lang sagte er beinahe alle Verpflichtungen an den großen Opernbühnen ab und gab nur noch Benefizkonzerte, deren Erlös den Waisen und anderen Hilfsprojekten in Mexiko zugutekam. Immer wieder unterstützt er Hilfsprojekte in aller Welt, speziell solche, die sich benachteiligter Gruppen annehmen. Im November 2006 wurde er – gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern – von dem Schweizer Hörgerätehersteller Phonak zum „Botschafter des Hörens“ ernannt. Er unterstützt die Hear the World Foundation zum Schutz des Gehörs und zur Hilfe für Hörgeschädigte. Im Juni 2011 gehörte Domingo gemeinsam mit den Weltfußballern Pelé und Johan Cruyff sowie dem früheren Außenminister der USA Henry Kissinger und dem ehemaligen Direktor des FBI Louis Freeh zu der von FIFA-Präsident Sepp Blatter initiierten Lösungskommission der FIFA zur Aufklärung von Korruptionsvorwürfen.[4]

Vorwürfe wegen sexueller Belästigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 2019 wurden Vorwürfe wegen sexueller Belästigung mehrerer Kolleginnen bekannt, die bis zu 30 Jahre zurückreichen. Obwohl keine Anzeige erstattet wurde, trat Domingo als Generaldirektor der Los Angeles Opera zurück. Zitat: Er tue dies mit schwerem Herzen, aber angesichts der jüngsten Anschuldigungen gegen ihn sei dieser Schritt im besten Interesse für das Opernhaus.[3] Die von der Los Angeles Opera eingeleitete Untersuchung über die Vorfälle am Haus bestätigte die Vorwürfe nicht, kritisierte aber die unzureichende Kommunikation und fehlendes Bewusstsein über sexuelle Belästigung an der Oper.[5]

Ende Februar 2020 entschuldigte sich Domingo bei allen Kolleginnen und Kollegen, die sich durch seine Äußerungen oder Handlungen unwohl oder in irgendeiner Weise verletzt gefühlt haben. Er erklärte dazu. „Ich habe mich nie aggressiv gegenüber jemandem verhalten, und ich habe nie etwas getan, um die Karriere von jemandem in irgendeiner Weise zu behindern oder zu schädigen. Im Gegenteil, ich habe einen Großteil meines halben Jahrhunderts in der Opernwelt damit verbracht, die Branche zu unterstützen und die Karriere unzähliger Sängerinnen und Sänger zu fördern.“[6]

Placido Domingos Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.

Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studioalben

Jahr Titel
Musiklabel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen
(Jahr, Titel, Musiklabel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK  US  ES
1981 Tango ES
Gold
Gold
ES
Erstveröffentlichung: 1981
1982 Canciones Mexicanas
CBS Records
ES
Gold
Gold
ES
Erstveröffentlichung: Mai 1982
1983 My Life for a Song
CBS Records
UK31
(8 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: Mai 1983
Bravo Domingo ES
Platin
Platin
ES
Erstveröffentlichung: 1983
1984 Bizet: Carmen
Erstveröffentlichung: 1984
Oper
Siempre En Mi Corazón ES
Gold
Gold
ES
Erstveröffentlichung: 1984
1986 Christmas with Plácido Domingo
Erstveröffentlichung: 1986
1989 Goya: A Life in Song
CBS Records
UK36
(4 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: März 1989
Die schönste Stimme
Polystar
DE6
Gold
Gold

(12 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: Dezember 1989
1990 Be My Love: An Album of Love
EMI
UK14
Gold
Gold

(12 Wo.)UK
US171
(6 Wo.)US
Erstveröffentlichung: November 1990
Sonadores de Espana ES
Platin
Platin
ES
Erstveröffentlichung: 1990
1991 Por Fin Juntos ES
Platin
Platin
ES
Erstveröffentlichung: 1991
The Broadway I Love UK45
Silber
Silber

(6 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: November 1991
1994 De mi alma latina – From My Latin Soul
EMI
UK97
(1 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 13. September 1994
1997 De mi alma latina, Volume 2
EMI
Erstveröffentlichung: 27. Mai 1997
1998 Por Amor
auch bekannt als Las Canciones de Agustín Lara
Warner Music
Erstveröffentlichung: 25. August 1998
1999 100 Anos de Mariachi
EMI
US
Platin
Platin
US
ES
Platin
Platin
ES
Erstveröffentlichung: 5. Oktober 1999
2002 Sacred Songs
Deutsche Grammophon
Erstveröffentlichung: 2002
2006 Italia, ti amo
Deutsche Grammophon
Erstveröffentlichung: 2006
2008 Pasión española
Deutsche Grammophon
ES
Gold
Gold
ES
Erstveröffentlichung: 13. Mai 2008
Amore Infinito DE99
(1 Wo.)DE
US117
(2 Wo.)US
ES39
(16 Wo.)ES
Erstveröffentlichung: November 2008
2012 Songs AT20
(8 Wo.)AT
UK78
(2 Wo.)UK
US136
(2 Wo.)US
ES37
(4 Wo.)ES
Erstveröffentlichung: Oktober 2012
2014 Encanto del mar
Sony Classical
Erstveröffentlichung: 6. Oktober 2014
2015 My Christmas
Sony Classical
Erstveröffentlichung: 30. Oktober 2015

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Puppe aus der Sesamstraße namens Placido Flamingo (im englischen Original auch „Blaffido Flamingo“) wurde nach dem Opernsänger benannt und geriert sich entsprechend als großspuriger Opernstar.[10] Domingo selbst trat als Gast in einem Duett mit der Puppe auf.[11]

Im Hollywoodfilm Manolo und das Buch des Lebens aus dem Jahr 2014 spricht Domingo den Urgroßvater Manolo.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Plácido Domingo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Plácido Domingo, My first forty years (Knopf, 1983), S. 7; Stanley Sadie, The New Grove Dictionary of Music and Musicians (Macmillan, 1980), S. 533; Daniel Snowman, Plácido Domingo's Tales from the Opera (Amadeus, 1994), S. 9; Helena Matheopoulos, Plácido Domingo - My Operatic Roles (Little Brown, 2000) S. 10 ff. unter Abdruck von Geburtsurkunde und Taufschein. In älteren Quellen finden sich zum Teil abweichende Angaben, so etwa das Jahr 1934 bei Karl Josef Kutsch und Leo Riemens, Das große Sängerlexikon (2., neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Francke 1982; in späteren Auflagen auf 1941 korrigiert); Attila Csampai und Dietmar Holland: Giacomo Puccini: Tosca. Texte, Materialien, Kommentare (rororo Opernbuch, 1980), S. 263; Harold Rosenthal und John Warack, The Concise Oxford Dictionary of Opera (2nd edition, Oxford University Press 1979, in späteren Auflagen auf 1941 korrigiert); bei Stanley Sadie und Alison Latham, The Norton/Grove Concise Encyclopedia of Music (Macmillan, 1994), S. 213 findet sich dagegen 1937.
  2. WAZ: Startenor Plácido Domingo singt jetzt Baritonrollen;abgerufen am 21. Sep. 2013
  3. a b Bayerischer Rundfunk, BR-Klassik: Rücktritt nach Belästugungsvorwürfen: Plácido Domingo verlässt Oper in Los Angeles. 18. Januar 2021, abgerufen am 20. Januar 2023.
  4. Blatter vows to restore FIFA's credibility auf edition.cnn.com
  5. Los Angeles Opera: Statement: Summary of Findings. 10. März 2020, abgerufen am 20. Januar 2023 (englisch).
  6. Facebook Plácido Domingo 27.02.2020.
  7. Book of Members. (PDF) Abgerufen am 23. Juli 2016 (englisch).
  8. Österreichischer Musiktheaterpreis: Domingo erhält Preis für sein Lebenswerk. In: Die Presse. 26. Juli 2020, abgerufen am 26. Juli 2020.
  9. Plácido Domingo reivindica la presencia de la música en todos los niveles de la Educación al recibir el doctorado honoris causa por la Universidad de Salamanca. (Memento vom 17. Januar 2015 im Internet Archive) Nachricht vom 13. Januar 2015 auf saladeprensa.usal.es (spanisch), abgerufen am 14. Januar 2015.
  10. Placido Flamingo. In: SesameStreet.org. Abgerufen am 12. Dezember 2013.
  11. Classic Sesame Street – Look Through the Window (Placido Flamingo and Plácido Domingo).