Franckeit

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Franckeit
Franckeit aus der Grube San José, Oruro, Provinz Cercado, Departamento Oruro, Bolivien
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Fke[1]

Chemische Formel Pb21.7Sn9.3Fe4.0Sb8.1S56.9[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide u. Sulfosalze – Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur = 1 : 1
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.17
II/C.17-070

2.HF.25b
03.01.04.02
Ähnliche Minerale Kylindrit
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pinakoidal; 1[3]
Raumgruppe C1 (Nr. 2, Stellung 3)[4]Vorlage:Raumgruppe/2.3
Gitterparameter siehe Kristallstruktur
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 bis 3[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,88 bis 5,92; berechnet: 5,88[5]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}[5]
Farbe grauschwarz
Strichfarbe grauschwarz
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Franckeit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb21.7Sn9.3Fe4.0Sb8.1S56.9[2] und entwickelt meist rosettenförmig geschichtete Aggregate, aber auch dünne, tafelige oder gekrümmte Kristalle in grauschwarzer Farbe.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seinen Namen erhielt es durch die Gebrüder Francke (Johann Heinrich Karl, 1832–1907 und Ernst Otto, 1838–1913), die als Bergingenieure und Teilhaber des Bergwerks Chocaya im Municipio Atocha (Bolivien) tätig waren und es 1877 nach Deutschland mitbrachten. 1893 wurde das Mineral erstmals wissenschaftlich von Prof. Alfred Stelzner in Freiberg beschrieben.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Franckeit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo er zusammen mit Abramovit, Coirait, Herzenbergit, Kylindrit, Lévyclaudit, Mohit, Stistait, Suredait und Teallit die „Herzenbergit-Reihe“ mit der System-Nr. II/C.17 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Franckeit dagegen in die Abteilung der „Sulfosalze mit SnS als Vorbild“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen bzw. mit Verbindungen von spezieller Struktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Mit SnS- und PbS-Archetyp-Struktureinheiten“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Coirait die unbenannte Gruppe 2.HF.25b bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Franckeit in die Klasse der „Sulfide“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Kylindrit, Incait, Potosíit, Abramovit und Coirait in der „Kylindritgruppe“ mit der System-Nr. 03.01.04 innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis z/y > 4 und der (allgemeinen) Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz]“ zu finden, wobei A = Metalle, B = Halbmetalle und C = Nichtmetalle entsprechen.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franckeit kristallisiert triklin in der Raumgruppe C1 (Raumgruppen-Nr. 2, Stellung 3)[4]Vorlage:Raumgruppe/2.3 in zwei definierten Unterzellen mit den Gitterparametern

  • pseudotetragonal: a = 5,805(8) Å; b = 5,856(16) Å; c = 17,338(5) Å; α = 94,97(2)°; β = 88,45(2)° und γ = 89,94(2)°[2]
  • pseudohexagonal: a = 3,665(8) Å; b = 6,2575(16) Å; c = 17,419(5) Å; α = 95,25(2)°; β = 95,45(2)° und γ = 89,97(2)°[2]

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franckeit und Potosíit aus der San José Mine, Oruro City, Cercado, Bolivien

Es sind zwei Varietäten des Franckeits bekannt. Der Zinn-reiche Incait galt bis 2007 als eigenes Mineral und wurde erstmals 1973 in Poopó in Bolivien gefunden.[7] Auch der Zinn-arme Potosíit, der erstmals 1980 in Andacaba ebenfalls in Bolivien gefunden wurde, galt bis 1997 als eigenständiges Mineral.[8]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franckeit bildet sich hydrothermal vor allem in Silber- und Zinn-Lagerstätten. Begleitet wird es von Kassiterit, dem Franckeit ähnlichen Kylindrit, Wurtzit, Zinkenit und anderen.

Als seltene Mineralbildung konnte Franckeit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2015) rund 65 Fundorte[9] als bekannt gelten, die meisten dabei in Bolivien. Neben seiner Typlokalität Chocaya wurde das Mineral im Departamento Potosí noch in der Grube Carguaicollo (Provinz Antonio Quijarro), der Grube Descubridora (Provinz Chayanta), in der Andacaba-Lagerstätte (Provinz José María Linares), im Cerro de Potosí, den Bergwerken Siglo XX (Provinz Rafael Bustillo), Animas (Municipio Atocha), Asunta und Vetillas im Bezirk San Vicente, Santa Isabel (Provinz Sur Lípez) sowie im Departamento Cochabamba und dem Departamento Oruro gefunden.

Weitere Fundorte sind unter anderem Jujuy in Argentinien, New South Wales in Australien, Guangxi in der Volksrepublik China, Auvergne und Bretagne in Frankreich, Westthrakien in Griechenland, sowie Kalifornien in den USA.[10]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franckeit hat einen Zinngehalt von etwa 13,68 %[3] und wird bei lokaler Anhäufung als Zinnerz gewonnen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alfred W. Stelzner: Ueber Franckeit, ein neues Erz aus Bolivia. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie. Band 2 (1893), S. 114–124 (PDF 633,9 kB)
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 36.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Franckeite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d E. Makovicky, V. Petříček, M. Dušek, D. Topa: The crystal structure of franckeite, Pb21.7Sn9.3Fe4.0Sb8.1S56.9. In: American Mineralogist. Band 96 (2011), S. 1686–1702 (PDF 1,2 MB)
  3. a b Webmineral – Franckeite
  4. a b Die Nummerierung dieser Achsenstellung entspricht nicht der Reihenfolge der International Tables for Crystallography, da diese dort nicht aufgeführt wird.
  5. a b c Franckeite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 62 kB)
  6. Alfred W. Stelzner: Ueber franckeit, ein neues Erz aus Bolivia. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie. Band 2 (1893), S. 114–124 (PDF 633,9 kB)
  7. Mindat - Incaite
  8. Mindat - Potosíite
  9. Mindat - Anzahl der Fundorte für Franckeit
  10. Fundortliste für Franckeit beim Mineralienatlas und bei Mindat