Poudretteit

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Poudretteit
Poudretteit aus Mogok, Pyin-Oo-Lwin Bezirk, Mandalay, Myanmar (Birma)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1986-028[1]

IMA-Symbol

Pou[2]

Chemische Formel KNa2B3Si12O30
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.22
VIII/E.22-010

9.CM.05
63.02.01a.08
Ähnliche Minerale Apatit, Beryll, Cordierit, Milarit, Quarz
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol 6/mmmVorlage:Kristallklasse/Unbekannte Kristallklasse
Raumgruppe P6/mcc (Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192
Gitterparameter a = 10,329(1) Å; b = 13,485(3) Å[3]
Formeleinheiten Z = 2[3]
Häufige Kristallflächen {100}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,51; berechnet: 2,53[4]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Bruch; Tenazität splittrig bis muschelig[4]
Farbe farblos, blass rosa[3]
Strichfarbe weiß
Transparenz durchscheinend bis trüb[3]
Glanz Glasglanz[3]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,516(1)[3]
nε = 1,532(1)[3]
Doppelbrechung δ = 0,016
Optischer Charakter einachsig positiv
Pleochroismus stark:
ω = violett rosa
ε = farblos, blass braun[5]

Das Mineral Poudretteit ist ein sehr seltenes Ringsilikat aus der Milaritgruppe und hat die chemische Zusammensetzung K1,00 (Na1,87K0,04) B3,05Si12,14O30.[3]

Poudretteit kristallisiert mit hexagonaler Symmetrie und bildet isometrische bis prismatische Kristalle. Er ist meist farblos mit glasähnlichem Glanz[3] und kann durch Spurengehalte von Mangan und Lithium blass rosa gefärbt sein.[5] Mit einer Mohshärte von 5 ist Poudretteit etwa so hart wie Apatit.[3]

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie viele andere Minerale der Milaritgruppe ähnelt auch Poudretteit in seinen optischen und physikalischen Eigenschaften stark anderen, weit verbreiteten Mineralen wie Quarz, Apatit oder Apophyllit. Vermutlich deshalb wurde er lange übersehen. Bereits Mitte der 1960er Jahre wurden von M. Jacques Bradley poudretteithaltige Marmor-Xenolithe in den Syenit-Breccien der Poudrette-Mine am Mont Saint-Hilaire in Québec, Kanada gesammelt. Es dauerte rund 20 Jahre, bis sie als neues Mineral erkannt und beschrieben wurden.[3] Joel D. Grice, T. Scott Ercit, Jerry van Velthuizen und Pete J. Dunn benannten das neue Mitglied der Milaritgruppe nach der Familie Poudrette, die den Steinbruch am Fundort betreibt.

Es dauerte weitere 14 Jahre, bis dieses sehr seltene Mineral an einem weiteren Fundort erkannt und beschrieben wurde. Im November 2000 erwarb ein italienischer Edelsteinhändler in Mogok, Myanmar einen 3-karätigen, rosa-violetten, facettierten Stein von einem lokalen Händler, der ihn mineralogisch nicht einordnen konnte. Zur Bestimmung wurde der Stein in das Edelsteinlabor von Eduard Josef Gübelin in der Schweiz geschickt, wo er als Poudretteit identifiziert wurde.[5]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehört der Poudretteit zur allgemeinen Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“, wo er zusammen mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Emeleusit, Faizievit, Merrihueit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit, Yagiit und Yakovenchukit-(Y) die „Milarit-Osumilith-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/E.22 bildet.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Poudretteit ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12−-Sechser-Doppelringe“ zu finden ist. Darin gehört es mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit zur „Milaritgruppe“ mit der System-Nr. 9.CM.05.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Poudretteit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“ ein. Hier ist er in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 63.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Poudretteit kristallisiert hexagonal in der Struktur von Milarit in der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192 mit den Gitterparametern a = 10,239(1) Å und c = 13,485(3) Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Die Silikat-6er-Doppelringe (T1-Position) sind komplett mit Si4+ besetzt und B3+ sitzt ausschließlich auf der T2-Tetraederposition.[3] Die tetraedrische Koordination von Bor ist ungewöhnlich für Minerale, die nicht unter hohen Drucken gebildet wurden. Meistens wird Bor in trigonal-planar koordinierten Gitterpositionen eingebaut, wie z. B. im Turmalin.

Poudretteit ist das Mineral der Milaritgruppe mit der höchsten Ladung des Tetraedergerüstes und die Positionen in den Gerüstkanälen- und Käfigen sind infolgedessen entweder leer oder mit einfach geladenen Kationen besetzt. Kalium+ sitzt wie bei fast allen Mineralen der Milaritgruppe auf der 12-fach koordinierten C-Position. Die 9-fach koordinierte B-Position ist leer und die oktaedrisch koordinierte A-Position ist mit Na+ voll besetzt.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Poudretteit bildet sich kontaktmetamorph in Marmor, der von alkalireichen Magmatiten oder pegmatitischen Schmelzen verändert worden ist. Weltweit sind bislang (2016) nur zwei Vorkommen dokumentiert.

In der Typlokalität am Mont Saint-Hilaire in Québec, Kanada tritt Poudretteit in Marmor-Xenolithen in Nephelin-Syenit zusammen mit Pektolith, Apophyllit, Quarz und Ägirin auf.

In der Umgebung von Mogok, Mandalay, Myanmar, intrudierten syenitische Magmen in kalkige Sedimente. In den Skarn-Mineralisationen am Kontakt von syenitischen Schmelzen mit umgebenden Marmor findet sich Poudretteit zusammen mit Diopsid, Skapolith, Spinell, Korund, Andalusit, Kornerupin, Montebrasit und Hackmanit[6] oder mit Nephelin, Taaffeit, Jeremejewit, Korund und Chrysoberyll[7].

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Poudretteit, 0.51ct, Mogok Myanmar

Die sehr seltenen Poudretteite aus Myanmar erreichen in Transparenz, Farbe und Größe Edelsteinqualität und werden als Schmucksteine gehandelt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Poudretteite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 64,3 kB)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Poudretteite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f g h i j k l m n J. D. Grice, T. S. Ercit and J. van Velthuizen, P. J. Dunn (1987) Poudretteite, KNaB3Si12O3, A New Member Of The Osumilit Group From Mont Saint-Hilaire, Ouebec, And Its Crystal Structure In: Canadian Mineralogist, 25, S. 763–766 (PDF, 556 kB)
  4. a b Poudretteite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 64,3 kB)
  5. a b c C. P. Smith, G. Bosshart, S. Graeser, H. Hänni, D. Günther, K. Hametner and E. J. Gübelin (2003) Poudretteite: A Rare Gem Species from the Mogok Valley In: Gems & Geology, 39, S. 24–31 (PDF, 349 kB (Memento des Originals vom 6. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gia.edu)
  6. Mindat - Fundort Pyant Gyi
  7. Mindat - Kyauk-sin (Rock Elephant)