Probbach

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Probbach
Koordinaten: 50° 33′ N, 8° 12′ OKoordinaten: 50° 32′ 40″ N, 8° 12′ 7″ O
Höhe: 254 m ü. NHN
Fläche: 4,96 km²[1]
Einwohner: 552 (31. Dez. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 111 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 35794
Vorwahl: 06476

Probbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Mengerskirchen im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Probbach liegt im südlichen Westerwald, etwa 20 Kilometer nordöstlich von Limburg an der Lahn, 11 Kilometer nordwestlich von Weilburg und 4 Kilometer südöstlich vom Kernort Mengerskirchen in Hessen an der Landesstraße 3281.

Die angrenzenden Orte sind, von Norden beginnend, im Uhrzeigersinn: Dillhausen (Gemeinde Mengerskirchen), Niedershausen (Gemeinde Löhnberg), Barig-Selbenhausen (Gemeinde Merenberg) und Winkels (Gemeinde Mengerskirchen).

Das Dorf liegt in die Basalthügel der südlichen Abdachung des Westerwaldes eingebettet. Es schmiegt sich an den sanften Südhang des Basaltkegels „Hermannsberg“. Probbach ist ringsum von Laub- und Mischwald umgeben, an den Hängen von „Hermannsberg“ und „Stein“ wachsen zahlreichen Baum- und Straucharten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Karte der Topographische Aufnahme der Rheinlande, auf der Probbach verzeichnet ist

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Probbach erfolgte unter dem Namen Brachbach im Jahr 1299 in einer Urkunde der Stadt Wetzlar.[1]

Sauerborn

Etwa 500 Meter östlich der Ortslage liegt der Mineralbrunnen „Sauerborn“. Die älteste urkundliche Erwähnung als Heilquelle stammt aus dem Jahr 1459. Die Verwendung des „Sauerborns“ war zu dieser Zeit auf den Eigenbedarf und den der umliegenden Orte beschränkt. Das änderte sich, als Probbach 1717 in den Besitz des Fürsten von Nassau-Dillenburg kam. Der Fürst beabsichtigte, Probbach zu einem Kurort zu entwickeln und die Quelle in Wettbewerb mit Bad Schwalbach treten zu lassen. Eine erste Karte mit der Anschrift des Dorfes „Brabacher Heilquelle“ datiert aus dem Jahr 1721. Der Brunnen wurde in Marmor gefasst und mit einem achteckigen Platz umgeben. Von der vielseitigen Heilwirkung schrieb Professor Theodor Philipp Schacht in seiner Brunnenschrift: „Der Probbacher Sauerbrunnen hilft u. a. bei periodischem Kopfdruck, Herzklopfen, Asthma, Husten und Gelbsucht. Das Heilwasser ist auch wirksam bei Krankheiten der Leber, Milz und der Drüsen. Am schlechtesten sind die auf ihre Gesundheit bedacht, die hastig und stürmisch trinken.“

Hauptabnehmer waren zu dieser Zeit die Städte Wetzlar und Weilburg. Der Vertrieb wurde jedoch nach und nach eingestellt, da der Brunnen mengenmäßig nicht ergiebig genug war. Heute wird der Sauerborn vor allem in den Sommermonaten gern genutzt. Die Besucher kommen, um das gesunde Mineralwasser entweder an Ort und Stelle zu trinken oder es in Flaschen gefüllt mit nach Hause zu nehmen.[3]

Kirche St. Michael

Die St.-Michaelis-Kirche wurde 1873 aus heimischem Material (Basalt, Lungstein und Klinker) im neuromanischen Stil erbaut. Der westwerkartige Eingangsturm ist eine zeittypische Ergänzung von 1951 (Vorderseite der Kirche war baufällig geworden). Die 1901–1903 unter der Leitung des Malers Heinerich Sebastian angelegte reiche ornamentale und figürliche Innenausstattung im Stil des Jugendstils[4], ist neben den neben zahlreichen Darstellungen von Symbolen (u. a. 7 Sakramente, 4 Evangelisten, Opfer des Melchisedech und Messopfer) und Ereignissen aus der biblischen Geschichte (u. a. Geburt Jesu, Kreuzestod) auch eine Madonna mit Kind aus dem 15. Jahrhundert sehenswert, ebenso das Rundbild der Trinität aus der alten Kapelle (18. Jh.).[5] Im Jahr 1977 wurde die Kirche umfassend renoviert. In den 1950er Jahren bei einer Renovierung teilweise überstrichene Ornamente wurden hierbei wieder freigelegt.

Gemeindebackhaus und Armenhaus aus Probbach, Ende des 18. Jahrhunderts erbaut; heute im Freilichtmuseum Hessenpark[6]

Das Vikariehaus in Probbach wurde durch eine Sammelaktion mit fürstlicher Bettellizenz finanziert und 1698 erbaut. Es diente als Schulhaus, Wohnhaus des Vikars und Lehrerwohnhaus. Über Jahrhunderte war es das größte und schönste (Fachwerk-)Haus im Dorf. Im 20. Jahrhundert verlor es an Bedeutung, es blieb aber bis zum Jahr 1970 Amtssitz des Bürgermeisters. Ab 2002 wurde es aufwändig saniert und ist heute Sitz der Alois-Becker-Bibliothek, der Lesebibliothek für Heimatkunde und des Historischen Archivs des Marktfleckens Mengerskirchen. Es gibt ein Ausstellungsräume für Kunst, Sitzungszimmer für Vereine und politische Gremien, sowie Platz für Familienfeiern.

In den 1960er Jahren entstand am Hermannsberg ein Wochenendbaugebiet. Die Ausweisung von neuen Wohngebieten außerhalb des alten Ortskerns hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten so stark entwickelt, dass ein nahtloser Übergang des inzwischen umgezonten Wochenendgebietes in das Wohngebiet erreicht ist. Die alte Volksschule wurde 1980 – nach der Verlegung der Grundschule nach Mengerskirchen – zum Bürgerhaus umgebaut; im Erdgeschoss befinden sich ein Jugendraum und eine Außenstelle der Gemeindeverwaltung Mengerskirchen. Im Oktober 1975 wurde der „Waldsee“ zwischen Probbach und Winkels fertiggestellt. Er war zunächst geplant worden als "Regenrückhaltemaßnahme" des Faulbachs (bei Hochwasser hatte der Faulbach oft die Häuser am Bach überschwemmt). Von Wald umsäumt, wird der See von vielen als ein idyllischer Ort für Erholung (Schwimmbad) und Freizeit (u. a. Angelmöglichkeiten) geschätzt.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 31. Dezember 1970 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Dillhausen, Mengerskirchen, Probbach, Waldernbach und Winkels im Oberlahnkreis freiwillig zu einer Gemeinde mit dem Namen „Mengerskirchen“.[7] Die Kommune gehörte zum Oberlahnkreis, bis am 1. April 1974 der Landkreis Limburg-Weilburg gegründet wurde, in dem der Oberlahnkreis aufging.[8] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde der Ortsteil Mengerskirchen. Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Mengerskirchen wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[9]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Probbach lag:[1][10]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerentwicklung

Probbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
464
1840
  
502
1846
  
505
1852
  
491
1858
  
501
1864
  
492
1871
  
392
1875
  
346
1885
  
354
1895
  
374
1905
  
334
1910
  
345
1925
  
412
1939
  
431
1946
  
511
1950
  
510
1956
  
481
1961
  
476
1967
  
529
1970
  
485
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
545
2004
  
568
2008
  
624
2011
  
555
2016
  
615
2020
  
552
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Mengerskirchen[11]; Zensus 2011[12]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Probbach 555 Einwohner. Darunter waren 21 (3,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 111 Einwohner unter 18 Jahren, 222 zwischen 18 und 49, 108 zwischen 50 und 64 und 114 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 225 Haushalten. Davon waren 54 Singlehaushalte, 63 Paare ohne Kinder und 81 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 48 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 138 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]

Religionszugehörigkeit

• 1885: 7 evangelische (= 1,98 %), 347 katholische (= 98,02 %) Einwohner[1]
• 1961: 9 evangelische (= 1,89 %), 466 katholische (= 97,90 %) Einwohner[1]

Kulturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Probbach

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereine auf Ortsebene:

  • Frauengemeinschaft Probbach
  • Freiwillige Feuerwehr Probbach e. V. seit 1934 (einschl. Jugendfeuerwehr, seit 1. April 1984)
  • Gesangverein St. Cäcilia Probbach
  • Jugend- und Burschenschaft e. V. Probbach
  • Seniorengemeinschaft 60+ Probbach
  • Sportverein Probbach
  • Bogenschießen Probbach
  • VdK-Ortsverband Probbach
  • Förderkreis Vikariehaus Probbach e. V.
  • Vogel- und Naturschutz – staatl. Vogelschutzwarte FFM

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem Jahr 1934 sorgt die Freiwillige Feuerwehr Probbach (ab 1. April 1984 mit Jugendfeuerwehr) für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe in diesem Ort. Es bestehen das Bürgerhaus „Alte Schule“ in der Dillhäuser Straße, der Sportplatz, ein Kinderspielplatz, Rad- und Wanderwege sowie Freizeitmöglichkeiten am Waldsee.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Probbach – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  2. Am 31. Dezember 1970 wurde Probbach als Ortsbezirk in die Stadt Weilburg eingegliedert.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Probbach, Landkreis Limburg-Weilburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 9. Dezember 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Mengerskirchen in Zahlen und Fakten. Abgerufen im Dezember 2021.
  3. Der Probbacher Sauerborn: Leonhard Hörpel; Nassauische Heimat, Beilage zur Rheinischen Volkszeitung Nr. 16 vom 15. August 1927
  4. Probbach - Kirche „St. Michael“. (Memento vom 15. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  5. Inge Drossard-Gintner [Red.]: Probbach – unser Dorf 1299–1999: ein Dorf mit vielen Namen. Hrsg. vom Festausschuss Probbach anlässlich der 700-Jahrfeier im Jahre 1999. (Bibliotheksnachweis für das Buch: IV/7P/5 unter)
  6. Gemeindebackofen Probbach
  7. Zusammenschluß der Gemeinden Dillhausen, Mengerskirchen, Probbach, Waldernbach und Winkels im Oberlahnkreis zur Gemeinde „Mengerskirchen“ (Punkt 117a) vom 5. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 3, S. 111 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,5 MB]).
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 383 f.
  9. Hauptsatzung. (PDF; KK kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Mengerskirchen, abgerufen im Dezember 2021.
  10. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Haushalt 2021, Vorbericht. Gemeinde Mengerskirchen; Zahlen und Fakten im Webarchiv
  12. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 20 und 60, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.