Psalmen Davids (Heinrich Schütz)

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Titelblatt, 1619

Psalmen Davids ist der Titel einer Sammlung von geistlichen, überwiegend mehrchörigen Kompositionen von Heinrich Schütz, der bei Giovanni Gabrieli venezianische Mehrchörigkeit gelernt hatte. Die Sammlung wurde 1619 in Dresden als sein Opus 2 veröffentlicht und enthält 26 Einzelwerke, die im Schütz-Werke-Verzeichnis (SWV) die Nummern 22 bis 47 erhielten. Die meisten sind Vertonungen eines gesamten Psalms in der deutschen Übersetzung von Martin Luther.[1]

Die Titelseite führt aus: „Psalmen Davids / sampt / Etlichen Moteten und Concerten / mit acht und mehr Stimmen / Nebenst andern zweyen Capellen daß dero etliche / auff drey und vier Chor nach beliebung gebraucht / werden können“. Einige Motetten und Concertos ergänzen die Psalmen, und die Besetzung ist für acht und mehr Stimmen sowie zwei Instrumentalgruppen in mehrchörigen Kompositionen.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1619 wurde Schütz Hofkapellmeister am Hof des Kurfürsten Johann Georg I. in Dresden, als Nachfolger von Rogier Michael. Am 1. Juni heiratete er Magdalena, die Tochter des Hofbeamten Christian Wildeck, des „Churfürstlich Sächsischen Land- und Tranck-Steuer-Buchhalters“. Die Vorrede des Drucks datierte Schütz auf denselben Tag. Er widmete das Werk dem Kurfürsten.[1]

Schütz erwähnt in der Vorrede die Inspiration durch seinen Lehrer Giovanni Gabrieli am Markusdom zu Venedig mit seinen verschiedenen Emporen, die für mehrchöriges Musizieren genutzt wurden: „daß er etzliche Teutsche Psalmen auf Italienische Manier komponiert habe, zu welcher [er] von [seinem] lieben und in aller Welt hochberühmten Praeceptore Herrn Johan Gabrieln / ... / mit fleiß angeführet worden ... war“.[1]

Sammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schütz wählte 20 Psalmen aus, von denen er zwei Psalmen zweimal vertonte. Außerdem setzte er eine Kirchenliedstrophe, die erste Strophe von Johann GramannsNun lob, mein Seel, den Herren“, sowie Texte der Propheten Jesaja und Jeremia um.[1] Die meisten, doch nicht alle Psalmen enden mit der Doxologie (in der Tabelle kurz: Dox), „Ehre sei dem Vater“.[1]

Nr. SWV Psalm Nr. Titel Text und Anmerkungen
1 SWV 22 110 Der Herr sprach zu meinem Herren Ps 110 LUT
2 SWV 23 2 Warum toben die Heiden PsLUT
3 SWV 24 6 Ach, Herr, straf mich nicht PsLUT + Dox
4 SWV 25 130 Aus der Tiefe Ps 130 LUT + Dox
5 SWV 26 122 Ich freu mich des Herrn Ps 122 LUT
6 SWV 27 8 Herr, unser Herrscher PsLUT + Dox
7 SWV 28 1 Wohl dem, der nicht wandelt PsLUT + Dox
8 SWV 29 84 Wie lieblich sind deine Wohnungen Ps 84 LUT
9 SWV 30 128 Wohl dem, der den Herren fürchtet Ps 128 LUT + Dox
10 SWV 31 121 Ich hebe meine Augen auf Ps 121 LUT
11 SWV 32 136 Danket dem Herren, denn er ist freundlich Ps 136 LUT
12 SWV 33 23 Der Herr ist mein Hirt Ps 23 LUT, ohne Dox
13 SWV 34 111 Ich danke dem Herrn Ps 111 LUT
14 SWV 35 98 Singet dem Herrn ein neues Lied Ps 98 LUT
15 SWV 36 100 Jauchzet dem Herren, alle Welt Ps 100 LUT + Dox
16 SWV 37 137 An den Wassern zu Babel Ps 137 LUT + Dox
17 SWV 38 150 Alleluja! Lobet den Herrenl Ps 150 LUT
18 SWV 39 103 Lobe den Herren, meine Seele Ps 103,2–4 LUT, Concerto
19 SWV 40 Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn Jer 31,20 LUT, Motette
20 SWV 41 Nun lob, mein Seel, den Herren Kirchenlied, Canzona
21 SWV 42 126 Die mit Tränen säen Ps 126,5–6 LUT, Motette
22 SWV 43 115 Nicht uns, Herr Ps 115 LUT
23 SWV 44 128 Wohl dem, der den Herren fürchtet Ps 128 LUT
24 SWV 45 136 Danket dem Herren, denn er ist freundlich Ps 136 LUT
25 SWV 46 Zion spricht, der Herr hat mich verlassen Jes 49,14–16 LUT, Concerto
26 SWV 47 Jauchzet dem Herren, alle Welt Ps 98,4–6 LUT; Ps 150,4 LUT; Ps 96,11 LUT; Ps 117 LUT, Concerto

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Erstveröffentlichung 1619 wurden die Psalmen Davids erstmals in der Neuzeit 1886 durch Philipp Spitta im Verlag Breitkopf & Härtel im Rahmen der ersten Schütz-Gesamtausgabe herausgegeben. Es folgte die Veröffentlichung ab den 70er-Jahren durch den Bärenreiter-Verlag in deren Gesamtausgabe der Werke von Heinrich Schütz. 1992 hat auch der Carus-Verlag die Motetten in der „Stuttgarter Schütz-Ausgabe“ in Zusammenarbeit mit dem Heinrich-Schütz-Archiv der Hochschule für Musik Dresden[3] herausgegeben.

Einspielungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Entstehung Psalmen Davids SWV 22 - 47. Heinrich-Schütz-Haus, abgerufen am 17. Juni 2014.
  2. Jonathan Woolf: Heinrich Schütz (1585-1672) / Psalms of David, Op. 2 SWV22-47 (1619). musicweb-international.com, 2014, abgerufen am 18. Juni 2014 (englisch).
  3. Stuttgarter Schütz-Ausgabe. Carus-Verlag, archiviert vom Original am 20. April 2014; abgerufen am 24. Januar 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.carus-verlag.com
  4. Heinrich Schütz: / Psalms of David / Psalmen Davids. Deutsche Grammophon.
  5. Heinrich Schütz | Psalmen Davids. Cantus Cölln.
  6. Heinrich Schütz: Psalmen Davids. Complete recordings, Vol. 8. Carus-Verlag, abgerufen am 18. Juni 2014.