Pseudotypisierung

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Als Pseudotypisierung (engl. pseudotyping) wird der künstliche Austausch viraler Hüllproteine bezeichnet, der unter anderem bei der Erzeugung von viralen Vektoren eingesetzt wird. Das Ergebnis ist ein pseudotypisiertes Viruspartikel,[1] salopp auch „Pseudovirus“ genannt – was zur Verwechslungen mit den Pseudoviridae[2] führen kann.[3] Die Hüllproteine des Virus werden dabei durch artfremde virale Hüllproteine ersetzt. Auf diese Weise können verschiedene Veränderungen des Vektors erzeugt werden, die unter anderem eine Veränderung des Tropismus gegenüber den Wirtszellen oder eine erhöhte Stabilität des Viruspartikels bewirken.

Die Pseudotypisierung ermöglicht zum Beispiel die Untersuchung spezifischer Eigenschaften der Virushüllproteine. Ein häufig verwendetes Hüllprotein ist das Glykoprotein G des Vesicular-Stomatitis-Virus (VSV), abgekürzt VSV-G.[4][5] Dieses Hüllprotein ermöglicht eine Transduktion nahezu aller Zelltypen.

Die Pseudotypisierung wird auch zur Untersuchung von Blutproben auf ihre Neutralisierungsfähigkeit von Viren verwendet: Statt den Test mit dem gefährlichen originalen Virionen durchzuführen, verwendet man die weniger gefährlichen pseudotypisierten Viruspartikel. Ein bekanntes Beispiel ist der Einsatz bei der Untersuchung auf neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2,[3][6][7] es werden hierbei vor allem Lentiviren verwendet, bei denen der Code für die eigenen Spikeproteine durch die den Code des SARS-CoV-2-Spikes ausgetauscht ist, so dass damit Virionen erzeugt werden, die beim Eindringen in die Zellen sich sehr ähnlich wie die von SARS-CoV-2 verhalten.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Beispiel für die Erzeugung von Pseudotyp-Vektoren in einer Arbeitsgruppe der MHH (Memento des Originals vom 27. September 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www99.mh-hannover.de
  2. Lexikon der Biologie: Pseudoviren (www.spektrum.de, abgerufen am 17. April 2022)
  3. a b J. M. Condor Capcha, G. Lambert, D. M. Dykxhoorn, A. G. Salerno, J. M. Hare, M. A. Whitt, S. Pahwa, D. T. Jayaweera, L. A. Shehadeh: Generation of SARS-CoV-2 Spike Pseudotyped Virus for Viral Entry and Neutralization Assays: A 1-Week Protocol. In: Frontiers in cardiovascular medicine. Band 7, 2020, S. 618651, doi:10.3389/fcvm.2020.618651, PMID 33521067, PMC 7843445 (freier Volltext).
  4. C. Lévy, E. Verhoeyen, F. L. Cosset: Surface engineering of lentiviral vectors for gene transfer into gene therapy target cells. In: Current opinion in pharmacology. Band 24, Oktober 2015, S. 79–85, doi:10.1016/j.coph.2015.08.003, PMID 26298515.
  5. J. Cronin, X. Y. Zhang, J. Reiser: Altering the tropism of lentiviral vectors through pseudotyping. In: Current gene therapy. Band 5, Nummer 4, August 2005, S. 387–398, PMID 16101513, PMC 1368960 (freier Volltext).
  6. Ritesh Tandon, Dipanwita Mitra, Poonam Sharma, Martin G. McCandless, Stephen J. Stray, John T. Bates, Gailen D. Marshall: Effective screening of SARS-CoV-2 neutralizing antibodies in patient serum using lentivirus particles pseudotyped with SARS-CoV-2 spike glycoprotein. In: Scientific Reports. 10, 2020, doi:10.1038/s41598-020-76135-w.
  7. Berthold: Was ist ein Pseudovirus Neutralization Assay? Abgerufen am 27. Januar 2021.