Purschenstein

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Luftaufnahme von Purschenstein
Schloss Purschenstein
Schloss Purschenstein, Südflügel mit Schlosskapelle

Purschenstein ist ein Schloss in Neuhausen/Erzgeb. im Freistaat Sachsen, das in Mittelalter und früher Neuzeit Mittelpunkt einer gleichnamigen Herrschaft war. Es wurde im späten 12. Jahrhundert, bzw. um 1200 vermutlich von Boresch I. (Borso) gebaut, aus der slawischen Familie Hrabischitz, der Name leitet sich von Castrum Borsensteyn her und verweist auf den Leitnamen des Geschlechts (Boresch, Borso)[1]. Die damals errichtete Zoll- und Geleitsburg schützte eine der nach Böhmen führenden Salzstraßen. Dieser, auch „alter Böhmischer Steig“ genannte Fernhandelsweg verlief von Leipzig kommend am heutigen Neuhausen vorbei über den Deutscheinsiedler Sattel in Richtung Prag.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schloss im Jahr 1841, auf einer zeitgenössischen Lithographie

Die 1289 erstmals urkundlich erwähnte Anlage und ihre Ländereien (bezeichnet als Herrschaft Purschenstein) gelangte im 13. Jahrhundert in den Besitz der Markgrafen von Meißen. 1350 wurde die Burg als Lehen an das Geschlecht der von Riesenburg vergeben. Zwei Jahre später folgte Markgraf Friedrich der Strenge und weitere 20 Jahre später kam sie in den Besitz der Herren von Schönberg. Diese Adelsfamilie baute 1550 die Burg in ein Renaissance-Schloss um.

Im Dreißigjährigen Krieg (1642/43) wurden große Teile des Schlosses zerstört oder fielen dem Brand zum Opfer.

Blick zum Schloss (Frühjahr 2010)

Das Schloss befand sich bis zu seinem Tod 1735 im Besitz des königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Kammerherrn Wolf Rudolph von Schönberg. Da dessen Witwe in zweiter Ehe Gotthelf Friedrich von Schönberg heiratete, erhob dieser Ansprüche auf Schloss Purschenstein. Dagegen prozessierten mehrere Angehörige der von Schönberg, die als Mitbelehnte ebenfalls Ansprüche auf Purschenstein erhoben.

Im 18. Jahrhundert baute der sächsische Generalpostmeister Adam Rudolph von Schönberg das Schloss weiter aus. Dabei wurde u. a. der Südflügel zwischen 1776 und 1789 zu einer barocken Kapelle umgestaltet. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde auch der Nordflügel im barocken Stil ausgebaut.

Purschenstein: Wappen Adam Rudolph von Schönberg, 1772

1800 erlitt das Schloss infolge eines Blitzschlages schwere Schäden. 1842 wurde es bei einem Brand nahezu vollständig vernichtet. Wegen der Brände und Umbauten sind heute nur noch wenige Gebäudeteile der ursprünglichen Burg vorhanden, darunter der alte 42 m hohe Bergfried aus dem 13./14. Jahrhundert mit seinen 2,85 m dicken Mauern.

Nach der Enteignung der Familie von Schönberg im Jahre 1945 wurde das Schloss geplündert. Bis 1948 befand sich in dem Schloss eine Parteischule. Von 1951 bis 1955 konnte die katholische Caritas das Schloss als Kinderheim nutzen und die katholische Gemeinde hier ihre Gottesdienste feiern. Von 1955 bis 1989 wurde das Schloss als FDGB-Kulturhaus („Klubhaus der Gewerkschaften“) genutzt. Am 3. April 1989 brannten große Teile des Schlosses aus. Zwischen 1990 und 2001 erfolgte ein Wiederaufbau. Danach wurde eine Gaststätte eingerichtet und die Ausstellung der DDR-Motorradsammlung der Familie Schwarz untergebracht. Außerdem wurden Räumlichkeiten für Hochzeitsfeiern eingerichtet.

Im Jahre 2005 wurde das Schloss an den niederländischen Geschäftsmann Roelof Praagman verkauft, der es zu einer Hotelanlage der gehobenen Kategorie mit Restaurant und Wellnessbereich umbaute. Es wird von Bastiaan Praagman geführt.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Richard Steche: Purschenstein. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 3. Heft: Amtshauptmannschaft Freiberg. C. C. Meinhold, Dresden 1884, S. 115.
  • Renate Findeklee: Schloss Purschenstein. Wahrzeichen und historischer Ursprung von Neuhausen im Erzgebirge. Gemeinde Neuhausen, 2014, 160 S.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schloss Purschenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volkmar Geupel, Der mittelalterliche Landesausbau der Hrabischitz im sächsischen Erzgebirge, in: Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Band. 8 (1997), hrsg. von der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit in Heidelberg

Koordinaten: 50° 40′ 35″ N, 13° 27′ 48″ O