Quibdó

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Quibdó
Quibdó (Departamento del Chocó)
Quibdó (Departamento del Chocó)
Quibdó
Quibdó auf der Karte von Departamento del Chocó
Lage der Gemeinde Quibdó auf der Karte von Chocó
Koordinaten 5° 41′ 0″ N, 76° 39′ 0″ WKoordinaten: 5° 41′ 0″ N, 76° 39′ 0″ W
Basisdaten
Staat Kolumbien
Departamento Chocó
Stadtgründung 1648
Einwohner 116.256 (2019)
Stadtinsignien
Detaildaten
Fläche 3337 km2
Bevölkerungsdichte 35 Ew./km2
Höhe 43 m
Gewässer Río Atrato
Postleitzahl 720001–720009
Vorwahl 4
Zeitzone UTC−5
Stadtvorsitz Martín Emilio Sánchez Valencia (2020–2023)
Website www.quibdo-choco.gov.co

Quibdó ist die Hauptstadt und Regierungssitz des Departamento del Chocó in Nordwest-Kolumbien. Die Stadt liegt am Ufer des Río Atrato in einer der bewaldetsten und niederschlagreichsten Regionen Kolumbiens in der Nähe des Naturparks Emberá mit mehreren Indigenen-Reservaten.

Quibdó ist Sitz des Bistums Quibdó. Die Kathedrale ist dem Heiligen Franz von Assisi geweiht.

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Quibdó stammt von einem gleichnamigen Kaziken, dessen Herrschaftsgebiet sich im Umfeld der heutigen Stadt erstreckte.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quibdó ist Hauptstadt von Chocó. Die vorherrschende Vegetationsform ist der tropische Regenwald der Pazifikküste. Die Stadt liegt an einem der wasserreichsten Flüsse der Welt, was seine Oberflächenausdehnung angeht, dem Río Atrato.

An die Gemeinde grenzen im Norden und Nordosten Bojayá und Medio Atrato sowie Vigía del Fuerte und Urrao in Antioquia, im Osten El Carmen de Atrato, im Süden Lloró, Atrato und Río Quito und im Westen Alto Baudó.[1]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Quibdó hat 116.256 Einwohner, von denen 109.326 im städtischen Teil (cabecera municipal) der Gemeinde leben (Stand: 2019).[2] Die vorherrschende Bevölkerungsgruppen in Quibdó sind afrokolumbianischer Abstammung oder gehören indigenen Stämmen wie Emberá und Waunanas an. Schätzungen zufolge leben ca. 30.000 Einwohner Quibdós unterhalb der Armutsgrenze. Chocó gehört mit zu den ärmsten Provinzen Kolumbiens infolge von Arbeitslosigkeit, Unterernährung, medizinischer Unterversorgung und Überschwemmungskatastrophen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt wurde im Jahr 1648 von Indigenen an Fray Matías Abad und dem Franziskanerorden geschenkt und Citará benannt. Im Laufe der Zeit wurde sie von den indigenen Ureinwohnern während diverser Zwischenfälle in Brand gesteckt. 1654 erbauten die Jesuiten Pedro Cáceres und Francisco de Orta den Ort erneut auf. Bis 1690 kam es zu Ansiedlungen auf den Ländereien der Kaziken Guasebá und Quibdó unter der Führung von Don Manuel Cañizales, einem Minenschürfer aus Antioquia. 1702 stieg die Bevölkerungszahl und die Stadt wurde nach dem Kolonisten Francisco de Berro San Francisco de Quibdó benannt. Am 2. Februar 1813 erklärte Quibdó seine Unabhängigkeit und wurde 1825 Distrikthauptstadt. 1948 wurde Quibdó die Hauptstadt der Provinz Chocó. 1966 wurden weite Teile der Stadt verbrannt und mussten neu errichtet werden. Das Umland von Quibdó und vor allem die entlegenen ländlichen Regionen Chocós gehörten lange Zeit zum Aufmarschgebiet paramilitärischer AUC Einheiten[3] und FARC-Guerrilleros, was militärische Operationen der kolumbianischen Armee zur Kontrolle des Atratogebietes mit sich zog. Die Situation verschärfte sich durch die Flüchtlingsproblematik der fliehenden Landbevölkerung aus den umkämpften Zonen.

Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quibdó verfügt mit 3.337,5 km² über eine große Fläche und wird in folgende corregimientos[4] eingeteilt:

  • Corregimiento de Tutunendo
  • Corregimiento de Neguá
  • Corregimiento de Guayabal
  • Corregimiento de Alta Gracia
  • Corregimiento de Tanguí
  • Corregimiento de La Troje
  • Corregimiento de Las Mercedes
  • Corregimiento de Tagachí
  • Corregimiento de Munguidó
  • Corregimiento de Campo Bonito
  • Corregimiento de La Divisa

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Klima in Quibdó wird durch feuchtschwüle äquatorialtropische Temperaturen beeinflusst und gilt wegen der sehr hohen Niederschlagsmengen als einer der regenreichsten Orte der Erde. Das feuchtwarme Klima führt dazu, dass es fast jeden Tag für mehrere Stunden heftig regnet. Die Stadt erhält pro Jahr 9,000 mm Regen. Allein an einem Tag können bei äußerst regenreichen Tagen bis zu 500 mm auf die Erde prasseln. Der Ort befindet sich nahe am Äquator, also mitten in den Tropen. Dagegen gibt es im Jahresverlauf kaum Unterschiede und damit keine Jahreszeiten.[5]

Quibdó
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
558
 
30
23
 
 
486
 
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770
 
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868
 
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688
 
31
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621
 
31
23
 
 
695
 
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648
 
30
23
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Quibdó
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 30,0 30,4 30,5 30,9 31,3 31,4 31,4 31,2 31,0 30,6 30,5 29,9 30,8
Mittl. Tagesmin. (°C) 23,0 23,0 23,2 23,2 23,1 22,8 22,8 22,8 22,9 22,6 22,7 22,9 22,9
Niederschlag (mm) 558 486 513 605 704 754 770 868 688 621 695 648 Σ 7910
Sonnenstunden (h/d) 2,9 3,0 2,8 3,1 3,6 3,8 4,5 4,3 4,6 3,8 3,7 3,0 3,6
Regentage (d) 22 18 18 21 25 23 25 27 24 25 24 24 Σ 276
Luftfeuchtigkeit (%) 86 85 85 86 86 86 86 86 86 87 86 88 86,1
T
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m
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u
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23,0
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30,9
23,2
31,3
23,1
31,4
22,8
31,4
22,8
31,2
22,8
31,0
22,9
30,6
22,6
30,5
22,7
29,9
22,9
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
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695
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  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wirtschaft in Quibdó wird durch den Abbau natürlicher Ressourcen (Gold und Platin), Holzwirtschaft und Landwirtschaft (Bananen, Kochbananen, Maniok und lokalen Früchten wie Borojo (Alibertia patinoi), Pfirsichpalmen (Bactris gasipaes), Ananas, Kaschu (Anacardium occidentale), Caimito (Chrysophyllum cainito), Almirajó (Patinoa almirajo), Lulo (Solanum quitoense) und andere) bestimmt.[6] Quibdó gehört zu den Städten Kolumbiens mit der größten Arbeitslosigkeit (Stand: Februar 2011).

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Ehren des Heiligen Franz von Assisi veranstalten die zwölf Bezirke von Quibdó von September bis Oktober die Fiesta de San Pacho, eine Feier der afro-kolumbianischen Chocó-Ethnie. Dieses Fest verbindet volkstümliche Religion synkretistisch mit dem Katholizismus. Messen und Andachten wechseln sich mit Karnevalsumzügen und anderen Feiern ab, bei denen kostümierte und tanzende Gruppen mit Musik und Festwagen durch die Bezirke ziehen. Prozessionen mit den Heiligenfiguren des Franziskus auf dem Río Atrato und in der Stadt schließen das Fest ab.

Diese Fiesta wurde 2012 in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[7]

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt bietet mehrere touristische Sehenswürdigkeiten wie die Kathedrale, der Palacio Municipal, Palacio Episcopal, der Konvent der Claretianer und das Denkmal des Poeten César. Aufgrund seiner Lage, den Naturschätzen, Regenwäldern und seiner Artenvielfalt bietet die Umgebung von Quibdó Möglichkeiten des Ökotourismus. Da die Verkehrsgegebenheiten auf dem Landweg durch Tropenregen häufig beeinträchtigt sind, ist die Flugverbindung von Bogotá, Medellín oder Cali zum Flughafen El Caraño (IATA-Code: UIB) die geeignetste Anreisemöglichkeit. Im Jahr 2010 wurde ein neues Flughafenterminal fertiggestellt. Die wichtigste Verkehrsader der Region stellt der Río Atrato dar.

Presse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den großen Tageszeitungen El Tiempo aus Bogotá, El Colombiano aus Medellín ist der lokale Choco7dias[8] die größte Presseeinrichtung.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quibdó verfügt über mehrere staatliche und private Universitäten. Darunter gehören Universidad Tecnológica del Chocó, Universidad Antonio Nariño, Universidad Cooperativa de Colombia, Fundación Universitaria Remington, UNAD[9] und SENA.[10]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Quibdó – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Alcaldía de Quibdó. Alcaldía de Quibdó – Chocó, abgerufen am 7. Juni 2019 (spanisch, Webseite der Gemeinde Quibdó).

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Información del municipio. Alcaldía de Quibdó - Chocó, abgerufen am 7. Juni 2019 (spanisch, Informationen zur Gemeinde).
  2. ESTIMACIONES DE POBLACIÓN 1985 - 2005 Y PROYECCIONES DE POBLACIÓN 2005 - 2020 TOTAL DEPARTAMENTAL POR ÁREA. (Excel; 1,72 MB) DANE, 11. Mai 2011, abgerufen am 7. Juni 2019 (spanisch, Hochrechnung der Einwohnerzahlen von Kolumbien).
  3. regionale operierende Einheiten des Bloque Pacífico de las Autodefensas
  4. in Kolumbien territoriale Verwaltungseinheit
  5. In diesen Ländern regnet es noch mehr als bei uns mz-web.de, abgerufen am 21. Juli 2017
  6. Contexto Regional. prevencionviolencia.univalle.edu.co
  7. Festival of Saint Francis of Assisi, Quibdó. UNESCO Intangible Cultural Heritage, 2012, abgerufen am 31. Dezember 2023 (englisch).
  8. Webauftritt choco7dias.com
  9. Universidad Nacional Abierta y a Distancia
  10. Servicio Nacional de Apredizaje