Salz-Bernsteinschnecke

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Salz-Bernsteinschnecke

Salz-Bernsteinschnecke (Quickella arenaria)

Systematik
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Succineoidea
Familie: Bernsteinschnecken (Succineidae)
Unterfamilie: Catinellinae
Gattung: Quickella
Art: Salz-Bernsteinschnecke
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Quickella
Boettger, 1939
Wissenschaftlicher Name der Art
Quickella arenaria
(Potiez & Michaud, 1838)

Die Salz-Bernsteinschnecke (Quickella arenaria, Syn.: Catinella arenaria, Catinella (Quickella) arenaria) ist eine Schneckenart der Familie der Bernsteinschnecken (Succineidae) aus der Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora). Es ist die einzige Art der Gattung Quickella Boettger, 1939.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das meist rötlich bernsteinfarbene Gehäuse ist bis 9 mm hoch, bis 4,5 mm breit und besitzt drei bis vier, stark gewölbte Windungen, die durch eine tiefe Naht abgesetzt sind. Die Mündung ist rundlich-eiförmig und die Mündungshöhe nimmt etwa die Hälfte der Gesamthöhe ein. Die Schale ist dünn, aber festwandig und kaum durchscheinend. Die Oberfläche ist matt und weist recht grobe, unregelmäßige Anwachsstreifen auf. Das Gehäuse ist orange-rötlich gefärbt bis rötlich-bernsteinfarben, aber häufig zur Tarnung mit einer Schmutzkruste überzogen.

Der Weichkörper ist auf der Oberseite schwarz, auf der Unterseite dunkelgrau. Die Fußsohle ist in Längsrichtung undeutlich dreigeteilt. Im Genitalapparat ist der Samenleiter recht kurz und tritt apikal in den Penis durch eine einfache Pore ein. Auch der Penis ist einfach, ohne Epiphallus und ohne Penishülle. Der dünnwandige Penis besitzt an der Innenwand zwei oder drei fleischige Längsfalten, die mit zahlreichen mikroskopischen Papillen besetzt sind. Der Penisretraktormuskel setzt am Apex des Penis direkt neben dem Eingang des Samenleiters an. Hier ist auf ein schwarzer Pigmentfleck ausgebildet. Der freie Eileiter ist ebenfalls recht kurz, die Vagina ist sogar extrem kurz und besitzt einen Muskelring. Der Stiel der Samenblase ist dagegen lang und sehr schlank.

Ähnliche Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art ist von der Kleinen Bernsteinschnecke (Succinella oblonga) gehäusemorphologisch nur schwer zu unterscheiden. Die Umgänge nehmen etwas rascher zu, sodass das Gehäuse der Salz-Bernsteinschnecke bei gleicher Größe etwas weniger Windungen hat. Der Weichkörper ist bei der Salz-Bernsteinschnecke dunkelgrau bis schwarz, bei der Kleinen Bernsteinschnecke dunkelgrau. Die Mündung ist etwas breiter und gerundeter. Eine sichere Unterscheidung der beiden Arten ist nur durch die Untersuchung des Genitalapparates möglich. Im Vergleich zur Kleinen Bernsteinschnecke ist sowohl der Samenleiter, der Eileiter wie auch die Vagina wesentlich kürzer. Der Penis ist ohne Epiphallus und ohne Penishülle. Der Retraktormuskel setzt am Apex des Penis an. Der Stiel der Samenblase ist wesentlich länger.

Geographische Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet der Art ist (bzw. war) weitgehend auf die Küsten Nordspaniens, Frankreichs, Belgiens, der Niederlande, Nordwestdeutschlands, Schwedens (Öland, Gotland), Englands (Norddevonshire) und Irlands (County Mayo) beschränkt. Sie kommt nur an wenigen Lokalitäten auch im Inland vor, so in Mittelirland, in den Gebirgen Mittelskandinaviens, in der südlichen und südöstlichen Schweiz, Norditalien(?), Frankreich (nordwestliche Alpes-Maritimes), spanische Pyrenäen[1] in der zentralen Slowakei (Tisovec) und in Polen (Kielce). Allerdings ist das tatsächliche Verbreitungsgebiet noch wenig bekannt. Erst vor kurzem wurde ein neues Vorkommen in der Provinz Castellón (Autonome Region Valencia, Spanien) entdeckt[1]. Übersehen wurde bisher auch ein Nachweis aus Nordwestafrika[2]. Auch können einige Fundmeldungen auf Verwechslungen beruhen.

Sie lebt dort in feuchten, wenig bewachsene Mulden in den Küstensanddünen, auf offenen schlammigen Stellen von Sümpfen, aber noch mit kleinen Bereichen mit fließendem Wasser, die nicht tief überflutet werden, auf sandigem oder schlammigen, kalkhaltigen Böden. In der Schweiz kommt sie bis in eine Höhe von 2200 m über Meereshöhe vor.

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Taxon wurde 1838 von Valery Louis Victor Potiez und André Louis Gaspard Michaud als Succinea arenaria erstmals beschrieben[3]. In der Literatur ist das Taxon oft auch mit Nicolas Robert Bouchard-Chantereaux als Autor und der Jahreszahl 1837 als Publikationsdatum zu finden. Das früheste Datum, an dem sich die Arbeit von Bouchard-Chantereaux[4] nachweisen ließ, ist der 10. November 1838, während die Arbeit von Potiez & Michaud (1838) bereits am 27. Oktober 1838 erschienen war[5]. Nach dem jetzigen Stand hat also Succinea arenaria Potiez & Michaud, 1838 Priorität vor Succinea arenaria Bouchard-Chantereaux, 1838. Nach der sehr detaillierten Untersuchung von Succinea arenaria durch Hamilton Ernest Quick[6] und den darin festgestellten Unterschieden zu den anderen Arten der Gattung Succinea schlug Caesar-Rudolf Boettger 1939 für diese Art die neue Gattung Quickella vor[7]. Bereits 1870 hatte William Harper Pease die Gattung Catinella für eine Art auf den Hawaii-Inseln aufgestellt[8], die Ähnlichkeit im Geschlechtsapparat aufweist. Daher wurde Quickella teils als Synonym, teils als Untergattung von Catinella Pease, 1870 aufgefasst. Das Gehäuse von Catinella ist ohrförmig mit nur 1,5 bis zwei Windungen, und im Geschlechtsapparat gibt es ebenfalls signifikante Unterschiede. Der Penis ist bei Catinella sehr kurz, die Samenblase sehr groß, jeweils im Vergleich zu den Verhältnissen bei Quickella. Daher wird Quickella Boettger heute als gültige Gattung anerkannt (Schileyko, Welter Schultes).

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Reliktvorkommen sind durch Entwässerungsmaßnahmen gefährdet. In Deutschland ist die Art verschollen bzw. ausgestorben, der letzte Nachweis stammt von 1988[9]. In England und Irland sowie in der Schweiz gilt sie als gefährdet (Welter Schultes).

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fechter, Rosina & Gerhard Falkner 1990: Weichtiere. 287 S., Mosaik-Verlag, München (Steinbachs Naturführer 10) ISBN 3-570-03414-3 (S. 166)
  • Kerney, Michael P., R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth 1983: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin ISBN 3-490-17918-8 (S. 78/9)
  • Anatolij A. Schileyko: Treatise on Recent terrestrial pulmonate molluscs, Part 15 Oopeltidae, Anadenidae, Arionidae, Philomycidae, Succineidae, Athoracophoridae. Ruthenica, Supplement 2: 2049-2210, Moskau 2007 ISSN 0136-0027 (S. 2076, 2078)
  • Francisco W. Welter-Schultes: European non-marine molluscs, a guide for species identification = Bestimmungsbuch für europäische Land- und Süsswassermollusken. A1-A3 S., 679 S., Q1-Q78 S., Göttingen, Planet Poster Ed., 2012 ISBN 3-933922-75-5, ISBN 978-3-933922-75-5
  • Wiese, Vollrath 2014: Die Landschnecken Deutschlands. 352 S., Quelle & Meyer, Wiebelsheim ISBN 978-3-494-01551-4 (S. 43)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b A. Martínez-Ortí: Sobre el hallazgo de una nueva población en España de Quickella arenaria (Potiez & Michaud, 1835) (Gastropoda: Succineidae). Noticiario SEM, 57: 57-61, 2012 PDF (Memento des Originals vom 8. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.soesma.es
  2. M. B. Seddon, D. T. Holyoak: Land gastropoda of NW. Africa. New distributional data and nomenclature. Journal of Conchology, 34: 311-323, 1993 Abstract
  3. Valery Louis Victor Potiez Potiez, Michaud: Galerie des mollusques, ou catalogue méthodique, descriptif et raisonné des mollusques et coquilles du Muséum de Douai. Tome premier. S.I-XXXVI, S. 1–560 + Atlas mit 56 Tafeln, Paris, Londres, Baillière 1838 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 67)
  4. Nicolas Robert Bouchard-Chantereaux: Catalogue des mollusques terrestres et fluviatiles observés jusqu'à ce jour à l'état vivant dans le département du Pas-de-Calais. Boulogne, Impr. de Le Roy-Mabille, 1838 Online bei www.biodiversitylibrary.org. (S. 54)
  5. D. Kadolsky: Nomenclatural comments on non-marine molluscs occurring in the British Isles. Journal of Conchology, 41(1): 65-90. London 2012.
  6. Hamilton Ernest Quick: The Anatomy of British Succineae. Proceedings of the Malacological Society, 20: 295-318, London 1933
  7. Caesar-Rudolf Boettger: Bemerkungen über die in Deutschland vorkommenden Bernsteinschnecken (Fam. Succineidae). Zoologischer Anzeiger, 127(3/4): 49-64, Leipzig 1939.
  8. William Harper Pease: Observations sur les espèces de coquilles terrestres qui habitent l'île de Kauai (îles Hawaii), accompagnées de descriptions. Journal de Conchyliologie, 18: 87-97, Paris 1870 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 97).
  9. J. H. Jungbluth, D. von Knorre (unter Mitarbeit U. von Bössneck, K. Groh, E. Hackenberg, H. Kobialka, G. Körnig, H. Menzel-Harloff, H.-J. Niederhöfer, S. Petrick, K. Schniebs, V. Wiese, W. Wimmer, M. L. Zettler): Rote Liste der Binnenmollusken [Schnecken (Gastropoda) und Muscheln (Bivalvia)] in Deutschland. Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft, 81: 1-28, Frankfurt/M. 2009 PDF (Memento des Originals vom 16. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dmg.mollusca.de (1,3 MB)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]