Quirnbach-Formation

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Lithostratigraphische Gliederung des Permokarbon des Saar-Nahe-Beckens, Abkürzungen: O. = Obere, M. = Mittlere, U. = Untere, Subgr. = Subgruppe, Nierst.-F. = Nierstein-Formation

Die Quirnbach-Formation ist in der Erdgeschichte eine lithostratigraphische Gesteinseinheit des Rotliegend des Saar-Nahe-Beckens. Sie folgt auf die Wahnwegen-Formation und wird von der Lauterecken-Formation überlagert. Die chronostratigraphische Datierung ist nicht ganz gesichert. Vermutlich ist sie jedoch in das basale Perm (Asselium) zu stellen.

Namengebung und Begriffsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Quirnbach-Formation ist nach dem Ort Quirnbach/Pfalz im Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz benannt. Der Name wurde 1971 von Otto Atzbach und Klaus Schwab in den Erläuterungen zur Geologischen Karte von Rheinland-Pfalz 1 : 25000 Bl. Nr. 6410 Kusel als Quirnbacher Schichten eingeführt. Jürgen Boy und Jürgen Fichter benutzten den Begriff 1982 in der Form Quirnbach-Schichten[1]. Karl Stapf änderte den Begriff dann 1990 in Angleichung an die Richtlinien für Lithostratigraphie[2] in Quirnbach-Formation um[3].

Definition, Korrelation und Alter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Formation besteht überwiegend aus grauen und graubraunen Feinsandsteinen und Tonsteinen, aber auch Kalksteinen, Tuffen und Kohlelagen. In verschiedenen Profilabschnitten sind auch rote Sandsteine und "Schwarzpelite" eingeschaltet, selten auch Konglomerate. Die Untergrenze der Formation ist mit dem Einsetzen der grauen, klastischen Sedimente definiert. Die Obergrenze bildet die Unterkante des sog. Feist-Konglomerats. Die Mächtigkeit beträgt 170 bis 350 m, in der Typusregion bei Quirnbach 240 m. Die Sedimente der Quirnbach-Formation wurde überwiegend unter lakustrinen Bedingungen abgelagert. Um St. Wendel lag ein lokaler See, der Concordiasee, der sich vor allem durch die Bildung von Stromatolithen dokumentiert. Ein weiterer, überwiegend von karbonatischen Ablagerungen dominierter See lag bei Nerzweiler, der sog. Stiehlberg-See. Über weite Strecken durchhaltende Seehorizonte sind ab der Mitte der Formation nachweisbar, der untere Seehorizont sind die Ablagerungen des sog. Immetshausen-Sees. Im oberen Drittel der Formation sind drei weitere Seehorizonte entwickelt, die sog. Galgenbergbänke. Darüber folgt der Seehorizont der Hohenöllen-Bank. Die Quirnbach-Formation enthält in der Übersicht die folgenden markanten Bänke, die auch zur lokalen und regionale Korrelation benutzt werden[4]:

  • Gailbach-Bank
  • Blochersberg-Bank
  • Bubach- und Roßbach-Bank
  • Hohenöllen-Bank
  • Breitwiesen-Tuff
  • Obere Galgenberg-Bank
  • Mittlere Galgenberg-Bank
  • Untere Galgenberg-Bank
  • Immetshausen-Bank
  • Concordia-Bank
  • Stiehlberg-Bank

Ablagerungsraum und Fossilien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ablagerungsraum war durch kleinere Flussläufe mit Flussebenen und mäßig tiefen Seen geprägt. Die großen Mächtigkeitsschwankungen sind dadurch bedingt, dass zur Ablagerungszeit der Quirnbach-Formation das Saar-Nahe-Becken entlang von NW-SO-verlaufenden Querstörungen in einzelne Teilbecken mit unterschiedlichen Subsidenzraten zerlegt wurde.[5]

Die Formation gilt als relativ fossilreich. Die Pflanzen war an feuchte Bedingungen angepasst. An Invertebraten wurden gefunden Muscheln, Stromatolithe, Gliedertiere (Muschelkrebse, Kiemenfußkrebse, syncaride Krebse), das Problematikum Cuselina, xenacanthide Haie, Knochenfische (fast ausschließlich Paramblypterus) und selten auch Amphibien. In feinkörnigen Sedimenten der Formation sind Fährten von Amphibien überliefert[5].

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Geologie von Rheinland-Pfalz. 400 S., E. Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 2005.
  • Manfred Menning, Reinhard Benek, Jürgen Boy, Bodo-Carlo Ehling, Frank Fischer, Birgit Gaitzsch, Reinhard Gast, Gotthard Kowalczyk, Harald Lützner, Wolfgang Reichel und Jörg W. Schneider: Das Rotliegend in der Stratigraphischen Tabelle von Deutschland 2002 – "Paternoster-Stratigraphie" auf dem Rückzug. Newsletters on Stratigraphy, 41(1–3): 91–122, Stuttgart 2005 ISSN 0078-0421
  • Andreas Schäfer: Sedimentologisch-numerisch begründeter Stratigraphischer Standard für das Permo-Karbon des Saar-Nahe-Beckens. Courier Forschungsinstitut Senckenberg (Stratigraphie von Deutschland V – Das Oberkarbon (Pennsylvanium) in Deutschland), 254: 369–394, Frankfurt 2005 ISBN 3-510-61380-5
  • Thomas Schindler und Ulrich H. J. Heidtke (Hrsg.): Kohlesümpfe, Seen und Halbwüsten. Pollichia Sonderveröffentlichung, 10: 1–316, Neustadt an der Weinstraße, 2007.
  • Karl R. G. Stapf: Einführung lithostratigraphischer Formationsnamen im Rotliegend des Saar-Nahe-Beckens (SW-Deutschland). Mitteilungen der Pollichia, 77: 111–124, Bad Dürkheim 1990 ISSN 0341-9665.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jürgen A. Boy und Jürgen Fichter: Zur Stratigraphie des saarpfälzischen Rotliegenden (?Ober-Karbon - Unter-Perm; SW-Deutschland). Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, 133: 607-642, Hannover 1982
  2. Fritz F. Steininger und Werner E. Piller: Empfehlungen (Richtlinien) zur Handhabung der stratigraphischen Nomenklatur. Courier Forschungsinstitut Senckenberg, 209: 1-19, Frankfurt am Main 1999, ZDB-ID 530500-7.
  3. Stapf (1990: S. 118)
  4. Lithostratigraphie der Quirnbach-Formation (Memento des Originals vom 8. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lgb-rlp.de
  5. a b Thomas Schindler: Geologie, Stratigraphie und Genese des permokarbonischen Saar-Nahe-Beckens. In: Thomas Schindler und Ulrich H. J. Heidtke (Hrsg.): Kohlesümpfe, Seen und Halbwüsten. Pollichia Sonderveröffentlichung, 10: 4-37, Neustadt an der Weinstraße, 2007

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]