Ríg

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Ríg oder altnordisch Rígr ist eine literarische Figur und Protagonist aus dem gleichnamigen Lied Rígsþula der Lieder-Edda. Rígr wird als ein Gott dargestellt, der auf einer mythischen Wanderung als Stammvater die Ahnen der drei Stände der mittelalterlichen skandinavischen Gesellschaft zeugte: die Unfreien (Sklaven), Bauern und den Adelsstand.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Prosaeinleitung der Edda-Handschrift des Codex Wormianus aus dem 14. Jahrhundert wird Rígr mit Heimdallr identifiziert, der diesen sonst unbelegten Namen annahm. Hierzu würde die erste Strophe der Vǫluspá einen bestätigenden Hinweis liefern, da dort die Menschheit als Heimdalls „hohe und niedere Verwandtschaft“ bezeichnet wird („meiri oc minni, mǫgo Heimdalar“). Eine weitere Identität des Rígr ließe sich mit Oðinn herstellen, da die Wanderschaft an sich ein Element ist, das in der norrönen Mythologie eng mit diesem Gott verbunden ist, sowie die weiteren Inhalte des Erzählstoffs der Rígsþula: die Nutzung eines Decknamens, die Kontaktsuche mit den Menschen und schwerwiegend das Vertrautmachen der Menschen mit den Runen. Rudolf Simek kommt deshalb zu dem Schluss, dass unter Anbetracht der Prosaeinleitung des Wormianus ursprünglich hinter der Figur des Rígr Oðinn steht.

Der Name des Rígr ist aus dem irischen rí, ríg für „König“ entlehnt.

In der Einleitung zur Rígsmál (Rígsþula) heißt es:

„So wird gesagt in alten Sagen, daß Einer der Asen, der Heimdali hieß, auf seiner Fahrt zu einer Meeresküste kam. Da fand er ein Haus und nannte sich Rígr.“[1]

Der Skandinavist Karl G. Johansson glaubt, dass die Identifikation von Rig und Heimdallr eine Erfindung des Kompilators des Codex Wormianus ist. Daher könne die Rígsþula nicht als Quelle für die nordische Mythologie und Heimdallrs Rolle in ihr herangezogen werden.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X, (mit weiterer Literatur).
  • John Lindow: Norse Mythology. A guide to the Gods, Heroes, Rituals, and Belives. Oxford University Press 2001, ISBN 0-19-515382-0.
  • Eugen Mogk: Norwegisch-Isländische Literatur: Rígsþula. In: Hermann Paul (Hrsg.): Grundriss der Germanischen Philologie. Band 2, 1. Abteilung: Literaturgeschichte, Karl J. Trübner, Strassburg 1909.
  • Jan de Vries: Altnordische Literaturgeschichte. de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016330-6.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brynjólfur Sveinsson: Edda – die Götter- und Heldenlieder der Germanen. (Übertragen von Karl Simrock) Anaconda, Köln 2007, ISBN 978-3-86647-102-3.
  2. Karl G. Johansson: Rígsþula och Codex Wormianus: Textens funktion ur ett kompilationsperspektiv. In: Alvíssmál, Nr. 8. VWB Verlag, Berlin 1998, S. 67–84, hier S. 84.