Röthenbach bei Sankt Wolfgang

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Röthenbach bei Sankt Wolfgang
Wappen von Röthenbach bei Sankt Wolfgang
Koordinaten: 49° 22′ N, 11° 10′ OKoordinaten: 49° 21′ 47″ N, 11° 10′ 11″ O
Höhe: 344 m ü. NHN
Einwohner: 2447 (31. Aug. 2011)
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 90530
Vorwahl: 09129
Ortsmitte
Ortsmitte

Röthenbach bei Sankt Wolfgang (fränkisch: Rejdnba[1]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Wendelstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[2]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Pfarrdorf Röthenbach liegt im Lorenzer Reichswald am Zusammenfluss von Schwarzach und Gauchsbach und am Ludwig-Donau-Main-Kanal, nordöstlich des Hauptortes Wendelstein und etwa 13 Kilometer südöstlich von Nürnberg. Die Schwarzach entspringt auf dem Tyrolsberg bei Neumarkt und gräbt sich, enge Schluchten bildend, südlich von Röthenbach tief in den fränkischen Burgsandstein ein.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsname Röthenbach bedeutet Rodung am Bach. Mit dem Bach ist der Gauchsbach gemeint, ein kleiner Nebenfluss der Schwarzach. Eine andere Deutung ist, dass der Name vom roten Bach abgeleitet wurde (ahd. zum roeten Bach). Bei geeigneter Sonneneinstrahlung verleihen die rotbraunen Keupersande dem Bachwasser eine rötliche Färbung.[4][5]

Entstanden ist der Ort aus zwei Zeidelgütern im Nürnberger Reichswald. Die ersten Siedlungsansätze gehen bis in das Jahr 1310 zurück. Im ausgehenden Mittelalter erlangten die Zeidler überregionale Bedeutung. Sie belieferten die königliche Tafel und die Nürnberger Lebküchner mit dem begehrten Waldhonig. Das Dorf unterstand damals dem Zeidelgericht in Feucht.

Der Ort wurde 1340 als „Rotembach“ erstmals urkundlich erwähnt.[4] In einer Urkunde von 1361 wird die Gemeinde noch als „Rötembach an der Swarzach“ bezeichnet. In anderen Urkunden wird der Ort zur Unterscheidung von anderen Orten „Röthenbach an der Schwarzach“ genannt. Um das Jahr 1550 kam der Name Röthenbach bei Sankt Wolfgang auf, der auf ein Wolfgangsheiligtum hinweist.

Bestimmend für die Entwicklung dieser Siedlung war neben dem Fernverkehr die Lage am Wasser und am Wald. Die Schwarzach war einst der Grenzfluss zwischen dem Gebiet der Markgrafen von Ansbach und dem Nürnberger Territorium. Gegenüber der Nürnberger Zollstätte am Nordufer der Schwarzach errichtete der Markgraf 1659 südlich der Schwarzachbrücke seine Zollstätte, ein stattliches Fachwerkhaus, das auch Richterhaus genannt wird.

Schon der Erste Markgrafenkrieg im 15. Jahrhundert fügte dem Ort beträchtlichen Schaden zu, im Zweiten (1552–1554) wurden das Dorf und der Ortsteil Gugelhammer weitgehend zerstört.

Im 16. Jahrhundert wohnten in Röthenbach nördlich der Schwarzach 15 Nürnberger Untertanen. Die Anwesen südlich des Flusses (ein Hof und ein Gut) gehörte zum Gericht Wendelstein. Südlich der Schwarzach liegt auch der Ort Nerreth, die neue Rodung. Der dort einst betriebene Ackerbau wurde wegen des geringen Ertrages auf dem kargen Sandboden aufgegeben.

Hafen in Röthenbach
Ludwigskanal in Röthenbach
Gauchsbach Brückkanal in Röthenbach
Steinbrücke bei Kugelhammer

Bedeutung erlangte der Ort Röthenbach aufgrund seiner Lage an der Salzstraße, worauf der Name eines Straßenzuges hinweist. Die Salzstraße führte von Nürnberg nach Bad Reichenhall. Durch den lebhaften Verkehr entstanden vier Gastwirtschaften, eine Poststelle und ein Kramerladen. Mit dem Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals (Bauzeit: 1836–1845) erhielt der Ort Anschluss an das europäische Wasserstraßennetz. Über die 173 Kilometer lange Wasserstraße wurden die Schleppkähne zunächst mit Pferden getreidelt. Später kamen auch Dampfkähne hinzu. Es gab in Röthenbach eine Ladestelle (Anlände) für den Güterumschlag. Der Schifffahrtsbetrieb wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eingestellt. Die untertägigen Reste der Anlegestelle sind jetzt mit dem Gelände der Grundschule überbaut.

Die sogenannten Treidelwege sind als Wander- und Radwege ausgebaut. Der Gauchsbach-Brückkanal bei Schloss Kugelhammer und der Schwarzach-Brückkanal zeugen von der Brückenbaukunst des 19. Jahrhunderts.

Röthenbach bei Sankt Wolfgang war Haltepunkt an der ehemaligen Bahnstrecke Feucht–Wendelstein, die 1955 im Personenverkehr und 1959 im Güterverkehr stillgelegt und 1960 abgebaut wurde.

Von wirtschaftlicher Bedeutung für den Ort waren neben der Land- und Forstwirtschaft ein Hammerwerk und eine Papiermühle.

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde Röthenbach bei Sankt Wolfgang zusammen mit seinen Gemeindeteilen Gugelhammer und Nerreth am 1. Mai 1978 nach Wendelstein eingegliedert.[6] Bei einer Bürgerbefragung hatten allerdings 96 % der Teilnehmer gegen die Eingemeindung votiert, die Wahlbeteiligung lag bei 78 %. Letzter Bürgermeister von Röthenbach war Eberhard Büttner, der zum Zeitpunkt des 100-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Röthenbach deren Vorstand war.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1875: 0350
  • 1910: 0422[7]
  • 1925: 0375
  • 1933: 0438
  • 1939: 0548[8]
  • 1945: 0922
  • 1961: 0984[6]
  • 1970: 1631[6]
  • 1987: 2191[9]
  • 2011: 2447[10]

Die Einwohnerzahl reduzierte sich im 17. Jahrhundert durch eine Pestepidemie drastisch. So wurden im Jahr 1612 die ersten Pestopfer festgestellt. Bis zum Jahr 1632 starben von den damals 150 Einwohnern insgesamt 59 an der Pest, ganze Familien wurden ausgelöscht. In den Kirchenbüchern findet man als Todesursache noch „hitzige Kopfkrankheit“, „ungarische Krankheit“ oder Flecktyphus. Umherziehende Soldaten des Dreißigjährigen Krieges und ihr „Anhang“ verbreiteten die Krankheit.

Das schnelle Anwachsen der Gemeinde nach 1945 stellte die damalige Verwaltung der 1950er und 1960er Jahre vor schwierige Aufgaben, wobei die Wasserversorgung das größte Problem darstellte. In den Jahren 1954/55 und 1961/63 wurde das gesamte Rohrnetz erneuert und in den Jahren 1963/64 ein Wasserwerk gebaut. Dieses ist mittlerweile nicht mehr vorhanden.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Kugelhammer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Kugelhammer 1707
Schloss Kugelhammer
Statue des Wolfgang von Regensburg in Röthenbach bei Sankt Wolfgang

Das bedeutendste Bauwerk des Ortes ist das Schloss Kugelhammer , dessen Administrator (Verwalter) Christoph Frhr. Kress von Kressenstein ist. Seinen Namen hat das Schloss von dem Hammerwerk, das schon im 14. Jahrhundert eiserne Kugeln herstellte. Der Bauernhof im Schlossbereich wurde 1310 urkundlich als Zeidelgut des Heinrich Creutzer erwähnt. Er dürfte auch den ersten festen Sitz, das „Steinhewslein“ errichtet haben. Später erschienen die Namen „Schloss am Doos“ (Wasserfall) und „Schlösschen zu Sankt Wolfgang“ (Wolfgangskapelle). Seit 1700 wird die Bezeichnung Schlüsselfeldscher Herrensitz verwendet. Von den späteren Besitzern des Schlosses nehmen die Meichsner in Röthenbachs Geschichte eine bedeutende Stellung ein.

Von 1678 bis 1709 war das Gut im Besitz von Johann Carl von Schlüsselfelder von und auf Kirchensittenbach und Röthenbach bei St. Wolfgang, der als Letzter seines Geschlechtes eine nach ihm benannte Familienstiftung einrichtete. Er bestimmte das sogenannte Nassauer Haus in Nürnberg gegenüber der Westfassade der Lorenzkirche zum Stiftungshaus der J. C. von Schlüsselfelder’schen Familienstiftung.

Das Stiftungstestament bestimmte seine beiden Schwager F. S. Kreß von Kressenstein und C. Welser von Neuhof zu Nutznießern. Die Verwaltung übertrug er dem jeweils Ältesten dieser Familien im Wechsel. Mit dem Tod seiner Gattin Maria Helena im Jahr 1713 trat die Stiftung in Kraft. Seit 1709 standen 23 Verwalter der Familien Kreß von Kressenstein, Welser und Volckamer von Kirchensittenbach (seit 1878) der Stiftung vor.

Wolfgangskapelle (zerstört)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gauchsbachschlucht hinter dem Schloss Kugelhammer stand die Wolfgangskapelle, die dem heiligen Wolfgang, einem Bischof von Regensburg, geweiht war. Bis zur Reformationszeit war diese Kapelle eine beliebte Wallfahrtsstätte und ein Rastplatz für Pilger, die zum Wolfgangsheiligtum am Abersee (heute Wolfgangsee) in Österreich unterwegs waren.

Am 29. September 1732 wurde die Wolfgangskapelle durch ein Hochwasser „gänzlich niedergerissen und hinweggeführet, also dass nicht einmal ein Vestigium (Spur) finden können, wo solche vorher gestanden ist...“ (Protokoll der Freiherrlich von Schlüsselfeld´schen Stiftungsregistratur). An Inventar der Wolfgangskapelle sind im Schloss noch das zinnerne Taufbecken mit Kanne, alte Leuchter und Hostiengläser vorhanden. Die Vermutung liegt nahe, dass die über die Hammerwiese verstreut liegenden, behauenen Steine der Kapelle als Baumaterial weiterverwendet wurden. An der östlichen Wand des Schuppens des Krämerhauses befinden sich 8 Sandsteine mit sogenannten Wetzrillen, wie sie an vielen Sakralbauten zu finden sind.

Wolfgangskirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolfgangskirche (2023)

Die ortsbildprägende Wolfgangskirche stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Dorfbrunnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen der Altortsanierung, im Jahr 2000, wurde der alte Dorfbrunnen in seiner ursprünglichen Bauweise wiederhergestellt und der Platz vor der Wolfgangskirche umgestaltet.

Altes Rathaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Fachwerkhaus neben der Kirche wurde vom Landpflegeamt Nürnberg erbaut und in den Jahren 1579, 1719 und 1844 umgebaut. Es diente einst als Schul- und Mesnerhaus und vom 17. Januar 1882 bis zur Eingemeindung 1978 als Rathaus.

In der Natur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Radwiese

Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindergarten und Schule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das "alte Rathaus" (jetzt Kindergarten)

Unmittelbar neben dem ehemaligen Röthenbacher Rathaus steht der 1967/68 errichtete Kindergarten. Das mittlerweile umgebaute „alte Rathaus“ wurde in den Kindergarten integriert. Das Schulhaus stammt aus dem Jahr 1965 und ist das dritte in der Geschichte der Gemeinde.

Feuerwehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1877 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet und in den 1950er Jahren durch ein Feuerwehrhaus gesichert, das allerdings schnell zu klein wurde. Im Jahr 1977 wurde das heute noch bestehende Feuerwehrhaus erbaut, dessen Übergabe zum 100-jährigen Bestehen der Feuerwehr erfolgte.

In der Zeit zwischen dem 21. Dezember 1973 und 2. März 1974 trieb ein „Feuerteufel“ sein Unwesen in Röthenbach. Deshalb waren jede Nacht, zwischen 20:00 und 5:00 Uhr morgens, Brandwachen (Männer zwischen 18 und 60 Jahren) unterwegs. Insgesamt wurden dabei 6331 km an Kontrollfahrten zurückgelegt. Der Täter wurde andernorts gefasst.

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Bau der Turn- und Mehrzweckhalle wurde im Jahr 1974 ein weiterer Meilenstein in der Geschichte Röthenbachs gesetzt. Diese Turnhalle dient als Schulturnhalle, als Veranstaltungshalle und dem Sportverein TSV Röthenbach bei St. Wolfgang als Trainingsmöglichkeit.

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1907 bemüht sich der Männergesangsverein Einigkeit um die Pflege des deutschen Chorgesangs. Er hält regelmäßig Singstunden und Proben ab und absolviert mehrmals im Jahr Auftritte in der Öffentlichkeit.

Umwelt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1966 wurde die staubfreie Müllabfuhr und im Jahr 1973 die Straßenreinigung eingeführt.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Autobahn A 73 berührt den Ort im Norden. Dort zweigt an der Anschlussstelle Wendelstein (AS 47) die Staatsstraße 2239 in Richtung Wendelstein ab und verläuft weiter nach Schwabach. Zwei Gemeindeverbindungsstraßen führen zur Staatsstraße 2225 bei Wendelstein. Der Haltepunkt Röthenbach (b Feucht) lag an der Bahnstrecke Feucht–Wendelstein.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Röthenbach bei Sankt Wolfgang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 65. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „réidnbɒ“.
  2. Gemeinde Wendelstein, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. August 2023.
  3. Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 4. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. a b E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 65.
  5. Alfons Baier: Das mittelalterliche Quellheiligtum "St. Wolfgang" im Gauchsbachtal östlich Schloss Kugelhammer (Lkr. Roth). 2006, abgerufen am 19. August 2017.
  6. a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 733.
  7. http://www.ulischubert.de/geografie/gem1900/gem1900.htm?mittelfranken/schwabach.htm
  8. Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Schwabach. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. http://gov.genealogy.net/ShowObjectSimple.do?id=ROTANGJN59OI
  10. wendelstein.de (Memento vom 15. Juli 2011 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt