Rainer Brandt (Schauspieler)

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Rainer Brandt (* 19. Januar 1936 in Berlin) ist ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher, Synchronregisseur und Dialogbuchautor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Annahme, es handle sich um ein Filmstudio, stellte sich Rainer Brandt 1954 bei einem Synchronstudio vor. Nachdem ihn der Regisseur Alfred Vohrer hatte probesprechen lassen, bekam er sein erstes Engagement als Synchronsprecher. Gleichzeitig absolvierte er eine Schauspielausbildung an der renommierten Max-Reinhardt-Schule. 1958 begann er für die DEFA zu synchronisieren. Im Westen folgten darauf größere Synchronrollen. Brandt sprach Elvis Presley in den meisten seiner Filme, später lieh er Tony Curtis und Jean-Paul Belmondo seine Stimme. Außerdem war er unter anderem für Mario Adorf in Winnetou, Jack Lord in James Bond – 007 jagt Dr. No, Tony Randall in der Serie Männerwirtschaft und Robert Wagner in der Serie Ihr Auftritt, Al Mundy zu hören.

Brandt arbeitete zunächst für Karlheinz Brunnemann bei der Deutschen Synchron und gründete Mitte der 1970er Jahre seine eigene Synchronfirma, die heutige Brandtfilm. Er ist Autor der deutschen Dialoge zahlreicher Filme mit Terence Hill und Bud Spencer, in denen er auch Dialogregie führte[1] und zeichnete auch für die Synchronfassungen zahlreicher Kinofilme mit Louis de Funès, Adriano Celentano sowie Pierre Richard verantwortlich.

Seinen Durchbruch als Dialogautor hatte Brandt 1972 mit der Krimiserie Die 2 mit Roger Moore und Tony Curtis, den er in dieser Produktion auch synchronisierte. Der Erfolg der Serie in Deutschland beruhte zum Großteil auf der Synchronisation, die etliche Witze und Wortspiele einbaute, die im Original nicht vorhanden waren. Insbesondere wurden den Hauptfiguren sprachliche Witzchen in den Mund gelegt, die zum Teil Eingang in die deutsche Alltagssprache gefunden haben. Diesen vom Original abweichenden, zum Teil absichtlich ans Sinnentstellende grenzenden Synchronstil bezeichnete er selbst als „Schnodderdeutsch“. Bis zur Gründung des eigenen Studios arbeitete er häufig mit Karlheinz Brunnemann zusammen, so auch bei Die 2.

Brandt schrieb auch die Dialogbücher für die Fernsehserie M*A*S*H, in der er auch als Lautsprecherstimme zu hören war,[2] und für zahlreiche weitere Serien: Ein Käfig voller Helden, Immer wenn er Pillen nahm, Department S, Mini-Max, Rauchende Colts, Alien Nation, Tennisschläger und Kanonen sowie die US-Sitcoms Alle unter einem Dach, Seinfeld und Frasier.

In der Rubrik Rainer Brandts Spezialkamera im Aktuellen Sportstudio des ZDF legte Brandt von Ende der 1960er und bis weit in die 1970er Jahre prominenten Fußballern und Trainern in kurzen Einspielstreifen synchronmäßig witzige Worte in den Mund. Dies stellte ein Äquivalent zu dem von der ARD konzipierten Fußballballett dar.

Von Januar 2011 bis Oktober 2017 spielte er den Minister für Staatssicherheit im Musical Hinterm Horizont im Berliner Theater am Potsdamer Platz[3] und im Hamburger Operettenhaus.

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch die Familie von Rainer Brandt ist mit der Synchronarbeit vertraut: seine Ehefrau, die Schauspielerin Ursula Heyer, synchronisierte zum Beispiel Joan Collins im Denver-Clan. Die Tochter Judith Brandt ist ebenfalls umfangreich in der Synchronisation tätig. Sie spricht unter anderem Sophie Marceau sowie Monica Bellucci und hat mittlerweile die Leitung von Brandts Synchronstudio übernommen. Der Sohn Andrej Brandt sprach unter anderem Larry Hovis in Ein Käfig voller Helden und Gary Burghoff in M*A*S*H. Rainer Brandt ist weder mit dem ebenfalls bekannten Schauspieler und Synchronsprecher Volker Brandt noch dem Schauspieler Matthias Brandt verwandt.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Synchronrollen (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jean-Paul Belmondo

Elvis Presley

Tony Curtis

  • 1962: Taras Bulba als Andrei Bulba
  • 1963: Die Totenliste als Drehorgelspieler
  • 1971–1972: Die 2 (Fernsehserie) als Danny Wilde
  • 1977: Hilfe, ich bin eine männliche Jungfrau als Giacomo
  • 1978: Sextette als Alexei Andreyev Karansky
  • 1979: Title Shot – Der Killer lauert am Ring als Frank Renzetti
  • 1986: Die Mafiaprinzessin als Sam Giancana
  • 1994: Bandit – Ein ausgekochtes Schlitzohr und eine kühle Blonde als Lucky Bergstrom
  • 1995: Gun Power als Dominic Baptiste
  • 1997: Reptile Man als Jack Steele

Rik Battaglia

Brad Harris

George Hilton

Oliver Reed

Franco Nero

Cliff Robertson

Sergio Ciani

Mario Adorf

Carl Möhner

Giuliano Gemma

Anthony Franciosa

Jean-Louis Trintignant

Gérard Barray

  • 1961: Die korsischen Brüder als Giovanni Sagona
  • 1964: Der Triumph des Musketiers als Chevalier de Pardaillan

Ettore Manni

  • 1961: Höllenschlacht der Tataren als Prinz Stefan
  • 1965: Kampf in der Villa Fiorita als Pater Rossi

Guy Madison

  • 1962: Frauen für die Teufelsinsel als Henri Vallière
  • 1963: Old Shatterhand als Captain Bradley

Joseph Hoover

John Lennon

  • 1964: A Hard Day’s Night als John Lennon
  • 1965: Hi-Hi-Hilfe! als John Lennon

Peter Breck

Larry Pennell

Ivan Rassimov

Luis Dávila

George Eastman

Antonio Sabàto

  • 1969: Zweimal Judas als Luke Barrett
  • 1972: Die Freundin war immer dabei als Carmelo

Sonstige

Hörspiele (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vier Fäuste für ein Halleluja (2. Fassung), Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle, Zwei Missionare, Das Krokodil und sein Nilpferd, Vier Fäuste gegen Rio
  2. MASH. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 13. Februar 2021.
  3. Synchronsprecher Rainer Brandt – Rückkehr des Herrn Tschüssikowsky von Corinna Stegemann in taz.de, 19. April 2001.