Redakteur

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Ein Redakteur (früher Schriftleiter, in der Schweiz auch Redaktor genannt) ist ein Journalist in Presse, Hörfunk, Fernsehen, Internet oder anderen Medien, der innerhalb der Redaktion journalistische Aufgaben übernimmt. Oft ist er für ein bestimmtes Sachgebiet, ein Ressort, zuständig. Ein Redakteur ist im Sprachgebrauch meist ein fest angestellter Journalist. Er muss sich an die publizistische und politische Leitlinie des Mediums halten, die vom Verleger vorgegeben wurde.

Verantwortlich für die Ressorts (etwa die „klassischen“ Ressorts wie Politik, Kultur, Lokales sowie Wirtschaft und Sport) ist der Ressortleiter, ihm unterstellt sind mehrere Redakteure. Verantwortlich für die gesamte Redaktion ist der Chefredakteur oder der Programmdirektor. Bei vielen Verlagen werden überregionalen Sachgebiete in einer Mantelredaktion zusammengefasst. Eine relativ neue Organisationsform ist der Newsdesk. In einem Großraumbüro sitzen Redakteure, die unterschiedliche Themenbereiche verantworten und die entsprechenden Seiten planen. Die Deskredakteure koordinieren dabei häufig auch den Einsatz von Reportern und Lokaljournalisten.

Aufgabe eines Redakteurs

Die Aufgabe des Redakteurs ist es, aus der Fülle von Informationen, die in die Redaktion gelangen (Beiträge von Korrespondenten, Journalisten, Volontären und freien Mitarbeitern, Meldungen von Nachrichtenagenturen oder Pressestellen), die für Leser, Zuhörer oder Zuschauer interessanten und bedeutsamen Beiträge herauszufiltern und für die nächste Ausgabe der Zeitung (Printmedien, Internet-Zeitung) oder der Nachrichtensendung (Hörfunk, Fernsehen) aufzubereiten. Hierbei muss vor allem die Zielgruppe der Publikation im Vordergrund stehen und herausgearbeitet werden, welche Berichte bzw. Nachrichten für diese von Interesse sind. Er akquiriert auch Bilder - Fotos, Infografiken, Cartoons - für sein Ressort. Ein Redakteur recherchiert auch selbst telefonisch, in Bibliotheken, im Internet oder an Orten aktuellen Geschehens, führt Besprechungen und Interviews und schreibt durchaus daraufhin eigene Artikel für sein Ressort. Grundsätzlich gelten die drei Eckpfeiler der Nachricht: neuwichtiginteressant. Nicht selbst geschriebene Texte werden redigiert (siehe Redaktion, daher stammt auch die Bezeichnung Redakteur). Hat bei den Printmedien vor Jahren der Setzer die Seiten der Zeitung noch mit bleiernen Lettern gesetzt, so ist heute durch die Computertechnik die Gestaltung (das Layout) der Seiten häufig Aufgabe der Redakteure, außerdem ist er für die Formulierungen der Überschriften und Bildunterschriften, so genannte Kurztexte, zuständig.

In großen Fernsehsendern kann es auch andere Strukturen oberhalb der Redaktionsebene geben: Programmgruppen oder Programmbereiche anstelle der Ressorts. Der Planungsredakteur („Planer“) und der „Redakteur vom Dienst“ („RvD“) sind morgens die ersten in der Redaktion. Der Planer bewertet die Meldungslage, recherchiert Themen an und schickt die Redakteure oder Reporter zum Ort des Geschehens. Der „Chef vom Dienst“ („CvD“) verantwortet alle Nachrichten beziehungsweise Sendungen des Tages und ist für die inhaltliche Gestaltung der Hauptausgabe zuständig. Die Redakteure erhalten von der Disposition ein Filmteam (EB-Team). Sie besprechen mit dem Kameramann den redaktionellen Inhalt und die Möglichkeiten der Umsetzbarkeit in Bilder. Der Fernsehredakteur beherrscht Grundkenntnisse der Kameraarbeit und die des meist digitalen Bildschnittes. Im Gegensatz zu den Printmedien und Hörfunk muss der Fernsehredakteur in „Bildern“ denken. Jeder Fernsehbeitrag ist eine Zusammenarbeit des Redakteurs mit dem Kameramann, EB-Techniker und dem Cutter. In einigen Redaktionen ist es üblich, dass der Redakteur den Text (Off-Text) für seinen Beitrag selbst spricht.

Nicht zu verwechseln ist das Berufsbild eines Redakteurs mit dem des technischen Redakteurs.

Redigieren

Redigieren ist der Oberbegriff für jene journalistische Tätigkeiten, die darauf abzielen, aus dem eingegangenen Material eine konsumierbare inhaltliche und formale Einheit zu gestalten. Redigieren, das ist Auswählen, Bearbeiten und Präsentieren des Stoffes in der dem Medium entsprechenden Form. Mit dem Redigieren reduziert man auf das Wesentliche, man macht Texte verständlich und schneidet sie auf die Zielgruppe zu. Es werden folgende Verbesserungen angestrebt:

  • inhaltliche: Richtigkeit der Fakten, Sinn
  • formale: Aufbau, Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung
  • sprachlich-stilistische: Wortwahl, Verständlichkeit

und im Online-Bereich zusätzlich:

  • Zusammenhänge erstellen
  • Links als Bereicherung einbauen


Redigieren ist mehr als die Überprüfung von Rechtschreibung und Grammatik. Im richtigen Redigieren finden sich von der Planung über die Recherche und das Schreiben bis hin zum Einpassen von Texten in das Layout alle Tätigkeiten der Journalisten wieder. Die Qualität eines Textes hängt ganz entscheidend von einem sorgfältigen und professionell durchgeführten Korrekturprozess ab. Dieser bestimmt ebenfalls die Glaubwürdigkeit. Idealerweise sollte das Redigieren in jeder Online-Redaktion eine fest etablierte Arbeitstechnik sein. Leider hat sich in den Online-Redaktionen die Praxis eingebürgert, dass zuerst publizieren wird um nachträglich die Texte zu korrigieren. Diese Vorgehensweise setzt auf Aktualität und spart wertvolle Zeit, jedoch wird die Glaubwürdigkeit des Textes in den Hintergrund gestellt. Viele halb-professionelle oder PR-orientierte Quellen, wie z.B. Vereine, Verbände, Parteien etc. würden viel Redigier-Kompetenz erfordern, die aber oftmals nicht gegeben ist. Content Studie 2006/2[1] ergab, dass der Kontrolle der inhaltlichen Ebene nur die unterste Ebene zukommt. Der Content ist der entscheidende Faktor für den Erfolg einer Website, leider prüfen nur 57,2% der Befragten die Richtigkeit des Inhalts. Erschwerend kommt noch hinzu, dass selbst bei der Prüfung der Rechtschreibung aufgrund der neuen amtlichen Regelungen große Unsicherheit herrscht. Weiters werden Artikel auch kaum mehr gekürzt. Im Print-Bereich ist Kürzen eine Platz- und Kostenfrage, im Online-Bereich jedoch spielt dies keine Rolle.


Fünf Aspekte die beim Redigieren zu beachten sind:

  1. Inhalt: Richtigkeit der Fakten, Argumentation, Logik
  2. Struktur: Darstellungsform, Dramaturgie
  3. Stil: Angemessenheit des Tons, Verständlichkeit von Begriffen, Satzlänge
  4. Sprache: Orthographie, Grammatik
  5. Layout: Kürzungen, Absätze

Gleichzeitig auf alle fünf Gesichtspunkte zu achten ist schwierig. Dem Korrektor sollte mitgeteilt werden auf welche Aspekte er besonders zu achten hat. Außerdem sollte ihm die Zielgruppe und Aussageabsicht des Textes bekannt sein. In manchen Fällen ist es zudem sinnvoll, dem Korrektor zusätzlich Material wie Quellen oder Textvorlagen zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Grund ist eine zielgerichtete Kommunikation für jeden erfolgreichen Korrekturprozess absolut notwendig. Um das rechtzeitige Erscheinen des Artikels zu gewährleisten muss dem Korrektor ein Zeitlimit gesetzt werden. Dabei ist zu beachten, dass ihm genügend Zeit für eine sorgfältige Prüfung zur Verfügung steht, sonst ist das Ergebnis nicht zu gebrauchen. Die Erstellung eines qualitativ hochwertigen Dokuments ist ein gemeinsamer Prozess, der Zeit und Einsatz erfordert. Dessen müssen sich alle Beteiligten bewusst sein. Sind zu viele Personen im Korrekturprozess einbezogen, blockieren sie sich gegenseitig und der Artikel gewinnt nicht an Qualität, sondern wird verwässert. Zudem verzögert sich das Erscheinen des Artikels unnötig.


Damit der Korrekturprozess möglichst effektiv und zeitsparend abläuft, sollten die geeigneten Korrektoren, je nach Problemstellung oder Thema des Artikels ausgewählt werden. Die Kontrollinstanz variiert von Redaktion zu Redaktion, jedoch kommen üblicherweise folgende vier Rollen in Frage:

  • Redakteure
  • Redakteure mit besonderer Funktion und / oder Position in der Redaktion (Textchef, Leiter)
  • Redakteure mit besonderen Fähigkeiten (Sachkompetenz, journalistische Erfahrung)
  • Im Online-Bereich wird das Redigieren oft nach außen gegeben (Trend zur Dezentralisierung ist erkennbar)


Situation in Deutschland

Die Berufsbezeichnung Redakteur ist keine geschützte Berufsbezeichnung[2]. Wenn nach Tarifvertrag bezahlt wird, erhält der Redakteur ein Festgehalt, der Mindestsatz wird im Gehaltstarifvertrag festgelegt. Er gilt jedoch nur, wenn entweder Arbeitgeber oder Arbeitnehmer tarifgebunden sind. Der Manteltarifvertrag regelt Dauer der Arbeitszeit, Urlaubsanspruch, Altersversorgung und anderes.

Im Medienbereich darf sich jeder angestellt, selbstständig bzw. freiberuflich als Journalist oder Redakteur betätigen und so bezeichnen.

Die im Artikel 5 des Grundgesetzes verankerte Pressefreiheit garantiert jedermann, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten.

In Deutschland wurde 1933 das Schriftleitergesetz erlassen.

Situation in der Schweiz

Redaktoren sind schon lange nicht mehr nur in verkauften journalistischen Erzeugnissen tätig. Viele Journalisten wechseln in Unternehmen und Organisationen, wo sie als PR-Redaktoren tätig sind. Dort arbeiten sie nach den gleichen journalistischen Grundsätzen. Sie schreiben Beiträge für die Hauszeitung, verfassen den Geschäftsbericht oder redigieren eine Ansprache der Direktion.

Literatur

  • Walther von La Roche: Einführung in den praktischen Journalismus, 18. Aufl. Berlin 2008, Econ Journalistische Praxis
  • Claudia Mast (Hrsg.): ABC des Journalismus. Ein Leitfaden für die Redaktionsarbeit. Konstanz 1998. ISBN 3896692399
  • Klaus Meier: Ressort, Sparte, Team, Konstanz 2002
  • Elisabeth Noelle-Neumann, Winfried Schulz, Jürgen Wilke (Hrsg.): Fischer Lexikon. Publizistik Massenkommunikation. Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt 2000. ISBN 3596122600
  • Volker Wolf: ABC des Zeitungs- und Zeitschriftenjournalismus; UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2006. ISBN 3-89669-578-9
  • Alkan Saim Rolf: Handbuch Online-Redaktion; Galileo Press, 1. Aufl. (März 2003). ISBN 3898422070


Einzelnachweise

  1. http://www.contentmanager.de/contentstudie/
  2. Stefan Rippler (Hg.): Portal Planet Praktika.