Redonda

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Redonda
Redonda von Süden
Redonda von Süden
Gewässer Karibisches Meer
Inselgruppe Inseln über dem Winde
Geographische Lage 16° 56′ 18″ N, 62° 20′ 43″ WKoordinaten: 16° 56′ 18″ N, 62° 20′ 43″ W
Redonda (Antigua und Barbuda)
Redonda (Antigua und Barbuda)
Länge 1,36 km
Breite 530 m
Fläche 56 ha
Höchste Erhebung King Juan’s Peak
296 m
Einwohner unbewohnt

Redonda, nicht zu verwechseln mit der kleinen Felseninsel Little Redonda bei Montserrat, ist eine unbewohnte Insel im Karibischen Meer, die hauptsächlich aus einem steil aus dem Meer ragenden, erloschenen Vulkan besteht. Sie liegt etwa in der Mitte zwischen Montserrat im Südosten und Nevis im Nordwesten. Politisch gehört die Insel zu Antigua und Barbuda und befindet sich etwa 54 Kilometer westsüdwestlich der Hauptinsel Antigua, von wo aus sie auch zu sehen ist.

Geographie

Die Insel hat eine Fläche von knapp 60 Hektar (1,6 × 0,5 km) und ragt steil aus dem Wasser; der höchste Punkt, King Juan’s Peak, liegt 296 Meter über dem Meeresspiegel. Sie weist nur eine größere ebene Fläche am Südende auf, etwa 4000 m² groß und 230 m über dem Meer, sowie einen kleinen Strandabschnitt. Der Strand kann per Boot erreicht werden, die Hochfläche der Insel mit dem Hubschrauber.[1]

Natur

Die ganze Insel mit umliegendem Meeresgebiet ist von BirdLife International als bedeutendes Gebiet für Vögel, als Redonda Important Bird Area (AG001) beschrieben,[1] ein Areal im Ausmaß von 720 Hektar. Die Insel entspricht dem Kriterium B4ii (bedeutendes Verbreitungsgebiet):[2] Heimisch sind hier insbesondere etwa 500 Prachtfregattvögel (Magnificent Frigatebird, Fregata magnificens), und es brüten über 150 Maskentölpel (Masked Booby, Sula dactylatra) und je 300 Rotfußtölpel (Red-footed Booby, Sula sula) und Weißbauchtölpel (Brown Booby, Sula leucogaster).[3] Die Insel gehört auch zur Endemic Bird Area Lesser Antilles (Kleine Antillen). Eine nationale Unterschutzstellung steht aus.

Außerdem gibt es hier sechs Reptilienarten, von denen drei endemisch sind: Ameiva atrata (Jungle-runner, eine Schienenechse), Anolis nubilus (eine Leguanartige) und eine mögliche neue Unterart der Kugelfingergeckos (Sphaerodactylus sp).[4] Gesichtet wurden hier auch die gefährdete grüne Suppenschildkröte (Chelonia mydas) und die stark bedrohte Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata).[4]

Die von den Bergarbeitern zurückgelassenen Ziegen und Ratten haben die Vegetation der Insel fast vollständig vernichtet. Daher beschloss man die Ziegen und Ratten zu entfernen, was bis März 2017 umgesetzt war.[5] Seit dieser Zeit erholen sich die einheimischen Pflanzen und Tiere, es wachsen wieder Bäume und Sträucher und auch die Seevögel haben die Insel als Brutgebiet wiederentdeckt.[6]

Geschichte

Entdeckung

Christoph Kolumbus entdeckte Redonda am 14. November 1493 auf seiner zweiten Amerikareise, nahm sie für die spanische Krone in Besitz und gab ihr den Namen Santa Maria Redonda, wohl nach dem Pantheon in Rom, der Kirche Santa Maria Rotunda, Maria wird unter diesem Titel etwa auch in der Kirche Santa María de la Redonda in Logroño verehrt. Kolumbus hat die Insel nicht betreten, sondern nur auf der Fahrt von Guadeloupe nach Saint Croix dort geankert.[7][8]

Britische Bergbaukolonie

In den 1860er-Jahren wurde die Insel von den Briten in Besitz genommen.

In den folgenden Jahrzehnten wurden die Phosphat-Vorkommen (Guano) der Insel ausgebeutet (Fördermenge: bis zu 7000 Tonnen jährlich). Dies ist der einzige Zeitabschnitt, zu dem Redonda bewohnt war (Einwohnerzahl 1901: 120).

Während des Ersten Weltkriegs kam der Bergbau zum Erliegen und die Arbeiter verließen Redonda, das seither unbewohnt geblieben ist. Die verfallenen Gebäude stehen bis heute auf der Insel.

Königreich Redonda

Flagge des „Königreichs Redonda“

Der Schriftsteller und Autor der Phantastik M. P. Shiel erzählte als Erster die Geschichte des Königreichs Redonda. Demnach soll sein Vater Matthew Dowdy Shiell 1865 auf Redonda gelandet sein und die unbewohnte Insel für sich beansprucht haben. Als sein Sohn am 20. Juli 1880 seinen 15. Geburtstag hatte, kehrte Vater Shiell mit einer Gesellschaft von Freunden, darunter dem Bischof von Antigua, nach Redonda zurück und ließ seinen Sohn als Filipe I.[9] zum König der Insel ausrufen. Der Anspruch Shiells wurde von der britischen Regierung erwartungsgemäß nicht anerkannt und Shiell führte eine 15 Jahre währende Auseinandersetzung um dessen Durchsetzung.

Sein Sohn unternahm nichts in dieser Richtung, nutzte allerdings seine „Königswürde“, um seine Freunde und Bekannten mit Titeln und Würden zu versehen. So war der Verleger Victor Gollancz Großherzog von Redonda, Alfred A. Knopf, Ellery Queen und Dylan Thomas wurden Herzöge. Nach Shiels Tod wurde dessen Freund und Nachlassverwalter John Gawsworth als Juan I. Nachfolger als König. Damit wurde eine „literarische Dynastie“ begründet, die bis zu Javier Marías reicht. Die Hauptpflicht des jeweiligen Königs ist es, sich der Verbreitung des Werks von M. P. Shiel anzunehmen. Die Thronfolge ist jedoch nach Gawsworths Tod 1967 umstritten, so dass es gegenwärtig mindestens vier rivalisierende Prätendenten für den Thron gibt.[8]

Literatur

  • Nick Middleton: An Atlas of Countries That Don't Exist. Macmillan, London 2015, ISBN 978-1-4472-9527-3, Abschnitt Redonda.

Weblinks

Commons: Redonda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b BirdLife International: Redonda, abgerufen 17. Februar 2022.
  2. B4ii kontinentales Kriterium entspricht A4ii global, das heißt, über 1 % einer Population zumindest einer in der kontinentalen Bioregion bedrohten Tierart sind hier heimisch, oder 5 % halten sich saisonal hier auf.
  3. Bestandsaufnahme 2007, drittere 2001; Bird Areas factsheet
  4. a b Bird Areas factsheet, Abschnitt Other biodiversity
  5. Environmental transformation spells brighter future for Redonda's fantastic beasts, Tim Knight, Fauna & Flora International, 31. Juli 2018
  6. How Rewilding Redonda Island Saved Species From Extinction
  7. Linda B. Hall: Mary, Mother and Warrior: The Virgin in Spain and the Americas. University of Texas Press, 2009, ISBN 978-0-292-77924-2 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. a b Charlesworth Ross: The First West Indian Novelist. In: Caribbean Quarterly. Band 14, Nr. 4, Dezember 1968, S. 56–60, JSTOR:40653474 (englisch).
  9. Abgeleitet von dessen zweitem Vornamen Phipps.