Reformierte Kirche Densbüren

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Reformierte Kirche von Densbüren

Die reformierte Kirche Densbüren ist die reformierte Dorfkirche in der aargauischen Gemeinde Densbüren in der Schweiz.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich stand in Densbüren eine Kapelle, die Bevölkerung gehörte zur Pfarrei Herznach und ging dort zur Kirche. Als die Berner im Jahre 1502 die Herrschaft Urgiz erwarben und somit Densbüren zu Bern kam, blieben die kirchlichen Verhältnisse zunächst unverändert, auch wenn Herznach zu Vorderösterreich gehörte. Diese Situation änderte sich grundlegend, als in Bern 1528 die Reformation eingeführt wurde. Densbüren wurde 1534 von der Pfarrei Herznach getrennt und der Pfarrei Elfingen zugeordnet. Da der Weg in die Kirche weit war, ersetzte man die Kapelle zwischen 1552 und 1558 durch eine Kirche. 1643 wurde Densbüren dann zu einer eigenständigen Pfarrei, 1663 erhielt die Kirche eine neue Ausstattung.

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenraum der Kirche

Die Kirche steht etwas erhöht am Hang des Rüdlenbergs. Sie ist in schlichtem spätgotischen Stil erbaut, ihre Fassade ist nur durch Spitzbogenfenster ohne Masswerk und zwei profilierte Spitzbogeneingänge gegliedert. Darüber spannt sich ein Satteldach mit spitzem Dachreiter, in dem sich zwei Glocken von 1663 und 1936 befinden. Über dem Klebedach am westseitigen Eingang ist eine Masswerkrosette mit vier Fischblasenmedaillons eingelassen. Darüber befindet sich eine Uhr mit schmucklosem Zifferblatt.

Im Inneren teilt ein spitzer Bogen das Kirchenschiff vom gleich breiten Chor. Dieser weist die Form eines flachen Polygons auf und ist leicht erhöht. An der Nordseite führt eine Treppe zum Dachboden. Die ebenfalls polygonale Kanzel ist im Schiff an der rechten Chortrennwand angebracht. Die Glasfenster der Kirche zeigen einerseits die Wappen der Ortsbürger, andererseits stellen sie hohe Feiertage dar.[1]

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick zur Orgel

Auf der Empore wurde 1956 eine Orgel erstellt, welche ein bisher benütztes Harmonium ersetzte. Die Firma Orgelbau Maag AG, Zürich, baute auf der rechten Emporenseite eine Multiplexorgel auf, bei welcher mit relativ wenig vorhandenen Registern und vielen Transmissionen und Auszügen daraus viele Variationen der Registrierung möglich sind. Am 22. November 1956 wurde die Orgel eingeweiht. Die Firma Maag baute Windladen mit den technisch nicht ganz ausgereiften Solenoid-Ventilen zur Ansteuerung der Orgelpfeifen. Nach mehreren Reparaturen und Erneuerungsversuchen wurde die Orgel schliesslich umgebaut und erhielt konventionelle, mechanische Trakturen und Schleifwindladen. 2019 wurde die Orgel durch Orgelbau Kuhn AG, Männedorf, generalrevidiert. Die Windanlage auf dem Kirchenestrich wurde neu gebaut und die Luft wird neu durch ein Loch in der Kirchendecke im Kirchenraum angesaugt. Die Orgel hat zwei Manuale und ein Pedal und insgesamt 18 Register. Beim Umbau wurde das Registercrescendo (Registerschweller) und im ersten Manual die Trompete 8' entfernt. Die Disposition lautet:[2]

I Manual C–
Principal 8′
Rohrflöte 8′
Oktave 4′
Blockflöte 4′
Quinte 223
Mixtur III–IV 2′
Terz 135
II Manual C–
Gedackt 8′
Suavual 8′
Prinzipal 4′
Nachthorn 4′
Flageolet 2′
Larigot 113
Scharf III-IV 1′
Pedal C–
Subbass 16′
Gedacktbass 8′
Oktavbass 8′
Gedackflöte 8′

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alte Glocken vor der Kirche.

Zwei alte Glocken, von 1663 und 1825, stehen ausserhalb der Kirche, auf der Westseite[3]. Im Kirchturm schlagen drei Glocken, alle aus der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau, von 1936, und zwei von 1976.

Erste Glocke (1663)

Die erste Glocke wurde 1663 in der Glockengiesserei von Peter Füssli in Zürich gegossen.

  • Inschrift vorne[4]

Her Albrecht Von Graffen
Riedt Diser Zeit Ober
Vogt Zu SchenkenBerg

(Wappen der Familie Von Graffenriedt)
  • Inschrift oben[5]:
«SOLI DEO HONOR ET GLORIA DOMINUS TECUM»
  • Inschrift hinten[6]:

VS HITZ VND FÜR BIN ICH
GEFLOSSEN PETER FÜSSLI
VO ZÜRICH HAT MICH GOSSE

Zweite Glocke (1825)

Die zweite Glocke wurde 1825 in der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau gegossen.

  • Inschrift oben[7]: «HERR FRANZ GOTTLIB IMHOFF DER ZEIT PFARRER IN DENSCHBÜREN»
  • Inschrift unten[8]: «GEGOSSEN VON JAKOB VND SEBASTIAN RUETSCHI IN ARAU 1825»

Dritte Glocke (1936)

  • Inschrift vorne:

FONDUE PAR
RÜETSCHI S.-A. AARAU
1936

Vierte (grosse) Glocke (1976)

  • Inschrift vorne:

ICH BIN
DAS LICHT
DER WELT

  • Inschrift hinten:

REFORMIERTE
KIRCHE
DENSBÜREN

  • Inschrift unten: GLOCKENGIESSEREI H.RÜETSCHI AG AARAU 1976

Fünfte (kleine) Glocke (1976)

  • Inschrift vorne:

IHR SEID
DAS LICHT
DER WELT

  • Inschrift hinten:

REFORMIERTE
KIRCHE
DENSBÜREN

  • Inschrift unten: GLOCKENGIESSEREI H.RÜETSCHI AG AARAU 1976

Fenster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chorfenster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die drei Chorfenster wurden 1964/65 von W. Sommer im Atelier A. Rojser geschaffen:

Stifterwappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei Fenster zeigen Schweizer Scheiben mit Wappen der Herrschaft Bern und des Stifters, Albrecht von Graffenried, Obervogt zu Schenkenberg.

Familienwappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zehn Wappenscheiben, von J. R. Schläppi aus Basel gefertigt, zeigen Familienwappen der Familien Amsler, Fasler, Frey, Windisch, Muster, Nussbaum, Pfister, Senn, Wehrli und Hochstrasser.

Bach- und Mozartwochen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Fenster erinnert an «Bach- und Mozartwochen» 1988 auf dem Herzberg und wurde ebenfalls von J. R. Schläppi gefertigt.

Rosette[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über dem Eingang gibt es eine Rosette.

Varia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stein in Erinnerung an im Dienst der Gemeinde verstorbenen Pfarrer.

An die im Dienst der Gemeinde verstorbenen Pfarrer erinnert ein Stein an der Kirchenmauer:

  • M. Otto Schmid von Zurzach, 1840–1872, (Pfarrer 1864–1872),
  • Johann Matthias Lüthi von Thundorf, 1828–1886, (Pfarrer 1872–1886).[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Stettler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen. Birkhäuser Verlag, Basel 1948, S. 140–142.
  • Ref. Kirchgemeinde Densbüren (Hrsg.): 350 Jahre Kirche Densbüren. 2013.
  • Peter Fasler: Orgelverzeichnis Schweiz. 2013 (magix.net).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Reformierte Kirche Densbüren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kirche Densbüren
  2. Densbüren Ref. Kirche, Profile2, Kt. Aargau. Abgerufen am 14. April 2024.
  3. Peter Felder, Michael Stettler, Emil Maurer, Georg Germann, Peter Hoegger: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band 21, Birkhäuser, 1967, Seite 142.
  4. Datei:Kirche Densbüren - Glocke 1663 - Vorne.jpg
  5. Datei:Densbüren Kirche - Glocke 1663 - Oben 1.jpg
    Datei:Densbüren Kirche - Glocke 1663 - Oben 2.jpg
    Datei:Densbüren Kirche - Glocke 1663 - Oben 3.jpg
  6. Datei:Densbüren Kirche - Glocke 1663 - Text Rückseite.jpg
  7. Datei:Densbüren Kirche - Glocke 1825 - Oben 1.jpg
    Datei:Densbüren Kirche - Glocke 1825 - Oben 2.jpg
    Datei:Densbüren Kirche - Glocke 1825 - Oben 3.jpg
  8. Datei:Densbüren Kirche - Glocke 1825 - Rand 1.jpg
    Datei:Densbüren Kirche - Glocke 1825 - Rand 2.jpg
  9. Argovia (1985), Band 97, Seite 109. (Google Books)

Koordinaten: 47° 27′ 9,8″ N, 8° 3′ 16,8″ O; CH1903: 646459 / 255953