Regensburgische Botanische Gesellschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die am Ende des 18. Jahrhunderts gegründete Regensburgische Botanische Gesellschaft, vormals genannt Königlich Bayerische Botanische Gesellschaft zu Regensburg, ist ein eingetragener Verein. Ziel des Vereins ist die Pflege und die Förderung der Botanik, insbesondere die Erforschung der heimischen Pflanzenwelt. Der Verein unterstützt die Bestrebungen des Naturschutzes. Zur Zeit der Vereinsgründung der Botanischen Gesellschaft war es eine Besonderheit, dass das Interesse der Gründer nicht die umfassende Erforschung der Natur in ihrer Gesamtheit war, sondern ausdrücklich ein Schwerpunkt gesetzt wurde auf die Erkundung der Pflanzen als einem speziellen, fest umgrenzten Teilbereich der Natur. Damit war die Regensburger Botanische Gesellschaft die erste Gesellschaft, die sich ausschließlich der Pflanzenkunde widmete.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gesellschaft wurde am 14. Mai 1790 durch David Heinrich Hoppe (1760–1846) gestiftet und ist die älteste noch bestehende botanische Vereinigung der Welt.[1] Die inoffizielle, aber ungewöhnliche, spektakuläre Gründung der Gesellschaft erfolgte unter freiem Himmel[2] auf dem Hoppefelsen, (Schutzfelsen Pentling) einem markanten Felsen im Naturschutzgebiet Max-Schultze-Steig. Einer der Mitgründer war der französische Botschafter am Reichstag in Regensburg Graf Debray, Duval. Der französische Text der von ihm damals dort angebrachten Erinnerungstafel erinnert noch heute an den Gründungsakt. Anlässlich des 100-jährigen Gründungsjubiläums und dann nochmals 1975 wurde die Tafel erneuert und ein deutscher Zusatztext angefügt. Der französische Text in deutscher Übersetzung lautet:

David Heinrich Hoppe
während einem seiner botanischen Ausflüge
von einem heftigen Gewitter überrascht,
suchte Schutz unter diesen Felsen,
die er Schutzfelsen genannt hat.
Die Botanische Gesellschaft von Regensburg,
die er im Mai 1790 gründete,
hat ihm in Anerkennung
diese von Flora begünstigte Gegend geweiht.
F. G. DE BRAY C. DUVAL

Nachfolger von Hoppe als Präsident wurde von 1846 bis 1861 August Emanuel Fürnrohr.

Die Gesellschaft wurde vom damaligen Regensburger Landesherren Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg durch Schenkung des großen Gartens von Kloster St. Emmeram stark unterstützt. Dort wurde ab 1803 ein großer botanischen Garten unterhalten.[3] Der Garten ermöglichte es, nicht nur den Mitgliedern des Vereins, sondern einer breiten Öffentlichkeit Erkenntnisse durch die Beobachtung der Natur und durch die Verfolgung natürlicher Vorgänge zu gewinnen. In der Konzeption der Gesellschaft finden sich nicht nur botanische Zielsetzungen, sondern auch pädagogische Anmerkungen, die diesen Anspruch deutlich machen. Als gelernter Apotheker, der nach 1786 in der Elefantenapotheke in Regensburg ausgebildet worden war, sah Hoppe in der Botanik eine ideale Ergänzung zum Apotekerberuf, ebenso wie zwei weitere Mitgründer der Gesellschaft, die auch Apotheker waren. Sie profitierten von einem in Regensburg städtisch gewährten freien Wochentag für Apotheker. Der Kreis der Apotheker im Verein wurde noch erweitert durch die Gründungsmitglieder Johann August Stallknecht, von der Löwenapotheke und Ernst Wilhelm Martius von der Engelapotheke. Sehr hilfreich war auch die Beteiligung des Arztes Jacob Christian Gottlieb von Schäffer, der sich mit der Beschreibung der medizinischen Verhältnisse in Regensburg bereits einen Namen gemacht hatte. Offiziell gegründet wurde die Gesellschaft am 14. Mai 1790 mit dem Arzt Johann Jakob Kohlhaas als Präsident und Ernst Wilhelm Martius als Sekretär.[4]

Frühe bekannte auswärtige Mitglieder der Gesellschaft waren Alexander von Humboldt und Justus von Liebig. Ein einflussreiches einheimisches Mitglied wurde Kaspar Maria von Sternberg, der die politische Verwaltung im damaligen neuen Fürstentum Regensburg unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg innehatte. Sternberg nahm im Namen der Botanischen Gesellschaft brieflichen Kontakt auf zu Goethe, dem er als Auszeichnung die Ehrenmitgliedschaft anbot, als dem geistreichen und scharfsinnigen Begründer der Elegie Metamorphose der Pflanzen.[5]

Ab 1791 wurde eine Fachbibliothek aufgebaut, welche 1805 216 Titel umfasste. 1974 kam die Botanische Gesellschaft in die Obhut der Universität Regensburg. Die Bibliothek wurde als Dauerleihgabe an die Hochschule übergeben. Ehrenvorsitzender ist seit 1999 Andreas Bresinsky, 1. Vorsitzender ist seit 2007 Peter Poschlod.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Botanisches Taschenbuch für die Anfänger dieser Wissenschaft und der Apothekerkunst (Biodiversity Heritage Library), ab 1805 umbenannt in Neues Botanisches Taschenbuch für die Anfänger dieser Wissenschaft und der Apothekerkunst (Biodiversity Heritage Library).
    • Diese 1790 erstmals erschienene Zeitschrift war die erste botanische Zeitschrift Deutschlands.
  • Denkschriften der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft (Biodiversity Heritage Library), ab 1971 (Band 29) umbenannt in Hoppea, Denkschriften der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft.
    • Der erste Band der Denkschriften erschien 1792 mit dem Titel Geschichte der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft nebst einigen Aufsätzen, Reden und Abhandlungen. Die erste Abteilung des zweiten Bandes – gezählt als Band 1, Abteilung 1, kam 1815 auf den Markt. Die zweite Abteilung dieses Bandes erschien 1818, der dritte, als Band 2 gezählte Teil, im Jahr 1822.
  • Regensburger Mykologische Schriften.
    • Beiträge zur Floristik, Systematik und Ökologie der Pilze Deutschlands unter besonderer Berücksichtigung Regensburgs und Bayerns. Die Schriften werden seit 1993 von Andreas Bresinsky und Helmut Besl herausgegeben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Ilg: Die Regensburgische Botanische Gesellschaft, Regensburg 1984
  • Klaus Zeitler: Die Regensburgische Botanische Gesellschaft – die älteste botanische Gesellschaft der Welt. In: Michaela. Haberkorn, Martin Kirschke, Michael Klein, Martina Lorenz, Petra Schachtner, Markus Tanne, Willi Unglaub, Sandra Wilde, Klaus Zeitler Im Turm, im Kabinett, im Labor, Streifzüge durch die Regensburger Wissenschaftsgeschichte Hrsg. Martina Lorenz, Universitätsverlag Regensburg 1995, ISBN 3-930480-60-3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lange Tradition des Wissens (Memento des Originals vom 6. Juni 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.regensburg.de
  2. Gründung (Memento des Originals vom 6. Juni 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bibliothek.uni-regensburg.de, abgerufen am 6. Juni 2014.
  3. Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 29 ff.
  4. Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 28.
  5. Alois Schmid, Hans Jürgen Höller: Gelehrtes Regensburg, Stadt der Wissenschaft. Stätten der Forschung im Wandel der Zeit. Hrsg.: Universität Regensburg. Universitätsverlag, Regensburg, Regensburg. 1995, ISBN 3-930480-62-X, S. 161.