Verband der Automobilindustrie

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Verband der Automobilindustrie
(VDA)
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Rechtsform Eingetragener Verein
Gründung 19. Januar 1901 in Eisenach
Sitz Berlin
Zweck Interessenverband der deutschen Automobilhersteller und -zulieferer
Präsidentin Hildegard Müller
Website www.vda.de
Das MarkgrafenPalais in Berlin-Mitte, Behrenstraße 35, ist seit 2010 Sitz des VDA

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) ist der Spitzenverband der deutschen Automobilhersteller und -zulieferer in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins mit Sitz in Berlin. Er gehört zu den einflussreichsten Interessenverbänden in der Bundesrepublik Deutschland und vertritt mehr als 650 Mitgliedsunternehmen. Laut der Nichtregierungsorganisation Lobbycontrol ist der VDA bekannt für seine große Nähe zur Politik, insbesondere zur deutschen Bundesregierung.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verband der Automobilindustrie geht zurück auf den 1901 gegründeten Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller (VDMI), der 1923 in Reichsverband der Automobilindustrie (RDA) umbenannt, 1945 aufgelöst und wiedergegründet wurde und am 2. Mai 1946[2] seinen heutigen Namen erhielt.

Namen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1901–1923:0Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller (VDMI)
  • 1923–1945:0Reichsverband der Automobilindustrie (RDA)
  • 1945–1946:0Produktionsausschuß der Automobilindustrie (PADA)
  • 1946–heute: Verband der Automobilindustrie (VDA)

Gründung 1901 und Anfangsjahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 19. Januar 1901 wurde der Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller (kurz: VDMI) im Hotel Kaiserhof in Eisenach gegründet.[3] Gründungsmitglieder waren Gustav Vischer (Daimler-Motoren-Gesellschaft, Cannstatt), Eugène de Dietrich (De Dietrich et Co., Niederbronn), Ben Rachor (Adlerwerke, vormals H. Kleyer, Frankfurt am Main), Gustav Ehrhardt (Fahrzeugfabrik Eisenach), Willy Tischbein (Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha Compagnie, Hannover), Moritz Hille (Dresdner Gasmotoren-Fabrik, vorm. Moritz Hille), Wilhelm Opel (Adam Opel KG, Rüsselsheim), Karl Fichtel (Schweinfurter Präcisions-Kugellager-Werke Fichtel & Sachs) und Gustav Freund von der Automobiltechnischen Gesellschaft. Erster Vorsitzender wurde Gustav Vischer, Eugène de Dietrich sein Stellvertreter.

Der VDMI setzte sich für die Förderung des Straßenverkehrs ein, trat gegen belastende behördliche Maßnahmen und für Zollschutz und Kontrolle von Autoausstellungen ein. Eine Vereinbarung des VDMI war z. B. die in 1906 eingeführte Luxussteuer für Automobile, aus der sich hubraumabhängige Steuerklassen ergaben, in die Typenbezeichnung einfließen zu lassen. Aus einem Mercedes 45 PS wurde so der Mercedes 26/45 PS. Diese Steuer-PS war typisch für die Typenbezeichnungen bis Ende der 1920er Jahre.[4]

1923–1945: Reichsverband der Automobilindustrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1923 wurde der Verband in Reichsverband der Automobilindustrie (RDA) umbenannt. Im Jahr 1928 bezog er ein eigenes Gebäude an der Hardenbergstraße in Berlin-Charlottenburg.[5]

In der Zeit des Nationalsozialismus war der Verband – wie fast alle Wirtschaftsverbände – von der Gleichschaltung und Umstrukturierung des Verbandswesens betroffen. Die Aufgaben des RDA gingen 1934 auf die neu eingerichtete Wirtschaftsgruppe Fahrzeugindustrie (WG Fahrzeugindustrie, kurz Wigrufa) innerhalb der Reichsgruppe Industrie der Reichswirtschaftskammer über. Diese vertrat ab dann die bisher im RDA zusammengeschlossenen Unternehmen, für die die Mitgliedschaft Pflicht war. Statt für Interessenvertretung und Wirtschaftspolitik war der RDA nur noch für Vermögensverwaltung, Automobilausstellungen und Traditionspflege zuständig sowie für das Projekt Volkswagen.[5] Mit Kriegsende im Mai 1945 wurde der Verband faktisch aufgelöst.[5]

Wiedergründung 1945 und Umbenennung 1946[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früherer Sitz des VDA in Frankfurt/M.

Im September 1945 wurde in der britischen Zone der Produktionsausschuss der Automobilindustrie (PADA) in Hannover-Linden gegründet.[6] Am 2. Mai 1946 wurde dieser umbenannt in Verband der Automobilindustrie (VDA).[7][8]

Geschichte im 21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2001 beging der VDA sein 100-Jahr-Jubiläum mit Bezug auf die Gründung des Vorgängerverbands VDMI.

Profil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Aufgaben des VDA sind die Interessenvertretung, Meinungsaustausch zwischen den Mitgliedern und die Erarbeitung von Standards wie etwa Empfehlungen für logistische Verfahren von Industriebetrieben oder den De-facto-Standard für EDI in der deutschen Automobilindustrie.

Der VDA ist Veranstalter der jährlich stattfindenden Internationale Automobilausstellung. Sie findet wechselnd in München (IAA Mobility) und in Hannover (IAA Transportation) statt.

Der VDA ist assoziiertes Mitglied im Verband der europäischen Automobilhersteller ACEA und Mitglied im Verband der europäischen Automobilzulieferindustrie CLEPA. Des Weiteren ist der VDA Gründungsmitglied der Organisationen ENX und Odette, die Standardisierungsaufgaben im Bereich der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit in der Automobilindustrie wahrnehmen.

VDA-Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der VDA gibt eine Reihe von Veröffentlichungen heraus, die auch online zu finden sind. Dazu gehören:

  • Jahresberichte
  • VDA-Positionen
  • FAT-Schriftenreihe
  • Statistiken
  • VDA-Prüfblätter
  • VDA-Werkstoffblätter

Früher gab der VDA

  • VDA-Einheitsblätter[9] und
  • VDA-Auto-Typenblätter[10] heraus.

Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

TTIP[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der VDA setzte sich für das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) ein. Unter der Internetadresse jazuttip.de stellte er seine Sicht dar. Im März 2015 mussten die auf der Seite ausgewiesenen Hinweise auf die Höhe der durch TTIP zu erwartenden Zugewinne nach unten korrigiert werden. Die Organisation Foodwatch hatte diese Veränderung recherchiert. Außerdem wurde ein Redemanuskript des damaligen von Verbandspräsident Matthias Wissmann gelöscht. Wissmann hatte die wirtschaftlichen Vorteile von TTIP ebenfalls übertrieben dargestellt.[1]

Organisationsstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vorstand und das Präsidium des VDA zählt zahlreiche Personen aus den Spitzenpositionen der deutschen Automobilwirtschaft wie z. B. seit Mai 2019 Ola Källenius[11] (Mercedes-Benz Group AG) aber auch Oliver Blume (Porsche AG), Elmar Degenhart (Continental AG), Michael Lohscheller (Opel).[12]

Präsident[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hildegard Müller, Präsidentin des VDA

Erste Frau im Präsidentenamt war von 1989 bis 1996 Erika Emmerich.[13] Ihre Nachfolge trat Bernd Gottschalk an.[14] Nachdem Gottschalk im März 2007 zurückgetreten war, folgte ihm der ehemalige Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann.[15] Sein Nachfolger wurde zum 1. März 2018 Bernhard Mattes.[16] Seit 1. Februar 2020 ist Hildegard Müller Präsidentin des VDA.[17]

Präsidenten des RDA und VDA[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschäftsführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschäftsführer des VDA sind Marcus Bollig, Jürgen Mindel und Andreas Rade.

  • Andreas Rade verantwortet die Themenfelder Industrie- und Digitalstrategie, Grundsatzfragen, Verkehr und Transport, Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit, Wirtschaftspolitik, Außenwirtschaft, Mittelstand, Steuern, Economic Intelligence und Volkswirtschaft sowie das VDA Büro China.[19]
  • Marcus Bollig betreut den Bereich Produkt und Wertschöpfung.[20] Dazu zählen die Teilgebiete Fahrzeugtechnologien und Eco-Systeme, Technische Vorschriften und Werkstoffe, Antriebe der Zukunft und E-Mobilität, Vernetzes und Automatisiertes Fahren, Security und Daten, Technologiestrategie, Produktion und Fertigungsverfahren, Logistik, Aftermarket, Normung und Regelwerke sowie die Forschungsvereinigung Automobiltechnik FAT.
  • Jürgen Mindel betreut die Abteilungen Kommunikation und Medien, IAA, Personal, Finanzen, IT, Inhouse Services sowie die Bereiche QMC und die AQI GmbH.
  • Der langjährige Geschäftsführer Joachim Damasky hat den VDA zum 30. Juni 2022 verlassen.

VDA-Empfehlungen für EDI, Transportlabel und sendungsbegleitende Dokumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute setzt praktisch jeder der deutschen Automobilhersteller und damit auch alle mittleren und großen Zulieferbetriebe EDI ein, wobei die Anforderungen fast aller Automobilhersteller die ursprünglichen Grundnormen der VDA durchbrechen. Im Zuge der Globalisierung stellen auch die deutschen Betriebe immer mehr auf EDIFACT um. Der VDA ist allerdings auch hier um eine Standardisierung bemüht, nach der nur bestimmte Nachrichtenarten des EDIFACT verwendet werden sollen. Das Ausschöpfen der gesamten Nachrichtenmöglichkeiten des EDIFACT würde wieder zu einem Auseinanderdriften führen und der Vereinheitlichung des Datenaustausches entgegenwirken. Seit 2011 gibt es Aktivitäten, eine Reihe neuer VDA-Subsets auf Basis globaler EDIFACT-Nachrichtenformate für den Bereich Logistik zu entwickeln. Ziel ist es, einen hohen Standardisierungsgrad auch für EDIFACT-Formate zu erreichen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Verband der Automobilindustrie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Verband der Automobilindustrie – Lobbypedia. Abgerufen am 4. November 2020.
  2. Rainer Beichler: Eisenach – Geburtsstätte des VDA: Motorfahrzeug-Industrielle gründeten ihren Verein. Online: [1]
  3. Festveranstaltung 100 Jahre VDA, aufgerufen am 12. Januar 2018
  4. Steuerklasse als Bestandteil der Typenbezeichnung: Mercedes-Simplex Modelle, 1904–1910. Mercedes-Benz Classic, abgerufen am 11. September 2017.
  5. a b c VDA (2001): 100 Jahre VDA.
  6. Die ZEIT (14. März 1946): Die Automobilindustrie in der britischen Zone.
  7. VDA Historie. Archiviert vom Original am 6. September 2008; abgerufen am 2. September 2017.
  8. Herbert Bahr (1952): Vom Produktionsausschuss der Automobilindustrie zum Verband der Automobilindustrie. 10 Jahre Verbandsentwicklung. Frankfurt: Verband der Automobilindustrie.
  9. DNB 949686387 Katalogisat der DNB
  10. DNB 455591407 Katalogisat der DNB
  11. Ola Källenius – Wechsel in Präsidium und Vorstand des VDA – MotorZeitung.de. Abgerufen am 18. September 2019.
  12. VDA Vorstand & Präsidium. In: vda.de/de/verband/organisation/. Abgerufen am 18. September 2019.
  13. Nachhaltiger Einsatz für mehr Verkehrssicherheit (Memento vom 17. März 2017 im Internet Archive), vda.de, 30. April 2014, abgerufen am 16. März 2017.
  14. Michael Gnauss: Der VDA-Chef – ein Mann aus der Karriereschmiede. In: Welt Online, 19. Oktober 1996, abgerufen am 16. März 2017.
  15. Wissmann wird Cheflobbyist. In: Manager Magazin, 26. März 2007, abgerufen am 16. März 2017.
  16. Bernhard Mattes folgt Matthias Wissmann als VDA-Präsident. In: Pressemeldungen. VDA Website, 30. Januar 2018, archiviert vom Original am 22. April 2019; abgerufen am 1. März 2018.
  17. Reuters Staff: German auto lobby picks utilities expert to take the wheel. In: Reuters. 29. November 2019 (reuters.com [abgerufen am 5. November 2020]).
  18. https://www.deutsche-biographie.de/sfz132032.html
  19. VDA. Abgerufen am 28. März 2022.
  20. Doris Pfaff: Wechsel in der VDA-Geschäftsführung. Marcus Bollig als Nachfolger für Joachim Damasky. In: Kfz-Betrieb. Vogel Communications Group, 2. Mai 2022, abgerufen am 27. Juni 2022.