Reinhold Huhn

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Beisetzung von Reinhold Huhn in Adorf/Vogtl. am 22. Juni 1962
Jugendstunde an der Gedenkstätte für Huhn im Jahr 1964
Fidel Castro legt am 14. Juni 1972 an der Reinhold-Huhn-Gedenkstätte einen Kranz nieder

Reinhold Huhn (* 8. März 1942 in Braunsberg (Ostpr.); † 18. Juni 1962 in Ost-Berlin) war Gefreiter der Grenztruppen der DDR, als er in der Zimmerstraße 56 in Berlin durch den Fluchthelfer Rudolf Müller erschossen wurde. Bevor er seinen Wehrdienst leistete, war er Rinderzüchter. Er wurde postum zum Unteroffizier befördert.

Nach ihm wurde die Berliner Reinhold-Huhn-Oberschule (POS) benannt sowie in Berlin, Hoyerswerda, Magdeburg, Guben und Hildburghausen die Reinhold-Huhn-Straße. Ein ihm gewidmetes Denkmal stand bis Mitte der 1990er Jahre in der Berliner Schützenstraße (die bis zum Ende der DDR Reinhold-Huhn-Straße hieß)/Jerusalemer Straße und eine Gedenktafel in der Nikolai-Bersarin-Kaserne in Berlin-Lichtenberg.

Tod

Am 18. Juni 1962 war Reinhold Huhn an der Berliner Mauer in Berlin-Mitte nahe der Zimmerstraße eingesetzt. Von der in West-Berlin direkt an der Mauer befindlichen Baustelle des Springer-Hochhauses gruben Fluchthelfer um Rudolf Müller einen Fluchttunnel. Nach dem Durchbruch des Tunnels in den Keller eines Hauses in Ost-Berlin ging Rudolf Müller hinüber, verließ das Haus und holte seine in Ost-Berlin lebende Familie von einem vereinbarten Treffpunkt ab. Auf dem Rückweg zum Tunneleingang passierten sie Reinhold Huhn und seinen Postenführer. Als Reinhold Huhn die Gruppe kontrollieren wollte, gingen alle bis auf Rudolf Müller weiter. Müller zog aus der Innentasche seiner Jacke eine Pistole und schoss Huhn aus nächster Nähe in die Brust. Anschließend rannte Müller zum Tunneleingang. Der Postenführer Huhns eröffnete das Feuer auf die Flüchtlinge, ohne einen von ihnen zu treffen.[1]

Nachwirken

Auf der West-Berliner Seite angekommen, gab Rudolf Müller an, er habe Reinhold Huhn lediglich geschlagen. Der tödliche Schuss sei von dem Postenführer abgegeben worden. Der West-Berliner Senat flog Müller und seine Familie in die Bundesrepublik aus. Ein Auslieferungsgesuch der DDR-Behörden, die von der Schuld Müllers überzeugt waren, wurde abgelehnt. Das West-Berliner Ermittlungsverfahren gegen Müller wurde im November 1962 eingestellt. Vor Grenzsoldaten behauptete die DDR-Staatsführung, dass Müller im direkten Auftrag von Konrad Adenauer und Willy Brandt gehandelt habe.

Nach der deutschen Wiedervereinigung stellte die Staatsanwaltschaft Berlin erneut Ermittlungen in dem Fall an. Diese führten 1996 zu einem Prozess gegen Rudolf Müller. Im Laufe des Verfahrens gestand der Angeklagte, für die tödlichen Schüsse verantwortlich zu sein, machte aber Notwehr geltend. Das Landgericht verurteilte ihn wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung. In der Berufungsverhandlung vor dem Bundesgerichtshof im Jahr 2000 wurde das Strafmaß belassen, aber das Delikt auf Mord geändert, weil das Merkmal der Heimtücke erfüllt sei.

Die daraufhin erfolgte Verfassungsbeschwerde Müllers hat das Bundesverfassungsgericht im November 2000 als unbegründet zurückgewiesen und ausgeführt: „Die Bewertung der Tat als Heimtückemord ist im Übrigen verfassungsrechtlich unbedenklich“.[2]

Am 6. August 2001 strahlte der Fernsehsender MDR den Dokumentarfilm Der Todesstreifen – Tödliche Schüsse über diese Ereignisse aus, der die Nachforschungen der DDR-Polizei und DDR-Gerichte bestätigte.

Gedenkstätte

Anfang der 1970er Jahre wurde an der Jerusalemer Straße/Ecke Zimmerstraße eine propagandistische Gedenkstätte zu Ehren Huhns eingeweiht. Die Gedenkstätte wurde nach der Wiedervereinigung entfernt. Eine dort angebrachte bronzene Gedenktafel befindet sich heute in einem Ausstellungsraum in der Zivilschutzanlage Blochplatz der Berliner Unterwelten e.V.

Literatur

Weblinks

Commons: Reinhold Huhn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kurzportrait auf www.chronik-der-mauer.de
  2. BVerfG, 2 BvR 1473/00 vom 30. November 2000