Richard Parkinson

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Richard Parkinson, vor 1906

Richard Parkinson (* 13. November 1844 in Augustenborg auf der Insel Alsen, Dänemark; † 24. Juli[1] 1909 auf Kuradui, Neubritannien, heute in Papua-Neuguinea) war ein deutscher Südseeforscher, ethnographischer Sammler und Kolonist.

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wer der Vater von Richard Robert Heinrich Parkinson war, ist ungeklärt. Als gesichert kann gelten, dass Christian August Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg eine Affäre mit der Schustertochter Luise Sophie Caroline Brüning, Parkinsons Mutter, hatte. Diese heiratete am 9. Oktober 1844 Richard H. R. Parkinson (* 1815 in Newmarket, England), Gestütsleiter des Herzogs.[2][3] Da sie bei der Eheschließung schwanger war, wurde kolportiert, der Herzog habe diese Ehe arrangiert, um von der eigenen Vaterschaft abzulenken.[4][3] In der Folge zog Luise Parkinson ihren Sohn allein groß. Ob der Bräutigam unmittelbar nach der Hochzeit[2] oder später Augustenburg verließ[4], ist nicht eindeutig geklärt. Herzog Christian August hatte sich nach der fehlgeschlagenen Schleswig-Holsteinischen Erhebung 1852 in die Verbannung auf sein niederschlesisches Rittergut Primkenau zurückgezogen.

Für die Vaterschaft des Herzogs spricht, dass die Prinzessinnen von Augustenburg dem jungen Parkinson eine Schulbildung und später eine Ausbildung zum Lehrer auf dem Seminar in Tondern, die er um 1866 abschloss, ermöglicht haben.

Frühe Jahre und Wechsel in die Südsee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1866 arbeitete Parkinson als Lehrer auf der britischen Insel Helgoland. Er war sehr musikalisch, gründete einen Gesangsverein und schrieb Theaterstücke, die er in dem kleinen Theater der Insel selbst inszenierte und auch Rollen übernahm. Auf Helgoland lernte Parkinson den Hamburger Kaufmann Cesar Godeffroy und seinen Agenten Johann Kubary kennen und erhielt durch sie eine Anstellung als Plantagenleiter auf Samoa.

Im Jahr 1875 ging er als Vertreter des Hamburger Handelshauses J.C. Godeffroy & Sohn nach Samoa, wo er 1879 Phoebe (bzw. Phebe) Coe (1863–1944) heiratete. Diese war die Schwester von Emma Forsayth-Coe, später bekannt als Queen Emma. Ab Ende 1881 unterstützte Parkinson seine Schwägerin von ihrem Anwesen auf der Insel Mioko aus beim Landkauf von örtlichen Häuptlingen auf der Gazelle-Halbinsel und bei der Einrichtung einer großen Kokos- und Kakaoplantage um Kokopo (damals Herbertshöhe). 1882 übernahm er die Leitung ihrer Unternehmungen auf der Insel und siedelte mit seiner Frau nach Neupommern (Neubritannien) über, wo sie selbst Pflanzungen von Kokospalmen und Baumwolle anlegten. Das Paar hatte insgesamt zwölf Kinder. Darunter war Helene Blanche (Nellie) Parkinson (1883–1933), die am 12. Januar 1901 den deutschen Carl Wilhelm Heinrich Diercke (1872–1915) ehelichte, den Sohn des Pädagogen und Kartographen Carl Diercke (1842–1913), der als Herausgeber des Diercke-Schulatlas Bekanntheit erlangte.[2]

Hinwendung zur Wissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard Parkinson mit einem seiner Söhne

Im Oktober 1891 gab Parkinson seine Tätigkeit als Pflanzer auf und betätigte sich als Ethnologe und Autor. 1893 kehrte er kurzzeitig nach Deutschland zurück. Dort knüpfe er Kontakte zu Museen und wissenschaftlichen Sammlungen, um seine Sammelobjekte aus dem pazifischen Raum zu vermarkten. Bei dieser Gelegenheit traf er mit Mitgliedern des Augustenburger Hauses zusammen.

1896 war Parkinson für die Berliner Kolonialausstellung engagiert. Er warb, zusammen mit seiner Frau Phebe, Melanesier, darunter auch den Häuptling Pero ToKinkin, für die Teilnahme an der Ausstellung an und sorgte für Material und Gerätschaften, die auf der Ausstellung präsentiert wurden.[5]

In der Folge unternahm Parkinson größere und kleinere Reisen durch den Bismarck-Archipel, den Salomon-Inseln, nach Neuguinea und Bougainville, zu dieser Zeit als Kolonien Teil der Deutschen Schutzgebiete in der Südsee. Unter anderem begleitete er 1899 Robert Koch auf seinen Forschungsreisen zur Malaria und Frambösie in Neuguinea.

Kurz darauf erkrankte Parkinson, was seine Reise-, Forschungs- und Sammleaktivitäten zunehmend einschränkte, sodass seine Frau diese immer mehr in Eigenregie übernahm. Die Korrespondenz verfasste er allerdings weiterhin, sodass der Beitrag seiner Frau zunächst nicht bekannt wurde.[6] Parkinson starb 1909 und wurde auf dem Familienfriedhof in Kuradui beigesetzt, wo sein Grab erhalten ist.

Tätigkeit als Autor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parkinson verfasste zu seinen Forschungsgebieten, zum Beispiel auch zum Kannibalismus, ein umfangreiches schriftliches Werk.

Phebe Parkinson übersetzt für ihren Mann

Sein Hauptwerk, Dreißig Jahre in der Südsee, erschien in mehreren Auflagen (zuerst 1907 und 1911 herausgegeben von Bernhard Ankermann, dann 1926 bearbeitet von August Eichhorn). Es beschreibt ausführlich Neupommern mit den Inselgruppen Neulauenburg (Duke-of-York-Inseln), Neumecklenburg (Neuirland) und Neuhannover (Lavongai), St.-Matthias-Inseln, die Admiralitätsinseln und die deutschen Salomon-Inseln, sowie Geheimbünde, Totemismus, Masken und Maskentänze, Sagen und Märchen der Region und die Sprachen der einheimischen Bevölkerung. Ein Großteil der Recherche zu diesem Werk wurde von Parkinsons Frau Phebe durchgeführt, da Parkinson selbst keine der Sprachen der Ureinwohner beherrschte.[6]

Benennungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Buka wurde eine Bergkette im Westen der Insel Parkinson Range benannt.[7] Weiterhin heißt ein kleines Kap etwa 5 km nordwestlich von Kokopo Parkinson Point.[8]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Golf Dornseif: Deutschlands Fehlgriff nach den Salomonen. Seiten 7–8. online (Zur Verfügung gestellt von Yumpu.com, abgerufen am 15. März 2021).
  • H. Gründer: Traum von der Südsee. Damals. Das Magazin für Geschichte und Kultur, Heft 9/2008, S. 23
  • Stichwort Parkinson, Richard. In: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Quelle & Meyer, Leipzig 1920, Band III, S. 24 (online).
  • Christiane Groeben: Impact of Travels on Scientific Knowledge: Ralum (New Britain): A Research Station (1894–1897) sponsored by the Naples Zoological Station. In: Proceedings of the California Academy of Science. Band 55, Nr. 6, 19. November 2004, S. 57–76 (englisch, online [PDF] Text mit Details zur Biographie von Richard Parkinson und zur Zusammenarbeit mit Anton Dohrn).
  • Gerhard Drebes, Falk Ritter: Der „Atlas“ - Diercke und seine Familie in Schleswig und in der Südsee. In: Gesellschaft für Schleswiger Stadtgeschichte (Hrsg.): Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte. Dezember 2005, S. 121–133 (Digitalisat – siehe H. „Verwandtschaft in der Südsee“. Die Autoren beziehen sich u. a. auf: Arthur Vaag: Richard H.R. Parkinson. Sønderjysk Månedsskrift, Jahrgang 47, 1971. Nr. 4. S. 126–131.).
  • Jim Specht: ‘The German Professor’: Richard Parkinson, Essay im Vorwort der Ausgabe Thirty Years in the South Seas, Sydney University Press, 2010. ISBN 978-1-920899-63-9. Seiten XV bis XXXII. Digitalisat auf Google Books.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Richard Parkinson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Max Uechtritz: Blog-Eintrag: JULIUS NA PAINIM PHEBE. Artikel auf der privaten Homepage Max Moments. 2020. Link. Abgerufen am 13. Dezember 2023. Der Blogeintrag enthält ein Bild mit Parkinsons Grabstein.
  2. a b c Gerhard Drebes, Falk Ritter: Der „Atlas“ - Diercke und seine Familie in Schleswig und in der Südsee. In: Gesellschaft für Schleswiger Stadtgeschichte (Hrsg.): Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte. Dezember 2005, S. 121–133.
  3. a b Jim Specht: ‘The German Professor’: Richard Parkinson, Essay im Vorwort der Ausgabe Thirty Years in the South Seas, Sydney University Press, 2010. ISBN 978-1-920899-63-9. Seiten: XV bis XXXII. Digitalisat auf Google Books.
  4. a b Golf Dornseif: Deutschlands Fehlgriff nach den Salomonen. Seite 7.online.
  5. Max Uechtritz: The extraordinary European odyssey of tribal chief Pero ToKinkin – from New Guinea to Berlin in 1896. Artikel auf der privaten Homepage Max Moments. 2019. Link. Abgerufen am 1. März 2024.
  6. a b Damon Salesa: Emma and Phebe: Weavers of the Border. The Journal of the Polynesian Society Band 123/2, 2014, Seiten 155–156. online
  7. Hugh L. Davies: The Geology of Bougainville. In: Anthony J. Regan, Helga M. Griffin (Hrsg.): Bougainville before the conflict. ANU Press 2015, Seite 20. ISBN 978-1-921934-24-7.
  8. Parkinson Point auf GeoNames.org