Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem

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Kreuz
Jerusalemkreuz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
Wappen
Wappen des Equestris Ordo Sancti Sepulcri Hierosolymitani OESSH

Wahlspruch: Deus lo vult („Gott will es“)

Basisdaten
Amtssprache Italienisch
Rechtsstatus Souveränitätsverhältnis
zum Heiligen Stuhl
Sitz des Ordens (admin.) Palazzo Della Rovere
Via della Conciliazione 33, Rom
Sitz des Ordens (jur.) Gran Magistero dell’O.E.S.S.H.
00120 Vatikanstadt
Sitz des Großmeisteramts Borgo S. Spirito, 73
00193 Rom
Kardinal-Großmeister Edwin Frederick Kardinal O’Brien
Kardinal-Großmeister (seit 2011)
Großprior Fouad Twal
Lat. Patriarch von Jerusalem (seit 2008)
General-Statthalter Giuseppe Dalla Torre
General-Gouverneur Agostino Borromeo
Mitglieder 28.000 (2011)

Der Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem (lateinisch Ordo Equestris Sancti Sepulcri Hierosolymitani, Ordenskürzel OESSH) ist eine im 19. Jahrhundert gegründete römisch-katholische Gemeinschaft, die sich auf einen Brauch im Heiligen Land aus dem 14. Jh. bezieht, der lange nach den Kreuzzügen entstand. Angelehnt war dieser Brauch an den im 11. Jahrhundert in Palästina gegründeten Ritterorden der Chorherren vom Heiligen Grab (entstanden aus dem Domkapitel des Patriarchen).[1] Von allen geistlichen Ritterorden der katholischen Kirche ist der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem demnach der jüngste Ritterorden. Er steht aufgrund historischer, rechtlicher und geistiger Bande direkt unter dem Schutz des Heiligen Stuhls und ist eine juristische Person des kanonischen Rechts gemäß Bestätigung durch Papst Pius XII. vom 14. September 1949 und Papst Johannes XXIII. vom 8. Dezember 1962 sowie Papst Paul VI. vom 19. Juli 1977[1] sowie eine juristische Person des Vatikanstaates – aufgrund einer Bestätigung durch Papst Johannes Paul II. vom 1. Februar 1996 – und dadurch eine päpstlich anerkannte Gemeinschaft katholischer Laien und Priester.[1]

Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem genießt die gleiche unmittelbare Anerkennung wie der Malteserorden als Ritterorden aus der Zeit der Kreuzzüge. Beide sind die einzig vom Heiligen Stuhl anerkannten Ritterorden der katholischen Kirche, die zudem in einem besonderen Souveränitätsverhältnis zum Heiligen Stuhl stehen.[2][3] Beide Orden haben ihren Ursprung nicht einer päpstlichen Stiftung zu verdanken, allerdings ist der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem kein Orden im Sinne des CIC.

Geschichte

Mittelalter

Gottfried von Bouillon
Ordenssitz Palazzo Della Rovere, Rom

Neben den wesentlich älteren christlichen Ritterorden, z. B. dem Malteserorden (katholisch), dem Deutschritterorden oder Deutscher Orden (lateinisch: Ordo Teutonicus, OT (katholisch)) und dem Johanniterorden (evangelisch), die in der (Rechts-)Nachfolge der geistlichen Ritterorden aus der Zeit der Kreuzzüge stehen, bildet der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem einen Ritterorden, der nicht direkt in der Tradition der Kreuzzüge steht.

Ideele Vorläufer hat der Orden im Chorherrenorden vom Heiligen Grab, der aus dem 1099 gegründeten Domkapitel des Patriarchates von Jerusalem unter Gottfried von Bouillon hervorging. In dem alten Statut des Chorherrenorden vom Heiligen Grab (1099), das 1573 zu Lyon von Antoine Régnault veröffentlicht wurde, wurde unter Artikel 4 folgender Text festgehalten:[4]

„Zu Ehren des Leidens unseres Herrn Jesus Christus und aus Verehrung, die wir gegenüber dem Heiligen Vater und dem Apostolischen Stuhl empfinden, wie auch in Unterordnung unter die Stellvertreter Gottes auf Erden und die Bischöfe der großen Stadt Rom haben wir in Demut die ›verehrungswürdigen Kreuze‹ übernommen, mit denen wir uns selber und unsere Soldaten zu Ehren der fünf Wunden unseres Herrn Jesus Christus gekennzeichnet haben, um in größerer Einheit gegen Ungläubige aufzutreten und um uns in den Ländern der Ungläubigen im Leben und im Tode als christliches Volk erkennbar zu machen. Mehr noch, wir haben Einsicht genommen und beschlossen, den Orden vom Heiligen Grab in unserer Stadt Jerusalem zu gründen zu Ehren und aus Ehrfurcht vor der heiligsten Auferstehung. Unserem christlichen Namen haben wir die Würde des Primates des genannten Ordens hinzugefügt und festgesetzt, dass die genannten fünf Kreuze zu Ehren der Wunden, die unserem Herrn Jesus Christus angetan wurden, von den Rittern des genannten Ordens getragen werden. Viele haben wir damit ausgezeichnet und sie mit diesen Kreuzen gekennzeichnet, damit sie von uns und von den Ungläubigen erkannt werden können für den Fall, dass sie zersprengt würden oder es ihnen unmöglich gemacht würde, im Heeresdienst zu verbleiben.“[4]

Seit 1114 wurde den Ordensmitgliedern die Regel des Heiligen Augustinus durch den Patriarchen von Jerusalem auferlegt; das 1122 von Papst Calixt II. bestätigt wurde. Oberhaupt des Ordens waren zu dieser Zeit die Päpste Calixt II., Honorius II. und Coelestin II.[5][6] Für die weitere Geschichte des geistlichen Ordens vom Heiligen Grab siehe: Chorherren vom Heiligen Grab.

Im Wesentlichen beruht der heutige Ritterorden vom Heiligen Grab aus dem 19. Jh. auf dem seit 1335 belegten Brauch, sich bei einer Pilgerfahrt ins Heilige Land vom Franziskaner-Guardian zum Ritter am Heiligen Grab schlagen zu lassen.

Neuzeit

Dieses Vorrecht der Franziskaner in Jerusalem wurde mehrfach von Rom bestätigt, zunächst durch Papst Leo X. am 4. Mai 1515.[7] 1496 erhielt der Franziskaner-Guardian in Jerusalem von Papst Alexander VI. die Erlaubnis, Pilger zu Rittern vom Heiligen Grabe zu schlagen. Papst Clemens VII. bestätigte die Erlaubnis, wie auch Papst Pius IV. am 1. August 1561, Papst Alexander VII. am 3. August 1665, Papst Benedikt XIII. am 3. März 1727.[7] Eine von Papst Paul V. wie auch von Innozenz VIII. 1489[7] beabsichtigte Verschmelzung mit dem Malteserorden kam nicht zustande.[8]

Viele prominente Adelige nahmen, insbesondere im 14. und 15. Jahrhundert, die strapaziöse und gefährliche Pilgerreise ins Heilige Land auf sich, um am Grab des Herrn zu seinem Ritter geschlagen zu werden: Herzog Ernst der Eiserne, Oswald von Wolkenstein, Kaiser Friedrich III., Landgraf Wilhelm I. von Hessen, Kurfürst Friedrich III. von Sachsen, Herzog Christoph der Starke und andere. Mehrere Bestätigungen von päpstlicher Seite wurden diesem Brauch und den Rittern vom Hl. Grab zuteil.

Moderne

1847 wurde das Lateinische Patriarchat Jerusalem wiedererrichtet; Papst Pius IX. reorganisierte daraufhin mit dem Breve cum multa sapienter vom 24. Januar 1868 das alte Rittertum vom Heiligen Grabe und gestaltete es zu einem förmlichen päpstlichen geistlichen Ritterorden; das Jerusalemkreuz wurde offiziell Symbol des Ordens.[9] Der Orden war zunächst direkt dem Patriarchen von Jerusalem unterstellt. Die Päpste haben sodann persönlich den Orden geführt, bis Pius XII. mit dem Statut von 1949 einen Kurienkardinal als Großmeister des Ordens etablierte.

Das Apostolische Schreiben vom 6. Januar 1928 legte fest, dass sich der Orden auf keinerlei Urkunden vor dem 24. Januar 1868 berufen könne. Damit wurden insbesondere die Privilegien, die der Kustode des Franziskanerordens Bonifaz von Ragusa 1553 erließ, außer Kraft gesetzt.

Am 27. Juli 1931 erhielt der Orden Ritterorden vom Heiligen Grab den Zusatz zu Jerusalem. Ebenfalls wurde festgelegt, dass die Ernennung neuer Ritter dem Päpstlichen Brevensekretariat zur Genehmigung vorgelegt werden muss; damit erhält die Auszeichnung der neu ernannten Ritter zugleich die offizielle Anerkennung aller Regierungen, die mit dem Heiligen Stuhl in diplomatischer Beziehung stehen.

Aufgaben und Ziele

Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem unterstützt zunächst das christliche Leben seiner Mitglieder und ist eine Gemeinschaft des Betens, der Spiritualität, Nächstenliebe wie auch der Aktion. Dem Orden gehören sowohl katholische Laien (männlich oder weiblich) als auch Geistliche an.

Der Orden ist ein päpstlicher Orden in der katholischen Kirche mit einem vom Papst eingesetzten Kardinal als Großmeister. Er sieht sich der Verteidigung der Rechte der Kirche und der Freiheit der Religionsausübung, der Förderung der Ökumene, dem Schutz ethnischer Minderheiten sowie den Bemühungen um Gerechtigkeit und Frieden verpflichtet. Die Soziallehre ist ein besonderes Anliegen des Ordens. Politische oder wirtschaftliche Aufgaben nimmt der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem nicht wahr.[1]

Das Leitmotiv des Ritterordens lautet Deus lo vult („Gott will es“), mit dem seinerzeit zum Ersten Kreuzzug aufgerufen wurde.

Der Orden ist weltweit tätig sowie in religiösen, karitativen, kulturellen und sozialen Werken bzw. Einrichtungen des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem engagiert und unterstützt die Christen im Heiligen Land sowohl in Hinsicht auf Förderung des katholischen Glaubens im Heiligen Land als auch in finanzieller Hinsicht.[1] Insbesondere engagiert man sich für das vielfältige Wirken des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem in der Seelsorge in den 69 Pfarreien, in der Unterstützung für das Priesterseminar in Beit Jala, für den Bau und die Instandhaltung von Pfarrkirchen, für Kindergärten und Schulen und in zahlreichen sozialen Einrichtungen wie Altenheimen, Krankenstationen sowie in der Hilfe für sozial schwache und alte Menschen in Israel, Palästina (Gazastreifen/Westjordanland), Jordanien und Zypern.[1] Der Ritterorden stellt die Finanzierung der 44 Patriarchatschulen mit über 22.000 christlichen, jüdischen und muslimischen Schülern in Palästina, Jordanien und Israel sicher.[10] Darüber hinaus wird die Universität Bethlehem und die neue American University of Madaba in Jordanien wesentlich unterstützt.

Aufbau und Mitgliederstruktur

Sitz des Ordens

Hauptsitz des Ordens ist der Palazzo Della Rovere an der Via della Conciliazione in Rom. Der Palazzo wurde von Domenico della Rovere, Kardinal von San Clemente und Neffe des Papstes Sixtus IV., in Auftrag gegeben und zwischen 1480 und 1490 von dem Architekten Baccio Pontelli erstellt. Über 300 Jahre lang war der Palast als Palazzo dei Penitenzieri bekannt; seit 1945 als administrativer Ordenssitz und seit 1950 zudem als Sitz des ordenseigenen Hotel Columbus. Der rechtliche Sitz des Ordens ist im Vatikanstaat. Offizieller Verwaltungssitz des Ordens seit 1945 ist die Kirchenanlage Sant’Onofrio al Gianicolo im Rione Trastevere in Rom.[11]

Leitung des Ordens

An der Spitze des Ritterordens, der seinen Sitz in Rom hat, steht ein Großmeister. Das Amt des Großmeisters hat zunächst der Lateinische Patriarch von Jerusalem (ab 1847/48, anfangs selbstständig, ab 1868 unter päpstlicher Oberhoheit), dann der Papst persönlich wahrgenommen (ab 1907, zuletzt Pius XI., der das damit auch erloschene Amt am 6. Januar 1928 niederlegte). Bevor Pius XII. das wieder ins Leben gerufene Amt eines Großmeisters 1949 einem Kurienkardinal als „Kardinal-Großmeister“ übertrug, fungierte der Lateinische Patriarch von Jerusalem als „Rektor und ständiger Administrator“. Am 29. August 2011 hat Papst Benedikt XVI. S. Ex. Edwin Frederick O’Brien, bis zu diesem Zeitpunkt Erzbischof und bis zum 16. Mai 2012 Apostolischer Administrator von Baltimore, zum Pro-Großmeister bestellt; am 15. März 2012 wurde er zum Großmeister des Ordens ernannt.

Die Leitung des Ordens besteht aus:[12]

Das Großmagisterium ist zusätzlich mit folgenden Personen besetzt:[12]

  • Bartholomew John McGettrick, Glasgow
  • John Ralph, Melbourne
  • Christa von Siemens, München
  • Joseph E. Spinnato, Muttontown NY
  • Pierre Blanchard, Vatikan
  • João de Castro de Mendia Conde de Rezende, Paço de Arcos
  • Alberto Consoli Palmero Navarra, Vatikan
  • Thomas E. McKiernan, Cincinnati OH
  • John C. Piunno, Washington DC
  • Bo Johnson Theutenberg, Vatikan
  • Philippe Plantade, Paris

Mitgliederstruktur

Die Zahl der Grabesritter beträgt weltweit etwa 28.000 (Stand 2011). Der Orden ist in 58 Statthaltereien in Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Deutschland, England/Wales, Frankreich, Finnland, Gibraltar, Indien, Irland, Italien, Kanada, Kolumbien, Luxemburg, Ungarn, Malta, Mexiko, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Philippinen, Polen, Portugal, Monaco, Puerto Rico, Russland, Sardinien, Schweden, Schweiz, Schottland, Slowenien, Spanien, Südafrika, Taiwan, Venezuela und USA vertreten; Magistraldelegationen sind im Aufbau in Dänemark, Guam, Kroatien, Lettland, Tschechien und Ukraine.

Die einzelnen nationalen Statthaltereien werden geleitet von einem „Statthalter“ (entspricht dem kirchlichen Rang eines Erzbischofs; offizielle Anrede „Exzellenz“). Den Provinzen steht jeweils ein Präsident, den Komtureien jeweils ein „Leitender Komtur“ vor.[13]

Die Deutsche Statthalterei umfasst etwas über 1400 Mitglieder, davon etwa 1000 weltliche Ritter, 250 Damen sowie 150 Geistliche (Stand 2011). Die Deutsche Statthalterei ist in sechs Ordensprovinzen aufgeteilt (Ostdeutsche, Rhein-Main, Norddeutsche, Rheinisch-Westfälische, Bayerische, Südwest-Deutsche Ordensprovinz). Diese Ordensprovinzen sind in insgesamt 36 örtliche Komtureien gegliedert (genaue Aufzählung siehe unten). Ordenskirche der Statthalterei ist die ehemalige Stiftskirche St. Andreas in Köln, in der sich das Grab des Heiligen Albertus Magnus befindet. Großprior der Deutschen Statthalterei ist seit 7. Oktober 2006 der damalige Bischof von Trier und jetzige Erzbischof von München und Freising Reinhard Kardinal Marx. Seit 2015 ist Detlef Brümmer Statthalter des Ritterordens.

Die Österreichische Statthalterei umfasst elf Komtureien mit ca. 480 Mitgliedern. Großprior des Ritterordens in Österreich ist seit 2008 der seit 2013 emeritierte Erzbischof von Salzburg und Primas Germaniae, Alois Kothgasser SDB; Statthalter ist Karl Lengheimer.

Die Schweizerische Statthalterei umfasst sieben Komtureien mit ca. 300 Mitgliedern in der deutschschweizerischen Sektion, drei Komtureien in der Romandie und eine Komturei in der italienischsprachigen Schweiz. Großprior ist der seit 2013 emeritierte Bischof von Lugano, Pier Giacomo Grampa; Statthalter ist Jean-Pierre Marie de Glutz-Ruchti

Aufnahme

Grundsätzlich steht der Orden allen Frauen (Damen) und Männern (Rittern) offen, die sich als katholische Christen besonders ausgezeichnet haben. Generell gilt: „Die Ritter und Damen werden unter Persönlichkeiten katholischen Glaubens sowie einwandfreier sittlicher Lebensführung ausgewählt, die sich in besonderer Weise um die katholischen Einrichtungen im Heiligen Land und um den Orden verdient gemacht haben und sich verpflichten, dies auch in der Zukunft zu tun.“[1]

Um die Mitgliedschaft kann man sich nicht bewerben; Aufnahmekandidaten werden auf Vorschlag von Mitgliedern des Ordens ausgewählt. Nach einem Nihil obstat des jeweiligen Ortsbischofs, des Statthalters und des Großpriors der jeweiligen Statthalterei werden die Kandidaten vom Kardinal-Großmeister ernannt und vom vatikanischen Staatssekretariat bestätigt. Die formale Aufnahme in den Orden erfolgt während der Investitur, wobei Männer (nur Laien) den Ritterschlag erhalten.[14] Die Ernennung jedes einzelnen Ritters und jeder einzelnen Dame erfolgt jedoch seit 1931 mittelbar durch den Papst.

Uniform, Insignien, Ordenszeichen

Uniform

Das Tragen der Uniform des Ordens ist zurzeit nicht verbindlich. Hingegen wird die Verwendung des Mantels und des Baretts bekräftigt. Der Mantel besteht aus elfenbeinweißem Tuch und ist in Form eines Vollrads geschnitten; unterhalb der linken Schulter ist ein 25 cm großes Jerusalemkreuz in Rot angebracht. Das Barett ist aus schwarzem Samt; an ihm sind die Rangabzeichen angebracht. Geistliche tragen eine Mozetta. Der Mantel der Damen ist schwarz, auch hier ist unterhalb der linken Schulter das rote Jerusalemkreuz angebracht. Dazu tragen die Damen einen schwarzen Schleier.

Insignien

Kennzeichen ist das rote fünffache Jerusalemkreuz. Dieses wurde von Gottfried von Bouillon, einem Anführer des Ersten Kreuzzuges und nach der Eroberung Jerusalems der erste Regent des neu gegründeten Königreichs Jerusalem, erstmals als Wappen geführt. Adelige Ritter und Bischöfe des Ordens vom Heiligen Grab können das Ordenskreuz zu ihrem Adels- bzw. Bischofswappen hinzunehmen.

Der Orden wird in drei Klassen verliehen:

  • Klasse der Kollarritter und Kollardamen[15]
  • Klasse der Ritter (Großkreuz-Ritter, Großoffiziere oder Komture mit Stern, Komture, Ritter)
  • Klasse der Damen (Großkreuz-Damen, Komtur-Damen mit dem Stern, Komtur-Damen, Damen)
Insignien
Abkürzungen und vollständige Bezeichnung
KHS / DHS
Ritter / Dame
KCHS / DCHS
Komtur / Komtur-Dame
KC*HS / DC*HS
Großoffizier / Komtur-Dame mit Stern
GCHS
Großkreuz-Ritter / Großkreuz-Dame

Kollarritter / Kollardame
Wappen der Ritter / Damen

Ehrenzeichen

Die Palme von Jerusalem wurde im Jahr 1949 gestiftet und wird seit 1977 nur noch an Mitglieder des Ordens für besondere Verdienste um das Heilige Land verliehen. Die Pilgermuschel wird an jene Ordensmitglieder verliehen, die eine Pilgerreise ins Heilige Land unternommen haben.

Ehrenzeichen
Pilgermuschel
Palme von Jerusalem in Bronze
Palme von Jerusalem in Silber
Palme von Jerusalem in Gold

Ordensfeste und Privilegien

Kennzeichnend für diesen Päpstlichen Orden als Geistlichen Ritterorden ist, dass die Heilige Apostolische Poenitentiarie zuletzt mit Schreiben vom 23. September 1967 gewährt hat, dass die Mitglieder des Ordens einen vollkommenen Ablass gewinnen können, wenn sie die üblichen Bedingungen erfüllen. Dies kann erfolgen am Tag ihrer Aufnahme oder an den Festtagen Allerseelen (2. November), Kreuzerhöhung (14. September), Heiliger Pius X. (21. August) und Heilige Helena (18. August).[16]

Am 25. Oktober feiert der Orden das Fest Unserer Lieben Frau, Königin von Palästina.[17]

Großmagisterium

Großmeister des Ordens

Großmeister des Ordens

  • 1847–1872: Giuseppe Valerga, Lateinischer Patriarch von Jerusalem
  • 1872–1889: Vincenzo Bracco, Lateinischer Patriarch von Jerusalem
  • 1889–1907: Luigi Piavi, Lateinischer Patriarch von Jerusalem
  • 1907–1914: Papst Pius X.
  • 1914–1922: Papst Benedikt XV.
  • 1922–1928: Papst Pius XI.
  • 1928–1947: Aloysius Barlassina, Lateinischer Patriarch von Jerusalem (allerdings nicht Großmeister, sondern „Rektor und ständiger Administrator des Ordens“)

Kardinal-Großmeister des Ordens
Pius XII. setzte Nicola Kardinal Canali 1940 zum Protektor des Ordens ein. Das Amt des Kardinal-Großmeisters ist dann mit dem Statut von 1949 geschaffen worden, das durch das päpstliche Breve „Quam Romani Pontifices“ vom 14. September 1949 approbiert wurde. Bisherige Kardinal-Großmeister waren:

Generalstatthalter des Ordens

Ritterorden in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Provinzen und Komtureien in Deutschland

Ritter des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem auf der Kranenburger Kreuztracht 2007
Damen und Ritter des Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem in Charlotte, NC
Ritter des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem bei der Prozession zu Libori in Paderborn
  • Bayerische Ordensprovinz mit den Komtureien in Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München, Nürnberg, Passau, Regensburg, Würzburg
  • Norddeutsche Ordensprovinz mit den Komtureien in Braunschweig, Bremen, Hamburg, Hildesheim, Osnabrück-Vechta
  • Ostdeutschland mit den Komtureien in Berlin, Dresden/Görlitz, Magdeburg, Erfurt
  • Provinz Rhein-Main mit den Komtureien in Frankfurt, Fulda, Mainz-Wiesbaden, Speyer-Kaiserslautern
  • Provinz Rheinland-Westfalen mit den Komtureien in Aachen, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Köln, Meschede, Münster, Paderborn, Trier, Rheda-Wiedenbrück
  • Südwestdeutsche Provinz mit den Komtureien in Baden-Baden, Freiburg, Heidelberg, Ravensburg, Stuttgart, Walldürn

Komtureien in Österreich

Baden–Wiener Neustadt, Bregenz, Eisenstadt, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz, Salzburg, Salzkammergut, St. Pölten, Wien

Komtureien in der Schweiz

Basel-Tierstein, Bern, Churrätien, Solothurn, St. Gallen, Waldstätte, Zürich, Genf, Fribourg-Neuchâtel-Jura, Wallis und Svizzera Italiana

Statthaltereien (Auswahl)

Deutsche Statthalterei

Eine deutsche Ordensprovinz konstituierte sich am 8. Dezember 1933 in Köln, nachdem schon im Sommer 1932 ein Statthalter berufen worden war. 1950 rekonstituierte sich der Orden in Deutschland als Deutsche Statthalterei.[18]

Statthalter der Deutschen Statthalterei

Großpriore der Deutschen Statthalterei

Kanzler der Deutschen Statthalterei

  • 1933–1935: Joseph Schroeder (1880–1935)
  • 1936–1959: Gustav Meinertz (1873–1959), Prälat
  • 1959–1971: Bruno Pauls (1890–1983)
  • 1962–1967: Gemäss Ordensstatut Übernahme des Amtes durch den Statthalter
  • 1967, 1968–1970: Lorenz Höcker (1910–1983), Rechtsanwalt
  • 1970–1971: Rudolf Hoenicke (1906–1971), Industriemanager
  • 1971: Ernst H. Plesser (1920–1996), Bankmanager
  • 1971–1981: Viktor Achter (1905–1981), Jurist, Hochschullehrer, Unternehmer
  • 1981–1991: Franz Josef Fieger (* 1921), Kaufmann
  • 1991–1995: Hubert Rohde (* 1929), Pädagoge und Kulturpolitiker
  • 1995–1998: Paul Theodor Oldenkott (* 1934), Mediziner
  • 1999–2007: Detlef Brümmer (* 1938), Jurist und Unternehmer
  • 2007–2013: Winfried Hinzen (* 1965), Bankmanager
  • 2013–2015: Karl Gertler (* 1949), Verwaltungsjurist
  • seit 2015: Ricarda Schulze Dieckhoff (* 1961), Architektin

Österreichische Statthalterei

Nach der Ernennung von Gustav Graf Sizzo de Noris zum Statthalter in Österreich durch den Lateinischen Patriarchen Barlassina 1933 wurde der Rahmen für eine eigene österreichische Ordensprovinz geschaffen. 1951 rekonstituierte sich der Orden in Österreich als Österreichische Statthalterei.[19]

Statthalter der Österreichischen Statthalterei

Großpriore der Österreichischen Statthalterei

Kanzler der Österreichischen Statthalterei

  • 1943–1951: Alexander Rippel (1884–1976), kommissarisch
  • 1954–1970: Karl Maria Stepan (1894–1972), Landeshauptmann
  • 1970–1972: Fritz Schweitzer, Mediziner
  • 1972–1984: Fritz Bock (1911–1993), Vizekanzler
  • 1984–1990: Peter Wagner, Kommerzialrat
  • 1990–1992: Franz Eckert (* 1931), Wirtschaftsjurist
  • 1992–2000: Felix Vetter von der Lilie, Notar
  • 2000–2013: Alexander Kragora, Rechtsanwalt
  • seit 2013: Andreas Leiner, Mediziner

Schweizerische Statthalterei

Statthalter der Schweizerischen Statthalterei

Großpriore der Schweizerischen Statthalterei

Polnische Statthalterei

Die polnische Statthalterei konstituierte sich am 8. Dezember 1995; die Gründungsfeier fand am 24. und 25. März 1996 in Warschau statt.

Statthalter der Polnischen Statthalterei

Großpriore der Polnischen Statthalterei

Schwedische Statthalterei

Statthalter der Schwedischen Statthalterei

Großpriore der Schwedischen Statthalterei

Bekannte Mitglieder

Eine Aufzählung bekannter geistlicher und weltlicher Ordensmitglieder mit eigenem Wikipedia-Eintrag finden sich in der Kategorie:Person (Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem) sowie der Kategorie:Ritter (Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem).

Literatur

  • F. Pasini Frassoni: Histoire de l'Ordre Militaire du Saint Sepulchre de Jérusalem. Collegio Araldica, Roma 1910.
  • Johann Gildfriedrich, Walter Fränzel: Ritter Grünembergs Pilgerfahrt ins Heilige Land 1486. Voigtländers Quellenbücher 18, Leipzig 1912.
  • Frederic Marquis Guigue de Champvans de Faremont: Geschichte und Gesetzgebung der Ritterorden des Heiligen Stuhls. Paris 1932.
  • Valmar Cramer: Der Ritterorden vom Hl. Grabe von den Kreuzzügen bis zur Gegenwart. 1. Auflage. J. P. Bachem, Köln 1952.
  • Pierre Medebielle SCJ: Gaza und seine christliche Geschichte. 1982, S. 129 (Statthalter für Österreich Ritterorden Vom Heiligen Grab zu Jerusalem [Hrsg.]).
  • Louis Carlen: Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Universitätsverlag, 1990, S. 33.
  • Egmont R. Koch, Oliver Schröm: Dunkle Ritter im weißen Gewand. Die Zeit, 25. März 1994.
  • Egmont R. Koch, Oliver Schröm: Das Geheimnis der Ritter vom Heiligen Grabe. Die Fünfte Kolonne des Vatikans. Hoffmann und Campe, 1995, ISBN 3-455-11064-9.
  • Jean-Pierre de Gennes: Les Chevaliers du Saint-Sepulcre de Jérusalem. 2. Auflage. Herault, Paris 1995.
  • Kaspar Elm (Hrsg.): Militia Sancti Sepulcri: Idea e instituzioni. Atti del Colloquio Internazionale tenuto presso la Pontifica Università del Laterano, 10–12 avrile 1996. Città del Vaticano 1998.
  • Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem: Gebetbuch Grabesritter. Miles Christi. Schnell und Steiner, Regensburg 1999, ISBN 3-7954-1199-8.
  • Peter Paul Pergler, Johann Stolzer: Deus Lo Vult. Der Ritterorden vom Heiligen Grabe zu Jerusalem. Austria-Medien-Service, Graz 2000, ISBN 3-85333-064-9.
  • Heinrich Dickmann, Paul Theodor Oldenkott (Hrsg.): Erbe und Aufgabe: Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Bonifatius, Paderborn 2009, ISBN 978-3-89710-461-7, S. 386.
  • Hans Jürgen Brandt: Jerusalem hat Freunde – München und der Ritterorden vom Heiligen Grab: Festgabe zum goldenen Jubiläum der Komturei Patrona Bavariae. Eos Verlag, 2010, ISBN 978-3-8306-7407-8, S. 224.
  • Heinrich Schneider: Die Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem: Tradition und Gegenwart einer geistlichen Gemeinschaft. Tyrolia, 2010, ISBN 978-3-7022-3099-9, S. 178.
  • Andrea Denke: Konrad Grünembergs Pilgerreise ins Heilige Land 1486. Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2011, ISBN 978-3-412-20608-6 (Jan Ulrich Büttner: Rezension auf: sehepunkte.de).
  • Michael F. Feldkamp: Zwischen höfischer Gesellschaft und Devotio moderna Die Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem in der Frühen Neuzeit. Aschendorff, Münster 2014, ISBN 978-3-402-13057-5 (in: Fiat voluntas tua. Theologe und Historiker – Priester und Professor. Festschrift zum 65. Geburtstag von Harm Klueting am 23. März 2014, hrsg. von Reimund Haas, Münster Aschendorff 2014, S. 197–207.). Kostenlos online
  • Michael F. Feldkamp: Vom Jerusalempilger zum Grabesritter. Geschichte des Ritterordens vom Heiligen Grab (= Propyläen des christlichen Abendlandes, Band 1), Heimbach/Eifel 2016, ISBN 978-3-86417-055-3

TV Dokumentation

  • Das Geheimnis der Grabesritter. Hinter den Kulissen eines katholischen Ordens. Film von Egmont Koch und Oliver Schröm, WDR 1994, gesendet 24. März 1994 in der ARD[20]

Weblinks

Commons: Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Satzung des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem (in der am 19. Juli 1977 von Papst Paul VI. genehmigten Fassung)
  2. Vatikan warnt vor nicht-anerkannten Ritterorden, Katholisches Medienzentrum Schweiz/Katholische Internationale Presseagentur kipa/apic vom 16. Oktober 2012.
  3. Precisazione della Segreteria di Stato in merito agli Ordini Equestri, news.va – The Vatican Today, 16. Oktober 2012.
  4. a b Satzung des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem (in der am 19. Juli 1977 von Papst Paul VI. genehmigten Fassung), hier: Anhang I
  5. Eduard Mühle: Monarchische und adlige Sakralstiftungen im mittelalterlichen Polen, Walter de Gruyter 2013, S. 320 f.
  6. Alain Demurger: Die Ritter des Herrn: Geschichte der geistlichen Ritterorden, C.H. Beck 2013, S. 39 f.
  7. a b c H. Schulze: Chronik sämmtlicher bekannten Ritter-Orden und Ehrenzeichen, welche von Souverainen und Regierungen verliehen werden, nebst Abb. der Decorationen. Moeser 1855, S. 566 f.
  8. Allgemeine encyclopädie der wissenschaften und künste in alphabetischer folge von genannten schrifts bearbeitet und herausgegeben von J. S. Ersch und J. G. Gruber, J. f. Gleditsch, 1828, S. 158 f.
  9. Theodor Wyder: Le Cardinal Henri Schwery: prêtre, évêque, cardinal – un quart de siècle d'Épiscopat. Editions Saint-Augustin 2002, S. 273 f.
  10. Schulen, Lateinisches Patriarchat von Jerusalem, abgerufen am 11. März 2013.
  11. Equestrian Order of the Holy Sepulchre of Jerusalem. The Order’s Headquarters, vatican.va, abgerufen am 26. November 2011.
  12. a b Il Gran Magistero dell’Ordine, vatican.va, abgerufen am 5. Februar 2012.
  13. Ein Interview mit Heinrich Dickmann (Ritterorden vom Heiligen Grab in Jerusalem): Herbstinvestitur 2012, Domradio, 13. Oktober 2012.
  14. Investitur in der Münchner Jesuitenkirche Sankt Michael, Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, 12. Mai 2012 (YouTube)
  15. Die Anzahl der lebenden Kollarritter und Kollardamen beträgt 13 Ordensmitglieder.
  16. Feste des Ordens auf oessh.va, abgerufen am 22. August 2016
  17. Unsere Liebe Frau, Königin von Palästina auf oessh.va, abgerufen am 22. August 2016
  18. “Zur Geschichte der Deutschen Statthalterei”, OESSH, eingesehen am 3. Januar 2016
  19. “Geschichte der Österreichische Statthalterei”, OESSH, eingesehen am 3. Januar 2016
  20. Björn Wirth: In Gottes Namen? In: Berliner Zeitung. 26. März 1994.